Heidelberger Riesenschildkröten gehen auf Urlaubsreise
Ein Abschied auf Zeit bis zum Einzug ins neue Schildkrötenhaus
Im Februar 2022 hatte ein schwerer Sturm das Schildkrötenhaus im Zoo Heidelberg stark beschädigt. Das Dach sowie wichtige Versorgungsleitungen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Glücklicherweise wurde keines der wertvollen Tiere verletzt. Die vier Heidelberger Riesenschildkröten Emil, Iulius, Einstein und Hemingway mussten daraufhin kurzfristig in ein schnell eingerichtetes Notquartier im Kleinen Affenhaus umziehen. Nach Rücksprache mit Experten konnte sich das Zoo-Team inzwischen einen Überblick über das Schadensausmaß schaffen und eine Entscheidung treffen: Das Schildkrötenhaus soll wieder aufgebaut werden, um den Riesenschildkröten auch in Zukunft im Zoo Heidelberg ihr Zuhause zu erhalten. Bis die sympathischen Riesenschildkröten wieder in ihr Zuhause einziehen können, wird es eine Weile dauern. Während der Planungs- und Bauphase werden die Schildkröten daher einen längeren Urlaub im Zoo Prag in Tschechien verbringen.
Wiederaufbau des Gebäudes mit vielen Vorteilen für Umwelt, Tiere und Besucher
Der Sturmschaden am Schildkrötenhaus ist für den Zoo Heidelberg aus finanzieller Sicht eine große Herausforderung, da im Investitionsplan für die nächsten Jahre eine solche Maßnahme nicht vorgesehen war. Es ist jedoch auch eine große Chance, die Haltungsbedingen für die Riesenschildkröten sowie die energetische Versorgung des Hauses, den nachhaltigen Betrieb des Gebäudes und das Besuchererlebnis entscheidend zu verbessern. Für die Wärme- und Energieversorgung soll auf dem Dach eine Photovoltaikanlage zum Einsatz kommen. Im Innenbereich erhalten die Tiere mehr Platz und nach den Umbauarbeiten soll der Zugang zu den Schildkröten auch in den Monaten möglich sein, in denen die Schildkröten nicht auf der Außenanlage zu sehen sind. „Der Sturmschaden hat uns hart getroffen, da wir bei den Investitionen für die kommenden Jahre nicht mit einer Umgestaltung des Schildkrötenhaus gerechnet haben. Wir nehmen es für uns als Herausforderung, dass die Schildkröten mit verbesserten Bedingungen weiterhin bei uns hier in Heidelberg leben können“, erklärt der Kaufmännische Geschäftsführer Thomas Pöschko. Dafür benötigt der Zoo Heidelberg Unterstützung von starken Partnern, von Spendern, von Sponsoren. Ein Grundstock für den Wiederaufbau ist bereits zusammengekommen. Die ersten Abstimmungsgespräche mit dem Umweltamt der Stadt Heidelberg und den Stadtwerken Heidelberg zur energetischen Konzeption haben bereits stattgefunden. „Ich freue mich über die Unterstützung unserer Partner, die mit uns Ideen entwickeln und unser Projekt mit Begeisterung unterstützen. Ein ganz großes Dankeschön auch an alle Spender!“, so Pöschko.
Besucherlieblinge machen Urlaub im Zoo Prag
Während der Bauphase benötigen die vier Reptilien eine Unterkunft, in welcher sie bis zur Fertigstellung des neuen Schildkrötenhauses vorübergehend leben können. „Das aktuelle Notquartier im Kleinen Affenhaus ist keine Dauerlösung für die Zeit während der Baumaßnahmen. Vor allem fehlt hier eine Außenanlage, in der sie im Sommer Sonne und UV-Licht tanken“, erklärt Dr. Eric Diener, Kurator für Vögel, Reptilien und Amphibien im Zoo Heidelberg. Glücklicherweise konnte durch das gut funktionierende Zoo-Netzwerk eine rasche Lösung gefunden werden: Im Zoo Prag in Tschechien existiert eine großzügig angelegte Schildkrötenanlage mit Außenbereich und ausreichend Platz, um die vier männlichen Riesenschildkröten vorübergehend aufzunehmen. Noch im Mai werden die Heidelberger Schildkröten ihre Urlaubsreise antreten. „Der Abschied fällt uns allen schwer. Die Schildkröten sind besonders für unsere zoopädagogische Arbeit sehr wertvoll, denn die Teilnehmer spezieller Angebote können diesen eindrucksvollen Zoobewohnern ganz nahekommen. So ein Erlebnis weckt unglaublich viele Emotionen und Bewusstsein für die Natur“, sagt Diener. Wenn die Teilnehmer dabei sogar die Schildkröten berühren und streicheln dürfen, wird deutlich, welche Faszination von diesen wertvollen Reptilien ausgeht. Die teils über 100 Jahre alten Riesenschildkröten sind echte Besucherlieblinge. „Allerdings ist der ‚Urlaub‘ in Prag für die Tiere die beste Lösung. Und wenn sie wieder zurück nach Heidelberg kommen, freuen wir uns, sie in ihrem neuen Haus willkommen zu heißen“, sagt der Kurator für Vögel und Reptilien im Zoo Heidelberg.
Wohnbauförderung für die Besucherlieblinge
Wer die Heidelberger Schildkörten mit einer Wohnbauförderung für das neue Schildkrötenhaus unterstützen möchte, kann das mit einer Geldspende auf das Spendenkonto des Zoo Heidelberg (Sparkasse Heidelberg, Verwendungszweck „Schildkröten“, BIC: SOLADES1HDB, IBAN: DE 65 6725 0020 0000 0159 11). Egal mit welchem Betrag Zoo-Freunde den Zoo Heidelberg unterstützen möchten: Jede einzelne Spende hilft beim Wiederaufbau des Schildkrötenhauses!
Text: Tiergarten Heidelberg gGmbH Foto: siehe BUZ
06.05.2022
Herzlich willkommen, kleine Mangabe!
Erste Weißscheitelmangabe im Zoo Heidelberg geboren
Zum ersten Mal erblickte eine Weißscheitelmangabe im Zoo Heidelberg das Licht der Welt: Am 17.04.2022 wurde ein Jungtier geboren. Die Mutter des jungen Äffchens kümmert sich fürsorglich um den Nachwuchs, der sich den Tierpflegern und Besuchern in seinen ersten beiden Lebenswochen fit und gesund zeigt. Der Zoo Heidelberg freut sich über die wertvolle Nachzucht. Weißscheitelmangaben zählen zu den vom Aussterben bedrohten westafrikanischen Affenarten, für deren Schutz sich der Zoo Heidelberg seit über 20 Jahren aktiv einsetzt.
„Das gesamte Zoo-Team freut sich sehr über diesen ersten Heidelberger Nachwuchs bei den Weißscheitelmangaben. Wir sind froh, dass das Jungtier gesund und kräftig genug ist, um sich selbst im Fell seiner Mutter festzuhalten. Das ist ein gutes Zeichen, denn die ersten Lebenswochen sind bei jedem Nachwuchs kritisch – bisher sieht alles gut aus“, erklärt Sandra Reichler, Kuratorin für Säugetiere im Zoo Heidelberg. Die Tierpfleger vermuten, dass das Jungtier ein Männchen ist. Da sie die junge Familie nicht allzu sehr stören möchten, konnten sie das Geschlecht bisher nur mit Abstand per „Sichtkontrolle“ prüfen. Mutter Nika ist aufmerksam und fürsorglich: Sie umsorgt den Kleinen und trägt ihn immer mit sich am Körper. Die gesamte Gruppe, welche seit Sommer 2019 zusammenlebt, verhält sich gegenüber dem Jungtier freundlich. Das andere Weibchen Madina zeigt sich interessiert und durfte bereits der Mutter sowie dem Nachwuchs das Fell pflegen – ein positiver Vertrauensbeweis. Wie bei Mangaben üblich, kümmert sich Vater Harry nicht um den Nachwuchs, sondern beobachtet die Umgebung aufmerksam, um für den Schutz seiner Gruppe sorgen zu können. Die Jungenaufzucht ist Sache der Weibchen.
Das junge Glück der Weißscheitelmangaben im Zoo Heideberg hat eine große Bedeutung für den Artenschutz. Weißscheitelmangaben gehören, ebenso wie die Roloway-Meerkatzen, zu den bedrohtesten Affenarten weltweit. Anfang 2001 wurde auf Initiative des Zoo Heidelberg das Artenschutzprojekt WAPCA (West African Primate Conservation Action) gegründet. Unter Heidelberger Führung haben sich viele europäische Zoos und Organisationen zusammengefunden, die sich aktiv für den Schutz dieser Affenarten in den westafrikanischen Regenwäldern einsetzen. Durch das WAPCA-Projekt werden nicht nur die Weißscheitelmangaben und Roloway-Meerkatzen geschützt, sondern das gesamte Ökosystem des westafrikanischen Regenwalds. In einer Zuchtstation in Ghana, die ebenfalls Teil des Projekts ist, sowie in anderen europäischen Zoos, kamen bereits mehrere Mangaben zur Welt. Alle Mangaben werden als eine gemeinsame Population gemanagt: Regelmäßig werden Tiere ausgetauscht, um die Zuchtgruppen genetisch gesund zu halten. Neben den wichtigen Schutzaktivitäten in Ghana und der Elfenbeinküste, die in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung stattfinden, wird zudem eine mögliche Wiederauswilderung der wertvollen Tiere geprüft. „Jede Geburt innerhalb des Projekts, egal ob in Europa oder in Westafrika, hilft uns, die Population der Weißscheitelmangaben stabil zu halten und ist daher sehr wichtig für den Erfolg der Artenschutzarbeit“, erklärt Reichler.
Text: Tiergarten Heidelberg gGmbH Foto: Zoo Heidelberg
29.04.2022