Speyer – Oberkirchenrat in Ruhe Hans Dieter Holtz ist am 1. März mit 91 Jahren in Speyer gestorben. Der gebürtige Berliner arbeitete nach seinem Jurastudium im Landeskirchenrat der Evangelischen Kirche im Rheinland. Nach seiner Promotion in Köln trat er 1970 als weltlicher Oberkirchenrat in den Dienst der Evangelischen Kirche der Pfalz. Ab 1974 bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1998 war er leitender Jurist der pfälzischen Landeskirche.
Holtz etablierte in seiner Dienstzeit die Referent*innenebene im Landeskirchenrat sowie eine eigene EDV-Abteilung und war Mitinitiator des Kirchlichen Rechenzentrums in Karlsruhe-Eggenstein. 1972 beteiligte er sich an der Gründung des Erziehungswissenschaftlichen Fort- und Weiterbildungsinstituts in Landau. Von 1990 an war Holz Mitglied im Verwaltungsrat des Evangelischen Diakoniewerks Zoar mit Sitz in Rockenhausen und ab 1999 bis 2017 dessen Vorsitzender.
Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am Freitag, 15. März, um 9.30 Uhr auf dem Friedhof in Dudenhofen statt.
Text: Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) Foto: privat 08.03.2024
Lichtphänomen zur Tag-und-Nacht-Gleiche
Frühmorgendliche Andacht mit geistlichem Impuls und Orgelmusik
Speyer – Am Mittwoch, 20. März, am Tag der Tag-und-Nacht-Gleiche, lädt das Domkapitel Speyer zu einer Andacht in den Dom ein. Anlass ist ein besonderes Lichtphänomen, das an diesem Tag im Dom zu beobachten ist. Bei gutem Wetter scheint die Sonne durch das runde Fenster der Apsis bis zum in 110 Meter entfernten romanischen Hauptportal. Das Domkapitel lädt dazu ein, bereits zur frühen Morgenstunde ab 6:15 Uhr in den Dom zu kommen und das besondere Lichtphänomen im Rahmen einer Andacht zu erleben. Gestaltet wird diese von Domkapitular Franz Vogelgesang und Domorganist Markus Eichenlaub. Mit einem geistlichen Impuls und meditativer Orgelmusik verstärken sie die besondere Stimmung, die an diesem Morgen im Dom herrscht. Um 7:30 Uhr besteht die Möglichkeit, im Dom die Frühmesse zu besuchen.
An der Tag-und-Nacht-Gleiche sind der lichte Tag und die Nacht genau gleich lang. Für die Menschen hat dieser Tag bereits seit Urzeiten eine besondere Bedeutung, um das Jahr kalendarisch zu strukturieren. Kirchenbauten des Mittelalters sind im europäischen Raum in der Regel zur aufgehenden Sonne hin ausgerichtet, so dass das Licht bei Sonnenaufgang durch die Fenster der Ostseite in den Kirchenraum fällt. Diese Ausrichtung wurde im Mittelalter für viele Kirchen gewählt, da Christus als „Licht der Welt“ und der Sonnenaufgang als Symbol der Auferstehung gilt.
Jahresrückblick des ökumenischen Teams der Notfallseelsorge in der Schule
Speyer – Das ökumenisch aufgestellte Team der Notfallseelsorge in der Schule blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2023 mit rund 30 Einsatztagen zurück. „Wir kommen in die Schulen, um in Krisensituationen zu beraten, zu unterstützen und zu begleiten“, erklärt Thomas Stephan, Leiter der Abteilung Lernkultur und Schulseelsorge im Bistum Speyer. 2023 gab es insgesamt 20 solcher Krisen: Tode von Schülern, verstorbene Lehrer, Todesfälle von Eltern sowie weitere besondere Umstände wie z.B. Unfälle oder medizinische Notfälle. „Das führte insgesamt dann zu 30 Einsatztagen. Runtergerechnet auf die Öffnungszeiten der Schulen hatten wir damit im Schnitt ungefähr drei Einsätze im Monat“, erklärt Anke Lind, Beauftragte für Schulseelsorge bei der Evangelischen Kirche der Pfalz. „Hinzu kommen dann noch Beratungen via Telefon oder E-Mail.“ Das Einsatzgebiet der Schulseelsorge liegt auf dem deckungsgleichen Gebiet des Bistums Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz.
„Krisenarbeit ist Teamarbeit“, erzählt Stephan, „deshalb kommen wir meistens als Team zu unseren Einsätzen, und wir versuchen auch immer gemischt aufzutreten, sowohl in Hinblick auf das Geschlecht als auch bei der Konfession.“ Das Kernteam der Schulseelsorge besteht aus vier Personen: Neben Thomas Stephan und Anke Lind sind auch Michael Gabel und Christiane Kämmerer-Maurus regelmäßig im Einsatz. „In unserem guten Miteinander liegt unsere große Stärke“, resümiert Lind.
Wichtig bei jedem Einsatz ist darüber hinaus die Netzwerkarbeit, das heißt die enge Zusammenarbeit mit Schulleitung, Schulpsychologie, Schulsozialarbeit, und ggf. auch Polizei oder Vereinen. Nach der Alarmierung, v.a. durch Mitglieder einer Schulgemeinschaft, aber auch durch Einsatzkräfte oder Rettungsleitstelle, stehen die Schulseelsorger beratend, unterstützend und begleitend zur Seite. „Die Menschen vor Ort brauchen in der Krise schnelle, verlässliche und professionelle Hilfe“, so Stephan. Die Aufgaben dabei sind vielfältig, wie Lind erklärt: „Ob Gespräche einzeln oder in Gruppen, Elternarbeit, das Überbringen von Todesnachrichten oder die Planung von Trauerfeiern – Wir unterstützen, wo wir gebraucht werden.“ Thomas Stephan fasst zusammen: „Unsere Aufgabe ist es, Halt und Sicherheit zu geben.“ „Für alle“, ergänzt seine evangelische Kollegin. Dabei geht es auch darum, kulturell und religiös sensibel zu handeln, z.B. wenn ein Gebet gewünscht wird.
Die Notfallseelsorge wurde nach Einschätzung von Stephan in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren bekannter, auch weil sich die Wahrnehmung und der Umgang im Zusammenhang mit Trauer und Krisen verändert hat. Die Teammitglieder der „Notfallseelsorge in der Schule“ sind gleichermaßen ausgebildet und erfahren in den Bereichen Notfall- und Schulseelsorge. „Bei der Ausbildung habe ich auch gelernt, dass es wichtig ist, immer ehrlich zu sein, egal wie schwer es ist. Ich sage gerne: Wir können Kinder vor den Krisenthemen nicht beschützen, aber wir können sie bei der Verarbeitung begleiten“, erzählt Stephan. Lind: „Wir erleben Menschen schulisch gesehen in herausfordernden Ausnahmesituationen. Das ist schwer, aber mir hilft es zu wissen, dass da auch in der größten Krise noch etwas ist. Uns als Team stützt unser Glaube.“
Freie Plätze bei Veranstaltungen zu den Themen „Weniger Stress“ und „Wutanfälle“
Speyer – Eltern möchten ihre Kinder nachhaltig für alle Lebensbereiche stärken. Hier setzt „KESS erziehen“ an – ein Programm, eine Haltung, die Beziehung schafft. Gerade dort, wo Herausforderungen gemeinsam zu meistern sind, wie in der Erziehung, in Kita, Schule, Beruf und Freizeit, ist dies besonders wichtig: Kooperativ – ermutigend – sozial – situationsorientiert. „KESS erziehen“ ist keine Methode, sondern steht für eine Erziehungshaltung. Der Kurs setzt also da an, wo Eltern am ehesten etwas verändern können: nämlich bei sich selbst.
Online-Kurs an fünf Abenden
Mit „KESS erziehen: Weniger Stress – Mehr Freude“ beginnt am 9. April um 20:00 Uhr ein fünfteiliger Online-Elternkurs, den das Referat Generationen/Lebenswelten des Bistum Speyer anbietet. Der Kurs stellt die Entwicklung des Kindes, gestützt durch Ermutigung und dessen verantwortungsvolle Einbeziehung in die Gemeinschaft, in den Mittelpunkt. Mütter und Väter von Kindern im Alter von zwei bis zehn Jahren erhalten eine praktische, ganzheitlich orientierte Erziehungshilfe.
Die Eltern erhalten durch Informationen, Übungen und Rollenspiele Impulse und Anregungen für einen entspannteren Erziehungsalltag und ein harmonischeres Miteinander. Ziel des Kurses unter der Leitung von Dipl.-Psychologin Birgit F. Müller ist es zu erkennen, was bereits gut läuft und das eigene Erziehungsverhalten dort weiterzuentwickeln, wo es hilfreich ist. Der Kurs findet an 5 Terminen (09.04., 16.04., 23.04., 07.05. und 14.05) jeweils von 20:00 Uhr bis 22:15 Uhr statt.
Für den Online-Kurs ist eine stabile Internetverbindung und ein PC oder Laptop mit Kamera und Mikrofon notwendig. Unter der Mailadresse kess-erziehen@bistum-speyer.de ist die direkte Anmeldung im Sekretariat bei Frau Fuhr bis zu drei Tage vor Beginn des Kurses möglich. Träger des Kurses ist das Bistum Speyer, das ihn für 60€ pro Teilnehmer bzw. 90€ pro Elternpaar anbietet. Weitere Infos gibt es unter www.kess-erziehen.de oder direkt bei der Kurs-Leiterin (kess_statt_stress@gmx.de oder 06321-1879033).
Impulsabend zu Wutanfällen
Am 21. März 2024 startet um 19:30 Uhr ein Impulsabend für Eltern von Kindern zwischen 3 und 10 Jahren basierend auf dem Elternkurs „KESS erziehen“ im Online-Format. Wie können Eltern Verstrickungen im Alltag erkennen, den Individuationsprozess unterstützen und einen Umgang mit Störverhalten entwicklungsfördernd begleiten? Diesen Fragen geht Kurs-Leiterin Eva Magin auf den Grund.
Eltern fühlen sich oft provoziert und manchmal auch dem Verhalten ihres Kindes ausgeliefert. Was nicht selten folgt ist Stress, Ärger und Selbstzweifel. In diesem Online-Vortrag erhalten sie einen „Blick hinter die Kulissen“ der kindlichen Gefühlswelt. Eine wichtige Voraussetzung, um das Kind besser zu verstehen und gelassener zu reagieren.
Der Impulsabend findet von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr statt. Für die Teilnahme ist eine stabile Internetverbindung und ein PC oder Laptop mit Kamera und Mikrofon notwendig. Träger des Angebots ist das Bistum Speyer. Für den Abend wird eine Teilnahmegebühr von 15€ pro Teilnehmer erhoben. Weitere Informationen gibt es bei der Kursleiterin unter e.magin@web.de und im Flyer zur Veranstaltung.
Bistum Speyer 04.03.2024
Die Bibel muss an die frische Luft
Bibeltage im Bistum Speyer
Speyer – Unter dem Leitwort „Die Bibel muss an die frische Luft“ finden, vom 14. bis 23. Juni 2024, die Bibeltage im Bistum Speyer statt. Nach der Online-Eröffnung mit Dr. Katrin Brockmöller, Direktorin des Katholischen Bibelwerks in Stuttgart, werden zahlreiche Veranstaltungen in Pfalz und Saarpfalz die Bibel thematisch aufgreifen. Eine Übersicht der bisher bekannten Termine bietet die Aktionsseite: https://www.bistum-speyer.de/bibeltage
„`Gottes Wort voll Ehrfurcht hörend und voll Zuversicht verkündigend …´ – so beginnt der wichtige Text des II. Vatikanischen Konzils „Dei Verbum“, in dem es um den Umgang mit der heiligen Schrift geht. „Hören“ und „verkündigen“, sich vom Wort Gottes beschenken lassen in unterschiedlichen Regionen und Orten unseres Bistums. Ich verbinde mit diesem schönen bibelpastoralen Projekt die Hoffnung, dass dort in Gemeinschaft Segensorte entdeckt werden können.“, so Thomas Kiefer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge.
Die Bibel wird nicht nur auf einer Burg zu finden sein, sondern unter anderem auch mit einem Esel unterwegs sein, im Kontext biblischer Pflanzen aus Apothekersicht beleuchtet werden, musikalisch und tänzerisch in neuem Licht erscheinen sowie geklärt werden, ob Einhörner auch tatsächlich in der Bibel vorkommen. „Herzliche Einladung zu einer Woche mit ganz besonderen Bibelangeboten an verschiedenen Orten im Bistum Speyer. Gehen Sie mit uns auf Entdeckungsreise! Denn Gottes Wort ist voller Lebenskraft und schenkt Freude, Hoffnung und Zuversicht.“, lädt Walburga Wintergerst, Bibelexpertin des Bistums, ein.
Bistum Speyer 01.03.2024
„Unantastbarkeit der Menschenwürde muss Grundlage all unseres Handelns sein“
Fastenpredigt von Peter Müller im Speyerer Dom
Speyer – Auf große Resonanz stieß die Predigt von Peter Müller, mit der er am 29. Februar die Reihe der diesjährigen Fastenpredigten im Speyerer Dom eröffnete. Der langjährige Ministerpräsident des Saarlandes und Verfassungsrichter a.D. war der Einladung des Speyerer Bischofs und Domkapitels gefolgt. Begrüßt wurde er zusammen mit den zahlreichen Mitfeiernden von Generalvikar Markus Magin, der die abendliche Andacht liturgisch leitete. Magin erklärte zu Beginn den Grundgedanken der Fastenpredigten. Sie seien eine Einladung, „den Puls des eigenen Lebens zu spüren, um Christus näher zu kommen, der das Leben selbst ist“.
Peter Müller erläuterte zunächst den Ausgangspunkt seiner Predigt: „Zusammenfinden“ lautet das Motto, das den Fastenpredigern in diesem Jahr als Überschrift gegeben wurde. „Dass es des Zusammenfindens bedarf, damit wir gut zusammenleben können, wird in den Worten der biblischen Lesung deutlich“, sagte Müller und zitierte deren Schlusssatz „Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.“ (1. Kor 12, 27). „Zusammenfinden, zusammenwirken, zusammenhalten ist eine Gelingensbedingung für religiöse, soziale und gesellschaftliche Gemeinschaften“, sagte Müller.
Das Motto „Zusammenfinden“ nimmt Bezug auf den Satz „Ut unum sint – dass sie eins seien“, der über dem Hauptportal des Doms geschrieben steht und ein Zitat aus dem hohenpriesterlichen Gebet Jesu darstellt, erläuterte Müller. Diese Worte mahnten auch über den Kreis der Gläubigen hinaus. Entgegen der Hoffnung auf einen Siegeszug der Freiheit und der Demokratie, wie sie nach dem Ende des Kalten Krieges bestand, lebten wir in einer Zeit, die zunehmend von Konflikten und Auseinandersetzungen geprägt sei. In Deutschland gebe es im Zeichen der aktuellen Krisen – Klima, Migration, Demographie, Staatsverschuldung – eine Abnahme der Kompromissfähigkeit und einem Vertrauensverlust in die Demokratie, stellte Peter Müller in seiner Predigt fest.
Angesichts der Delegitimierungsversuche radikaler Kräfte stellte er die Frage, wie der Weg hin zu einer Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes aussehen könnte. Für den ehemaligen Verfassungsrichter führt dieser Weg hin zu einer Erinnerung an das Wertesystem, auf der unsere Gesellschaft gründet. Dieses sei im Grundgesetz enthalten, das in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feiert. Dort würden diese Werte jedoch nicht geschaffen, sondern lediglich aufgenommen. Grundlage für diesen Artikel ist, aus der Sicht Müllers, das christliche Menschenbild der Väter und Mütter des Grundgesetzes.
Nach den Erfahrungen des Nationalsozialismus stelle das Grundgesetz nicht den „Volkskörper“, sondern den Wert des einzelnen Menschen in den Mittelpunkt. So sei von den Müttern und Vätern des Grundgesetzes bewusst die Unantastbarkeit und der Schutz der Würde des Menschen an den Beginn der Verfassung gestellt worden, so wie dies in Artikel 1 formuliert ist. Grundlage für diesen Artikel ist, aus Sicht Müllers, das christliche Menschenbild. Die Menschenwürde sei dabei in der Gottesebenbildlichkeit des Menschen begründet. Und da Gott dem Menschen diese Würde verliehen habe, könne niemand anderes sie ihm nehmen. „Wenn alle Menschen die gleiche Würde haben, dann ist kein Raum für eine Klassifizierung deutscher Staatsbürger“, stellte Müller fest. Damit erteilte er der „Unterscheidung zwischen Biodeutschen und Passdeutschen“ eine Absage. „Remigration missachtet die Unantastbarkeit des Menschen und ist mit einem christlichen Menschenbild nicht vereinbar“, stellte er fest. Dies hätten auch die deutschen Bischöfe in ihrer vor wenigen Tagen abgegebenen Erklärung klargestellt. Obgleich sie für eine vermeintliche Einmischung in die Frage nach der Parteipräferenz hart kritisiert worden seien, lobte Müller diese klare Stellungnahme der Bischofskonferenz, die sich nicht gegen Parteien, sondern gegen rassistische und antisemitische Ressentiments richte. Und auch wenn Kritik an israelischer Politik beispielsweise in Bedrohung jüdischer Studenten münde, dass sei dies „mit den zentralen Vorgaben unserer Verfassungsordnung nicht vereinbar“.
Der Artikel 1 des Grundgesetzes fordere nicht nur die Achtung, sondern auch den Schutz der Würde des Menschen. Dies gelte auch für die Würde des ungeborenen Lebens, sagte Müller. In der Konfliktsituation zwischen dem Selbstbestimmungsrecht der Mutter und dem Lebensrecht des Kindes sei hart gerungen und ein tragfähiger Kompromiss gefunden worden, der nun unter dem Stichwort der Entkriminalisierung „noch einmal neu in Frage gestellt werde“, so Müller. Eine spaltende Debatte sei auch an dieser Stelle nicht sinnvoll, wenn in so vielen Feldern ein Zusammenfinden erst noch neu erreicht werden müsse.
„,Ut unum sint‘ wird immer schwieriger und ist doch notwendig für eine gute Zukunft und ein gedeihliches Zusammenleben“, lautete Müllers Fazit: „Ein gutes Zusammenleben wird nur gelingen, wenn wir uns auf unser Wertefundament besinnen“. Die Menschenwürde, wie sie sich aus dem christlichen Menschenbild ergebe, sei darin ein zentraler Baustein und habe zentrale Orientierungsfunktion. Konflikte seien unter der Missachtung der Würde des oder der Einzelnen nicht zu lösen. Daher gelte es darauf zu achten, „dass die Unantastbarkeit der Menschenwürde immer und ausnahmslos Grundlage all unseres Handelns ist“, schloss Müller seine Predigt.
Generalvikar Magin dankte für Müllers Worte, „die am Puls der Zeit sind und Richtung und Orientierung geben können“. Domorganist Markus Eichenlaub gestaltete die Andacht musikalisch mit Orgelwerken von Johann Sebastian Bach.
Die nächste Fastenpredigt folgt am Donnerstag, 7. März, 19:30 Uhr. Dann wird ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten sich an die Menschen im Dom und an verschiedenen elektronischen Endgeräten richten. Auch diese Predigt wird live auf den Social Media Kanälen von Dom und Bistum übertragen.
Anstrengungen im Klimaschutz, Gebäudemanagement, Finanzen, Visionen für die Zukunft und nicht zuletzt ein Friedensappell: Das waren die Hauptthemen der 13. Landessynode, die auf ihrer dritten Tagung entscheidende Weichen gestellt hat.
Speyer (lk) – Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz ist entschieden auf dem Weg in Richtung Zukunft. Auf ihrer Frühjahrstagung vom 18. bis 21. Mai fällte sie Entscheidungen zur Wirtschaftlichkeit und Klimaneutralität ihrer Gebäude, bekannte sich zum Sparkurs, formulierte einen Friedensappell, betonte die Bedeutung von Klimagerechtigkeit für eine globale Friedensordnung und sammelte kreative Ideen, um die Kirche von morgen zu gestalten.
Kritische Kirchenpräsidentin
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst hielt ihren ersten Bericht vor der Landessynode. Sie rief – durchaus selbstkritisch – aktuelle kirchliche Themen auf. Dies begrüßte die Synode ausdrücklich. Wüst beleuchtete kritisch etwa die Haltung der Kirche im ersten Lockdown. Alte und kranke Menschen habe man geschützt, aber oft auch allein gelassen. Daraus habe die Kirche gelernt. Die gesellschaftlichen Folgen der Pandemie seien noch nicht absehbar, die Kirche weiter gefordert. In ihrem Bericht bekräftigte Wüst auch eindringlich die Null-Toleranz-Haltung der Landeskirche gegenüber sexualisierter Gewalt.
Realistische Visionen
Zum Thema „Zukunft_Raum_Kirche“ gab Kirchenpräsidentin Wüst Anstöße, neu und frisch zu denken. „Noch können wir Zukunft gestalten, anstatt resigniert von ihr überrollt zu werden“, sagte sie mit Blick auf schwindende Mitgliederzahlen und Einnahmen. Die Landessynodalen sammelten Ideen für neue kirchliche Angebote, die sich in erster Linie an den Wünschen der Menschen ausrichten sollen: Mitgliederbefragungen, Bürgerräte, mehr Zusammenarbeit mit kulturellen Gruppen, digitale Formate – aber auch in der Öffentlichkeit sichtbarer werden, mehr berührende Erlebnisse und Gottesdienste anbieten waren einige Impulse. Sie sollen in einem offenen Prozess an die Basis kommen und weitere Kreise ziehen.
Gesparte Gebäude
Die Synode beschloss das Gesetz zur effizienteren Nutzung kirchlicher Gebäude. Die Kosten sollen um mindestens 30 Prozent sinken. Das Gebäudekonzept ist Teil der angestrebten Klimaneutralität, die bis 2040 erreicht werden soll. Mit einem weiteren Votum machten die Synodalen klar, dass die Zeit drängt: Das Ziel soll bis zum Jahr 2030 erreicht sein und nicht wie ursprünglich vorgesehen 2035.
Das Gesetz tritt am 1. Juni 2022 in Kraft und wird von den Kirchenbezirken umgesetzt. Es legt fest, nach welchen Kriterien geplant wird und wie der Prozess umgesetzt werden soll. Benachbarte Kirchengemeinden sind gefragt, gemeinsam zu entscheiden, an welchen Gebäuden sie für ihre Arbeit festhalten, welche sie vermieten oder verkaufen.
Fehlender Frieden
In einem Votum zur Friedensethik verurteilte die Synode aufs Schärfste, dass Menschen für politische und militärische Ziele instrumentalisiert, verletzt und getötet werden. Gleichzeitig bedankte sich die Landessynode bei allen, die sich für Flüchtende aus der Ukraine und anderen Regionen einsetzen. Das Gremium appellierte an die Bundesregierung, mehr Geld bereitzustellen für humanitäre und Entwicklungshilfe. Abschließend machte die Synode in ihrem Votum deutlich, dass ein gerechter Friede nicht mit Waffengewalt zu erreichen ist.
Sicherer Sparkurs
Die Synodalen stimmten am Samstag den Eckpunkten der mittelfristigen Finanzplanung 2023 bis 2028 zu. „Der Sparkurs der Landeskirche muss weiter konsequent umgesetzt werden. Nur so können die laufenden Einnahmen die laufenden Ausgaben annähernd decken“, sagte die Finanzdezernentin der Landeskirche, Oberkirchenrätin Karin Kessel.
Die veränderte Konjunktur in der Corona-Pandemie habe sich auch auf das Kirchensteueraufkommen ausgewirkt, ebenso der Krieg in der Ukraine. Verlässliche Prognosen seien gegenwärtig schwer anzustellen, so Kessel. Für das Jahr 2024 rechnet sie mit einem Haushaltsdefizit von 10,5 Millionen Euro, das sich in den Folgejahren erhöhen wird.
Zu den beschlossenen Maßnahmen im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung zählen unter anderem Ausgaben für ein Projekt zur Mitgliederkommunikation, die Schulseelsorge, die Entfristung einer Stelle für Klimaschutz sowie für ein Flüchtlingsprojekt des Diakonischen Werks.
Hintergrund
Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist die kirchliche Volksvertretung. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Die 13. Landessynode ist von 2021 bis 2026 gewählt. Ihr gehören 57 Mitglieder an. Das Präsidium bilden Synodalpräsident Hermann Lorenz, Synodalvizepräsident Joachim Schäfer und als zweite Synodalvizepräsidentin Christine Schöps. Beisitzerinnen sind Daniela Freyer und Evelin Urban.
21.05.2022
Die Zeichen der Zeit früher erkennen
Debatte zur Friedensethik
Trotz Zeitenwende gilt zeitlos: Frieden schaffen geht nicht mit Waffen – wenn sie auch auf dem Weg dahin ein letztes Mittel sein mögen. Die Landessynode beschäftigte sich am Freitag mit der christlichen Friedensethik im Angesicht des Ukraine-Kriegs.
Speyer (lk) – Das Leitbild der christlichen Friedensethik sei weiterhin gültig und wichtig: Ein gerechter Frieden setze auf Gewaltfreiheit, internationales Recht und weltweite Gerechtigkeit. Dieses Votum brachte Renke Brahms, Friedensbeauftragter des Rats der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) bis 2021, vor der Landessynode ein. Es gebe auf dieser Grundlage zwei Positionen in der Evangelischen Kirche, erläuterte er.
Die eine setze sich für Waffenlieferung in die Ukraine ein, um das Recht wiederherzustellen und sich Putins Plänen nicht ergeben zu müssen. Die andere Position setze auf Gewaltfreiheit, um eine Eskalation zu vermeiden. Beide Haltungen ließen sich begründen. Beide seien richtig und könnten doch falsch sein, meinte Brahms. Dieses Dilemma gelte es offenzulegen und keine kurzatmigen Entschlüsse zu fassen. „Wir haben kein Recht und keine Situation, in der wir momentan der Ukraine etwas zu raten haben“, bekannte er.
Man hätte die Zeichen der Zeit früher sehen müssen, um etwa zivilen Widerstand zu fördern, so Brahms weiter. Auch in puncto Atomwaffen sei in Deutschland verpasst worden, die Abrüstung voranzutreiben und die Verträge ernst zu nehmen.
Militärdekanin Petra Reitz aus Köln sprach in ihrem Impuls ebenso von verpassten Chancen. Es sei naiv gewesen, sich von der Großmacht Russland abhängig zu machen. Zudem riet sie, skeptischer zu sein: „Ich glaube, dass man mit Menschen wie Putin nicht aus einer Position der Schwäche verhandeln kann.“ Reitz sprach sich ebenfalls für die Stärkung von zivilem Widerstand aus – aber nicht ohne militärische, auch atomare Abschreckung. Diese sei bedauerlicherweise unabdingbar.
Gewaltfreie Konfliktlösung nicht utopisch
Die Militärdekanin hielt „Real-Politik“ dem „Radikal-Pazifismus“ entgegen. Laut Renke Brahms sei beides aber kein Gegensatz. Ziviler Widerstand sei nicht utopisch. Zudem würden Institute und Kirchen gewaltfreie Konfliktbewältigung fördern, die ebenfalls real sei. Diese Strategien müssten indes zum richtigen Zeitpunkt angewandt werden und greifen.
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst hinterfragte in der anschließenden Debatte die „Gelassenheit“ von Militärdekanin Reitz gegenüber der nuklearen Abschreckung – insbesondere angesichts des kirchlichen Engagements für eine atomwaffenfreie Welt. Sie wünsche sich einen Diskurs, der tiefer beleuchte, über welche Art Rüstung man spreche. „Waffen und Waffen sind nicht das Gleiche. Eine Waffe ist etwa auch die Blockade im Hafen von Odessa, wo Getreide liegt, das im Jemen fehlt.“ Die Kirchenpräsidentin betonte, dass alle kriegerische Konflikte sich global auswirken. Sie forderte mehr Aufmerksamkeit für künftige Konfliktherde und Aufrichtigkeit trotz aller wirtschaftlichen Abhängigkeiten.
Ähnlich formulierte Gregor Rehm, Referent der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Landeskirche: „Die Debatte dreht sich derzeit hauptsächlich um Waffenlieferungen, als sei eine Kriegsethik gefragt. Die Frage muss aber sein, dass wir unsere Friedensethik in Richtung Zukunft denken – wie bereits in der EKD-Denkschrift 2007.“
Die Synodale Reinhild Burgdörfer, die den Friedensapell mit auf die Tagesordnung brachte, nahm aus der Debatte mit: „Es ist wichtig, sich als Kirche auch schuldig bekennen zu können.“ Es gebe keine Haltung, die ohne Schuld zu haben sei.
Landessynode will Stellung nehmen
Der Friedensappell der Initiative „Ohne Rüstung Leben“ forderte neben Abrüstung unter anderem, dass Deutschland dem UN-Atomwaffenverbotsvertrag beitreten soll. Bereits zur vorherigen Tagung der Landessynode wurde beantragt, dass sich das kirchenleitende Gremium mit dem Appell befasst. Der Ukraine-Krieg hat die Frage der Friedensethik aktualisiert.
Die Delegierten plädierten im Anschluss an die Aussprache mit großer Mehrheit für eine friedensethische Stellungnahme der Landessynode zum Ukraine-konflikt. Eine Redaktionsgruppe erarbeitet für Samstag eine Stellungnahme, über die die Landessynode abstimmt.
Hintergrund
Derzeit findet die dritte Tagung der 13. Landessynode statt, die von 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist die kirchliche Volksvertretung. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Ihr gehören 57 Mitglieder an. Das Präsidium bilden Synodalpräsident Hermann Lorenz, Synodalvizepräsident Joachim Schäfer und als zweite Synodalvizepräsidentin Christine Schöps. Beisitzerinnen sind Daniela Freyer und Evelin Urban.
20.05.2022
Spanische Barockklänge und evangelische Kirchenmusik
Die spanische Organistin Loreto Aramendi gastiert im Rahmen des Internationalen Orgelzyklus am 25. Mai im Dom zu Speyer
Speyer – Den spanischen Beitrag zum diesjährigen Internationalen Orgelzyklus im Speyerer Dom liefert Loreto Aramendi. Die Hauptorganistin an der Cavaillé-Coll-Orgel der Basilika von Santa Maria del Coro im nordspanischen San Sebastián gibt ihr Konzert am Mittwoch, 25. Mai, 19:30 Uhr im Dom. Dabei erklingen auf der Chororgel Stücke der beiden spanischen Barockkomponisten Juán Cabanilles und Antonio Martín y Coll, die Loreto Aramendi mit vier Stücken eines der Erneuerer der evangelischen Kirchenmusik, Hugo Distler, kontrastiert.
Im zweiten Konzertteil spielt die Interpretin an der Hauptorgel Orgelwerke und Bearbeitungen von Dieterich Buxtehude, Franz Liszt, Gabriel Fauré, Camille Saint-Saëns und Olivier Messiaen.
Bruchsal feiert 300 Jahre fürstbischöfliche Residenz – Messe mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am 29. Mai in der Schlosskapelle
Speyer / Bruchsal – Hätten die Speyerer Bürger sich nicht so starrköpfig gegen ihren Bischof gestellt, wäre Speyer heute um ein Barockschloss und vielleicht sogar eine weitere Welterbestätte reicher. Immerhin war mit Balthasar Neumann beim Bau der Residenz in Bruchsal derselbe Baumeister am Werk, der für die Errichtung des Würzburger Schlosses zuständig war – und dieses wurde 1981 gleichzeitig mit dem Speyerer Dom auf die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Auf Grund anhaltender beziehungsweise wiederkehrender Spannungen zwischen Bürgern und Bischof zog es die Fürstbischöfe aber schon im 14. Jahrhundert auf die andere Rheinseite (in das heutige Philippsburg), wo sie Zuflucht fanden und im 18. Jahrhundert schließlich in Bruchsal ihre Residenz neu errichten ließen. Vor 300 Jahren ließ Kardinal Hugo Damian von Schönborn den Grundstein für sein Schloss legen. Dieses Jubiläum feiern die Bruchsaler, beginnend mit dem 23. Mai, mit einer Festwoche. Zu deren Abschluss zelebriert der Speyerer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am Sonntag, 29. Mai, 10:30 Uhr, gemeinsam mit Pfarrer Dr. Benedikt Ritzler eine Messe in der Hofkirche des Schlosses. Der Chor der Hofkirche gestaltet den Gottesdienst musikalisch mit der Missa solemnis in C von Johann Evangelist Brandl. In der gesamten Woche gibt es ein buntes Programm rund um das Bruchsaler Schloss.
Dabei könnte die fürstbischöflichen Residenz auch in der Domstadt stehen, verhandelte doch der Speyerer Bischof Damian Hugo Kardinal von Schönborn bald nach seinem Amtsantritt 1719 mit dem Speyerer Stadtrat um die Wiederherstellung der Bischöflichen Pfalz. Diese hatte ursprünglich neben dem Dom gestanden, war jedoch bereits ab 1301 nicht mehr bewohnt und wurde 1450 beim Brand des Doms in Mitleidenschaft gezogen. Über Jahrhunderte gab es Streit zwischen Bischof und den Stadtbewohnern, die sich vom Bischof nicht regieren lassen wollten. In dieser Zeit spielte Bruchsal für die Bischöfe immer wieder eine Rolle als Schauplatz wichtiger Zusammenkünfte und Ereignisse. So wählte Kardinal Damian Hugo schließlich Bruchsal als Ort für den Bau einer neuen, repräsentativen Residenz, „weil er bey den zancksichtigen Speyerer nicht zu wohnen gedenket“, wie sein Onkel, der Kurfürst und Mainzer Erzbischof Lothar Franz von Schönborn, schrieb.
Am 27. Mai 1722 ließ Kardinal Damian Hugo von Schönborn den Grundstein für seine fürstbischöfliche Residenz legen, die heute zu den bedeutendsten Barockbauten Deutschlands gehört. Den Gesamtplan der Dreiflügelanlage lieferte Maximilian von Welsch, jedoch wurden auch andere Architekten herangezogen, bis dann 1728 Balthasar Neumann die Bauleitung übernahm und bis zu seinem Tod 1753 behielt. Neumann war mehrfach für die bedeutende Adelsfamilie der Schönborns tätig, unter anderem federführend beim Bau der Würzburger Residenz.
Kardinal Damian Hugo von Schönborn bezog bereits ein Jahr nach Baubeginn des Bruchsaler Schlosses ein provisorisches Appartement im Kammerflügel. Er investierte nicht nur in den Bau der Residenz, sondern auch in die Ausstattung des Schlosses und der Hofkirche und konnte seinem Nachfolger dennoch die stattliche Summe von 1,8 Millionen Gulden für die Fertigstellung des Schlosses hinterlassen. Der Speyerer Dom indes, 1689 im pfälzischen Erbfolgekrieg ausgebrannt und teilweise eingestürzt, durfte sich weniger der Aufmerksamkeit des Bischofs erfreuen und blieb eine Ruine. Die Peterskirche in Bruchsal, die zeitgleich neu errichtet wurde, bildete eine Art Ersatzkathedrale und wurde auch zur Begräbnisstätte der Bischöfe dieser Jahre. Für die Ausmalung der Hofkirche engagierte Kardinal Hugo Damian gar den berühmten und teuren Maler Cosmas Damian Asam.
Bischof Franz Christoph von Hutten setzte die Bautätigkeit am Bruchsaler Schloss fort und sorgte für die prachtvolle Innenausstattung im Stil des Rokoko. Der Marmorsaal gehört zum architektonischen und programmatischen Zentrum der geistlichen Residenz. Die Fresken schildern in der Sprache der Mythologie eindrucksvoll Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Hochstifts Speyer. Und auch die beiden Bauherren sind dort im Bild verewigt. In der Regierungszeit Huttens wurde das Bruchsaler Schloss vollendet und Mittelpunkt regen höfischen Lebens. Dieses war dem darauffolgenden Bischof August Philipp Graf von Limburg-Stirum jedoch ein Dorn im Auge, da er die Ressourcen des Speyerer Hochstifts für – aus seiner Sicht – bessere Zwecke verwendet haben wollte. Unter seinem Episkopat wurde der Dom wieder aufgebaut, wobei das Langhaus in identischen romanischen Formen wieder erstand, der Westbau jedoch eine barocke Fassade bekam. Baumeister war hier der Sohn von Balthasar Neumann, Franz Ignaz Michael Neumann. Auf Grund des knappen Geldes wurde allerdings nur eine sehr sparsame Version des Westbaus verwirklicht, so dass von barocker Pracht keine Rede sein konnte.
Doch zurück nach Bruchsal. Nur noch ein Bischof, Philipp Franz Wilderich Graf von Walderdorff, sollte die dortige Residenz bewohnen. Schon 80 Jahre nach der Grundsteinlegung des Baus war das politische Ende des Speyerer Fürstbistums gekommen. Das Schloss gelangte 1802 in den Besitz des Großherzogtums Baden. Der Bau verlor seine Funktion und Bedeutung, ein Teil verfiel. 1945 wurde in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs das Schloss durch Bomben in Brand gesetzt und zum größten Teil zerstört. Zwar wurde ein Großteil wieder aufgebaut, originalgetreu wiederhergestellt wurden jedoch nur das berühmte Treppenhaus von Baltasar Neumann, der Marmorsaal und der Fürstensaal. Die übrigen Räume sind in moderner Form als Museumsräume gestaltet. Heute befinden sich dort das Schlossmuseum, das Städtische Museum und das Musikautomaten-Museum als Außenstelle des Badischen Landesmuseums Karlsruhe.
Anregungen und Herausforderungen für den ökumenischen Dialog
Veranstaltung im Friedrich-Spee-Haus mit Prof. Dr. Johanna Rahner, Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Pfarrerin der Alt-Katholischen Gemeinde Mannheim Sabine Clasani am 30. Mai
Speyer – „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ – unter diesem Motto trifft sich von 31. August bis 8. September 2022 der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) mit Hauptsitz in Genf zu seiner Vollversammlung zum ersten Mal in Deutschland, in Karlsruhe. Es ist das höchste Entscheidungsgremium, das in der Regel alle acht Jahre zusammentritt und die einzige Form, bei der sich die Gemeinschaften der Mitgliedskirchen an einem Ort zusammenfinden.
Neben der theologischen Reflexion stehen aktuelle Themen im Fokus: Wie leben wir als Gesellschaft zusammen? Wie können wir Verantwortung für zukünftige Generationen übernehmen? Ziel des Welttreffens ist, die sichtbare Einheit der Kirchen zu stärken. Die römisch-katholische Kirche ist zwar kein Mitglied des ÖRK, pflegt aber enge Verbindungen.
Am Montag, 30. Mai, findet anlässlich der ÖRK-Vollversammlung um 19.30 Uhr eine Veranstaltung des Forums katholische Akademie im Friedrich-Spee-Haus in Speyer statt. Prof. Dr. Johanna Rahner, Professorin für Dogmatik, Dogmengeschichte und Ökumenische Theologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen und Direktorin des Instituts für Ökumenische und Interreligiöse Forschung, wird einen Impulsvortrag halten.
Daran an schließt sich eine Podiumsdiskussion mit Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Speyer, Sabine Clasani, Pfarrerin der Alt-Katholischen Gemeinde Mannheim und Vorstand im ACK Mannheim und Prof. Dr. Johanna Rahner über Anregungen und Herausforderungen für den ökumenischen Dialog. Moderiert wird das Gespräch von Ulrike Gentner, Direktorin Bildung Heinrich Pesch Haus, Ludwigshafen.
Die Teilnahmegebühr beträgt 5 Euro. Um Anmeldung wird gebeten unter keb@bistum-speyer.de
Bistum Speyer 20.05.2022
Die Zukunft hat begonnen
Landessynode entwickelt Visionen für die Kirche von morgen
Die Zeiten ändern sich. Die Kirche wandelt sich. Heute, morgen und übermorgen. Um die Zukunft der Evangelischen Kirche der Pfalz zu gestalten, ging die Landessynode am Donnerstagmorgen in Richtung „Zukunft_Raum_Kirche“. Sie will sich neu ausrichten, Kirche anders denken und der Zukunft mutig entgegengehen.
Speyer (lk) – Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst gab mit einer Rede vor der Landessynode den Anstoß. Weniger Mitglieder und weniger Einnahmen: Sie zitierte die sogenannte Freiburger Studie, die für die Pfälzische Landeskirche einen Rückgang der Mitgliederzahl um fast 40 Prozent von 516.000 auf 319.000 im Jahr 2060 vorhersieht. „Der Trend lässt sich bestenfalls abmildern, nicht umkehren“, meinte die Kirchenpräsidentin. Daher gebe es keine Alternative zur Veränderung. „Noch können wir agieren, Zukunft gestalten, anstatt resigniert von ihr überrollt zu werden.“
Einsparungen in Höhe von 12,5 Millionen Euro seien bereits ausgemacht. Dabei sei klar geworden, dass wirtschaftliche Überlegungen an inhaltliche Weichenstellungen gebunden sind. Um diese inhaltlichen Punkte müsse es jetzt gehen, erklärte Dorothee Wüst. Sie machte deutlich, dass dabei an erster Stelle die Menschen stehen – das sei der christliche Auftrag der Kirche. Menschen zu gewinnen, zu halten und Vertrauen aufzubauen: Das ist laut Wüst die Basis aller Überlegungen. Strukturen und Finanzen seien dabei nur Mittel zum Zweck.
Es gelte, sich nicht dem Niedergang hinzugeben, sondern Lust auf die Zukunft zu haben und sie mit Kraft und Energie anzupacken. „Wir werden Dinge hinter uns lassen müssen, die uns lieb sind. Aber wir werden Dinge entdecken, die uns lieb werden können.“ In der Gegenwart erkennt Dorothee Wüst gar eine Chance: „Menschen suchen nach Orientierung, brauchen Trost, wollen Hoffnung spüren, legen Wert auf ihre Freiheit und sehnen sich gleichzeitig nach Gemeinschaft. All das gehört zum Raum Kirche.“ Daher müsse die Kirche auf die Menschen zugehen.
Die Kirchenpräsidentin rief zu einem Blickwechsel auf: Außen- statt Innensicht: Kirche solle nicht länger Angebote machen und hoffen, dass die Menschen sie annehmen. Vielmehr müsse Kirche die Menschen direkt fragen, was sie brauchen und sich danach ausrichten. „Ich wünsche uns, dass es ein mutiger und lustvoller und engagierter Anfang wird“, beendete Dorothee Wüst ihre Einführung auf dem offenen Weg in die Zukunft.
Anschließend diskutierten die Synodalen in Kleingruppen und sammelten erste Ideen, um Kirche anders zu denken und zu erleben. Die Teilnehmenden wünschten sich, dass die Kirche einfach Neues ausprobiert – mit offenem Ausgang. Sie soll über den eigenen Tellerrand hinausblicken und in der Gesellschaft sichtbarer werden. Kirche müsse sich im öffentlichen Raum verstärkt zeigen und ins Gespräch kommen – im Baumarkt, auf Marktplätzen, bei der Kerwe, bei Volksfesten. Eine gezielte Mitgliederbefragung, Bürgerräte oder kreative Ideen wie „Rent a Christian“ – jemanden zu sich einladen, der über den Glauben erzählt – waren einige Vorschläge.
Synodale regten an, dass die Kirche mehr Erlebnisse schafft, die begeistern, berühren und über die man redet. Andere Gedanken lauteten: Räume zum Wohlfühlen und mehr kulturelle Angebote schaffen sowie Gottesdienste so zu feiern, dass sie dem Wort „Feier“ gerecht werden. Ein großes Anliegen ist die Digitalisierung. Dabei dachten Teilnehmende unter anderem an Influencer, die Kirche überraschend anders präsentieren. Deutlich wurde, dass das Miteinander bei den Schritten in die Zukunft eine große Rolle spielt.
Hintergrund
Derzeit findet die dritte Tagung der 13. Landessynode statt, die von 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist die kirchliche Volksvertretung. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Ihr gehören 57 Mitglieder an. Das Präsidium bilden Synodalpräsident Hermann Lorenz, Synodalvizepräsident Joachim Schäfer und als zweite Synodalvizepräsidentin Christine Schöps. Beisitzerinnen sind Daniela Freyer und Evelin Urban.
19.05.2022
Auf nach Assisi!
Diözesanwallfahrt führt im Oktober zu den Wirkungsstätten der Heiligen Franziskus und Klara
Speyer – Es sind noch Plätze frei: Das Bistum Speyer lädt zur nächsten großen Diözesanwallfahrt ein. Diese findet statt vom 14. bis 23. Oktober 2022 und führt nach Assisi.
Wie schon bei der Wallfahrt 2019 nach Santiago de Compostela können die Pilger auch bei dieser Diözesanwallfahrt wieder zwischen verschiedenen Möglichkeiten, nach Assisi zu kommen, wählen. Angeboten werden drei verschiedene Wanderungen, über 60 Kilometer auf der Nordroute des Franziskuswegs oder über 40 bzw. 80 Kilometer auf der Südroute, je nachdem wie gut zu Fuß der Einzelne ist. Die Wanderungen verteilen sich jeweils auf vier Etappen, zeitlich vom 14. bis 18. Oktober. Auch ein Wanderangebot für eine Jugendgruppe ist in der Planung.
Diejengen, die nicht zu Fuß pilgern möchten, können direkt nach Assisi reisen, um dort auf die Pilgerwandergruppen zu stoßen. Die Anreisen sind entweder mit dem Flugzeug möglich, los geht es dann am 18. Oktober, oder mit dem Bus. Diese Gruppe startet am 17. Oktober, mit jeweils einer Zwischenübernachtung in Südtirol auf der Hin- und Rückreise.
Gemeinsam gestaltet sind für alle Gruppen vom 18. bis 22. Oktober die Tage in Assisi. Hier stehen verschiedene Angebote auf dem Programm, um die Stadt und insbesondere die Wirkungsstätten der Heiligen Franziskus und Klara besser kennen zu lernen. Und selbstverständlich werden auch gemeinsame Gottesdienste nicht fehlen.
Die geistliche Gesamtleitung übernimmt, wieder immer auf den Diözesanwallfahrten, Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, weitere Priester der Diözese betreuen die einzelnen Gruppen. Die Reiseleitung liegt in den Händen von Domkapitular Franz Vogelgesang und Dr. Anette Konrad.
Der Sonderprospekt stellt auf 28 Seiten alle Elemente der Wallfahrt detailliert vor, mit Programm, Leistungspaket und Preis.
Erhältlich ist der Sonderprospekt beim Pilgerbüro Speyer, Telefon 06232/102423 oder per E-Mail an info@pilgerreisen-speyer.de
Anmeldungen sind ab sofort möglich, auch über die Homepage des Pilgerbüros Speyer: www.pilgerreisen-speyer.de
Text: is / Foto: Magali Guimarães 19.05.2022
„Magenza“ – Jüdisches Leben in Mainz im Wandel der Zeit
Tagesfahrt nach Mainz – Angebot der Katholischen Erwachsenenbildung
Speyer – Mainz gilt seit dem Mittelalter als Heimat einer der ältesten jüdischen Gemeinden in Deutschland. Nach Vertreibungen und Pogromen, die große Verluste forderten, umfasst die jüdische Gemeinde inzwischen wieder etwa 1.000 Mitglieder. Sie versammeln sich in der Neuen Synagoge, deren Formen das hebräische Wort „Kedushah“ (Heiligung) abbilden.
Die Katholische Erwachsenenbildung (KEB), Diözese Speyer, bietet am Donnerstag, 9. Juni 2022, eine Tagesfahrt in die Stadt an, bei der es um das Thema „Jüdisches Leben in Mainz im Wandel der Zeit“ geht.
Im Rahmen einer Führung werden die Hintergründe zu Bau und Geschichte der Neuen Synagoge erschlossen. Weitere Spuren jüdischer Kunst sowie der jüdisch-christlichen Verbundenheit in Mainz nach dem Zweiten Weltkrieg zeigen sich an den weltberühmten Kirchenfenstern Marc Chagalls in St. Stephan, in deren Farbgestaltung und Motivik eingeführt wird. Bei einem Stadtspaziergang besteht außerdem die Möglichkeit für den Besuch des Mainzer Doms sowie weiterer Kirchen in Mainz.
Referentin bei der Tagesfahrt ist Sonja Haub, KEB Pfalz. Die Kosten betragen 40,- / ermäßigt 20,- (inkl. Fahrt, Eintritte und Führungen). Abfahrt ist 07:30 Uhr in St. Ingbert. Zustiege in Homburg, Kaiserslautern, Ludwigshafen und Alzey sind möglich. Ankunft um 11 Uhr in Mainz.
Bericht der Kirchenpräsidentin zum Auftakt der Landesynode
Coronakrise, Ukraine-Krieg, Missbrauchsdebatten: Die Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft sind kaum übersehbar. Den Krisen ins Auge sehen und dennoch mutig vorausschauen: Das ist das Fazit des ersten Sitzungstags der Landessynode, die vom 18. bis 21. Mai digital stattfindet. Grußworte, Berichte und der Bericht der Kirchenpräsidentin stellten sich aktuellen Fragen.
Speyer (lk) – Die Zukunft der Landeskirche will aktiv gestaltet werden – mit allen Veränderungen und Einschränkungen. „Wir dürfen nicht nach dem Motto handeln: nach mir die Sintflut.“ Mit diesen Worten eröffnete Synodalpräsident Hermann Lorenz am Mittwoch die Video-Tagung. Er bereitete die Mitglieder der Landessynode auf Entscheidungen vor, die „nicht nur Lob einbringen werden“. Wenn etwa das geplante Gesetz zur effizienteren Nutzung kirchlicher Räume dazu führen werde, dass Gebäude und vielleicht auch Kirchen aufgegeben werden müssten und sich das Bild der Kirche verändere.
Herausforderungen im Bistum
Von einer „weiteren Facette einer großen Krise“ sprach der Speyerer Domkapitular Franz Vogelgesang in seinem Grußwort, das nach dem viel diskutierten Rücktritt von Andreas Sturm als Generalvikar des Bistums Speyer mit Spannung erwartet wurde. Er bezeichnete den Schritt von Sturm als mutig, wiewohl seine Entscheidung ein schwerer Tag für das Bistum gewesen sei. „Diese Krise ist sicher spezifisch katholisch, andere sind ökumenisch. Wir sollten gemeinsam nachdenken, wir stehen unter demselben Druck und vor gleichen Herausforderungen“, fasste Vogelgesang sein Votum an die Delegierten zusammen. Er wünsche sich „eine geschwisterliche“ Kirche.
Gesellschaftliche Aufgaben
Gerade in Krisenzeiten will die Kirche ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Das zeigten am Nachmittag die Berichte der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt, des Diakonischen Werks Pfalz, der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft und des Zentrums für die Theologische Aus- und Fortbildung. Der Einsatz für Bildung, diakonische Arbeit und Friedensarbeit bleibt angesichts der aktuellen Herausforderungen wesentlich.
Bericht der Kirchenpräsidentin
In ihrem ersten Bericht vor der Landessynode griff Dorothee Wüst, die im März 2021 ihr Amt als Kirchenpräsidentin antrat, brennende Themen auf.
Corona-Pandemie: „Aus Fehlern gelernt“
Sie bedauerte, dass im ersten Lockdown keine Gottesdienste in Präsenz gefeiert werden duften. „Wir haben die Entscheidung getroffen, Gesundheit und Schutz des Lebens an erste Stelle zu setzen“, begründete sie. Die Kirche habe nach anderen Wegen gesucht, um die Menschen zu erreichen. Dabei wurde indes versäumt, sich stärker für alte und schwer kranke Menschen einzusetzen. Das sei ein Fehler gewesen, aus dem die Kirche gelernt habe.
Ukraine-Krieg: „Deeskalation muss das Ziel sein“
Angesichts der Leiden der Menschen in der Ukraine „wird Zurückhaltung zu unterlassener Hilfeleistung“, sagte Dorothee Wüst. Sie sieht die Ukraine im Recht, sich und ihre Freiheit zu verteidigen. Gleichzeitig berge Einmischung die Gefahr der Eskalation. Sie forderte von der Politik „durchdachtes und an der Situation orientiertes Handeln“. Es brauche in dieser wie in anderen schwierigen Fragen, mehr Zeit für einen ausgewogenen Diskurs.
Grundsätzlich bekannte sich die Kirchenpräsidentin zur Abrüstung: „Waffen haben immer Vernichtung im Blick und können niemals Grundlage für echten Frieden sein.“ Es dürfe kein zweites Wettrüsten geben, das Ziel müsse Deeskalation sein. Zudem warnte sie vor pauschalen Feindbildern. Es gelte, „Netzwerke zu stärken, die uns mit vielen innerhalb der russischen und ukrainischen Orthodoxie verbinden, und mit ihnen die Stimme gegen Krieg und für Frieden zu erheben“. Wüst erinnerte zudem an den unermüdlichen Einsatz der Diakonie, der zahlreichen Haupt- und Ehrenamtlichen. Sie stünden den Geflüchteten seit den ersten Kriegstagen bis heute bei.
Sexualisierte Gewalt: „Null-Toleranz-Haltung“
Jedem Opfer sexualisierter Gewalt sprach die Kirchenpräsidentin ihr Mitgefühl aus. An der im November 2018 von der Landessynode beschlossenen Null-Toleranz-Haltung „machen wir keine Abstriche,“ so Wüst. Zugleich bedauerte sie alles Leid, das nicht rückgängig gemacht werden kann. „Aber wir können jetzt zeigen, dass wir nichts verschweigen, nichts vertuschen, nichts verdrängen und schon gar nichts entschuldigen wollen.“ Die Kirche sei verpflichtet zu Aufklärung und Aufarbeitung, aber auch zum Einschreiten und zum Vorbeugen.
Seit 1947 bis heute sind der Landeskirche 36 Fälle und Verdachtsfälle von sexualisierter Gewalt bekannt. Neun Fälle seien bislang als Straftat eingestuft, berichtete Wüst. Alle strafrechtlich relevanten Fälle würden umgehend verfolgt. Auch wenn die Beschuldigten nicht strafrechtlich belangt werden könnten, kann die Kirche handeln und Betroffene schützen. So erfuhren zwei Pfarrer dienstrechtliche Maßnahmen, mit zwei Kita-Beschäftigten löste die Kirche das Arbeitsverhältnis.
Zukunft gestalten
Zum Ende des Berichts machte Dorothee Wüst Mut, nicht den Niedergang zu beklagen, sondern lustvoll die Zukunft anzupacken. Sie gab damit einen Ausblick auf den Schwerpunkt der Sitzung am Donnerstagmorgen. In einem offenen Prozess beschäftigen sich die Mitglieder der Synode mit dem Thema „Kirche_Raum_Zukunft“ zu der Kirchenpräsidentin Wüst eine Einbringungsrede halten wird. Weitere Themen in den Folgetagen sind unter anderen die mittelfristige Finanzplanung, Gebäudemanagement sowie friedensethische Fragen.
Hintergrund
Derzeit findet die dritte Tagung der 13. Landessynode statt, die von 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist die kirchliche Volksvertretung. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Ihr gehören 57 Mitglieder an. Das Präsidium bilden Synodalpräsident Hermann Lorenz, Synodalvizepräsident Joachim Schäfer und als zweite Synodalvizepräsidentin Christine Schöps. Beisitzerinnen sind Daniela Freyer und Evelin Urban.
19.05.2022
„Offenheit und Staunen der Kinder berühren mich“
Diakon Paul Nowicki wechselt zum 1. August als Geschäftsführer zum Bundesverband „Katholische Tageseinrichtungen für Kinder“
Speyer – Diakon Paul Nowicki aus der Dompfarrei Pax Christi übernimmt zum 1. August eine neue Aufgabe: Er wird Geschäftsführer des Bundesverbandes „Katholische Tageseinrichtungen für Kinder“ (KTK).
Der KTK-Bundesverband ist der Dachverband der katholischen Kindertagesstätten in Deutschland. Er ist als Fachverband dem Deutschen Caritasverband zugordnet. Der KTK-Bundesverband gibt die Fachzeitschrift „Welt des Kindes“ heraus, bietet Fortbildungen vor allem zu religionspädagogischen Fragen an und engagiert sich auf politischer, kirchlicher und wissenschaftlicher Eben für eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung und Erziehung. Das Handbuch des KTK-Bundesverbandes ist zugleich Grundlage des Qualitätsmanagements in den katholischen Kindertagesstätten im Bistum Speyer.
„Mit der neuen Aufgabe ergibt sich für mich die Möglichkeit, mein bisheriges Engagement für die Kindertagesstätten in einem geweiteten und vertieften Kontext fortzusetzen“, erklärt Paul Nowicki, was ihn an der neuen Aufgabe gereizt hat. Seit dem Jahr 2000 hat er als Pastoralteamleiter die vier katholischen Kindertagesstätten in Speyer-West zu einem innovativen Netzwerk zusammengeführt. Der Name ECHO, gebildet aus den Anfangsbuchstaben der Einrichtungsnamen, stand schon bald für eine verbindliche und nachhaltige Zusammenarbeit. Seit Gründung der Dompfarrei Pax Christi im Jahr 2016 ist Paul Nowicki für die insgesamt sieben katholischen Kindertagesstätten der Pfarrei in Speyer verantwortlich. „Wir betreuen rund 750 Kinder im Alter von einem bis zu 14 Jahren“, so Nowicki.
Als Pastoralreferent und Diakon begleitete Paul Nowicki von Anfang an die Initiativen „Soziale Stadt Speyer West“ und „Soziale Stadt Speyer Süd“. Durch Projekte wie ökumenische Demenzgottesdienste, Suppenküchen von Jugendlichen auf dem Berliner Platz oder ihrem Einsatz für das Sozialkaufhaus „Warenkorb“ der Caritas hat das Miteinander in den Stadtteilen wichtige Impulse bekommen. Paul Nowicki engagierte sich zugleich als Diözesanjugendseelsorger für den Malteser Hilfsdienst, als Präses der Kolpingfamilie St. Otto und im Vorstand der Friedensbewegung Pax Christi. Das Anliegen der Qualität den in katholischen Kindertagesstätten hat er bereits in den vergangenen Jahren in mehreren Projekten und Funktionen auf diözesaner, auf Landes- und auf Bundesebene vertreten.
„Mich berühren die Offenheit der Kinder, ihr Staunen über unsere vielfältige Welt und ihr intuitives Fragen nach einem tieferen Zusammenhang“, beschreibt Paul Nowicki seine Faszination für das Thema der frühkindlichen Bildung. „Mit den Kindern den Schatz des Glaubens zu heben, ist eine spirituelle Erfahrung und lehrt nicht nur sie, sondern auch mich.“ Die Arbeit in den katholischen Kindertagesstätten bedeutet für ihn auch ein Eintauchen in die Lebenswelt der Familien. „Im Gespräch mit Eltern und Familien geht es oft um Themen, die im rein kirchlichen Kontext eine eher untergeordnete Rolle spielen, die einen als Mensch und Seelsorger aber umso mehr fordern“, blickt er auf „unzählige positive und inspirierende Erlebnisse“ zurück. Ebenso wichtig sind ihm die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kindertagesstätten. „Die Teams sind pädagogisch hoch kompetent. Sie leiten und begleiten die Kinder auch auf ihrem Glaubensweg und bleiben dennoch Suchende, die nach theologischer und spiritueller Begleitung fragen.“
Da die Einsatzorte als KTK-Geschäftsführer vielfältig und über das ganze Bundesgebiet verteilt sind, behält Paul Nowicki seinen privaten Wohnsitz in Speyer. „Als Seelsorger und Diakon werde ich mich, soweit es die neue Tätigkeit zulässt, weiterhin ehrenamtlich in Speyer einbringen“, kündigt Paul Nowicki an.
Bistum Speyer 18.05.2022
Katholische Erwachsenenbildung mit neuem Newsletter-Angebot
Interessenten erhalten einmal im Monat Hinweise auf ausgewählte Veranstaltungen
Speyer – Die Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Speyer hat ein neues Newsletter-Angebot gestartet. Interessenten erhalten einmal pro Monat Hinweis auf ausgewählte Veranstaltungen. „Mit dem Newsletter bleiben Bildungs-, Glaubens- und Kulturinteressierte auf dem Laufenden, zu welchen Themen gerade interessante Veranstaltungen im Programm sind“, erklärt Ingo Faus, der Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Speyer. „Man muss nicht selbst auf verschiedenen Internetseiten recherchieren, sondern bekommt die Informationen vorausgewählt, gebündelt, regelmäßig und frei Haus auf den heimischen Computer.“ Der monatlich erscheinende Newsletter enthält Hinweise auf ausgewählte Veranstaltungen unterschiedlicher Anbieter aus dem Feld der Katholischen Erwachsenenbildung. „Außerdem weisen wir frühzeitig auf interessante Termine in den Folgemonaten hin“, macht Ingo Faus neugierig. Zum inhaltlichen Profil des Newsletters gehören außerdem Hinweise auf inhaltliche Beiträge und Impulse auf der Internetseite der Katholischen Erwachsenenbildung.
„Bei der Auswahl der Veranstaltungen, die wir in den Newsletter aufnehmen, achten wir sowohl auf eine inhaltliche Vielfalt als auch auf regionale Ausgewogenheit. Dabei beziehen wir auch digitale Veranstaltungen mit ein“, erläutert Ingo Faus. Er sieht den Newsletter als Ergänzung zum gedruckten Magazin der Katholischen Erwachsenenbildung. „Im Newsletter können wir auch kurzfristig organisierte Veranstaltungen berücksichtigen“, wirbt er für ein Abonnieren des neuen Angebots.
Anmeldung für den Newsletter der Katholischen Erwachsenenbildung:
Speyer – Unter dem Motto „Alles hat seine Zeit…“ lädt die Hospiz- und Trauerseelsorge des Bistums Speyer Trauernde vom 15. Juli bis 17. Juli zu einem Wochenende in das Priester- und Pastoralseminar Speyer (Am Germansberg 60) ein.
„Nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen gibt es ganz unterschiedliche Wegstücke auf dem Trauerweg“, erklärt Kerstin Fleischer, Referentin für Hospiz- und Trauerseelsorge im Bistum. „Da gibt es Zeiten, da muss ich funktionieren, da bin ich gefühllos, betäubt, wie erstarrt. Aber es gibt auch Zeiten, da kann ich reden, klagen, schweigen, da habe ich Schuldgefühle und bin traurig oder gar richtig wütend. Schließlich gibt es Zeiten, da suche ich einen neuen Weg.“
An dem Wochenende soll es darum gehen einen Weg zu finden, diese Gefühle und Empfindungen in ganz unterschiedlichen Formen auszudrücken – über das Reden hinaus. Mit Musik, Körperarbeit oder kreativem Gestalten und Ritualen können andere Ausdrucksformen für die Trauer ausprobiert werden. Eingeladen sind Trauernde, die bereit sind, den Abschied noch einmal bewusst nachzuvollziehen und hoffen, ein Stück Verwundung und Schmerz ablegen zu können. Der Verlust eines nahen Menschen sollte mindestens sechs Monate zurück liegen.
Die Leitung der Veranstaltung liegt in Händen von Diana Koll (Trauerbegleiterin und Systemische Beraterin) und Heribert Kampschroer (Pastoralreferent / Trauerbegleiter). Die Kosten für das Wochenende (Freitag, 17 Uhr bis Sonntag, 14 Uhr) betragen 280,00 Euro (inkl. Kursgebühr und Vollverpflegung).
Bistum Speyer stellt seine Vision der Segensorte vor
Stand auf dem Katholikentag in Stuttgart – Veranstaltungen mit „Speyerer-Beteiligung“
Speyer / Stuttgart – Auf der Kirchenmeile des 102. Katholikentages in Stuttgart vom 25. bis 29. Mai, geben die deutschen Bistümer mit Ständen einen Einblick in die aktuellen Schwerpunkte ihrer Arbeit. Das Bistum Speyer präsentiert sich dort mit seiner Vision der Segensorte. Segen wird hier ganz konkret erfahrbar. So bekommen die Besucherinnen und Besucher einen persönlichen Segen zugesprochen, den sie mit Hilfe von Segenskarten und Segensbänder an andere weitergeben können. Es dürfen Segensorte markiert werden – und natürlich gibt es für die Besucherinnern und Besucher auch wieder ein Gläschen Pfälzer Wein. Die Bistumszeitung „der Pilger“ lädt zur Teilnahme an einem kleinen Gewinnspiel ein.
Der Stand des Bistums Speyer befindet sich im Stadtgarten im Max-Kade-Weg bei der Universitätsbibliothek. Er ist am Donnerstag von 11 bis 19 Uhr, am Freitag von 10.30 bis 19 Uhr und am Samstag von 10.30 Uhr bis 18.00 mit einem Team von Mitarbeitenden des Bistums und der Peregrinus GmbH besetzt.
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann wird an zwei Veranstaltungen teilnehmen und auf dem Podium mitdiskutieren:
Termine mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann:
Samstag, 28. Mai, 14.00–15.30 Uhr
Großes Podium: Vollmacht? Ohnmacht? Macht nix?
Gewaltenteilung: Gesellschaft ja – Kirche nein? – Der Synodale Weg im Kontext
Drei Theologiestudierende haben trotz Corona-Pandemie erfolgreich die Abschlussprüfung bei der Landeskirche absolviert.
Speyer (lk) – Ihr Erstes Theologisches Examen haben drei Theologiestudierende in der vergangenen Woche vor der Prüfungskommission der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer abgelegt: Julian Kraul, Elisabeth Lang und Elisa Koch haben damit ihr Studium abgeschlossen.
Danach haben die Examinierten entweder die Möglichkeit, in den Vorbereitungsdienst, das Vikariat, zu gehen oder in der theologischen Forschung an der Universität zu promovieren. Julian Kraul wird mit dem Vikariat beginnen. Elisabeth Lang und Elisa Koch werden erst später in den Vorbereitungsdienst als zukünftige Pfarrerinnen wechseln und sich in der Zwischenzeit anderen beruflichen Vorhaben widmen.
Oberkirchenrätin Dorothee Wüst, Vorsitzende der Prüfungskommission, zeigte sich dankbar und erfreut darüber, dass sich die drei Theologiestudierenden trotz der erschwerten Bedingungen während der Corona-Pandemie dem Ersten Theologischen Examen unterzogen haben. Die Überreichung der Abschlusszeugnisse sei für Wüst in diesem Jahr eine besondere Ehre und ein Vergnügen. Im Rückblick auf die Lernzeit im Studium sagte die Oberkirchenrätin den Examinierten: „All das, was Sie gelernt haben, soll Ihnen nicht nur durch das Hirn, sondern auch durch das Herz gehen und ein Teil Ihrer Persönlichkeit werden“. Vor allem die Glaubensbildung sei nach Ansicht von Wüst ein lebenslanger Prozess. Aus eigener Erfahrung wisse sie, wie wichtig es sei, täglich neue Sichtweisen zu gewinnen und neue Perspektiven zu erfahren.
In Deutschland kann man an 21 Universitäten und kirchlichen Hochschulen Theologie studieren. Zu den Fächern gehören Altes und Neues Testament, Kirchengeschichte und Praktische Theologie, Dogmatik und Ethik. Die Landeskirche führt eine Liste der Theologiestudierenden. Wer auf der Liste geführt wird, erhält Einladungen zu Tagungen, kann Beratung und Begleitung in Anspruch nehmen sowie finanzielle Unterstützung erhalten.
Informationen zum Theologiestudium gibt es beim Landeskirchenrat: Dezernat.2@evkirchepfalz.de oder Telefon 06232 667 112.
10.07.2020
Mit Aufmerksamkeit Gerechtigkeit herstellen
Nach 24 Jahren hat der Vorsitz des Verfassungs- und Verwaltungsgerichts der Landeskirche gewechselt: Helmut Damian übergibt den Staffelstab an seinen Nachfolger Harald Jenet.
Speyer (lk) – Auf den Tag genau 24 Jahre, von 1996 bis Ende Juni 2020, stand Helmut Damian als ehrenamtlicher Vorsitzender im Dienst des Verfassungs- und Verwaltungsgerichts der Evangelischen Kirche der Pfalz. Am Mittwoch ist er feierlich verabschiedet worden. Er übergibt den Vorsitz an Harald Jenet, der im Hauptamt Präsident des Landgerichts Frankenthal ist.
Der scheidende Vorsitzende Damian war in seinem Hauptamt zuletzt als Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht in Neustadt tätig. Zuvor konnte er in der Verwaltung, als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesverfassungsgericht und als abgeordneter Richter am Oberverwaltungsgericht Koblenz Erfahrungen sammeln. In seinem Ehrenamt am Kirchengericht befasste sich der promovierte Jurist insbesondere mit dienstrechtlichen, baurechtlichen und wahlrechtlichen Streitigkeiten zwischen Gemeinden, Pfarrerinnen oder Pfarrern und der Landeskirche.
Damian bearbeitete zirka 60 Verfahren. „Beispielsweise ging es um Eingriffe in die Besoldungsordnung, um die Rückforderung von Fördermitteln für Baumaßnahmen oder um aufsichtliche Verfügungen, wenn beispielsweise Denkmalschutzauflagen nicht eingehalten wurden“, blickt Damian zurück. Außerdem befasste er sich als Gerichtsvorsitzender mit den Befugnissen der Kirchengemeinden, des Landeskirchenrats, der Kirchenregierung und der Synode sowie dem Verhältnis dieser Organe der Landeskirche zueinander. „Das sind häufig Fragen, die keine breite Öffentlichkeit bekommen, aber sehr wichtig sind“, so Damian.
Im Ehrenamt kam dem Speyerer die Erfahrung aus seinem Hauptamt zu Gute. „Es gibt viele Parallelen zum staatlichen Recht, aber doch Besonderheiten im Kirchenrecht. Beispielsweise ist die Gewaltenteilung im presbyterial-synodalen Konstrukt enthalten, aber doch nicht eins zu eins übertragbar“, erklärt der pensionierte Jurist.
Sein Engagement für das kirchliche Gericht erklärte Damian mit seiner kirchlichen Bindung. Er sei mit Kirchenmusik sozialisiert worden, erzählt der 68-Jährige. „Es ist gut, dass der Stab jetzt an den neuen Vorsitzenden Harald Jenet weitergegeben wird“, sagt Damian. „Wie staatliche Gerichte sind auch die kirchlichen zeitgebunden“. Ihnen tue es gut, wenn sie nach gewisser Zeit neu besetzt würden und sich an die Zeit anpassen könnten.
Damian geht zufrieden in den Ruhestand als Ehrenamtlicher: „Ich habe mir zum Abschluss meiner Tätigkeit zu Dokumentationszwecken nochmals alle von mir geführten Verfahren angeschaut. Dabei habe ich eine Akte mit einem Schriftsatz in Händen gehabt, der mich bis heute freut. Ein Kläger, der während des Verfahrens sehr unwirsch und konfrontativ aufgetreten war, schrieb nach dessen Abschluss, dass er den Glauben an die Gerechtigkeit wiedererlangt habe. Das hört man als Jurist gerne“, so der Speyerer.
Damians Anliegen war es immer, den „Rechtsfrieden zwischen den Streitparteien herzustellen. Dazu genügt häufig schon die Möglichkeit, gehört zu werden und Aufmerksamkeit zu bekommen“. Durch Kommunikation könne man viel erreichen, zieht Damian Resümee aus den vielfach einvernehmlichen Entscheidungen und Vergleichen, die er erzielen konnte.
Geschätzt hat Damian die Zusammenarbeit mit den Kollegen im kirchlichen Verfassungs- und Verwaltungsgericht. Dazu zählten neben dem Vorsitzenden ein rechtskundiger Beisitzer, eine geistliche Beisitzerin sowie zwei nicht-geistliche Beisitzer, „die meist aus der öffentlichen Verwaltung kamen und ihren praktischen Blick in die Entscheidungen einbrachten“.
Nach dem Abschied vom Kirchengerichtsvorsitz wird Damian weiter ehrenamtlich tätig sein: Er will sich bei den Kirchenwahlen am 29. November als Presbyter in seiner Kirchengemeinde aufstellen lassen und singt im Kirchenchor, „sobald Corona das Singen wieder zulässt“.
10.07.2020
„Den Messenger-Gottesdienst kann jeder aktiv mitgestalten“
Die Netzgemeinde „DA_ZWISCHEN“ hat sich Neues einfallen lassen, um trotz Corona miteinander in Verbindung zu bleiben
Beim Stichwort „Digitale Gottesdienste“ denken die meisten zunächst an Livestream-Übertragungen. Doch das Feld der digitalen Gottesdienste ist viel weiter: Da gibt es zahlreiche kreative Formen und innovative Formate, teilweise auch mit einer Verbindung von digitalen und analogen Elementen. Die Netzgemeinde „DA_ZWISCHEN“ hat in der Zeit der Corona-Beschränkungen einen speziellen „Messenger-Gottesdienst“ entwickelt. Was es damit auf sich hat und welche Erfahrungen damit verbunden sind, erläutert Felix Goldinger, Pastoralreferent im Bistum Speyer und Teil des zehnköpfigen Teams der Netzgemeinde „DA_ZWISCHEN“.
Seit wann gibt es in der Netzgemeinde das Angebot digitaler Gottesdienste?
Felix Goldinger:Die digitalen Gottesdienste sind in Zusammenhang mit den Beschränkungen durch die Corona-Pandemie entstanden. Als sich zeigte, dass wir Ostern nicht wie gewohnt feiern können, überlegten wir uns, wie eine digitale Alternative aussehen könnte. An Palmsonntag haben wir dann den ersten Messenger-Gottesdienst gefeiert.
Ist ein digitaler Gottesdienst mit einem Gottesdienst in einer Kirche vergleichbar? Was ist gleich? Was ist anders?
Felix Goldinger:Unsere Gottesdienste funktionieren per Chat: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begegnen uns auf WhatsApp, Facebook-Messenger, Notify oder Telegram. Sie chatten mit uns, wie man es im Freundeskreis tut. Das ist unsere Art der feiernden Gemeinschaft. Deshalb findet der Gottesdienst auch immer im „Du“ statt.
In der Netzgemeinde suchen wir nach einem Weg, unsere reiche Tradition neu zu deuten: Dabei sind uns sowohl digitale Gepflogenheiten wichtig als auch eine Übersetzung in unsere Zeit. Insofern gibt es in unseren Messenger-Gottesdiensten bekannte Elemente wie etwa zu Beginn der Gruß mit dem Kreuzzeichen, aber auch Dinge, die eben anders ablaufen.
Wir haben beispielsweise eine Fronleichnamsprozession als Podcast-Reihe gestaltet: Wanderschuhe an, Stöpsel in die Ohren und mit inspirierenden Gedanken unterwegs sein. Die Teilnehmenden haben uns im Anschluss Videos von ihren „Prozessionsschritten“ geschickt. Daraus wurde ein Segensvideo zum Abschluss des Tages, dass zeigte, wie viele Menschen an unterschiedlichen Orten dabei waren.
Die Gemeinschaft transparent zu machen, obwohl wir nicht einen Kirchenraum teilen: Das ist uns wichtig. Vor allem die Möglichkeit, unsere Gottesdienste zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten zu feiern, unterscheidet unser Format am deutlichsten von einem Gottesdienst in einer Kirche.
Worauf legt Ihr bei den digitalen Gottesdiensten besonderen Wert?
Felix Goldinger:Besonders wichtig sind uns Beteiligung und Interaktion: die Teilnehmenden unserer Gottesdienste können den Verlauf der Feier mitgestalten und eigene Ideen und Ansichten einbringen. Außerdem bieten wir immer ein persönliches Gespräch an: unsere Gottesdienste sollen die persönliche Begegnung auch im digitalen Raum ermöglichen.
Praktisch funktioniert das so, dass nach dem Schlusssegen im Chat eine Nachricht verschickt wird, die fragt, ob die Teilnehmerin, der Teilnehmer nun in einen persönlichen Chat mit einer Seelsorgerin oder einem Seelsorger gehen möchte. Wir erleben da sehr tiefe Begegnungen und Gespräche.
Was unterscheidet die digitalen Gottesdienste der Netzgemeinde von den Livestream-Gottesdiensten, die in den vergangenen Wochen von vielen Bistümern und Pfarreien übertragen wurden?
Felix Goldinger:Unsere Gottesdienste sind keine Eucharistiefeiern. Wir feiern „den Sonntag“, d.h. wir lehnen uns immer an das Evangelium des Sonntags an und übertragen die Frohe Botschaft in unseren jeweiligen Kontext. Unsere Gottesdienste haben auch keine Leiterin oder Leiter. Jeder Mitfeiernde kann selbst entscheiden, wie schnell oder ausführlich er am Gottesdienst teilnehmen kann und will. Oft bieten wir deshalb Auswahlmöglichkeiten an: Verschiedene Textlängen zum Beispiel oder auch unterschiedlich aufbereitete Impulsgedanken.
Welche Erfahrungen macht die Netzgemeinde mit den digitalen Gottesdiensten? Welchen Zuspruch erfährt dieses Angebot?
Felix Goldinger:Jedes Wochenende feiern wir mit 300 bis 400 Personen. Dabei sind nur die Personen gezählt, die aktiv bis zum Ende mit uns feiern und bei Interesse das Gesprächsangebot im Anschluss nutzen. Insgesamt gehören zwischenzeitlich knapp 3.500 Personen zur Netzgemeinde da_zwischen.
Wir sind ziemlich überwältigt von diesem großen Zuspruch. Immer wieder melden sich Mitfeiernde dankbar zurück – das freut uns natürlich sehr. Für einige ist diese Möglichkeit wichtig, weil eine Teilnahme an einem Gottesdienst in der eigenen Gemeinde noch zu risikoreich ist – andere melden uns zurück, dass die Flexibilität, die andere Sprache und Musikauswahl für sie besonders wichtig geworden sind.
Wer sind die Menschen, die gern digitale Gottesdienste mitfeiern? Kann man zum Beispiel über die Altersstruktur etwas aussagen?
Felix Goldinger:Bei da_zwischen ist es schon immer ziemlich bunt: junge Menschen sind genauso dabei wie Senioren. Alle eint sicherlich die Sehnsucht nach einer zeitgemäßen Form, den christlichen Glauben kennenzulernen und Sorgen und Hoffnungen des Alltags zu teilen. Jetzt in Corona-Zeiten ist auch das Thema Kontakt, Austausch und Nähe besonders wichtig. Es gibt Personen, die eigentlich immer mit uns feiern, aber auch immer wieder Menschen, die das Angebot erstmalig oder einmalig nutzen.
Wann findet der nächste digitale Gottesdienst in der Netzgemeinde statt? Auf welchem Weg kann ich den Gottesdienst mitfeiern?
Felix Goldinger:Wir feiern noch bis 26. Juli jeden Sonntag – und nach den Sommerferien wieder ab 24. August. Der erste Messenger-Gottesdienst nach den Ferien wird am 30. August stattfinden.
Wie regelmäßig finden in der Netzgemeinde digitale Gottesdienste statt?
Felix Goldinger:Wir haben uns vorgenommen, vorerst jede Woche und zu besonderen Feiertagen einen Messenger-Gottesdienst anzubieten. Wir sind gespannt, was aus diesem neuen Format entstehen wird. Glücklicherweise ist das Team sehr gewachsen. Die Gottesdienste bereitet nicht nur das „Team Speyer“ vor, sondern auch Kolleginnen und Kollegen aus Würzburg, Freiburg und Köln. Außerdem haben in der Corona-Zeit einige Seelsorgerinnen und Seelsorger ihre Unterstützung für den persönlichen Chat angeboten. Das ermöglicht es uns, nicht nur regelmäßig Gottesdienste anzubieten, sondern auch eine große Vielfalt: Jeder hat seinen eigenen Stil und eigene Ideen. Das ist großartig.
Gibt es neben der Netzgemeinde noch andere Anbieter von digitalen Gottesdiensten im Netz?
Felix Goldinger:Klar – es gibt im Netz viele unterschiedliche Gottesdienstangebote. Neben Streams gibt es noch andere Formate von rein digitalen und hybriden Formen – also Gottesdiensten, die digital und analog stattfinden können. Ob es noch andere Messengergottesdienste gibt, weiß ich nicht. Zum Glück ist die Netzgemeinde DA_ZWISCHEN aber sehr flexibel und darf gerne weiterwachsen: Wir freuen uns über jeden, der zu uns findet.
Ehrenamtliche seit dem 4. Juli wieder in der Kathedrale präsent
Speyer – Seit dem 4. Juli wartet der Speyerer Dom wieder mit einem besonderen Angebot auf: Mitglieder der Dompfarrei stehen Besuchern der Kathedrale als persönliche Ansprechpartner für Fragen oder bei besonderen Anliegen zur Verfügung. Ziel ist es, den Gästen den Dom als Gotteshaus zu zeigen – in der Begegnung mit Menschen vor Ort. Der Dom-Besucherdienst ist mittwochs, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr im Einsatz.
Die „Basisstation” des Besucherdienstes befindet sich im südlichen Seitenschiff. Dort gibt es auch Auskunft über Aktivitäten der Dompfarrei und des Bistums sowie über spirituelle Angebote. Darüber hinaus ist eine ständige „mobile Präsenz“ im Dom unterwegs. Ihre Aufgabe: Den Dom-Besuchern an besonders markanten Punkten Rede und Antwort zu stehen – etwa in der Krypta, in der Taufkapelle oder am viel besuchten Kerzenständer. Für Einzelpersonen besteht die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch.
Bereits vor mehr als 10 Jahren wurde der Dom-Besucherdienst ins Leben gerufen. Lange wurde er von drei Schwestern des Instituts St. Dominikus koordiniert und wesentlich mitgestaltet. Die Schwestern hatten ihren Dienst altersbedingt einstellen müssen und die Corona-Pandemie sorgte für eine verlängerte Winterpause. Das Angebot wird nun von Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Kohl organisiert.
Bistum Speyer 10.07.2020
Grabplatte mit lateinischem Namen und römischen Zahlen
Bischof Anton Schlembach hat im Speyerer Dom auf der Ebene des Pfarraltars in der Nähe der Marienstatue seine letzte Ruhestätte – Mehr als 40 Bischöfe liegen im Dom begraben
Speyer – Wer in diesen Tagen im Speyerer Dom das Grab von Bischof Anton Schlembach besucht, dem fällt die etwas hellere Grabplatte auf der Ebene des Pfarraltars auf. Dort hat Bischof Schlembach, der am 15. Juni dieses Jahres im Alter von 88 Jahren verstorben ist, seine letzte Ruhestätte gefunden.
„Die Grabplatte wurde aus Udelfanger Sandstein angefertigt“, erklärt Dombaumeisterin Hedwig Drabik. Der Stein werde im Lauf der Zeit noch etwas dunkler werden. Dafür sorgen die Rußpartikel der Kerzen, die im Dom bei Gottesdiensten und vor dem Standbild der Mutter Gottes regelmäßig angezündet werden. Der Sandstein kommt aus der Region und wurde in Udelfangen in der Nähe von Trier gebrochen. „Der Udelfanger Sandstein ist ein weicher Stein, der aufgrund seiner Feinkörnigkeit bei Steinbildhauern sehr geschätzt ist. Er wird nicht nur regional verbaut, sondern auch ins Ausland und nach Übersee geliefert“, erläutert die Dombaumeisterin.
Die Inschrift auf der Grabplatte lautet „Antonius Schlembach EPS MCMLXXXIII-MMVII“ und ist mit Messingbuchstaben ausgeführt. Es ist in Kathedralen allgemein üblich, dass der Name des Bischofs in lateinischer Schrift angegeben wird. Die Abkürzung „EPS“ ist ebenfalls lateinisch und steht für „Episcopus“, auf Deutsch „Bischof“. Es folgen die römischen Jahreszahlen, die Anfang und Ende seines Pontifikats angeben. Bischof Schlembach hatte das Bistum Speyer von 1983 bis 2007 geleitet.
Schlembachs Grab befindet sich in einer Reihe mit den Gräbern seiner Amtsvorgänger Konrad von Busch (Bischof von Speyer von 1905 bis 1910), Bonifatius von Haneberg (1872 bis 1876) und Nikolaus von Weis (1842 bis 1869). Die Nähe zum Gnadenbild der Mutter Gottes passt gut zu Bischof Schlembach. Er hat Maria sehr verehrt und immer deutlich gemacht, zum Beispiel beim Besuch ausländischer Staatsgäste, dass der Speyerer Dom nicht nur ein Kaiserdom, sondern auch ein Mariendom ist.
Insgesamt haben mehr als 40 Bischöfe ihre letzte Ruhestätte im Speyerer Dom. Das früheste Bischofsgrab stammt aus der Zeit des salischen Dombaus um 1030. Seit der Wiedererrichtung des Bistums 1817 wurden neun Bischöfe im Speyerer Dom beigesetzt.
Bischof Schlembach, der 95. Bischof des Bistums Speyer, wurde am Hochfest Johannes des Täufers am 24. Juni mit einem Requiem unter Leitung seines Nachfolgers Dr. Karl-Heinz Wiesemann feierlich beigesetzt. Konzelebranten waren der Bamberger Erzbischof und Metropolit Dr. Ludwig Schick, der Würzburger Bischof Dr. Franz Jung, der Speyerer Weihbischof Otto Georgens und Pfarrer Josef Szuba als Vertreter des Speyerer Klerus. An dem Requiem nahmen zehn Bischöfe aus anderen Bistümern und zahlreiche hochrangige Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft teil.
Rückblick auf das Requiem für Bischof Anton Schlembach:
Neue Perspektiven für intensivere Zusammenarbeit bei ökumenischem Gipfeltreffen der Leitungen von evangelischer und katholischer Kirche
Speyer (is/lk) – Bei einem ökumenischen Gipfeltreffen haben die Evangelische Kirche der Pfalz und das Bistum Speyer ihre Absicht bekräftigt, künftig noch intensiver zusammenzuarbeiten. Unter dem Motto „Zusammen wachsen“ soll vor allem die Kooperation auf der Ebene der Leitung und Verwaltung verstärkt werden. Die Leitungsgremien beider Kirchen – der Allgemeine Geistliche Rat auf katholischer Seite und das Kollegium des Landeskirchenrats auf evangelischer Seite – haben am 30. Juni im Speyerer Priesterseminar erstmals gemeinsam getagt.
„Wir stehen als Kirchen vor ähnlichen Herausforderungen und sehen als gemeinsamen Auftrag, in die teilweise sehr harten und schmerzhaften Umbrüche der Welt hinein die christliche Botschaft von Glaube, Liebe und Hoffnung zu bezeugen“, erklärten Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Kirchenpräsident Christian Schad. In vielen Feldern wirken die beiden Kirchen schon eng zusammen, zum Beispiel in der Hospizhilfe, der ambulanten Pflege, der Telefon- und Notfallseelsorge, ebenso beim gemeinsamen Eintreten für Frieden, globale Gerechtigkeit und Klimaschutz. „Da ist großes Vertrauen zwischen uns gewachsen“, stellten Kirchenpräsident und Bischof übereinstimmend fest. Jetzt wollen sie auf diesem Weg weitere Schritte gehen, um die Kräfte noch stärker zu bündeln. Denn es zeichnet sich ab, dass die personellen und finanziellen Spielräume in beiden Kirchen enger werden. „Umso mehr muss die Ökumene zur Grunddimension werden, die all unser Tun durchdringt. Die unterschiedlichen Traditionen sollen nicht der gegenseitigen Abgrenzung dienen, sondern das ökumenische Miteinander bereichern.“
Beim Treffen der kirchlichen Leitungsgremien wurden zum Beispiel im Blick auf die Fort- und Weiterbildung, die Beratungsdienste von Caritas und Diakonie und die gemeinsame Nutzung kirchlicher Immobilien Perspektiven einer weitergehenden Zusammenarbeit entwickelt. „Wir wollen uns nicht zurückziehen, sondern die Gesellschaft weiterhin aktiv mitgestalten. Dabei geht es uns nicht um die eigene Relevanz als Kirche, sondern um die Lebensdienlichkeit der christlichen Botschaft“, betonten Schad und Wiesemann. Bereits bei der ökumenischen Pfingstvesper im Speyerer Dom hatten sie die gemeinsame Überzeugung ausgedrückt, dass „unser Zeugnis wirksamer und glaubwürdiger ist, wenn wir gemeinsam reden und handeln, wo immer es theologisch möglich und strukturell sinnvoll ist.“
Die Bündelung der Kräfte soll zugleich Freiräume schaffen, um in gemeinsamen Initiativen für den christlichen Glauben zu werben. Auch besteht die Hoffnung, dass die stärkere Zusammenarbeit auf den Ebenen der Leitung und Verwaltung positiv auf das ökumenische Miteinander in den Gemeinden ausstrahlt. Die Leitungsgremien setzten bei ihrer Zusammenkunft in Speyer eine gemeinsame Arbeitsgruppe ein, die den Prozess des ökumenischen Zusammenwachsens koordinieren soll. Die Überlegungen werden in der zweiten Jahreshälfte in die Beratungen der evangelischen Landessynode und der katholischen Diözesanversammlung eingebracht.
Thomas Söding: „In unterschiedlichen Formen kommt der gleiche Glaube zum Ausdruck“
Am Nachmittag referierte Thomas Söding, Professor für Neutestamentliche Exegese an der Ruhr-Universität Bochum, über ein Anfang des Jahres in die Diskussion gebrachtes Votum des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen in Deutschland zur Frage von Eucharistie und Abendmahl. Dieses hatte eine wechselseitige Einladung zu Eucharistie und Abendmahl angeregt. „Die Trennung am Tisch des Herrn, die Protestanten und Katholiken jahrhundertelang praktiziert haben, ist eine offene Wunde am Leib Christi“, sagte Söding und plädierte für eine Deutung aus dem Blickwinkel von „Glaube, Liebe und Hoffnung“. Dieser müsse mit einer Wiederentdeckung der christlichen Freiheit einhergehen. Die wechselseitige Teilnahme an den Feiern von Abendmahl und Eucharistie hält er aus theologischer Sicht für begründbar und möglich, denn in den unterschiedlichen liturgischen Formen und Traditionen komme der gleiche Glaube zum Ausdruck. Es gebe zwischen beiden Konfessionen eine „stabile gemeinsame Basis“ im Verständnis von Eucharistie und Abendmahl. Die verbleibenden Differenzen dürften daher keinen kirchentrennenden Charakter haben.
Christian Schad: „Einladung durch Christus geht jeder konfessionellen Unterscheidung voraus“
Kirchenpräsident Christian Schad bewertete den Vorstoß der Theologen ebenfalls positiv: „Das Papier ist eine Ermutigung dazu, Christi Einladung zu seinem Mahl an die weiterzugeben, die er in der Taufe mit sich verbunden hat“. Auch er sprach sich dafür aus, in der wechselseitigen eucharistischen Gastfreundschaft „dem Vertrauen auf den Geist Gottes sichtbar Ausdruck zu geben“. Dabei gehe es nicht um eine „Bagatellisierung der Unterschiede oder um Gleichmacherei“, sondern um den Respekt davor, dass „die Einladung durch Jesus Christus jeder konfessionellen Unterscheidung zeitlich und sachlich vorausgeht.“ Schad wies in seinem Referat darauf hin, dass am Anfang der Liturgiegeschichte eine „Vielfalt der Feierformen“ gestanden habe. Daraus ergebe sich ein konfessionelles Selbstverständnis, das die „eigene Identität nicht primär als exklusiv bestimmt, sondern als partizipativ an der einen Kirche Jesu Christi“. Auch warte die inner-und außerkirchliche Öffentlichkeit mit guten Gründen „auf sichtbare Fortschritte, die glaubwürdig Zeugnis für das gemeinsame Christusbekenntnis geben“.
10.07.2020
Projekt „Sozialreferent“ im Bistum Speyer startet
Jutta Baltes übernimmt Projektstelle in der Pfarrei Maria Schutz in Kaiserslautern
Speyer / Kaiserslautern – Ab 1. August übernimmt die Diplom-Pädagogin Jutta Baltes die Aufgabe einer „Sozialreferentin“ in der Pfarrei Maria Schutz in Kaiserslautern. Sie ist die Erste, die diesen neuen Beruf innerhalb einer Pfarrei im Bistum Speyer ausüben wird. Die langjährige Jugendreferentin in den Dekanaten Donnersberg und Kusel und bringt vielfältige Erfahrungen im Umgang mit Gruppen, Verbänden und Pfarreien mit. Im Laufe ihrer Tätigkeit betreute sie seit 1990 zahlreiche Projekte, Veranstaltungen und Aktionen, darunter mehrere 72-Stunden-Aktionen und die Mobile Kinder Kirche MOKI.
Bei der offiziellen Begrüßung der neuen Sozialreferentin im Bischöflichen Ordinariat dankte ihr Generalvikar Andreas Sturm für die Bereitschaft, sich auf die neue Aufgabe als Erste einzulassen. „Wir hoffen und wünschen, dass dieses Projekt gut und fruchtbar sein wird.“ Personalchefin Christine Lambrich verwies darauf, dass das Bistum damit einen ganz neuen Beruf einführe. „Andere Bistümer haben schon ihr Interesse bekundet und sind gespannt auf unsere Erfahrungen mit diesem Pilotprojekt.“ Angesiedelt ist das Projekt beim Referat für Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten. „Der Pfarreirat bewertet das Projekt positiv und das Pfarreiteam freut sich schon sehr auf die Verstärkung“, erklärte Dekan Steffen Kühn, leitender Pfarrer der Pfarrei Maria Schutz.
„Der Abschied aus der Katholischen Jugendzentrale und der Abteilung Jugendseelsorge fällt mir nach der langen Zeit nicht leicht. Doch ich bin auch froh, dass ich meine Erfahrungen und Kompetenzen jetzt auch in anderen Bereichen einsetzen und Ideen einbringen kann, wie wir als Kirche neue Wege gehen können“, erklärt Jutta Baltes. „Ich bin sehr gespannt auf meine neue Aufgabe und freue mich, dass ich damit Neuland nicht nur für mich, sondern auch für die Diözese betreten darf.“
Der Beruf „Sozialreferent“ ist eine neue Funktion innerhalb einer Pfarrei. Als Mitglied im Pastoralteam sind Sozialreferenten für die Begleitung und Fortschreibung der Sozialraum-Analyse der Pfarrei zuständig. Sie wirken bei der Umsetzung der sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Ausrichtung des sozialen und caritativen Engagements der Pfarrei mit. Grundlage dafür ist das jeweilige Pastorale Konzept einer Pfarrei. Zu den Aufgaben der Sozialreferenten gehört außerdem die Vernetzung der unterschiedlichen Akteure in diesem Bereich und die Gewinnung, Qualifizierung und Begleitung von ehrenamtlich Engagierten. Voraussetzung für die Tätigkeit ist eine sozial- oder humanwissenschaftliche Qualifizierung.
Die Pilotphase des Projektes „Sozialreferent“ ist auf fünf Jahre ausgelegt. Anschließend erfolgt eine Evaluierung. Neben Kaiserlautern Maria Schutz soll es weitere Projektstellen geben, an welchen Orten steht noch nicht fest.