„Aufstehen für Menschenwürde und Solidarität“
Bischof Wiesemann ruft in seiner Osterbotschaft zum Widerstand gegen das Unheil in der Welt auf
Speyer – Der Bischof von Speyer, Dr. Karl-Heinz Wiesemann, ruft zum Osterfest die Gläubigen dazu auf, gemeinsam gegen das wachsende Unheil in der Welt einzustehen. „Stehen wir auf für Menschenwürde und Demokratie, für Friede und Gerechtigkeit, für Solidarität und Versöhnung! Helfen wir – mit den Worten des Exsultet – mit, ‚das Dunkel zu vertreiben‘“, so Wiesemann wörtlich in einem Beitrag für die Osterausgabe der Kirchenzeitung „der pilger“.
Das Exsultet als Vorzeichen des Lebens
Exsultet, das ist das gesungene Osterlob zu Beginn der Osternacht: „Frohlocket, ihr Chöre der Engel, frohlocket ihr himmlischen Scharen, lasset die Posaune erschallen, preiset den Sieger, den erhabenen König!“ Der Bischof von Speyer sagt: „Jahr für Jahr gehört der Gesang des Exsultet für mich zu den eindrücklichsten Momenten des Kirchenjahres. Inmitten des noch völlig dunklen Kirchenraums erklingt jubelnd das Lied vom Sieg des Lichtes über die Finsternis. Hoffnungsvoll erhebt sich die Melodie des anbrechenden Ostermorgens über die Abgründe unserer von Unheil und Tod verdunkelten Welt wie auch über die düsteren Schatten auf unseren eigenen Seelen.“
Auch nach dem Exsultet erleuchten nur die Osterkerze und die vielen Osterlichter der Gläubigen die Kirche, bis das österliche „Halleluja“ angestimmt wird. Erst dann wird der Kirchenraum in helles Licht getaucht. „Damit steht das Exsultet als Vorzeichen nicht nur über der Feier der Osternacht, sondern auch über unserem Leben. Egal, wie lange die Nacht auch dauert. Egal, wie schwer uns angesichts der vielen Dunkelheiten in der Welt wie auch im eigenen Leben das österliche „Halleluja“ über die Lippen kommt: Gottes Zusage vom Sieg des Lichtes und des Lebens ist unwiderruflich!“, so Wiesemann. Aus dieser Zusage heraus sollten alle Christinnen und Christen mithelfen, „dass sich die hellen Strahlen des Ostermorgens immer mehr über die ganze Welt ausbreiten.“
Gemeinsam Aufstehen für ein solidarisches Miteinander
Seit einiger Zeit würden auch in Deutschland die Stimmen derer, „die Hand anlegen an die zutiefst aus dem christlichen Menschenbild erwachsenden Wurzeln unseres freiheitlich-demokratischen Rechtsstaats und des solidarischen Miteinanders aller Menschen“ immer lauter, so der Speyerer Bischof. Forderungen wie die Einschränkung von Grundrechten, die Remigration aller ausländischen Mitbürger oder die Aberkennung der Religionsfreiheit der in Deutschland lebenden Muslime seien erschreckend und nicht hinnehmbar. Wiesemann wörtlich: „Mit all dem höhlen sie die demokratischen und rechtsstaatlichen Grundlagen unseres Staates aus und vergiften durch das Schüren von Ängsten und durch strategische Tabubrüche das gesellschaftliche Miteinander.“ Jesus Christus habe, so der Bischof, durch seinen Tod am Kreuz „die zerstörerische Logik von Hass und Gewalt durchbrochen“. Seine Auferstehung sei Gottes Ja zum Leben, zu einem Leben in Würde für alle Menschen, zu einem Leben in Gerechtigkeit, Frieden und weltumspannender Solidarität. Und „zu einem Leben in Gemeinschaft, das Spaltung und Hass überwindet und ein versöhntes Miteinander zum Ziel hat.“
Als Christinnen und Christen sei es der Auftrag vom Auferstandenen her, aufzustehen gegen alle Stimmen des Hasses und der Gewalt. Bischof Wiesemann ruft daher dazu auf, „laut hörbar anzusingen gegen jene, die in unserer Welt Lieder des Unrechts und der Zwietracht anstimmen“, und aufzustehen für Menschenwürde und Demokratie, für Friede und Gerechtigkeit, für Solidarität und Versöhnung. „Lassen wir durch unser entschiedenes ‚Nein!‘ zu Hass, Uneinigkeit und Gewalt inmitten der Welt etwas aufleuchten vom österlichen Morgenlicht Jesu Christi!“
Zum Hintergrund
„der pilger“, die Kirchenzeitung der Katholiken im Bistum Speyer, ist eine in 38 Ausgaben pro Jahr erscheinende Publikation des katholischen Bistums Speyer. Bis März 2014 war sie als Wochenzeitung unter dem Namen „der pilger“ erschienen, von 1848 bis 1960 nannte sie sich „Der christliche Pilger“. Am 1. Januar 1848 gegründet, ist sie älter als der Osservatore Romano und damit die älteste Bistumszeitung in Deutschland. Sie berichtet vom kirchlichen Leben in der Diözese ebenso wie über das Geschehen in der Weltkirche.
Text: is Foto: Klaus Landry
30.03.2024
Osterbotschaft von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst
Dem Tod ins Gesicht lachen
Speyer (lk) – Ostern. Auferstehung. Aufstehen gegen den Tod. Es geht. Das macht Gott. An Ostern. Das feiern wir. Heute. Und morgen. Und alle Tage. Im Angesicht des Todes. Der so viele Gesichter hat in unserer Welt. Er nimmt Leben in Kriegsruinen, Flüchtlingszelten, auf Schlepperschiffen, vor leeren Lebensmittelausgaben. Er verdunkelt ganze Regionen wie die Ukraine, den Nahen Osten, Syrien, Äthiopien und den Sudan.
Der Tod zeigt seine Fratze in politischen Systemen, denen Menschenwürde und Freiheitsrechte keinen Pfifferling wert sind. Und er geistert auch durch unsere Gesellschaft, wenn menschenverachtende Sprache salonfähig wird, Stammtischparolen im Gewand von Parteiprogrammen daherkommen und Eigeninteressen vor Gemeinwohl gehen. Es ist der Tod, der lacht, wenn Menschen geschmäht, verachtet, bedroht, missbraucht werden. Und sein Lachen ist unser Weinen.
Weinend kommen Frauen an ein Grab. Bereit, sich dem Tod zu stellen, ihm ihren Tribut zu zollen, sich dem Tode zu ergeben. Und werden eines Besseren belehrt. Da ist ein Grab, da ist der Tod. Aber da ist auch Gott. Gerade da ist Gott. Natürlich ist er da. Wo sollte er sonst sein als bei denen, die ihn brauchen? Als bei denen, die keine Tränen mehr haben und nicht mehr wissen, wie Lachen geht? Sie alle, uns alle lehrt unser Gott unverdrossen und auf ewig das Lachen. Über den Tod. Und sein Lachen bricht dem Tod die Macht, nimmt ihm seinen Triumph, wischt ihm das Lachen aus seiner Fratze.
Deshalb gibt es traditionell das Osterlachen in unserer Kirche. Christinnen und Christen tun es an Ostern Gott nach und lachen dem Tod ins Gesicht. Ihm und all seinen Spießgesellen. Dem Egoismus, der Rücksichtslosigkeit, der Unbarmherzigkeit, der Gleichgültigkeit. Unser Lachen zwingt sie in die Knie und macht uns stark. Um aufzustehen. Um auszuhalten, was der Tod mit sich bringt. Um zu entlarven, was nicht dem Leben dient. Um uns zu wehren gegen all das, was den Tod bringt. Auf der Straße und an der Wahlurne, in Gebeten und Andachten, beim Gespräch am Esstisch und in den Diskussionen auf politischem Parkett.
An Ostern macht Gott uns zu Stehaufmenschen. Die sich nicht vom Tod in die Knie zwingen, sich nicht unterkriegen lassen von Verzweiflung und Resignation, sondern sich einsetzen für das Leben. Für Hoffnung. Für Frieden. Für Würde. Für Zusammenhalt. Wir wischen einander die Tränen vom Gesicht, stehen auf, halten unser Gesicht in die aufgehende Ostersonne und krempeln die Ärmel unserer Seele hoch. Gott zeigt uns, dass es geht. Aufstehen gegen den Tod. Frohe Ostern!
Dorothee Wüst,
Kirchenpräsidentin der
Evangelischen Kirche der Pfalz
Text: lk Foto: Klaus Landry
29.03.2024
Gewalt überwinden durch Erbarmen und Liebe
Weihbischof Otto Georgens predigte am Karfreitag im Dom zu Speyer
Speyer – Im Speyerer Dom wurde in der Liturgie zum Karfreitag mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Weihbischof Otto Georgens des Leidens und Sterbens Jesu gedacht. Dieser habe, wie der Weihbischof in seiner Predigt ausführte, auch im Angesicht der Gewalt nicht auf Rache und Vergeltung gesinnt, sondern wurde „der Gewalt Herr und überwindet sie durch Erbarmen und Liebe“. Der Gottesdienst zur Karfreitags-Liturgie ist in seiner Art einmalig im ganzen Kirchenjahr und folgt einer besonders alten liturgischen Gestaltung. In diesem Jahr widmete sich eine der Fürbitten dem aktuellen Kriegsgeschehen in der Welt.
Im Zentrum der Karfreitags-Liturgie steht neben der Passionsgeschichte auch die Kreuzverehrung. „Ein eigentümlicher Ritus: die Verehrung eines Folterinstrumentes“, so Georgens. „Der Zusammenhang von Religion und Gewalt steht mir wieder vor Augen: Das Kreuz erinnert daran, dass Jesus von den Frommen seiner Zeit angeklagt wurde.“ Das Kreuz zeige auf erschreckende Weise, wozu Menschen fähig seien. „Es zeigt aber auch, wozu Jesus fähig war: Denn er hat die Gewalt, die ihm angetan wurde, nicht erwidert, sondern ausgehalten.“ Weiter noch, er habe in seinem Glauben an das Gute im Menschen appelliert: „Die Gewalt wird ausgehalten in der Hoffnung, dass sie sich totläuft. Auf diese Weise können die alten Mechanismen überwunden werden. Das ist Erlösung: dass die Welt aus den Zwängen der Gewaltgeschichte befreit wird.“ Dafür brauche es große innere Stärke und Mut. Zusammenfassend lasse sich damit sagen, dass die Kreuzverehrung keine Verherrlichung der Gewalt sei: „Nicht die Gewalt wird verherrlicht, sondern Jesus! Denn er wird der Gewalt Herr und überwindet sie durch Erbarmen und Liebe.“
Weihbischof Georgens führte weiter aus: „In unserer Welt wird die Gewalt glorifiziert. Und die Geschichte wird von den Siegern geschrieben. Die Kulturen in aller Welt haben triumphale Siegesdenkmäler errichtet.“ Das Kreuz aber sei das erste Denkmal gewesen, das an ein Opfer erinnert, und damit die Gewalt und Lügen der Sieger entlarve. „Erst mit dem Christentum kam es dazu, dass man die Opfer nicht mehr vergisst, dass man so etwas wie ein Denkmal für die gefallenen Soldaten oder für den Holocaust errichtet. Das Kreuz ist das erste Denkmal, das die Menschheit daran erinnert: Gott vergisst die Opfer nicht. Gott ist kein Komplize der Sieger, sondern erbarmt sich ihrer Opfer. Und er lässt ihr Sterben nicht vergeblich sein.“
Georgens rief die Gemeinde dazu auf, den Gekreuzigten, der das Böse durch Erbarmen, Großzügigkeit, Vergebung und Liebe überwunden hat, nachzuahmen und zu verehren. Trotz erlittener Gewalt sei es wichtig, nicht auf Rache zu sinnen. „Das Kreuz ist das Gegenbild gegen das Auseinanderdriften und Untergehen in den dunklen Tiefen des Todes. Es ist die Planke, die uns rettet, weil Jesus uns umarmt und mitnimmt zum Vater, hinein in die Liebe, hinein in sein Leben.“
Der Gottesdienst im Speyerer Dom wurde musikalisch gestaltet vom KathedralJugendChor und dem Domchor.
Hintergrund (Text DBK)
Am Karfreitag gedenken Christen des Leidens, der Kreuzigung und des Todes Jesu. Viele Gläubige beten und gehen an diesem Tag den Kreuzweg mit seinen 14 Stationen von der Verurteilung Jesu bis zur Grablegung. An diesem Tag hat die Stunde, in der Jesus starb, eine besondere Bedeutung. In der Heiligen Schrift wird dieser Zeitpunkt als die „neunte Stunde“ bezeichnet (Mt 27,46). Nach mitteleuropäischer Zeit ist es 15.00 Uhr. Die Liturgie des Tages hat einige Besonderheiten, die es so nur einmal im Jahr gibt. Die Glocken in den Kirchen schweigen, der Tabernakel, in dem die geweihten Hostien, der Leib des Herrn, aufbewahrt werden, ist leer. Auf dem Altar befindet sich nichts. Der Gottesdienst beginnt im Schweigen, ohne Kreuzzeichen. Die Passion, die Leidensgeschichte Jesu, wird gelesen und es gibt besondere Fürbitten. Ein zentraler Punkt der Liturgie ist die Kreuzverehrung. Die Gläubigen verneigen sich oder beugen die Knie vor dem Kreuz.
Text: is Foto: Klaus Landry
29.03.2024
ForuM-Studie und die Folgen / Hinsehen und handeln. Jetzt!
Die ForuM-Studie hat Sexualisierte Gewalt in der Kirche erneut in den Mittelpunkt gerückt. Die pfälzische Landeskirche und ihre Diakonie gehen das Thema selbstkritisch und entschlossen an.
Speyer (lk) – Die Empfehlungen der ForuM-Studie zur Aufarbeitung, zu Intervention und Prävention bei Sexualisierter Gewalt in der Kirche sind nicht im Papierkorb verschwunden. Auf Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in einer zweitägigen Sitzung erste Schritte vereinbart und Arbeitspakete gepackt.
Nach weiterer Beratung in EKD-Gremien werden Beschlüsse gefasst und verbindliche Standards entwickelt. Diese werden in den Landeskirchen umgesetzt, berichtet Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, die auch Sprecherin der kirchlichen Beauftragten im Beteiligungsforum ist.
Eine weitere Ebene ist die „Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission“ (URAK) im Verbund mit der badischen Landeskirche und den Diakonischen Werken Pfalz und Baden. Die URAK soll im Frühjahr 2025 ihre Arbeit aufnehmen. Mindestens sieben Personen werden ihr angehören: Zwei Betroffene, zwei Vertretungen aus Kirche und Diakonie, sowie drei Fachleute, die von den Landesregierungen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg bestimmt werden.
Oberkirchenrätin und Missbrauchsbeauftragte Bettina Wilhelm erwartet einiges von der Arbeit der URAK: „Die unabhängige Aufarbeitung, die Beteiligung von Betroffenen und die Aufklärung und Aufdeckung von Strukturen, die sexualisierte Gewalt begünstigen, das erwarte ich von dieser Kommission.“
Selbstkritik üben
Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr hat die URAK-Vereinbarung mitunterzeichnet. Er hofft auf einen „maximal offenen Umgang mit allen Beobachtungen und Ergebnissen. Es ist bitter notwendig, dass wir dazulernen – auch, was die scheinbare Harmonie in den eigenen vier Wänden anbelangt. Diese Harmonie ist eine Illusion. Das müssen wir aushalten lernen“.
Die Ergebnisse der ForuM-Studie werden auch in den Priorisierungsprozess der Landeskirche hineinspielen. „Wenn wir sexualisierte Gewalt ernster nehmen wollen als bisher, wird das nicht gehen, ohne dafür auch Geld in die Hand zu nehmen. Etwa, um Schutzkonzepte weiter auszubauen und umzusetzen“, sagt Kirchenpräsidentin Wüst.
Seit 2021 hat die Landeskirche 33 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet, die in den vergangenen zwei Jahren 170 Schulungen in protestantischen Kindertagesstätten durchgeführt haben.
Schutzkonzepte ausbauen
Auch Kirchengemeinden setzen sich mit Schutzkonzepten auseinander. In Sondernheim wurde etwa das Gemeindezentrum näher betrachtet. Räume sollten so einsichtig und übersichtlich wie möglich sein, damit Übergriffe erschwert werden, berichtet Pfarrerin Anita Meyer.
Zu allen konkreten Schritten gehört laut Dorothee Wüst der erste Schritt: Selbstkritik und die Frage der eigenen Haltung. Momentan rücke das Thema in der innerkirchlichen Öffentlichkeit fast schon wieder in den Hintergrund, als „beträfe es denn doch nicht alle“, sagt die Kirchenpräsidentin. Und erinnert: „Ich halte es nach wie vor für eine der dringendsten Aufgaben, unsere Machtstrukturen, unser Verständnis von Verantwortung und Seelsorge sowie das Problem der `Kommunikationsdiffusion´ selbstkritisch zu diskutieren.“
Sprache überdenken
Das betrifft auch Sprache und Theologie. Die Studie hat gezeigt, dass im Zusammenhang von sexualisierter Gewalt auch theologische Grundbegriffe missbräuchlich verwendet worden sind. So können Begriffe wie „Liebe“ oder „Vergebung“ in den Ohren Betroffener leicht zynisch wirken. Sensible Sprache und Feingefühl in der Sache sind an dieser Stelle gefragt. Die Landeskirche hat den Kirchengemeinden dazu erste Materialien an die Hand gegeben. Unter anderen den Entwurf eines Klagegottesdienstes für Betroffene sexualisierter Gewalt.
Mehr zur ForuM-Studie
https://www.evkirchepfalz.de/index.php?id=2721&L=0
28.03.2024
Messe intensiv
„Gottesdienst im Dom – mal anders“ am 7. April
Speyer – Am Sonntag, 7. April, 20 Uhr, findet der nächste „Gottesdienst im Dom – mal anders“ statt. Domdekan Dr. Christoph Kohl feiert eine „Messe intensiv“. Der Wortgottesdienst mit Bibelgespräch zum Evangelium der Sonntagsmesse findet im Stuhlkreis in der Apsis statt. Bei der Mahlfeier ab der Gabenbereitung stehen die Mitfeiernden direkt um den Pontifikalaltar in der Vierung. So wird ein besonders intensives Erleben der Messfeier möglich. Da der Dom zu dieser Uhrzeit bereits für Besucher geschlossen ist, treffen sich die Mitfeiernden fünf Minuten vor Beginn vor dem Nordwestportal des Doms.
„Gottesdienst im Dom – mal anders“ ist ein besonderes Gottesdienstformat, das jeweils am ersten Sonntag eines Monats um 20 Uhr im Dom gefeiert wird. Dabei werden bewusst meditative Formate an das Ende der Woche gesetzt. Die Gottesdienstfeiern haben jeden Monat einen anderen Schwerpunkt, unterscheiden sich aber immer in ihrer Form von den anderen, regelmäßigen Gottesdiensten im Dom.
Der kommende „Gottesdienst – mal anders“ am 5. Mai wird ebenfalls ein bewährtes Format aufgreifen: Ausgebildete Bibelerzähler tragen dabei Texte der Heiligen Schrift aus der Perspektive darin vorkommender Personen vor.
Weitere Termine 2024 (jeweils um 20 Uhr):
- 5. Mai
- 2. Juni
- 7. Juli
- (im August Ferienpause)
- 1. September
- 6. Oktober
- 3. November
- 1. Dezember
Text: Friederike Walter Foto: © Domkapitel Speyer, Andreas Möhring
27.03.2024
Weihe der heiligen Öle
Chrisammesse mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann im Speyerer Dom
Speyer – Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann hat am Montag, 25. März, im Rahmen der Chrisammesse im Speyerer Dom die heiligen Öle geweiht und an die Kirchen im Bistum verteilt. „Mit der Weihe der heiligen Öle wird in die Mitte gestellt, was uns im Innersten als Christen lebendig hält. Das, was in uns brennt, als Sehnsucht und als Liebe, als Leidenschaft, die uns erfüllt, und die uns zu Zeugen Christi in dieser Welt macht“, so Bischof Wiesemann in seiner Predigt. „Deswegen ist diese Feier so besonders. Sie geht sozusagen unter die Haut, wie das Öl. Sie will uns wieder das schenken, was wir so sehr brauchen, gerade in unserer heutigen Zeit. Innere Leidenschaft, die Flamme, das Feuer, für Jesus Christus und für seine Erlösung, die er uns schenkt.“
Die drei zu weihenden Öle, Kranken-, Katechumenen- und Chrisam-Öl, wurden während der Messe, begleitet von Gesang, in kleinen Prozessionen durch den Dom nach vorne zum Altar getragen. Üblicherweise übernehmen Diakone diese Aufgabe – in diesem Jahr gab es hier eine Neuerung. So wurde das Öl für die Kranken von vier Trägern aus dem Feld der Krankenhausseelsorge zum Altar gebracht; sie sind in der BG Klinik und im Städtischen Krankenhaus Ludwigshafen sowie im Kreiskrankenhaus Grünstadt tätig. Das Krankenöl dient der Salbung Kranker und Sterbender. „Da will Christus da sein, da will er uns innerlich stärken, da will er in unserem Leben die Kraft sein, die uns den Mut zur letzten Hingabe gibt“, so Wiesemann.
Das Katechumenenöl, mit dem Taufbewerber vor der Taufe gesalbt werden, wurde von Tanja Rieger, Referentin für Katechese im Bistum Speyer, getragen. Wiesemann: „Es wird verwandt für alle die, die sich auf die Taufe vorbereiten. Es soll uns die innere Kraft geben, für den Kampf in der Welt, und es soll mich in meinem Inneren stärken, meine Widerstandsfähigkeit, meine Resilienz hervorrufen.“
Das Chrisamöl und das Gefäß mit dem Balsam wurde von Diakonen und den Grabesrittern gebracht. Dieses Öl wird unter anderem bei der Taufe, Firmung und bei der Priesterweihe verwendet, und damit „mittendrin, im ganzen, sich entfaltenden, Leben“. Wiesemann bezeichnete es in seiner Predigt als „das Öl der Freude“.
In einer vierten Prozession wurden schließlich von einem Diakon und einem Messdiener Brot und Wein zum Altar getragen und dort dem Bischof übergeben. Nach der Weihe wurden die heiligen Öle traditionell an die Priester aus dem Bistum verteilt, damit diese sie wiederum an ihre Kirchen weitergeben können.
Zum Hintergrund
Vom Orden der Ritter vom Heiligen Grab in Jerusalem wurden in diesem Jahr 30 Liter Olivenöl an den Dom gespendet – dieses wurde von den Sakristanen des Doms mit ätherischen Ölen vermischt. Dabei unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Ölen. Das wichtigste ist das Chrisam, welches unter anderem bei der Taufe, Firmung und bei der Priesterweihe verwendet wird. Außerdem gibt es noch das Krankenöl für das Sakrament der Krankensalbung und das Katechumenenöl, mit dem Taufbewerber vor der Taufe gesalbt werden. Da das Salben mit Öl zur Zeit der Bibel nur Königen vorbehalten war, bringt die Salbung mit Chrisam zum Ausdruck, dass alle Menschen eine „königliche“, unantastbare Würde besitzen.
Die Öle werden in der Chrisam-Messe geweiht und zur Verteilung an die Kirchen des Bistums an deren Priester weitergegeben. Traditionell wurde die Chrisam-Messe am Gründonnerstag gefeiert. Inzwischen feiern viele Bistümer bereits an einem früheren Tag der Karwoche. Die Chrisam-Messe im Speyerer Dom findet am Montag statt, um Priestern aus dem Bistum zu ermöglichen, zu der Messe zu kommen.
Text: Bistum Speyer, Friederike Walter Foto: Klaus Landry
26.03.2024