Lockdown 2.0, Nothilfen vom Staat und keine Ende in Sicht
Ich sitze jetzt bereits den dritten Tag an diesem Leserbrief. jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke beschleunigt sich mein Puls und mir kommen die Tränen, vor Wut Unverständnis Trauer Ratlosigkeit und Verzweiflung.
Wie in der Vergangenheit haben sich meine Sorgen, Ängste und Fragen nicht gelegt oder geklärt, im Gegenteil.
Ich bin seit Juli 2019 selbstständig, habe mich sogar aus dem ALG2 Bezug gekämpft ohne Unterstützung, aus eigener Kraft.
Seit dieser Zeit hatte ich leider nur wenig Gelegenheit meine Freiheit, meine Selbstständigkeit zu genießen.
Bereits im März 2020 musste ich mein Geschäft das erste Mal auf ungewisse Zeit schließen. Der Grund: CORONA. Das erste Mal Angst, Sorgen und viele Fragen.
Allerdings kam in dieser Zeit eine Soforthilfe, diese kam auch recht schnell da sie auch schnell benötigt wurde. Auch wenn man eben jene Hilfe nicht für den privaten Gebrauch nutzen durfte. (was mir immer noch unbegreiflich ist) Im Mai 2020 dann die erhoffte „Erlösung“, ich durfte unter strengsten Auflagen wieder öffnen.
Ich hatte seit dieser Zeit nicht mal annähernd die Möglichkeit, die Chance, die Gelegenheit meine normalen Umsätze zu erzielen. Dennoch habe ich weiter gemacht, weitergekämpft, um mich und meine Familie weiter ernähren können.
Dann der neuerliche Schock Ende Oktober, ab dem 02. November 2020 wieder schließen, auf unbestimmte Zeit.
Auf die zahlreichen Anfragen bei den unterschiedlichsten Stellen wurde man, wie schon mehrfach berichtet auf ALG2 verwiesen.
Diesen Antrag zu stellen war für mich ein so schwerer Gang, aber schlussendlich musste ich ihn gehen, um nicht mit meinem vierjährigen Sohn auf der Straße zu sitzen.
Erneut stehe ich wie so viele andere Kleinunternehmer*innen, Frisöre*innen, Kulturschaffende etc. vor dem Ruin, meine Existenz ist innerhalb nicht mal eines Jahres das zweite Mal massiv bedroht. Wie auch im März 2020 standen hier eine geraume Zeit keine Hilfen für Soloselbstständige und kleine Betriebe fest, während Milliardenschwere Unternehmen gefühlt schon ihre Hilfen hatten, bevor wir überhaupt Anträge stellen konnten.
Wir, die kleinen unscheinbaren, scheinbar unwichtigen Gastronomen und kleinen Betriebe wurden in der Luft hängen gelassen. Man kann es nicht anders sagen, wir wurden im Stich gelassen!!!
Die erhoffte und so dringend benötigte „Erlösung und Hilfe“ kam auch hier bei sehr vielen bis dato nicht!
Die erstmals nur für November angekündigte Hilfe für Soloselbstständige, die ohne prüfenden Dritten gestellt werden kann (Stichtag hierfür war der 25.11.2020). Ein Schelm wer übles dabei denkt, eine Hilfe für einen Monat erst am Ende dieses Monats beantragen zu können.
Eben jene Hilfe sollte schnell und unbürokratisch gestellt werden können und auch ausbezahlt werden. Haben Sie sich einen solchen Antrag einmal angesehen?
Wir schreiben heute den 22.01.2021 und bis heute ist diese Hilfe bei sehr vielen noch nicht ausgezahlt, nicht einmal wie angekündigt eine Abschlagszahlung. Der Grund seinen angeblich die technischen Schwierigkeiten.
Bei allem Verständnis für das hohe Auftragsaufkommen und Probleme, die immer und überall auftreten können, geht mir das doch jetzt zur Gänze aus.
Dann wurde der Lockdown erneut verlängert, bis zum 10.01.2021, oder besser gesagt bis zum 31.01.2021, und schlussendlich bis zum 14.02.2021. Vermutlich noch länger, denn die Hoffnung und das Vertrauen, das ich in die Regierung gesetzt hatte, habe ich leider verloren.
Für Dezember standen wenigstens hier die Hilfen, relativ schnell fest. Auch hier habe ich bereits kurz nachdem ich erfahren habe das ich einen Antrag stellen kann, einen gestellt.
Allerdings kam auch hier noch kein Geld an, nicht mal eine Abschlagszahlung. Auf Nachfragen bekommt man jedes Mal etwas anderes erzählt. Das Einzige was immer gleich bleibt, ist die Aussage das die netten Mitarbeiter keine Einsicht in die Anträge haben. Warum gibt es diese Hotline denn dann überhaupt? Denn Hilfe bekommt man da leider nicht im Geringsten.
Jetzt sitze ich hier zum ungezählten Male in meinem geschlossenen Geschäft, in dem ich mich immer an die Vorgaben gehalten habe und in dem sich KEINER meiner Gäste zu keinem Zeitpunkt infiziert hat und weine vor Wut, Verzweiflung und Ratlosigkeit.
Wir wurden ohne Grund bestraft. Wir mussten als erstes unter dem Lockdown (light) leiden. Wir die großen und kleinen Gastronomen, die alles dafür getan haben die Vorschriften einzuhalten und gute Konzepte vorlegen konnten. Bei uns haben wie WENIGSTEN Infektionen stattgefunden! Dennoch mussten wir als erstes schließen und müssen weiter geschlossen bleiben. Vermutlich noch länger als bis zum 14.02.2021.
Können Sie sich vorstellen, wie es mir bei der aktuellen Situation geht?
Diese Krise hat mich krank gemacht! Nicht nur meine Psyche ist enorm angegriffen, nein auch körperlich bin ich seit mehreren Wochen schwer angeschlagen.
So wird es mit Sicherheit nicht nur mir gehen, sondern sehr vielen anderen auch! Leider kann ich nur für mich selbst sprechen.
Wissen Sie wie es mir über Weihnachten ging? Geschenke? Naja, was Kleines für das Kind. Ein gewohntes Fest? Fehlanzeige! Familie und Freunde sehen und feiern? Oh nein! Zwischen den Jahren? Dasselbe Spiel.
Ja, mir ging schon vor Wochen das Geld aus, meine „Rücklagen“ sind gänzlich aufgebraucht.
Ich möchte weder jammern noch Mitleid! Ich möchte auf meine Situation aufmerksam machen. Ich möchte mir Gehör verschaffen. Ich würde mich freuen, wenn Sie versuchen sich mal in diese Lage, in der ich mich befinde, hinein zu versetzen. Da man mittlerweile nicht mal mehr von der nächsthöheren Stelle Antwort bekommt. Denn sind wir mal ehrlich wie lang sollen Wir das noch still und leise verarbeiten und hinnehmen. Ich für meinen Teil möchte der Obrigkeit gerne mal ein paar Dinge erklären und sagen aus der Sicht eines Betroffenen! Nein, eigentlich möchte ich schreien!
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Mit den besten Grüßen und Wünschen
Eine kämpfende Wirtin und Mutter (Name der Redaktion bekannt)
22.01.2021
Anmerkung der Redaktion:
Leserbriefe müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Sollten auch sie uns etwas mitteilen wollen freuen wir uns über
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In diesem besonderen Fall haben wir uns aber intensiv mit Frau M. ausgetauscht und sind weiter am Recherchieren, lesen sie hierzu auch die eingegangenen Stellungnahmen.
Speyer 24/7 News
22.01.2021