Ein neues Domizil für Schweine, Rinder, Ziegen & Co.
Neuer Streichelzoo im Zoo Heidelberg nimmt Form an
Während der Schließung geht das Leben im Zoo Heidelberg weiter. Auf der Fläche neben der Explo-Halle arbeiten Bauleute und Handwerker mit großem Einsatz. Dort entsteht der neue Streichelzoo, wo sich die Zoo-Besucher künftig über Nutztierhaltung informieren können. Herzstück des rund 3300 qm großen Areals ist ein moderner Fertigstall. Hier finden Schweine, Rinder, Ziegen, Schafe, Esel und Ponys ein neues Zuhause. Eine besondere Didaktik rundet das Thema anschaulich ab: An der interaktiven Erlebnisausstellung „Vom Alltagsbraten zum Sonntagsbraten“, die bereits im Eingangsbereich des Zoos zu sehen war, erfahren große und kleine Besucher Spannendes zum Thema Fleischkonsum und das Leben der Tiere, von denen wir Menschen leben.
Im begehbaren Kontaktgehege kommen Besucher den Schafen und Ziegen ganz Nahe und können die Tiere dort füttern oder streicheln. An den erhöhten Liege- und Spielflächen stellen die kleinen Wiederkäuer ihre Kletterkünste unter Beweis. Im angrenzenden Gehege erhalten die Schweine ein neues Domizil. Gleich zwei Besonderheiten bietet die Anlage den Tieren: Ein 0,9 Meter tiefes Becken und eine großzügige Suhle laden zum Baden und Spielen ein. „Schweine lieben es, sich im Schlamm zu suhlen und gehen gerne ins Wasser. Besonders an warmen Tagen regulieren sie dadurch ihre Körpertemperatur“, erklärt Dr. Barbara Bach, die das Projekt begleitet. Zudem können die Besucher im Stall Bekanntschaft mit neuen Zoo-Bewohnern machen. Die Shetland-Ponys und Hausesel teilen sich ihr Gehege ab Sommer 2021 mit zwei Hinterwäldler-Rindern, die als Vertreter einer alten, bedrohten Haustierrasse in die Anlage einziehen werden.
Neben den Begegnungen mit den Tieren
stehen in diesem neuen Zoo-Areal die Themen Ernährung und Fleischkonsum im
Fokus. An der interaktiven Ausstellung „Vom Alltagsbraten zum Sonntagsbraten“,
die von der Klaus Tschira Stiftung gefördert wurde, setzen sich Besucher spielerisch
mit den Themen Fleischkonsum, den Lebensbedingungen der Nutztiere und den
unterschiedlichen Gütesiegeln auseinander. Zoodirektor Dr. Klaus Wünnemann
erklärt das Konzept: „Wir möchten die Besucher zum Nachdenken anregen. Es geht
darum, Fleisch und tierische Produkte bewusst zu konsumieren. Wenn wir mit der
Ausstellung jeden zweiten Besucher dazu bewegen könnten, in der Woche zum
Beispiel ein Schnitzel weniger zu essen, könnten über drei Millionen Kilogramm
Fleisch im Jahr eingespart werden. Wir möchten zeigen, dass man sich als Zoo
trauen kann, auch gesellschaftliche Probleme aufzugreifen und hoffen, als
Vorreiter ein gutes Beispiel für andere Zoos und Institutionen zu sein.“
Tipp: Einen kurzen Baustellen-Rundgang mit interessanten Einblicken gibt es online unter www.zoo-heidelberg.de/deinzoo
Von
wegen – Erdmännchen ist nicht gleich Präriehund!
Sie sind eher klein, haben braunes Fell und mindestens einer von ihnen hält in typisch aufrechter Pose „Wache“. Sie leben in unterirdischen Bauten, sind wahre Höhlen-Baumeister und mit ihrer quirligen Art entlocken sie großen und kleinen Besuchern im Zoo Heidelberg oft ein „Oh, guck mal wie süß!“. Erdmännchen und Präriehunde sehen für viele Zoobesucher zum Verwechseln ähnlich aus. Aber handelt es sich hierbei wirklich um „Doppelgänger“ im Zoo Heidelberg?
Sandra Reichler, Kuratorin für Säugetiere im Zoo Heidelberg klärt auf: „Mit Doppelgängern haben wir es hier definitiv nicht zu tun. Erdmännchen und Präriehunde würden sich in der freien Natur sogar nie über den Weg laufen. Erdmännchen stammen ursprünglich aus Südafrika, Präriehunde aus Amerika. Biologisch gesehen sind Erdmännchen und Präriehunde nicht miteinander verwandt. Es sind nicht nur unterschiedliche Tierarten, sondern sie gehören auch zu verschiedenen Säugetier-Ordnungen: Erdmännchen sind Raubtiere, Präriehunde sind Nagetiere.“
Was die Leibspeise angeht, werden sich Präriehunde und Erdmännchen sich also nie einig. Erdmännchen weisen das typische Raubtiergebiss mit langen Eckzähnen und scharfen Backenzähnen auf. Im Freiland fressen sie alles, was sie überwältigen können, wie Insekten und Würmer oder Skorpione und kleine Reptilien. Zur Fütterungszeit gibt es für sie neben Obst und Gemüse auch tierische Nahrung, wie zum Beispiel Küken, Mäuse, Insekten oder Eier. Präriehunde sind als Vertreter der Nagetiere ausschließlich vegetarisch unterwegs. Sie ernähren sich überwiegend von Gras, nehmen besonders gerne auch Laub, Wurzeln und Kerne zu sich. Mit ihren scharfen, starken Nagezähnen knacken sie aber auch mühelos jede Nussschale.
Und wie können Besucher im Zoo Heidelberg beide Tierarten gut auseinanderhalten? Schließlich sind sich beide Tierarten in der Färbung des Fells und in der Größe ähnlich. Hierfür hat Reichler einen Tipp: „Wenn man den Unterschied nicht gerade am Futter, das im Gehege liegt, erkennen kann, hilft ein genauer Blick. Erdmännchen haben markante dunkel umrandete Augen und eine spitzere Schnauze. Bei manchen Tieren verlaufen auf dem Rückenfell dunklere Querstreifen. Präriehunde haben kleine schwarze Knopfaugen und sind einheitlich hellbraun gefärbt.“ Beim nächsten Besuch im Zoo Heidelberg lassen sich also ab sofort Verwechslungen vermeiden.
Einig ist man sich als Besucher jedoch über den „Herzchenfaktor“. Es macht sowohl bei den flinken Präriehunden als auch bei den neugierigen Erdmännchen richtig Spaß, ihnen beim gemeinsamen Spielen oder Fressen auf der Anlage zuzuschauen. Besonders dann, wenn im Sommer der Nachwuchs die Gruppe richtig aufmischt und für viel Aktivität in den einzelnen Gehegen sorgt. Bei den Erdmännchen und ebenso bei den Präriehunden haben sich die Jungtiere in den letzten Wochen sehr gut entwickelt und zeigen sich gerne den Besuchern im Zoo Heidelberg.
Text: Tiergarten Heidelberg gGmbH Foto: Petra Medan / Zoo Heidelberg 11.07.2020
82 Prozent der Deutschen von Zoos überzeugt
Forsa-Studie
dokumentiert hohe Beliebtheit
Die Deutschen sind Zoo-Freunde: Eine deutliche Mehrheit befürwortet, dass es zoologische Einrichtungen gibt, bewertet deren Artenschutzbemühungen als sehr wichtig und lernt in ihnen Wertschätzung für Tiere kennen. Das ist das Ergebnis der aktuellsten und umfassendsten Studie zur Einstellung der Deutschen gegenüber Zoos, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt hat. „Diese Umfrage-Ergebnisse erfüllen uns mit Stolz“, sagt der Präsident des Verbandes der Zoologischen Gärten, Prof. Dr. Jörg Junhold. Für den Zoo Heidelberg ergänzt Zoodirektor Dr. Klaus Wünnemann: „Wir freuen uns, dass die Ziele unserer Arbeit immer besser verstanden werden und von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung getragen werden.“
Die zentrale Frage der repräsentativen Studie im
Auftrag des Verbandes war jene nach dem Grad der Akzeptanz. Gefragt, ob sie
Zoos in Deutschland befürworten, antworteten überwältigende 82 Prozent mit
„Ja“; lediglich 12 Prozent der Deutschen lehnen demnach Zoos ab, die übrigen
Befragten machten keine Angaben. Erfreulich für die Zoos ist, dass sich der
Zustimmungswert auf diesem hohen Niveau einpendelt; gegenüber der ersten
Auflage der Umfrage 2017 ist er sogar noch um einen Prozentpunkt gestiegen.
Moderne zoologische Gärten haben sich dem Schutz
der schwindenden Biodiversität verpflichtet, indem sie bedrohte Tierarten in
Zoos und im natürlichen Lebensraum pflegen und erhalten. Diese
gesellschaftliche Aufgabe wird von der deutschen Bevölkerung besonders hoch
eingeschätzt. Demnach sagen 65 Prozent der Befragten, dass diese Bemühungen
„sehr wichtig“ sind; für weitere 28 Prozent sind sie „wichtig“. Ähnlich verhält
es sich mit dem Engagement der Zoos vor ihren Toren: 55 Prozent der Deutschen
halten es für „sehr wichtig“, wenn sich Tiergärten und Zoo direkt in den bedrohten
Lebensräumen für die Tiere stark machen, für weitere 36 Prozent ist es noch
„wichtig“. Dr. Klaus Wünnemann, Direktor im Zoo Heidelberg sagt: „Die
Ergebnisse aus der Studie gehen Hand in Hand mit unserem Selbstverständnis als
Zoo: Zoos sind moderne Artenschutzzentren. Im Zoo Heidelberg setzen wir uns mit
unserer täglichen Arbeit dafür ein, den Besuchern zu vermitteln, wie wichtig
Biodiversität und intakte Ökosysteme sind. Mit unseren sorgfältig ausgewählten
Artenschutzprojekten, wie zum Beispiel dem WAPCA-Projekt, das sich dem Erhalt von
bedrohten Westafrikanischen Affenarten verschrieben hat, engagiert sich der Zoo
in einem weltweiten Netzwerk für den Natur- und Artenschutz.“
Die Forsa-Studie zeigt ebenso, dass ein Zoobesuch im 21. Jahrhundert sehr positiv auf die Besucher wirkt. Mehr als zwei Drittel haben nach eigenen Aussagen bei ihrem letzten Besuch etwas über Tiere (11 Prozent „sehr viel“; 58 Prozent „viel“) gelernt. Darüber hinaus entsteht bei einer Mehrheit auch eine emotionale Verbindung: 32 Prozent der Befragten sagen, dass sich ihre Wertschätzung für Tiere durch den Zoobesuch vergrößert hat („voll und ganz“); weitere 48 Prozent stimmen dieser Aussage „eher“ zu. 71 Prozent (20 Prozent „voll und ganz“, 51 Prozent „eher“) sagen, dass sie sich während des Zoobesuches mit der Natur verbunden gefühlt haben. „Dieser Aspekt eines Zoobesuches ist uns besonders wichtig. Wir sehen die Bildung als eine der wichtigsten Aufgaben der Zoos. Mit unseren faszinierenden Tieren und dem Schwerpunkt im Bildungsbereich, der die Themen Tiere, Natur und Technik umfasst, sprechen wir sehr viele Menschen an. Wenn ich sehe, dass Kinder und Erwachsene gleichermaßen staunend dem Löwen auf unserer neuen Löwenanlage Auge in Auge gegenüberstehen, dann kann ich die emotionale Verbindung dort geradezu spüren. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, Menschen für Natur und Tiere zu begeistern. Unser Ziel ist, dass jeder Besucher den Zoo mit einer höheren Motivation, die Natur zu schützen, wieder verlässt“, erklärt Wünnemann.
Text: Tiergarten Heidelberg gGmbH Foto: Petra Medan / Zoo Heidelberg 11.07.2020
Graues Fell und lange Ohren
Nachwuchs
bei den Hauseseln im Zoo Heidelberg
Im Zoo Heidelberg durften sich die Tierpfleger über Nachwuchs freuen! Die schöne Nachricht kam aus dem Eselgehege: Am 23. Juni 2020 wurde dort ein junger Hausesel geboren. Die Geburt fand auf dem Freigelände hinter der Explo-Halle inmitten der kleinen Eselherde des Zoos statt. Jungtier und Mutter geht es gut, beide zeigen sich bereits fit und aktiv auf der Außenanlage.
Der jüngste Zuwachs im Zoo Heidelberg hat graues,
zartes Fell und – für Esel typisch – lange Ohren. Bereits kurz nach seiner
Geburt machte der kleine Eselhengst erfolgreich die ersten Gehversuche.
Inzwischen zeigt er sich, immer in der Nähe seiner Mutter Polly, fit und munter
auf der Anlage. Er erkundet neugierig seine Umgebung und nimmt ersten Kontakt
zu den anderen Herdenmitgliedern auf.
Für Eselin Polly war es die erste Geburt. Auch Esel Charly wurde zum ersten Mal Vater. Ebenso wie für die beiden Elterntiere, ist die Situation für die gesamte Herde ungewohnt. Tierärztin Barbara Bach berichtet: „Wir sind froh, dass die Geburt auf der Anlage so komplikationslos verlief und es Mutter und Jungtiger gut geht. Es ist schön zu sehen, wie entspannt die anderen Herdenmitglieder, Hausesel Chaliza und Poitou-Esel Thibaut, mit dem neuen Mitglied umgehen. Schließlich gab es in der Herde vorher noch keine andere Geburt.“ Die meiste Zeit des Tages verbringen Jungtier und Mutter auf der großzügigen Eselanlage hinter der Explo-Halle im Zoo Heidelberg. Dort sind sie für Besucher zu sehen. „In den ersten Tagen möchten wir Jungtier und Mutter noch ein bisschen Zeit geben, sich in Ruhe kennenzulernen“, so die Zoo-Tierärztin. Daher ist die Außenanlage aktuell in zwei Bereiche geteilt. „Über den Zaun hinweg können Mutter und Jungtier gut Kontakt zum Rest der Herde halten. Die anderen Herdenmitglieder zeigen sich, ebenso wie die Zoobesucher, sehr interessiert am kleinen Eselhengst.“
Der Hausesel ist die domestizierte Form des
Afrikanischen Wildesels. Als Arbeits- und Lastentier ist der Hausesel weltweit
verbreitet. Deren Bestände gelten als nicht gefährdet. Schlechter steht es um
den Afrikanischen Wildesel: Er gilt laut der Roten Liste der IUCN als vom
Aussterben bedroht. Freilebende Wildesel gibt es nur noch in wenigen Gebieten
im Nordosten Afrikas.
Zoobesuch
mit Online-Anmeldung | Besondere Verhaltens- und Hygieneregeln
Für den Zoobesuch während der Corona-Zeit gelten aktuell besondere Regelungen und Einschränkungen: Ein Besuch ist ausschließlich mit Online-Anmeldung möglich. In geschlossenen Räumen gilt für alle Personen ab 6 Jahren eine Maskenpflicht. Angebote im Zoo, wie Erlebnisreiche Rundgänge und Kindergeburtstage sind mit eingeschränkter Teilnehmerzahl wieder möglich. Die Ausstellungshallte ist mit zwei neuen Ausstellungen „Hamsterland“ und „Faszination Moor“ wieder geöffnet. Informationen zu allen geltenden Regelungen und zur Online-Anmeldung unter www.zoo-heidelberg.de/coronainfo.