Geschichte der Juden in der Pfalz – zu Gast in der mittelalterlichen Synagoge zu Speyer
Speyer – Juden hatten zu vielen Zeiten einen schweren Stand. So durften sie zu Zeiten der Römer keine Ämter übernehmen. Ab etwa dem 8. Jahrhundert standen sie unter dem Schutz des Königs. Das bedeutete, dass die Juden gegen die Zahlung besonderer Steuern nach ihren Glaubensüberzeugungen in den Städten leben durften. Religionsfreiheit also gegen Geld.
Wie sie während des Nationalsozialismus behandelt wurden, ist jedem bekannt.
In Speyer zeigt uns ein begeisterter Historiker das mittelalterliche Erbe der Juden mit Synagoge und Bad und erzählt von deren Kultur.
Text & Video: Timo Fledie Foto: Speyer 24/7 News 29.03.2021
Seit Montag, 15.04.2019 liegen 23 weitere „Stolpersteine“ vor 6 Häusern in Speyer. Diese erinnern an die deportierten und ermordeten Juden aus Speyer, welche Opfer des NS Regimes wurden.
Von Daniel Kemmerich
Speyer – Am Montag hat die „Speyerer Stolpersteininitative“ weitere 23 „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig verlegen lassen. Vorangegangen ist eine Gedenkstunde in der neuen Synagoge Beith Schalom am Weidenberg.
Marina Nikiforova, Geschäftsführerin der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, ermahnte, wie wichtig ein Erinnern an dieses dunkelste Kapitel deutscher Geschichte sei. Gerade in Zeiten wieder auflebenden Antisemitismus sei es wichtiger denn je, die Gräueltaten und ihre Opfer nicht zu vergessen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sich die Geschichte wiederholt sondern müssen die Erinnerung wach halten. Kein Mensch ist jemals vergessen solang man seinen Namen nennt“.
Aus der Synagoge ging es vor das Haus „Im Frohsinn 1“, in
dem die Familie Steigleiter bis zu ihrer Vertreibung wohnte. Tochter und Enkel
von Henri Steigleiter sind bei der Stolpersteinverlegung mit dabei und legen
Blumen nieder.
Livevideo von der Verlegung für Stolpersteine für Familie Scharff:
An der zweiten Verlegestelle an diesem Tag, Maximilianstraße 66, sind gleich 12 Angehörige der Familie Scharff dabei ,die dieses Haus bewohnt hatte. Nofretete „Nofi“ Katz trägt ein Gedicht auf deutsch vor, welches ihre Mutter Liesel Scharff anlässlich eines Besuches von Speyer im Jahre 2000 geschrieben hat.
Video des Gedichts:
Anschließend legen sie und ihre Angehörigen ebenfalls Blumen nieder.
Direkt nebenan, bei Maximilianstraße 64, geht die Stolpersteinverlegung weiter. Hier wohnte Familie Cahn bis zu ihrer Deportation und Ermordung. Irene Morgan, Alfred Cahns Lebensgefährtin bis zu seinem Tod 2016, ist mit ihrer Tochter extra aus den USA angereist, um diesen Moment miterleben zu können. Die Fünftklässler des Nikolaus-von-Weis Gymnasiums haben hierfür extra ein von Alfred Cahn geschriebenes Lied „Sind so kleine Bäumchen“ einstudiert und tragen es vor.
An allen Stationen der Stolpersteinverlegung tragen Schülerinnen und Schüler des Nikolaus-von-Weis und Edith-Stein-Gymnasiums die Lebensgeschichte der einzelnen Betroffenen vor. Oberstufenschülerin Julia Senger vom Edith-Stein-Gymnasium hat zusätzlich Familienporträts nach Foto-Vorlagen gemalt, die den Vertriebenen und Ermordeten ein Gesicht geben.
So verwundert es nicht, dass viele der Beteiligten und Umstehenden Tränen in den Augen haben und offen ihre Trauer zeigen. Spätestens als an der letzten Station, Maximilianstraße 47, dem ehemaligen Wohnhaus von Hans-Joachim Mayer, der heute in den USA lebende „Jack“ Mayer, das Kaddisch (jüdisches Totengebet) spricht ist auch der Letzte zutiefst betroffen.
Video jüdisches Totengebet:
Hinzu schildert er lebhaft die Eindrücke, die er als 7 jähriger Junge noch aus Speyer hat. Den schönen Zeiten, als seine Eltern ein Schuhgeschäft besessen haben und er in allen Läden gerne Süßigkeiten probieren durfte. Den Zeiten, als er und sein Bruder von anderen Schülern verfolgt und verprügelt wurde bis hin zu den Zeiten als Nationalsozialisten auf der Hauptstraße marschierten und überall der Hitlergruß gezeigt wurde. Zum Glück gelang ihm und seiner Familie 1938 die Flucht in die USA wo sie zwar von Null auf Starten mussten, aber wenigstens noch sich und ihr Leben hatten. Ein Schicksal, das 6 Millionen jüdische Mitbürger nicht mehr erleben durften.
Und so ist es umso trauriger, dass wir bei der Teilnahme an
der Verlegung der Stolpersteine 5 Menschen unterschiedlichen Alters erklären
mussten, was Stolpersteine überhaupt sind und wofür diese dienen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich einige
Menschen mehr fragen, was es mit diesen Steinen auf sich hat und vor allem, wie
es dazu überhaupt kommen konnte.
Sehen Sie hier das umfassende Fotoalbum zur 2. Stolpersteinverlegung: