Bischof Wiesemann ruft in seiner Osterbotschaft zum Widerstand gegen das Unheil in der Welt auf
Speyer – Der Bischof von Speyer, Dr. Karl-Heinz Wiesemann, ruft zum Osterfest die Gläubigen dazu auf, gemeinsam gegen das wachsende Unheil in der Welt einzustehen. „Stehen wir auf für Menschenwürde und Demokratie, für Friede und Gerechtigkeit, für Solidarität und Versöhnung! Helfen wir – mit den Worten des Exsultet – mit, ‚das Dunkel zu vertreiben‘“, so Wiesemann wörtlich in einem Beitrag für die Osterausgabe der Kirchenzeitung „der pilger“.
Das Exsultet als Vorzeichen des Lebens
Exsultet, das ist das gesungene Osterlob zu Beginn der Osternacht: „Frohlocket, ihr Chöre der Engel, frohlocket ihr himmlischen Scharen, lasset die Posaune erschallen, preiset den Sieger, den erhabenen König!“ Der Bischof von Speyer sagt: „Jahr für Jahr gehört der Gesang des Exsultet für mich zu den eindrücklichsten Momenten des Kirchenjahres. Inmitten des noch völlig dunklen Kirchenraums erklingt jubelnd das Lied vom Sieg des Lichtes über die Finsternis. Hoffnungsvoll erhebt sich die Melodie des anbrechenden Ostermorgens über die Abgründe unserer von Unheil und Tod verdunkelten Welt wie auch über die düsteren Schatten auf unseren eigenen Seelen.“
Auch nach dem Exsultet erleuchten nur die Osterkerze und die vielen Osterlichter der Gläubigen die Kirche, bis das österliche „Halleluja“ angestimmt wird. Erst dann wird der Kirchenraum in helles Licht getaucht. „Damit steht das Exsultet als Vorzeichen nicht nur über der Feier der Osternacht, sondern auch über unserem Leben. Egal, wie lange die Nacht auch dauert. Egal, wie schwer uns angesichts der vielen Dunkelheiten in der Welt wie auch im eigenen Leben das österliche „Halleluja“ über die Lippen kommt: Gottes Zusage vom Sieg des Lichtes und des Lebens ist unwiderruflich!“, so Wiesemann. Aus dieser Zusage heraus sollten alle Christinnen und Christen mithelfen, „dass sich die hellen Strahlen des Ostermorgens immer mehr über die ganze Welt ausbreiten.“
Gemeinsam Aufstehen für ein solidarisches Miteinander
Seit einiger Zeit würden auch in Deutschland die Stimmen derer, „die Hand anlegen an die zutiefst aus dem christlichen Menschenbild erwachsenden Wurzeln unseres freiheitlich-demokratischen Rechtsstaats und des solidarischen Miteinanders aller Menschen“ immer lauter, so der Speyerer Bischof. Forderungen wie die Einschränkung von Grundrechten, die Remigration aller ausländischen Mitbürger oder die Aberkennung der Religionsfreiheit der in Deutschland lebenden Muslime seien erschreckend und nicht hinnehmbar. Wiesemann wörtlich: „Mit all dem höhlen sie die demokratischen und rechtsstaatlichen Grundlagen unseres Staates aus und vergiften durch das Schüren von Ängsten und durch strategische Tabubrüche das gesellschaftliche Miteinander.“ Jesus Christus habe, so der Bischof, durch seinen Tod am Kreuz „die zerstörerische Logik von Hass und Gewalt durchbrochen“. Seine Auferstehung sei Gottes Ja zum Leben, zu einem Leben in Würde für alle Menschen, zu einem Leben in Gerechtigkeit, Frieden und weltumspannender Solidarität. Und „zu einem Leben in Gemeinschaft, das Spaltung und Hass überwindet und ein versöhntes Miteinander zum Ziel hat.“
Als Christinnen und Christen sei es der Auftrag vom Auferstandenen her, aufzustehen gegen alle Stimmen des Hasses und der Gewalt. Bischof Wiesemann ruft daher dazu auf, „laut hörbar anzusingen gegen jene, die in unserer Welt Lieder des Unrechts und der Zwietracht anstimmen“, und aufzustehen für Menschenwürde und Demokratie, für Friede und Gerechtigkeit, für Solidarität und Versöhnung. „Lassen wir durch unser entschiedenes ‚Nein!‘ zu Hass, Uneinigkeit und Gewalt inmitten der Welt etwas aufleuchten vom österlichen Morgenlicht Jesu Christi!“
Zum Hintergrund
„der pilger“, die Kirchenzeitung der Katholiken im Bistum Speyer, ist eine in 38 Ausgaben pro Jahr erscheinende Publikation des katholischen Bistums Speyer. Bis März 2014 war sie als Wochenzeitung unter dem Namen „der pilger“ erschienen, von 1848 bis 1960 nannte sie sich „Der christliche Pilger“. Am 1. Januar 1848 gegründet, ist sie älter als der Osservatore Romano und damit die älteste Bistumszeitung in Deutschland. Sie berichtet vom kirchlichen Leben in der Diözese ebenso wie über das Geschehen in der Weltkirche.
Text: is Foto: Klaus Landry 30.03.2024
Osterbotschaft von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst
Dem Tod ins Gesicht lachen
Speyer (lk) – Ostern. Auferstehung. Aufstehen gegen den Tod. Es geht. Das macht Gott. An Ostern. Das feiern wir. Heute. Und morgen. Und alle Tage. Im Angesicht des Todes. Der so viele Gesichter hat in unserer Welt. Er nimmt Leben in Kriegsruinen, Flüchtlingszelten, auf Schlepperschiffen, vor leeren Lebensmittelausgaben. Er verdunkelt ganze Regionen wie die Ukraine, den Nahen Osten, Syrien, Äthiopien und den Sudan.
Der Tod zeigt seine Fratze in politischen Systemen, denen Menschenwürde und Freiheitsrechte keinen Pfifferling wert sind. Und er geistert auch durch unsere Gesellschaft, wenn menschenverachtende Sprache salonfähig wird, Stammtischparolen im Gewand von Parteiprogrammen daherkommen und Eigeninteressen vor Gemeinwohl gehen. Es ist der Tod, der lacht, wenn Menschen geschmäht, verachtet, bedroht, missbraucht werden. Und sein Lachen ist unser Weinen.
Weinend kommen Frauen an ein Grab. Bereit, sich dem Tod zu stellen, ihm ihren Tribut zu zollen, sich dem Tode zu ergeben. Und werden eines Besseren belehrt. Da ist ein Grab, da ist der Tod. Aber da ist auch Gott. Gerade da ist Gott. Natürlich ist er da. Wo sollte er sonst sein als bei denen, die ihn brauchen? Als bei denen, die keine Tränen mehr haben und nicht mehr wissen, wie Lachen geht? Sie alle, uns alle lehrt unser Gott unverdrossen und auf ewig das Lachen. Über den Tod. Und sein Lachen bricht dem Tod die Macht, nimmt ihm seinen Triumph, wischt ihm das Lachen aus seiner Fratze.
Deshalb gibt es traditionell das Osterlachen in unserer Kirche. Christinnen und Christen tun es an Ostern Gott nach und lachen dem Tod ins Gesicht. Ihm und all seinen Spießgesellen. Dem Egoismus, der Rücksichtslosigkeit, der Unbarmherzigkeit, der Gleichgültigkeit. Unser Lachen zwingt sie in die Knie und macht uns stark. Um aufzustehen. Um auszuhalten, was der Tod mit sich bringt. Um zu entlarven, was nicht dem Leben dient. Um uns zu wehren gegen all das, was den Tod bringt. Auf der Straße und an der Wahlurne, in Gebeten und Andachten, beim Gespräch am Esstisch und in den Diskussionen auf politischem Parkett.
An Ostern macht Gott uns zu Stehaufmenschen. Die sich nicht vom Tod in die Knie zwingen, sich nicht unterkriegen lassen von Verzweiflung und Resignation, sondern sich einsetzen für das Leben. Für Hoffnung. Für Frieden. Für Würde. Für Zusammenhalt. Wir wischen einander die Tränen vom Gesicht, stehen auf, halten unser Gesicht in die aufgehende Ostersonne und krempeln die Ärmel unserer Seele hoch. Gott zeigt uns, dass es geht. Aufstehen gegen den Tod. Frohe Ostern!
Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz
Text: lk Foto: Klaus Landry 29.03.2024
Gewalt überwinden durch Erbarmen und Liebe
Weihbischof Otto Georgens predigte am Karfreitag im Dom zu Speyer
Speyer – Im Speyerer Dom wurde in der Liturgie zum Karfreitag mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Weihbischof Otto Georgens des Leidens und Sterbens Jesu gedacht. Dieser habe, wie der Weihbischof in seiner Predigt ausführte, auch im Angesicht der Gewalt nicht auf Rache und Vergeltung gesinnt, sondern wurde „der Gewalt Herr und überwindet sie durch Erbarmen und Liebe“. Der Gottesdienst zur Karfreitags-Liturgie ist in seiner Art einmalig im ganzen Kirchenjahr und folgt einer besonders alten liturgischen Gestaltung. In diesem Jahr widmete sich eine der Fürbitten dem aktuellen Kriegsgeschehen in der Welt.
Im Zentrum der Karfreitags-Liturgie steht neben der Passionsgeschichte auch die Kreuzverehrung. „Ein eigentümlicher Ritus: die Verehrung eines Folterinstrumentes“, so Georgens. „Der Zusammenhang von Religion und Gewalt steht mir wieder vor Augen: Das Kreuz erinnert daran, dass Jesus von den Frommen seiner Zeit angeklagt wurde.“ Das Kreuz zeige auf erschreckende Weise, wozu Menschen fähig seien. „Es zeigt aber auch, wozu Jesus fähig war: Denn er hat die Gewalt, die ihm angetan wurde, nicht erwidert, sondern ausgehalten.“ Weiter noch, er habe in seinem Glauben an das Gute im Menschen appelliert: „Die Gewalt wird ausgehalten in der Hoffnung, dass sie sich totläuft. Auf diese Weise können die alten Mechanismen überwunden werden. Das ist Erlösung: dass die Welt aus den Zwängen der Gewaltgeschichte befreit wird.“ Dafür brauche es große innere Stärke und Mut. Zusammenfassend lasse sich damit sagen, dass die Kreuzverehrung keine Verherrlichung der Gewalt sei: „Nicht die Gewalt wird verherrlicht, sondern Jesus! Denn er wird der Gewalt Herr und überwindet sie durch Erbarmen und Liebe.“
Weihbischof Georgens führte weiter aus: „In unserer Welt wird die Gewalt glorifiziert. Und die Geschichte wird von den Siegern geschrieben. Die Kulturen in aller Welt haben triumphale Siegesdenkmäler errichtet.“ Das Kreuz aber sei das erste Denkmal gewesen, das an ein Opfer erinnert, und damit die Gewalt und Lügen der Sieger entlarve. „Erst mit dem Christentum kam es dazu, dass man die Opfer nicht mehr vergisst, dass man so etwas wie ein Denkmal für die gefallenen Soldaten oder für den Holocaust errichtet. Das Kreuz ist das erste Denkmal, das die Menschheit daran erinnert: Gott vergisst die Opfer nicht. Gott ist kein Komplize der Sieger, sondern erbarmt sich ihrer Opfer. Und er lässt ihr Sterben nicht vergeblich sein.“
Georgens rief die Gemeinde dazu auf, den Gekreuzigten, der das Böse durch Erbarmen, Großzügigkeit, Vergebung und Liebe überwunden hat, nachzuahmen und zu verehren. Trotz erlittener Gewalt sei es wichtig, nicht auf Rache zu sinnen. „Das Kreuz ist das Gegenbild gegen das Auseinanderdriften und Untergehen in den dunklen Tiefen des Todes. Es ist die Planke, die uns rettet, weil Jesus uns umarmt und mitnimmt zum Vater, hinein in die Liebe, hinein in sein Leben.“
Der Gottesdienst im Speyerer Dom wurde musikalisch gestaltet vom KathedralJugendChor und dem Domchor.
Hintergrund (Text DBK)
Am Karfreitag gedenken Christen des Leidens, der Kreuzigung und des Todes Jesu. Viele Gläubige beten und gehen an diesem Tag den Kreuzweg mit seinen 14 Stationen von der Verurteilung Jesu bis zur Grablegung. An diesem Tag hat die Stunde, in der Jesus starb, eine besondere Bedeutung. In der Heiligen Schrift wird dieser Zeitpunkt als die „neunte Stunde“ bezeichnet (Mt 27,46). Nach mitteleuropäischer Zeit ist es 15.00 Uhr. Die Liturgie des Tages hat einige Besonderheiten, die es so nur einmal im Jahr gibt. Die Glocken in den Kirchen schweigen, der Tabernakel, in dem die geweihten Hostien, der Leib des Herrn, aufbewahrt werden, ist leer. Auf dem Altar befindet sich nichts. Der Gottesdienst beginnt im Schweigen, ohne Kreuzzeichen. Die Passion, die Leidensgeschichte Jesu, wird gelesen und es gibt besondere Fürbitten. Ein zentraler Punkt der Liturgie ist die Kreuzverehrung. Die Gläubigen verneigen sich oder beugen die Knie vor dem Kreuz.
Text: is Foto: Klaus Landry 29.03.2024
ForuM-Studie und die Folgen / Hinsehen und handeln. Jetzt!
Die ForuM-Studie hat Sexualisierte Gewalt in der Kirche erneut in den Mittelpunkt gerückt. Die pfälzische Landeskirche und ihre Diakonie gehen das Thema selbstkritisch und entschlossen an.
Speyer (lk) – Die Empfehlungen der ForuM-Studie zur Aufarbeitung, zu Intervention und Prävention bei Sexualisierter Gewalt in der Kirche sind nicht im Papierkorb verschwunden. Auf Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in einer zweitägigen Sitzung erste Schritte vereinbart und Arbeitspakete gepackt.
Nach weiterer Beratung in EKD-Gremien werden Beschlüsse gefasst und verbindliche Standards entwickelt. Diese werden in den Landeskirchen umgesetzt, berichtet Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, die auch Sprecherin der kirchlichen Beauftragten im Beteiligungsforum ist.
Eine weitere Ebene ist die „Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission“ (URAK) im Verbund mit der badischen Landeskirche und den Diakonischen Werken Pfalz und Baden. Die URAK soll im Frühjahr 2025 ihre Arbeit aufnehmen. Mindestens sieben Personen werden ihr angehören: Zwei Betroffene, zwei Vertretungen aus Kirche und Diakonie, sowie drei Fachleute, die von den Landesregierungen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg bestimmt werden.
Oberkirchenrätin und Missbrauchsbeauftragte Bettina Wilhelm erwartet einiges von der Arbeit der URAK: „Die unabhängige Aufarbeitung, die Beteiligung von Betroffenen und die Aufklärung und Aufdeckung von Strukturen, die sexualisierte Gewalt begünstigen, das erwarte ich von dieser Kommission.“
Selbstkritik üben
Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr hat die URAK-Vereinbarung mitunterzeichnet. Er hofft auf einen „maximal offenen Umgang mit allen Beobachtungen und Ergebnissen. Es ist bitter notwendig, dass wir dazulernen – auch, was die scheinbare Harmonie in den eigenen vier Wänden anbelangt. Diese Harmonie ist eine Illusion. Das müssen wir aushalten lernen“.
Die Ergebnisse der ForuM-Studie werden auch in den Priorisierungsprozess der Landeskirche hineinspielen. „Wenn wir sexualisierte Gewalt ernster nehmen wollen als bisher, wird das nicht gehen, ohne dafür auch Geld in die Hand zu nehmen. Etwa, um Schutzkonzepte weiter auszubauen und umzusetzen“, sagt Kirchenpräsidentin Wüst.
Seit 2021 hat die Landeskirche 33 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet, die in den vergangenen zwei Jahren 170 Schulungen in protestantischen Kindertagesstätten durchgeführt haben.
Schutzkonzepte ausbauen
Auch Kirchengemeinden setzen sich mit Schutzkonzepten auseinander. In Sondernheim wurde etwa das Gemeindezentrum näher betrachtet. Räume sollten so einsichtig und übersichtlich wie möglich sein, damit Übergriffe erschwert werden, berichtet Pfarrerin Anita Meyer.
Zu allen konkreten Schritten gehört laut Dorothee Wüst der erste Schritt: Selbstkritik und die Frage der eigenen Haltung. Momentan rücke das Thema in der innerkirchlichen Öffentlichkeit fast schon wieder in den Hintergrund, als „beträfe es denn doch nicht alle“, sagt die Kirchenpräsidentin. Und erinnert: „Ich halte es nach wie vor für eine der dringendsten Aufgaben, unsere Machtstrukturen, unser Verständnis von Verantwortung und Seelsorge sowie das Problem der `Kommunikationsdiffusion´ selbstkritisch zu diskutieren.“
Sprache überdenken
Das betrifft auch Sprache und Theologie. Die Studie hat gezeigt, dass im Zusammenhang von sexualisierter Gewalt auch theologische Grundbegriffe missbräuchlich verwendet worden sind. So können Begriffe wie „Liebe“ oder „Vergebung“ in den Ohren Betroffener leicht zynisch wirken. Sensible Sprache und Feingefühl in der Sache sind an dieser Stelle gefragt. Die Landeskirche hat den Kirchengemeinden dazu erste Materialien an die Hand gegeben. Unter anderen den Entwurf eines Klagegottesdienstes für Betroffene sexualisierter Gewalt.
Speyer – Am Sonntag, 7. April, 20 Uhr, findet der nächste „Gottesdienst im Dom – mal anders“ statt. Domdekan Dr. Christoph Kohl feiert eine „Messe intensiv“. Der Wortgottesdienst mit Bibelgespräch zum Evangelium der Sonntagsmesse findet im Stuhlkreis in der Apsis statt. Bei der Mahlfeier ab der Gabenbereitung stehen die Mitfeiernden direkt um den Pontifikalaltar in der Vierung. So wird ein besonders intensives Erleben der Messfeier möglich. Da der Dom zu dieser Uhrzeit bereits für Besucher geschlossen ist, treffen sich die Mitfeiernden fünf Minuten vor Beginn vor dem Nordwestportal des Doms.
„Gottesdienst im Dom – mal anders“ ist ein besonderes Gottesdienstformat, das jeweils am ersten Sonntag eines Monats um 20 Uhr im Dom gefeiert wird. Dabei werden bewusst meditative Formate an das Ende der Woche gesetzt. Die Gottesdienstfeiern haben jeden Monat einen anderen Schwerpunkt, unterscheiden sich aber immer in ihrer Form von den anderen, regelmäßigen Gottesdiensten im Dom.
Der kommende „Gottesdienst – mal anders“ am 5. Mai wird ebenfalls ein bewährtes Format aufgreifen: Ausgebildete Bibelerzähler tragen dabei Texte der Heiligen Schrift aus der Perspektive darin vorkommender Personen vor.
Chrisammesse mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann im Speyerer Dom
Speyer – Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann hat am Montag, 25. März, im Rahmen der Chrisammesse im Speyerer Dom die heiligen Öle geweiht und an die Kirchen im Bistum verteilt. „Mit der Weihe der heiligen Öle wird in die Mitte gestellt, was uns im Innersten als Christen lebendig hält. Das, was in uns brennt, als Sehnsucht und als Liebe, als Leidenschaft, die uns erfüllt, und die uns zu Zeugen Christi in dieser Welt macht“, so Bischof Wiesemann in seiner Predigt. „Deswegen ist diese Feier so besonders. Sie geht sozusagen unter die Haut, wie das Öl. Sie will uns wieder das schenken, was wir so sehr brauchen, gerade in unserer heutigen Zeit. Innere Leidenschaft, die Flamme, das Feuer, für Jesus Christus und für seine Erlösung, die er uns schenkt.“
Die drei zu weihenden Öle, Kranken-, Katechumenen- und Chrisam-Öl, wurden während der Messe, begleitet von Gesang, in kleinen Prozessionen durch den Dom nach vorne zum Altar getragen. Üblicherweise übernehmen Diakone diese Aufgabe – in diesem Jahr gab es hier eine Neuerung. So wurde das Öl für die Kranken von vier Trägern aus dem Feld der Krankenhausseelsorge zum Altar gebracht; sie sind in der BG Klinik und im Städtischen Krankenhaus Ludwigshafen sowie im Kreiskrankenhaus Grünstadt tätig. Das Krankenöl dient der Salbung Kranker und Sterbender. „Da will Christus da sein, da will er uns innerlich stärken, da will er in unserem Leben die Kraft sein, die uns den Mut zur letzten Hingabe gibt“, so Wiesemann.
Das Katechumenenöl, mit dem Taufbewerber vor der Taufe gesalbt werden, wurde von Tanja Rieger, Referentin für Katechese im Bistum Speyer, getragen. Wiesemann: „Es wird verwandt für alle die, die sich auf die Taufe vorbereiten. Es soll uns die innere Kraft geben, für den Kampf in der Welt, und es soll mich in meinem Inneren stärken, meine Widerstandsfähigkeit, meine Resilienz hervorrufen.“
Das Chrisamöl und das Gefäß mit dem Balsam wurde von Diakonen und den Grabesrittern gebracht. Dieses Öl wird unter anderem bei der Taufe, Firmung und bei der Priesterweihe verwendet, und damit „mittendrin, im ganzen, sich entfaltenden, Leben“. Wiesemann bezeichnete es in seiner Predigt als „das Öl der Freude“.
In einer vierten Prozession wurden schließlich von einem Diakon und einem Messdiener Brot und Wein zum Altar getragen und dort dem Bischof übergeben. Nach der Weihe wurden die heiligen Öle traditionell an die Priester aus dem Bistum verteilt, damit diese sie wiederum an ihre Kirchen weitergeben können.
Zum Hintergrund
Vom Orden der Ritter vom Heiligen Grab in Jerusalem wurden in diesem Jahr 30 Liter Olivenöl an den Dom gespendet – dieses wurde von den Sakristanen des Doms mit ätherischen Ölen vermischt. Dabei unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Ölen. Das wichtigste ist das Chrisam, welches unter anderem bei der Taufe, Firmung und bei der Priesterweihe verwendet wird. Außerdem gibt es noch das Krankenöl für das Sakrament der Krankensalbung und das Katechumenenöl, mit dem Taufbewerber vor der Taufe gesalbt werden. Da das Salben mit Öl zur Zeit der Bibel nur Königen vorbehalten war, bringt die Salbung mit Chrisam zum Ausdruck, dass alle Menschen eine „königliche“, unantastbare Würde besitzen.
Die Öle werden in der Chrisam-Messe geweiht und zur Verteilung an die Kirchen des Bistums an deren Priester weitergegeben. Traditionell wurde die Chrisam-Messe am Gründonnerstag gefeiert. Inzwischen feiern viele Bistümer bereits an einem früheren Tag der Karwoche. Die Chrisam-Messe im Speyerer Dom findet am Montag statt, um Priestern aus dem Bistum zu ermöglichen, zu der Messe zu kommen.
Text: Bistum Speyer, Friederike Walter Foto: Klaus Landry 26.03.2024
„RTL Die Passion“ als Public Viewing in der Kirche Johannes der Täufer Harthausen
Harthausen – Die Kirche als Kulturraum erleben – das geht am Mittwoch, 27. März, im pfälzischen Harthausen. Ab 20:15 Uhr wird hier die Sendung „RTL Die Passion“ live auf großer Leinwand als Public Viewing übertragen. „Wir möchten alle Interessierten, egal ob regelmäßige Kirchengänger oder nicht, herzlich einladen, zusammenzukommen, um gemeinsam dieses Film-Event anzuschauen“, erklärt Pfarrer Jens Henning. „Als große Gemeinschaft können wir die Passion erleben und gemeinsam wichtige Fragen ergründen – Was hat die alte Geschichte mit mir, mit meinem Leben zu tun? Wie kann mir der Glaube helfen, mein tägliches Kreuz zu tragen?“
In der Harthäuser Kirche Johannes der Täufer (Speyerer Straße 10, 67376 Harthausen) wird im Altarraum eine knapp vier Meter breite Leinwand aufgebaut – zusammen mit einer extra installierten Tonanlage ist so auf allen der etwa 300 Plätze der Kirche ein wahres Kinoerlebnis garantiert. Neben der Möglichkeit, das Event in großer Gruppe auf großer Leinwand zu erleben, wird es auch ein kleines Rahmenprogramm mit Impulsen und der Möglichkeit zu Gesprächen und Austausch geben. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, Einlass und Ankommen ist um 19:30 Uhr, die Einführung startet um 20:00 Uhr. Auf Spendenbasis gibt es Getränke und Verpflegung. Die Kirche ist geheizt, dennoch empfiehlt die veranstaltende Pfarrei Hl. Hildegard von Bingen, Decken und Weingläser selbst mitzubringen. „Wir freuen uns, wenn sich die Menschen von dieser 2000 Jahre alten Geschichte begeistern lassen und wir alle gemeinsam erleben, wie diese von RTL ins Heute transportiert wird“, so Organisator Joachim Lauer. „Wir wollen Menschen zusammenführen, um sich eine Übersetzung der Passion in heutige Lebenswelten bei Baguette und Wein in einem sehr besonderen Ambiente gutzutun – in Gemeinschaft mit anderen.“
In der offiziellen Ankündigung zur Sendung heißt es: „Frieden, Nächstenliebe und Zusammenhalt – gerade in schwierigen Zeiten. Die Passionsgeschichte vereint diese Werte und fasziniert schon über 2000 Jahren lang. Nun wird Jesus Christus erneut zum Leben erweckt: Dieses Mal wacht er jedoch in der heutigen Zeit auf – begleitet von richtigen Popkrachern. Eine moderne und ungewöhnliche Darstellung der letzten Tage im Leben von Jesus Christus wird bei ‚Die Passion‘ von einem Aufgebot an bekannten Stars der Gesangs- und Schauspielszene durch RTL inszeniert.“ „Ben Blümel verkörpert dabei Jesus von Nazareth, Nadja Benaissa übernimmt die Rolle der Maria. Außerdem werden Francis Fulton-Smith als Pilatus, Jimi Blue Ochsenknecht als Judas und Timur Ülker als Petrus zu sehen sein.“
Text: Bistum Speyer Foto: Joachim Lauer 20.03.2024
Kerze als Symbol der Hoffnung
Der Malteser Hilfsdienst Speyer übergibt die diesjährige Osterkerze an den Kustos der Kathedrale
Speyer – „Mit der Spende der Osterkerze an den Dom verbinden wir vor allem die Hoffnung auf Frieden“, sagt der Diözesanleiter des Malteser Hilfsdienstes im Bistum Speyer, Christopher Wolf. „In diesem besonderen Jahr, das von Krieg und Unsicherheit geprägt ist, haben wir Malteser uns für diese besondere Geste entschieden, da Friedensarbeit ein wichtiger Bestandteil unseres Dienstes ist“, erklärte Wolf. Der Kustos des Doms, Domdekan Dr. Christoph Kohl, nahm die Kerze entgegen. Die Osterkerze des Doms wird traditionell im Speyerer Karmel gefertigt. Kohl freute sich über die Spende der diesjährigen Osterkerze für den Dom. „Wir merken, dass die Menschen sich nach Licht sehnen und mit dem Anzünden einer Kerze Hoffnung und Zuversicht verbinden“, sagte Kohl. Die Osterkerze brennt nach der Osternacht täglich im Dom und ist damit das Symbol für „Christus, das Licht der Welt“, so der Domkustos.
Zur Tradition der Osterkerze
In der Osternacht wird die Osterkerze in einer Prozession als einzige Lichtquelle in den dunklen Dom getragen. Beim feierlichen Einzug erfolgt der dreimalige Ruf „Lumen Christi“, „Licht Christi“, auf den die Gemeinde mit „Deo Gratis“, „Dank sei Gott“, antwortet. Währenddessen wird das Feuer der Osterkerze an alle Gläubigen weitergegeben, die ihre Kerzen daran anzünden und damit die Kirche erhellen. Auf den Leuchter gestellt symbolisiert die Osterkerze den erhabenen Christus als Sieger über den Tod. Die weiße Farbe der Kerze steht für die Hoffnung und das neue Leben. Sie muss, wie alle liturgischen Kerzen, aus einem bestimmten Anteil an Bienenwachs gefertigt sein. Das rührt von der früheren Tradition, nur die edelsten Materialien für den liturgischen Gebrauch zu verwenden. Im Dom brennt die Osterkerze von da an im Altarraum.
Zum Hintergrund: der Malteser Hilfsdienst
Der Malteser Hilfsdienst ist mit über einer Million Mitgliedern und Förderern einer der großen caritativen Dienstleister in Deutschland. 1953 durch den Malteserorden und den Deutschen Caritasverband gegründet, steht der christliche Dienst am Bedürftigen im Mittelpunkt der Arbeit. Hierzu engagieren sich rund 55.000 Ehrenamtliche im Malteser Hilfsdienst. Mit fast 40.000 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist der Malteser Hilfsdienst auch einer der großen Arbeitgeber im Gesundheits- und Sozialwesen.
Malteser engagieren sich im Katastrophenschutz und Sanitätsdienst genauso wie in der Erste-Hilfe-Ausbildung oder in den ehrenamtlichen Sozialdiensten. Der Auslandsdienst fördert Partner in aller Welt und entsendet Fachkräfte in Krisengebiete. In der Hospizarbeit begleiten die Malteser unheilbar kranke Menschen und ihre Angehörigen. Spiele, Sport und soziales Engagement verbinden die über 6.000 Mitglieder der Malteser Jugend.
Der ehrenamtlich geprägte Malteser Hilfsdienst e.V. ist entsprechend den Strukturen der katholischen Kirche in Diözesen gegliedert.
Gottesdienste im Dom – Passionskonzert der Dommusik im Technik Museum
Speyer – Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche oder Heilige Woche, in der die Kirche des Leidens und Sterbens Jesu Christi gedenkt. Höhepunkt ist die Auferstehungsfeier in der Osternacht, die zugleich der wichtigste Gottesdienst des ganzen Kirchenjahres ist.
Am Palmsonntag, 24. März, feiert Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann im Speyerer Dom um 10 Uhr ein Pontifikalamt mit Palmweihe. Etwas Pflanzengrün wird auch auf die Gräber der Kaiser und Könige im Dom gelegt – ein Brauch, der bereits aus dem 15. Jahrhundert dokumentiert ist. Die Dombläser und die Domsingknaben sorgen für die festliche musikalische Gestaltung des Gottesdienstes.
In der Karwoche zwischen Palmsonntag und Ostern findet traditionell die Chrisammesse statt. An diesem Tag werden in der Bischofskirche die für die Sakramentenspendung benötigten heiligen Öle geweiht. Die Priester der Diözese sind zur Mitfeier eingeladen und nehmen das geweihte Öl für den Gebrauch in ihrer Pfarrei mit. Bischof Wiesemann zelebriert die Chrisammesse am Montag, 25. März, um 17 Uhr. Die musikalische Gestaltung übernimmt der Mädchenchor am Dom zu Speyer.
Die heiligen drei Tage, das „Triduum Paschale“, beginnen mit dem Gründonnerstag, der in diesem Jahr auf den 28. März fällt. Am Morgen um 8 Uhr feiert das Domkapitel im Dom eine Trauermette, es musiziert die Capella Spirensis. Dem Abendmahlsamt um 19.30 Uhr steht Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann vor. Es singt der KathedralJugendChor.
Am Karfreitag, 29. März, findet um 8:30 Uhr eine Trauermette statt. Um 10 Uhr lädt die Dompfarrei Pax Christi zu einer Kreuzwegandacht für Kinder in den Dom ein. Musikalisch gestaltet wird die Andacht von den Nachwuchs- und Aufbauchören des Mädchenchores und der Domsingknaben. Um 15 Uhr beginnt die Karfreitagsliturgie mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Weihbischof Otto Georgens, der die Predigt hält. Dieser Gottesdienst ist in seiner Gestaltung einmalig im ganzen Kirchenjahr und folgt einer besonders alten liturgischen Gestaltung. Es singen der Domchor und der KathedralJugendChor. Überdies kann am Karfreitag in den Beichtstühlen im nördlichen Seitenschiff zwischen 11 und 13 Uhr und ab 17 Uhr das Sakrament der Versöhnung empfangen werden.
Am Karsamstag, 30. März, beginnt der Tag im Dom mit einer Trauermette um 8 Uhr, musikalisch gestaltet von der Capella Spirensis. Das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi wird ab 21 Uhr mit der Feier der Osternacht begangen. Zu Beginn liegt der Dom in völliger Dunkelheit. In der Vorhalle wird das Osterfeuer entzündet, bevor mit der Osterkerze und dem Ruf „Lumen Christi – Deo gratias“ (Christus, das Licht – Dank sei Gott) das Licht in die Kathedrale hineingetragen wird. Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann wird die Osternacht im Dom zelebrieren. Der KathedralJugendChor, der Domchor und die Dombläser sorgen für die feierliche musikalische Gestaltung. In diesem Gottesdienst erklingt auch erstmals seit Gründonnerstag wieder die Orgel des Doms, gespielt von Domorganist Markus Eichenlaub.
Am Ostersonntag, 31. März, feiert Bischof Wiesemann um 10 Uhr ein Pontifikalamt und um 16:30 Uhr eine Pontifikalvesper. Den Gottesdienst am Vormittag gestalten die Nachwuchs- und Aufbauchöre des Mädchenchores und der Domsingknaben sowie die Dombläser musikalisch. In der Vesper singt ein Vokalensemble der Dommusik.
Am Ostermontag, 1. April, wird um 10 Uhr Weihbischof Otto Georgens ein Pontifikalamt im Dom feiern. Es singt der Ferienchor der Dommusik.
Zum Hintergrund: Kar- und Osterwoche
Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche. Die Karwoche heißt Leidenswoche oder Klagewoche. Am Gründonnerstag wird die Einsetzung der Eucharistie gefeiert. Glocken und Orgel verstummen. Am Karfreitag ist keine heilige Messe. Der Gottesdienst folgt einer besonderen und sehr alten liturgischen Ordnung: Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament, Leidensgeschichten nach dem Evangelisten Johannes, Große Fürbitten in den Anliegen der Kirche und der Welt, Kreuzenthüllung und Kreuzverehrung, sowie eine Kommunionfeier mit bereits am Gründonnerstag konsekrierten Hostien. In der Osternacht, entweder nach Einbruch der Dunkelheit oder am frühen Morgen des Ostersonntags, begeht die Kirche die Auferstehungsfeier. In der Feier der Osternacht wird feierlich der Osterruf, das Alleluja, angestimmt.
Passionsmusik in der Raumfahrthalle
Die „Johannespassion“ von Johann Sebastian Bach gilt als ein Meilenstein in der Kulturgeschichte der Menschheit. Am Karfreitag des Jahres 1724, vor nunmehr 300 Jahren, wurde diese bis heute emotional packende und zeitlose oratorische Passion uraufgeführt. Am Samstag, 23. März, 19 Uhr, sowie am Palmsonntag, 24. März 2024, 16 Uhr, bringt die Dommusik Speyer dieses fundamentale Werk in einer Form zur Aufführung, die es aus dem gewohnten Rahmen herausnimmt und die einzigartige universelle Kraft der Musik zur Geltung bringt. Der KathedralJugendChor der Dommusik wird in seinem ersten großen Projekt die Bach‘sche Johannespassion in einer „dreidimensionalen“ Aufführung an einem außergewöhnlichem Ort erlebbar machen. Dreidimensionalität bedeutet in diesem Fall, dass das Dance Theatre Heidelberg unter seinem künstlerischen Leiter Ivan Pérez die Musik um eine tänzerische Ebene ergänzen. Der Tanz soll die Emotionalität der Musik verstärken, verständlicher machen und inhaltliche Brücken über 300 Jahre hinweg bauen. Der außergewöhnliche Ort ist die Raumfahrthalle des Technikmuseum Speyer. „Wir möchten die ‚Johannespassion´ bewusst in einen anderen räumlichen Kontext bringen. Die Raumfahrthalle mit ihrem futuristischen Flair erscheint und einen wirkungsvollen Kontrastraum zur Bach’schen Passionsmusik zu bieten“, sagt Domkapellmeister Markus Melchiori. „Wir hoffen auch, dass die ungewohnte Umgebung die Menschen neu und anders mit der Musik in Verbindung bringt“, so Melchiori. „Die Raumfahrthalle gibt uns zudem andere Möglichkeiten der Interaktion zwischen Musikern, Tänzern und Publikum.“
Unter den zahlreichen Aufführungen, welche in diesem Jubiläumsjahr für dieses Stück anstehen, wird die Speyerer Aufführung auch durch die Starbesetzung herausragen. Mit Benedikt Kristjánsson konnte einer der führenden Interpreten der Partie des Evangelisten für das Projekt gewonnen werden. Bassbarriton Markus Flaig wird als Christus zu erleben sein. Countertenor Andreas Scholl, Star der Alte Musik-Szene, wird an der Aufführung mitwirken. Mit Magdalene Harer kommt eine international gefragte Oratoriensängerin nach Speyer. Tenor Fabian Kelly wurde in Speyer geboren und ist Spezialist der Historischen Aufführungspraxis. Klaus Mertens, Bass, ist einer der renommiertesten Sänger für Bach’sche Musik und hat an zahlreichen wichtigen Einspielungen mitgewirkt. Er ist regelmäßig im Speyerer Dom zu erleben. Die instrumentale Gestaltung der Johannespassion liegt in den Händen des Barockorchesters „L‘arpa festante“. Die Gesamtleitung hat Domkapellmeister Markus Melchiori.
Tickets sind zu 30 € (20 € ermäßigt) im Vorverkauf in der Dom-Info, allen Reservix Vorverkaufsstellen sowie online bei reservix.de erhältlich.
Besondere Öffnungszeiten des Doms während der Karwoche und Ostertage
Auf Grund der Gottesdienste in der Karwoche und während der Ostertage gelten besondere Besichtigungszeiten.
Montag, 25. März 2024
9:00-16:30 Uhr (17 Uhr Chrisammesse)
Karfreitag, 29. März 2024
13:00-14.30 Uhr (stille Besichtigung, keine Domführungen – 8.30 Uhr Trauermette, 10 Uhr Kinderkreuzweg, 11 bis 13 Uhr Beichtgelegenheit, 15 Uhr Karfreitagsliturgie und Predigt, danach bis 18 Uhr Beichtgelegenheit)
Karsamstag, 30. März 2024
9:00-19:00 Uhr (Stille Besichtigung, keine Domführungen)
Besichtigung möglich von 12:00 Uhr bis 17.30 Uhr (Pontifikalamt um 10 Uhr, Abendmesse um 18 Uhr)
Terminübersicht Gottesdienste:
Palmsonntag, 24. März 2024
10:00 Uhr – Pontifikalamt mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann Musikalisch gestaltet von den Domsingknaben und Dombläsern Melchior Franck: Fürwahr er trug unsre Krankheit Heinrich Schütz: Ehre sei dir, Christe Christian M. Heiß: Missa buccinata Liedsätze von Crüger und Bach
Montag der Karwoche, 25. März 2024
17:00 Uhr – Pontifikalamt Chrisammesse mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann Musikalisch gestaltet vom Mädchenchor Christopher Tambling: Messe in A Gabriel Fauré: O salutaris hostia Deutsche Wechselgesänge aus dem Gotteslob
Gründonnerstag, 28. März 2024
8:00 Uhr – Trauermette (Lesehore und Laudes) Musikalisch gestaltet von der Capella Spirensis Ludovico da Viadana: Psalmen in Falsibordoni-Sätzen Orlando di Lasso: In monte oliveti und Tristis est anima mea Marc Antonio Ingegneri: Ecce vidimus eum
19:30 Uhr – Pontifikalamt Messe vom letzten Abendmahl mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann Musikalisch gestaltet vom KathedralJugendChor Damijan Mocnik: Missa brevis et simplex Ola Gjeilo: Ubi caritas et amor Anton Bruckner: In monte oliveti Liedsätze von Menschick und Bach Gregorianik: Communio „Qui manducat carnem meam“
Karfreitag, 29. März 2024
8:30 Uhr – Trauermette (Lesehore und Laudes) Musikalisch gestaltet von der Capella Spirensis Ludovico da Viadana: Psalmen in Falsibordoni-Sätzen Ludovico da Victoria: Caligaverunt oculi mei und Vere languores nostros William Byrd: Miserere mei
10:00 Uhr – Kreuzwegandacht für Kinder der Dom Musikalisch gestaltet von den Nachwuchs- und Aufbauchören des Mädchenchores und der Domsingknaben
15:00 Uhr – Pontifikalliturgie mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Weihbischof Otto Georgens (Predigt) Musikalisch gestaltet von KathedralJugendChor und Domchor Anton Bruckner: Christus factus est Hermann Schroeder: Johannespassion Felix Mendelssohn Bartholdy: Mein Gott, warum hast du mich verlassen Gregorio Allegri: Miserere mei Johann Sebastian Bach: O Haupt voll Blut und Wunden
Karsamstag, 30. März 2024
8:00 Uhr – Trauermette (Lesehore und Laudes) Musikalisch gestaltet von der Capella Spirensis Ludovico da Viadana: Psalmen in Falsibordoni-Sätzen Ludovico da Victoria: Ecce quomodo moritur justus Recessit pastor noster und Sepulto Domino
21:00 Uhr – Feier der Osternacht mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann Musikalisch gestaltet von dem KathedralJugendChor, dem Domchor und den Dombläsern Giovanni P. da Palestrina: Sicut cervus Orlando di Lasso: Surrexit pastor bonus Hans Leo Hassler: Missa „Ecce quam bonum“ Liedsätze von Tambling, Melchiori, u.a.
Ostersonntag, 31. März 2024
10:00 Uhr – Pontifikalamt mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann Musikalisch gestaltet von den Nachwuchs- und Aufbauchören des Mädchenchores und der Domsingknaben und den Dombläsern Christian M. Heiß: Missa „Pueri Cantores Treverensis“ Wipo von Burgund: Victimae paschali laudes Myles Birket Foster: Christus erstanden von den Toten Wechselgesänge aus dem Gotteslob
16:30 Uhr – Pontifikalvesper Musikalisch gestaltet vom Vokalensemble der Dommusik Michael Praetorius: Nun freue dich, du Christenheit Ludovico da Viadana: Exultate justi in Domino Psalmen und Cantica der Ostervesper in Falsibordoni-Sätzen Anton Bruckner: Tantum ergo B-Dur Gregor Aichinger: Regina caeli
Ostermontag, 1. April 2024
10:00 Uhr – Pontifikalamt mit Weihbischof Otto Georgens Musikalisch gestaltet vom Ferienchor der Dommusik Christopher Tambling: Missa brevis in B Josef Gabriel Rheinberger: Abendlied Liedsätze von Monk, Hüttis, Rommelspacher, u.a.
Passions-Konzert:
Samstag, 23. März 2024, 19:00 Uhr und Palmsonntag, 24. März 2024, 16:00 Uhr in der Raumfahrthalle des Technik-Museums Speyer Johann Sebastian Bach (1685-1750): Johannespassion für Soli, Chor und Orchester, BWV 245 Mitglieder des Dance Theatre Heidelberg Ivan Pérez, Choreographie Benedikt Kristjánsson, Evangelist * Markus Flaig, Christus * Magdalene Harer, Sopran Andreas Scholl, Altus * Fabian Kelly, Tenor * Klaus Mertens, Bass KathedralJugendChor Speyer * Barockorchester „L‘arpa festante“ * Markus Melchiori, Leitung
Fastenpredigt mit Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Horst Köhler im Speyerer Dom
Speyer – Am Donnerstag, 14. März, waren wieder zahlreiche Menschen in den Speyerer Dom gekommen, um dort eine Fastenpredigt zu hören. Als dritter und letzter Redner der diesjährigen Reihe war Bundespräsident a.D. Prof. Dr. Horst Köhler in der romanischen Kathedrale zu hören. Wie Ministerpräsident a.D. Peter Müller und ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten war auch er der Einladung des Domkapitels gefolgt, in der Fastenzeit einen „aktivierenden und aufrüttelnden Akzent in der österlichen Bußzeit“ zu setzen, wie Weihbischof und Dompropst Otto Georgens in der Ankündigung der Reihe betonte. Bereits bei der Begrüßung durch Domdekan Dr. Kohl wurde Horst Köhler mit Applaus empfangen. Der Domdekan erinnerte an die Worte über dem Hauptportal des Doms „Ut unum sint“ (dass sie eins seien) und verwies auf den Dom als ein Zeichen der Einheit unter den Christen und Nationen.
Horst Köhler begann seine Ansprache mit der Feststellung, dass es durchaus von Vorteil sein könne, wenn einem nicht immer alle Türen offen stünden. Dann nämlich lassen sich vor dem Betreten des Speyerer Doms alle Relieftafeln des Bronzeportals bestaunen, darunter auch eine Szene, welche den spiralförmig gebauten Turm zu Babel zeige. Diese bekannte alttestamentliche Szene war bereits in der biblischen Lesung, die der Predigt vorausging, Thema gewesen. Dort wird geschildert, wie das Vorhaben der Menschen, einen Turm bis in den Himmel zu bauen, scheitert. Gott bremst es, indem er die Menschen mit einem Mal unterschiedliche Sprachen sprechen lässt. Dies gelte als biblischer Erklärungsversuch, warum die Menschen durch Sprachen getrennt und uneins auf der Erde leben. In der Bibel rückt hier die Menschheit als Ganze in den Fokus, bevor danach mit den Erzvätern einzelne Personen in den Mittelpunkt treten.
Auch angesichts der Vielzahl der heute in der Welt tobenden Konflikte sei diese biblische Diagnose eine Betrachtung wert, sagte Köhler. Von „Hass und Gewalt zwischen den europäischen Völkern“ könne auch der Dom erzählen, so Köhler, und nannte den 30-jährigen Krieg und den pfälzischen Erbfolgekrieg als Beispiele. In der Erzählung vom Turmbau erscheine die Zerstreuung zunächst als Fluch. Doch Gott habe auf das Bestreben der Menschen, sich groß zu machen, nicht mit Trotz und Eifersucht reagiert. Vielmehr habe er begriffen, welches Potenzial Menschen entfalten können, wo sie gemeinsam ein Ziel zu erreichen suchen. „Wir wissen aber auch, wie gefährlich es sein kann, wenn plötzlich alle eins sind und als große Masse in Erscheinung treten“, mahnte Köhler. Nicht selten zeige der Mensch dann seine hässlichste Seite und werde „zu Unvorstellbarem fähig“. Er lese diese Geschichte daher als eine Warnung, „wo alle eins sind, wo Uniformität regiert, womöglich alle die gleichen Lieder singen und im Gleichschritt marschieren, da gilt es wachsam zu sein, genau hinzuschauen und zu prüfen, wessen Geistes Kind sie sind.“
In der Bibel versuchen die Menschen, sich mit dem Turmbau einen Namen zu machen. „Hochmut und Hybris bahnten sich in Babel ihren Weg in den Himmel – dagegen, und nicht gegen den zivilisatorischen Fortschritt, richtete sich der Widerspruch Gottes“, sagte Köhler. Machtmenschen, die sich einen Namen machen möchten, fände man auch in der Gegenwart. Personen wie die Turmbauer von damals bezeichneten wir heute als Autokraten, die mit ihren Erzählungen von Wohlstand und Sicherheit ganze Völker hinter sich scharrten. Hier wünschen wir uns den Widerspruch Gottes gegen jene, die sich auf dem Rücken von anderen den Weg nach oben bahnten.
„Sollte unter den Trümmern des antiken Babel etwa die Hoffnung auf eine geeinte Menschheit begraben liegen?“, fragte Köhler die anwesende Gemeinde. Die Idee einer Menschheit, die eins ist und gemeinsam Großes leiste, habe für ihn nichts von ihrer Faszination verloren. Individuelle Prägungen und Unterschiede dürften jedoch nicht nivelliert werden, wenn so aufgegeben werden müsse, was jeden und jede einzigartig mache. „Uniformität geht schief, Vielfalt hat Zukunft“: Das ist für ihn die zentrale Botschaft der Turmbau-Erzählung. Vielfalt müsse als Segen begriffen werden, „denn nicht zuletzt in der Vielgestaltigkeit liegt der Reichtum menschlichen Lebens“, sagte Köhler in seiner Predigt.
Noch einmal kehrte er in seiner Ansprache an die Schwelle des Doms zurück und verwies auf ein anderes Element des Portals. Der Schriftzug „Ut unum sint – dass sie eins seien“ gelte als Mahnung an alle Besucher des Doms. Diese Botschaft habe auch Helmut Kohl seinen ausländischen Staatsgästen immer mit auf den Weg gegeben. Diese Aufforderung erging an die Deutschen in Ost und West und die Völker Europas. An diesem Punkt stellte der ehemalige Bundepräsident die Frage, ob Einheit in Widerspruch zur Vielfalt stehe. „Dass die europäische Einheit nur eine Einheit in Vielfalt sein kann“, habe Helmut Kohl begriffen. Der Kanzler der Einheit habe in der Pluralität eine nach Kohls Worten „phantastische Chance“ gesehen. Auch Papst Franziskus habe vor zehn Jahren bei einer Rede vor dem Europaparlament den Wert der Vielfalt der Völker Europas betont. Einheit bedeute nicht politische, wirtschaftliche, kulturelle oder gedankliche Uniformität, in Wirklichkeit lebe jede authentische Einheit vom Reichtum der Verschiedenheit, zitierte Köhler den Papst. „Wer am gemeinsamen Haus Europa mitbaut, tut dies nicht, um sich einen Namen zu machen, sondern um Freiheit und Demokratie zu Schutz und Ansehen zu verhelfen“, so Köhlers Worte. Dazu zähle auch die Europäische Einigung als Konsequenz auf die Kriegsschrecken den 20. Jahrhunderts, die als ein „Erfolgsversprechen für Deutschland“ zu begreifen sei. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zeige jedoch, dass eine Wehrfähigkeit benötigt würde – und sei „ein Weckruf an die EU Mitgliedsstaaten, eine Verteidigungsunion aufzubauen.“ Es gelte, der Ukraine weiterhin beizustehen und sich darauf vorzubereiten, dass die USA ihre Verteidigungsanstrengungen in Europa zurückfahre.
Das Pfingstwunder sei, so Köhler, das neutestamentliche Gegenstück zum Turmbau zu Babel. Der Heilige Geist bewirkt dort, dass Menschen einander plötzlich verstehen. Die Vielfalt der Sprachen werde nicht aufgehoben, verlöre aber ihren trennenden Charakter. In der heutigen Zeit seien es die Vereinten Nationen, wo Ideen sichtbar würden, die der Menschheit gemein seien. Als Referenz benannte er Hans Küng, der durch seine wissenschaftliche Forschung gezeigt habe, dass das Weltethos in allen Religionen zu finden ist. Dieses Weltethos sieht Köhler auch in der Agenda 2030 der UN abgebildet, „ein Narrativ der Zusammenarbeit zum wechselseitigen Nutzen und zum Wohle aller Nationen“. Zusammen mit dem Klimabeschluss von Paris sei dies der Rahmen für eine „gedeihliche Zusammenarbeit aller Nationen“, sagte Köhler in seiner Rede im Speyerer Dom. Durch diese Zusammenarbeit könnten die Völker der Welt dem Himmel ein wenig näherkommen, indem sie füreinander da seien und die Verantwortung für den Planeten gemeinsam wahrnähmen. Bundespräsident a.D. Horst Köhler machte dann die direkte, konkrete Umsetzung dieses Verständnisses einer gemeinsamen Verantwortung deutlich und wandte sich direkt an Wladimir Putin mit der Aufforderung: „Öffnen Sie sich für Gespräche für eine Friedenslösung nach geltendem Völkerrecht“.
Als Christinnen und Christen folgen wir in der Passionszeit den Spuren Jesu, erinnerte Köhler zum Schluss seiner Predigt. Auf diesem Weg gäbe es manche Schwelle, und wer klug sei, stolpere nicht einfach darüber, sondern wähle seine Schritte mit Bedacht. Der Bundespräsident kam dann zu seinen Eingangsworten zurück, in denen er zu bedenken gegeben hatte, dass es gut sei, wenn nicht immer alle Türen sofort offen stünden. Es gelte, auf dem Weg innezuhalten und sich zu fragen: Wohin wollen wir? Welches Ziel streben wir an? Dann könne man „geeint in Vielfalt und Verschiedenheit die richtigen Schritte gehen und darauf vertrauen, unser Gott geht mit uns.“
Die Zuhörerinnen und Zuhörer im vollbesetzten Dom dankten Bundespräsident a.D. Horst Köhler mit lange anhaltendem Applaus. Diesem Dank schloss sich Domdekan Dr. Christoph Kohl an und sprach von einem „großen Moment des Innehaltens“, den der Dom und die dort versammelte Gemeinde der Predigt Köhlers vermittelt habe. Die musikalische Gestaltung der Andacht hatte Domorganist Markus Eichenlaub übernommen. Mit Musik von Johann Sebastian Bach, Jehan Alain und Maurice Duruflé setze er ergänzende und vertiefende musikalische Akzente.
Für alle, welche den Worten der Fastenprediger des Jahres 2024 nicht live lauschen konnten, stehen die Gottesdienste auf den Youtube Kanälen von Dom, Dommusik und Bistum zur Verfügung.
Orden der Ritter vom Heiligen Grab spendet Öl zur Herstellung der Heiligen Öle
Speyer – Der Orden der Ritter vom Heiligen Grab in Jerusalem setzt sich für die Christen im Heiligen Land und die Stärkung der Verbindung zwischen dem Heiligen Land und den in Deutschland lebenden Christen ein. Daher spendet die regionale Komturei des Ordens seit einigen Jahren aus Israel stammendes Olivenöl an den Dom. Dieses Öl bildet die Basis für die Heiligen Öle, welche im Bistum Speyer beispielsweise bei der Taufe oder Krankensalbungen zum Einsatz kommen. Vor dem Hintergrund der andauernden Kämpfe im Gaza-Streifen sowie der fortlaufenden sozialen Aktivitäten und der Friedensarbeit der Gemeinschaft des Ritterordens hat diese Spende im Jahr 2024 besonderen Symbolcharakter. Übergeben wurden am 12. März 30 Liter Öl an den Domdekan und Kustos der Kathedrale, Dr. Christoph Maria Kohl, und an Domsakristan Markus Belz, durch den Leitenden Komtur des Ritterordens im Bistum Speyer, Prof. Dr. Christopher Wolf, und den Prior der Komturei, PD Dr. Joachim Reger. Das Olivenöl wird von den Sakristanen des Doms mit ätherischen Ölen gemischt und bei der Chrisam-Messe am Montag, 25. März, 17 Uhr durch Bischof Wiesemann im Dom geweiht.
Die Heiligen Öle
Die Heiligen Öle bestehen aus einer Mischung aus Olivenöl und Harzen oder ätherischen Ölen. Dabei unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Ölen. Das wichtigste ist das Chrisam, welches unter anderem bei der Taufe, Firmung und bei der Priesterweihe verwendet wird. Außerdem gibt es noch das Krankenöl für das Sakrament der Krankensalbung und das Katechumenenöl, mit dem Taufbewerber vor der Taufe gesalbt werden. Da das Salben mit Öl zur Zeit der Bibel nur Königen vorbehalten war, bringt die Salbung mit Chrisam zum Ausdruck, dass alle Menschen eine „königliche“, unantastbare Würde besitzen.
Die Öle werden in der Chrisam-Messe geweiht und zur Verteilung an die Kirchen des Bistums an deren Priester weitergegeben. Traditionell wurde die Chrisam-Messe am Gründonnerstag gefeiert. Inzwischen feiern viele Bistümer bereits an einem früheren Tag der Karwoche. Die Chrisam-Messe im Speyerer Dom findet am Montag statt, um Priestern aus dem Bistum zu ermöglichen, zu der Messe zu kommen.
Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem
Der Ritterorden vom Hl. Grab zu Jerusalem ist ein päpstlicher Orden, dem sowohl katholische Laien als auch Geistliche angehören. Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem hat es sich zur besonderen Aufgabe gesetzt, die katholische Kirche im Heiligen Land, besonderes das Lateinische Patriachat, zu unterstützen. Dies reicht vom Unterhalt der 51 Pfarrgemeinden des Patriachats und der Unterstützung von über 40 Schulen, zahlreichen Kindergärten, Sozialstationen und Altenheimen bis zur Ausbildung junger Leute und der direkten Hilfe für sozial Schwache und Benachteiligte. Ohne das Wirken des Ordens wäre die Arbeit vieler christlicher Einrichtungen und Gemeinschaften nicht möglich. Die Einrichtungen selbst sind alle inklusiv, das bedeutet, dass sie Angehörigen aller Religionen offenstehen.
Benefizkonzert der Hospiz- und Trauerseelsorge Speyer
Speyer – Unter dem Titel „Wie ein Baum den man fällt…“ lädt die Hospiz- und Trauerseelsorge des Bistums Speyer am Montag, 15. April, zu einem Benefizkonzert ein.
Wie auch schon der Titel, der sich auf ein Lied des Musikers und Künstlers Reinhard Mey bezieht, andeutet, stehen dessen Werke im Mittelpunkt der Veranstaltung. Ivo Pügner und seine Frau Marion interpretieren Lieder von Reinhard Mey, in denen dieser sich mit der Vergänglichkeit des Lebens und seiner Trauer um seinen verstorbenen Sohn auseinandersetzt.
Klinikseelsorgerin Andrea Knecht erzählt Geschichten und Märchen, untermalt von Klanginstrumenten, die sie auch in der Sterbebegleitung nutzt. Die Zuhörer werden auf eine eindrucksvolle Reise mitgenommen, überqueren mit Freund Hein den Fluss und genießen Frau Holles Apfelgarten.
Das Benefizkonzert findet statt am Montag, 15. April 2024, um 19.00 Uhr in der Kirche des Priester- und Pastoralseminares St. German in Speyer. Der Eintritt ist frei. Ein Spendenkörbchen für die Hospiz- und Trauerseelsorge steht bereit.
Text: Bistum Speyer Foto: Robert Ziglioli 14.03.2024
Vorstand des Dombauvereins im Amt bestätigt
Rückblick und Ausblick auf die Vereinsarbeit bei der jährlichen Mitgliederversammlung
Speyer – Wie immer waren zahlreiche Menschen der Einladung des Dombauvereins zur jährlichen Mitgliederversammlung gefolgt und hatten sich am 9. März in der Aula des Nikolaus-von-Weis-Gymnasiums versammelt. Neben dem Bericht zur Vereinsarbeit stand auch die Neuwahl des Vorstandes auf der Tagesordnung. Hintergrundinformationen zu den vom Dombauverein unterstützten Instandhaltungsmaßnahmen bot Dombaumeistern Hedwig Drabik in ihrem Vortrag. Zuletzt stand noch eine besondere Versteigerung auf dem Programm.
Nach der Begrüßung der Anwesenden durch den Vorstandsvorsitzenden Prof. Gottfried Jung folgte das traditionelle Grußwort der Stadtspitze. Mit dem Satz „Wie gut Vereinsarbeit aussehen kann, zeigen Sie, liebe Mitglieder“, lobte Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler das ehrenamtliche Engagement für den Erhalt des Doms. Für die Europäische Stiftung Kaiserdom sprach deren Geschäftsführer Dr. Roman Nitsch ein Grußwort. Er erläuterte, dass Stiftung und Dombauverein je auf ihre Weise am Bauerhalt des Doms mitwirken. Während der Dom das bürgerschaftliche Engagement bündelt, wirkt die Stiftung über namhafte Persönlichkeiten. Beide Institutionen hätten sich in den letzten beiden Jahren darüber verständigt, ihre Zusammenarbeit zu intensivieren „um gemeinsam Kräfte zu bündeln“. Nitsch wies auch darauf hin, dass auf Grund des zu erwartenden Rückgangs finanzieller Mittel der Kirche die Beiträge der Förderinstitutionen in Zukunft ein wohl noch höheres Gewicht bekämen.
Den Geschäftsbericht begann Jung mit einem Lob an seine Vorstandskollegen, denen er für die gute Zusammenarbeit dankte. Dabei hob er das Kreativteam hervor, dass immer wieder neue Ideen für Produkte des Dombauvereins entwickele. In seinem Bericht hob der Vorsitzende in erster Linie die Bedeutung der Mitgliedergewinnung hervor. Den aktuellen Stand der Mitgliedschaften bezifferte er auf 2503. Mit dem Hinweis „es ist noch Platz für viele Mitglieder“ bat er die Anwesenden darum, auf andere zuzugehen und zum Eintritt in den Verein zu bewegen. Um Nachwuchs zu werben bietet der Verein seit einem Jahr eine neue, kostenlose Jugendmitgliedschaft an.
Eine weitere wichtige Einnahmequelle des Vereins sind die sogenannten Dombausteine. Dazu gehören einige Buchveröffentlichungen über den Dom. Das Buch „Der salische Dombau“ konnte Anfang des Jahres wieder neu aufgelegt werden. Eine Erwähnung wert war Jung auch der Kinderführer des Dombauvereins, der in der Dom-Info erhältlich ist.
Zu den beliebten und etablierten Angeboten des Vereins gehören die Wissenschaftlichen Foren, von denen das erste in diesem Jahr mit einem Vortrag zum Bayernkönig Ludwig I. durch Museumsdirektor Prof. Alexander Schubert bereits stattgefunden hatte. An dieser Stelle lud Jung zum Besuch des Vortrags von Prof. Bernd Schneidmüller „Konrad II. wird König“. Das erfolgreiche Konzertformat „Baden schaut über den Rhein“ erfährt in diesem Jahr eine Fortsetzung, obwohl der langjährige Organisator Udo Heidt inzwischen verstorben ist. Ihm und der langjährigen stellvertretenden Vorsitzenden Gudrun Lanig wurde durch einen Moment der Stille gedacht.
Der Kassenbericht des Vereins wurde von Schatzmeister Winfried Szkutnik erbracht. Durch Einnahmen des Vereins über Mitgliedsbeiträge, den Verkauf von Dombausteinen und Spenden konnte, abzüglich der Personal- und Materialkosten, ein Vereinsergebnis von 136.000 € Euro erzielt werden. Szkutnik war mit diesem Ergebnis, dem zweitbesten seit 2010, sehr zufrieden. Insgesamt habe der Verein seit seiner Gründung 1995 8.657.000 Euro zum Erhalt des Domes beigetragen. Die Rechnungsprüfer Wilhelm Treutle und Georg Emes hatten keine Beanstandungen, so dass der Vorstand per Akklamation entlastet wurde.
Turnusgemäß stand bei der Mitgliederversammlung die Neuwahl des Vorstandes an. In offener Abstimmung unter der Wahlleitung von Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler wurden zunächst der Vorsitzende des Vorstands Prof. Dr. Gottfried Jung, seine Stellvertreterin Dr. Barbara Schmidt-Nechl und Schatzmeister Winfried Szkutnik jeweils einstimmig im Amt bestätigt. Die sechs Beisitzer wurden in einer gemeinsamen Abstimmung ebenfalls ohne Gegenstimmen gewählt. Damit gehören dem Vorstand erneut an: Franz Dudenhöffer, Gabriele Fischer, Günter Frei, Carmen Gahmig, Monika Hoff und Hans-Joachim Ritter. Als geborene Mitglieder sind von Amts wegen im Vorstand vertreten: der Kustos des Doms, Domdekan Dr. Christoph Kohl, Dompfarrer Matthias Bender sowie Dombaumeisterin Hedwig Drabik.
Dass der Dombauverein für den Erhalt des Doms dringend benötigt wird, machte Dombaumeisterin Hedwig Drabik in ihrem Bericht über die Baumaßnahmen deutlich. Als im vergangenen Jahr durchgeführte Maßnahmen, welche die Europäische Stiftung und der Dombauverein finanziell ermöglicht hatten, nannte sie die neue Beschallungsanlage, die Erneuerung der Läuteanlage sowie des Fahrstuhls in der Sakristei. In Ergänzung des vom Dombauverein gestifteten Grundrissmodells war 2023 ein von der Stiftung finanziertes Grundrissmodell des Doms aufgestellt worden. Als Maßnahme, die 2023 begonnen wurde und 2024 fortgesetzt wird, nannte Drabik die Reinigung der Fußböden im Dom. Die mit dem Kultursponsoring der Firma Kärcher realisierte Reinigung des Kryptabodens habe gute Ergebnisse erzielt, so dass mit gleicher Methode die Sandsteinböden im Hauptraum der Kirche fortgeführt werden sollen. Maßnahmen zur Verbesserung der Entwässerung des Doms und vor allem die Sanierung der Osttürme gehörten zu den nächsten großen Maßnahmen am Dom. Kleinere Maßnahmen wie die Verseilungsanlage am Glockenturm, die turnusmäßige Reinigung der Vorhalle sowie die Überarbeitung der Gitter am Ölberg seien aber ebenso wichtig zur Wartung und Pflege. Restauratorische Konzepte zur Reinigung des Ölbergs und zur Restaurierung der Schraudolph-Malerei über dem Hauptportal gehören zu den Aufgaben der kommenden Jahre. Drabik dankte dem Verein und seinen Mitgliedern für ihr ideelles und finanzielles Engagement.
Nach der Ehrung der 10- und 20-jährigen Mitglieder wurde zum Abschluss der Mitgliederversammlung noch ein vom Steinmetzbetrieb Uhrig gestifteter Sandstein mit Dom-Silhouette versteigert. So konnte sich der Vorsitzende des Dombauvereins Gottfried Jung abschließend über 400 Euro Erlös für den Domerhalt freuen.
Rad-Challenge von Christoph Fuhrbach: 54-mal ums Hambacher Schloss
Aachen / Speyer – Radeln und dabei Gutes tun – das ist seit vielen Jahren die Devise von Christoph Fuhrbach. Der 53jährige Neustädter tritt am kommenden Sonntag, 17.3.2024, für das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor aus Aachen in die Pedale. Er hat sich das Ziel gesetzt, 54-mal rund ums Hambacher Schloss zu fahren, von sechs Uhr morgens bis sieben Uhr abends. Das wären insgesamt 8.848 Höhenmeter, so viele wie vom Niveau des Meeresspiegels bis zum Gipfel des höchsten Bergs der Erde, dem Mount Everest. „Die Chance, das zu schaffen, liegt bei 50 Prozent“, so die vorsichtige Prognose Fuhrbachs.
Der Ausdauersportler will mit der Aktion auf die Arbeit von Misereor für eine gerechtere, nachhaltigere, lebenswertere und bessere Welt hinweisen. Dabei möchte er auch Spenden sammeln: Mindestens 8.848 Euro, also für jeden Höhenmeter einen Euro. Das Geld kommt zu 100 Prozent Projekten von Misereor zugute. Die Rad-Challenge findet am Hambacher Schloss statt, weil Fuhrbach damit auch ein Zeichen für Demokratie und Menschenrechte setzen möchte, bei uns – und weltweit.
Interessierte sind eingeladen, Christoph Fuhrbach bei seiner Rad-Challenge anzufeuern: Ab nachmittags gibt es bei einer Tasse Kaffee am Busparkplatz unterhalb des Schlosses ein moderiertes Programm mit Musik und Gesprächen – in Zusammenarbeit mit dem Bistum Speyer. Interessierte können gerne auch mitradeln: Einmal, fünfmal oder auch 54-mal. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Spenden unter: www.misereor.de/radchallenge.
Text: Misereor Foto: Pilger 12.03.2024
Neue Ansprechpartnerin für Presse- und Medienanfragen
Lara Sturm verstärkt das Presseteam der Landeskirche
Speyer – Seit März ist Lara Sturm Pressesprecherin der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die 31-Jährige ist gemeinsam mit Eva Stern Ansprechpartnerin für Journalistinnen und Journalisten. Neben der Medienarbeit kümmert sich das Team „Kommunikation & Presse“ unter der Leitung von Felix Kirschbacher um die evangelische Rundfunkarbeit, Mitgliederkommunikation, Website-Arbeit für Gemeinden und Einrichtungen, das „Gemeindeblatt für die Pfalz“ und um landeskirchliche Projekte.
Vom Journalismus zur kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit
Sturm ist Germanistin und Redakteurin. Nach einem Volontariat beim Mannheimer Morgen und der anschließenden dortigen Leitung des Wochenend-Magazins begann sie ihr Master-Studium. Während dieser Zeit arbeitete die zweifache Mutter als freiberufliche Journalistin. „Als Lokalredakteurin war es mir ein Anliegen Informationen für alle verständlich zu transportierten und Geschichten zu erzählen, die die Menschen bewegen“, erzählt Sturm. „Dieses Ziel nehme ich mit in meine Tätigkeit innerhalb der Kirche.“
Zukunftsprozesse der Kirche
Die Evangelische Kirche der Pfalz will in einer sich wandelnden, durch Digitalisierung, Pluralisierung und Individualisierung geprägten Gesellschaft organisatorisch und strukturell neue Impulse setzen. „Ich freue mich darauf, diese Zukunftsprozesse mit meinen neuen Kollegen und Kolleginnen auf dem Gebiet der pfälzischen Landeskirche medial zu begleiten“, sagt Sturm.
Kontakt
Lara Sturm Pressesprecherin Kommunikation & Presse Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)
Text: Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) Foto: privat 12.03.2024
Die Bedeutung von Räumen für Dialog und Begegnung
Fastenpredigt von ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten im Speyerer Dom
Speyer – Mit der Fernsehjournalistin Bettina Schausten wurde am Donnerstag, 7. März, die Reihe der Fastenpredigten im Speyerer Dom fortgeführt. Schausten hatte bereits zuvor angekündigt, angesichts von durch Kriegen und multiplen Krisen ausgelöster Unsicherheit über die Bedeutung von Räumen für Dialog und Begegnung – auch in den Medien – zu sprechen.
Begrüßt wurde Schausten im voll besetzten Dom durch Domdekan Dr. Christoph Kohl, der die Andacht liturgisch leitete. „Mit Ihnen ist jemand da, der eine einflussreiche Position bei den Medien hat und daher auch Einfluss hat und prägen kann“, nahm er Bezug auf das Anliegen der Fastenpredigten, einen Impuls zum Nachdenken zu setzen.
Der Lesungstext aus dem 1. Korintherbrief des Apostels Paulus hat die Spaltung der frühchristlichen Gemeinde zum Thema. Paulus ruft darin zur Einheit auf: „Seid alle einmütig und duldet keine Spaltungen unter euch.“ Dieses Bibelwort nahm Schausten in ihrer Predigt immer wieder auf.
Was eint uns, was spaltet uns? Als politische Journalistin und Vertreterin eines großen Mediums wolle sie hierzu eine Einschätzung geben. Sie sähe ein Land in der Zeitenwende, nervös und unsicher. Der Angriffskrieg Russlands mache deutlich, dass Frieden und Wohlstand in Europa nicht selbstverständlich sind. Auch die Reaktionen auf den Krieg im Gaza-Streifen zeugten von einer aufgeheizten Stimmung, einem steigenden Unsicherheitsempfinden und einem Klima der Angst und Unsicherheit und führten zur Polarisierung. Inflation, eine schwächelnde Wirtschaft und die gewaltige Transformationsaufgabe der Industrie führten zu einer Unsicherheit, die eigene wirtschaftliche Zukunft betreffend. Schausten wies angesichts dieser Entwicklung auf schwindende Solidarität hin: „Jede Interessengruppe kämpft für sich und die Mittel des Kampfes werden radikaler“, so die Beobachtung der Journalistin.
Verunsicherungen seien spürbar, auch angesichts der noch nicht bewältigten Folgen der Corona-Krise, so Schausten. Diese Krise habe auch den Trend zur Radikalität und zur Unversöhnlichkeit der Meinungen verstärkt. Die digitale Öffentlichkeit lasse Raum auch für die abseitigsten Meinungen. Die Algorithmen der Sozialen Medien befeuerten dies, Fake-News seien durch die Möglichkeiten der KI immer schwieriger zu erkennen. Dadurch würden Unsinn und Lügen oft bestätigt und blieben unwidersprochen. „Hass und Hetze sind das Grundrauschen in einer Welt, in der der Kompromiss ziemlich wenig Konjunktur hat“, folgerte Schausten. Belohnt würden die Extreme, was Populisten sich zu Nutze machen könnten, sagte die Journalistin mit Blick auf das anstehende Wahljahr. Hinter verschlossenen Türen agierten radikale Kräfte anders als in TV-Talkshows, in denen sie sich „den Schafspelz“ überwürfen. Mit der Frage „Was nun?“ beendete sie den ersten Teil ihrer Predigt.
Nach einem Orgelstück „Herzlich tut mich verlangen“ von Johannes Brahms, gespielt von Domorganist Markus Eichenlaub, fuhr Schausten mit ihrer Predigt fort. Die Fastenzeit biete eine Möglichkeit zum Nachdenken über die „nervöse, unsichere und erhitzte Gesellschaft“, sagte Schausten. Fünf Denkanstöße wolle sie als „Christin und Journalistin“ geben.
Der erste lautete „Verzweiflung ist keine Option“. Es gäbe zwar Anlass zur Sorge, aber noch mehr für Zuversicht. „Wenn wir auf unser Land schauen, sehen wir: Unsere Demokratie ist stark“. Ein Zeichen hierfür sieht Schausten in den Demonstrationen gegen die Demokratiefeinde, die dieser Tage in ganz Deutschland stattfinden. Kritik an Regierungshandeln sei ohne Frage möglich und angebracht. Aber die Erzählung des Scheiterns der Demokratie nutze den Populisten und mache sie „bedeutender, als sie sind – eine laute Minderheit“. „Die Leisen hörbar zu machen, ist auch eine Aufgabe der Medien“, folgerte Schausten. Die Medien seien damit auch aufgerufen, trotz aller Kritik an der Politik „das Gelingen demokratischer Verfasstheit zu zeigen“.
Als zweiten Punkt deutete sie den Lesungstext als Appell von Paulus, Gräben zu überwinden auch bei unterschiedlicher Herkunft, Überzeugung oder Ansicht. Die gemeinsame Grundlage für Christen sei der Glaube an Jesus. In einer Übertragung sei es für uns das Grundgesetz, dem das christliche Menschenbild zu Grunde liegt, sagte Schausten, und verwies damit zugleich auf die Predigt von Peter Müller, der eine Woche zuvor im Dom gesprochen hatte. „Das christliche Menschbild feiert die Vielfalt, jeder wird angenommen, wie er ist, und niemand darf sich über andere erheben“, so Schausten. Die Vielfalt der Meinungen zu zeigen, sei wichtig für die Demokratie und werde daher auch zurecht vom öffentlichen Rundfunkt eingefordert. Die Demokratie brauche die Vielfalt und das Ringen um die besten Lösungen. Der öffentliche, beitragsfinanzierte Rundfunk habe die Aufgabe, Räume für den Austausch unterschiedlicher Meinungen zu schaffen. „Wozu wir nicht verpflichtet sind, ist Demokratiefeinden eine Plattform zu geben“, stellte Schausten klar, da diese nicht auf einen Meinungsaustausch, sondern die Spaltung abzielten.
In Krisenzeiten brauche es Orientierung. „Je besser informiert, umso weniger Angst“: Darauf verwies Schausten als dritten Denkanstoß. Den Medien komme dabei besondere Verantwortung zu. Sie könnten Anker sein, indem sie Informationen verifizierten und einordneten. Die öffentlich-rechtlichen Sender müssten um ihre Glaubwürdigkeit kämpfen, genießen jedoch noch immer das Vertrauen der Mehrheit. Die Verpflichtung, Orientierung zu bieten und Räume der Vertrautheit, dazu gehörten das „Heute Journal“ oder die Polit-Talk-Shows, vielleicht aber auch „Der Bergdoktor“. Die öffentlich-rechtlichen Formate seien Räume der Begegnung, des Trostes, des Nachdenkens.
In Zeiten der digitalen Transformation sei unser Handy ein Raum der Vertrautheit. In den sozialen Medien lauere jedoch auch „viel Abgrund in Form von Mobbing, Verachtung, Hass und Häme“. Ein moderner Trend sei daher „digital Detox“, also der Verzicht auf das Handy. In ihrem vierten Punkt der Predigt äußerte Bettina Schausten damit die Idee einer „digitalen Fastenzeit“. Wer dies praktiziere, folge mit dem Verzicht auf Liebgewordenes einer alten Fastenregel. Im Fall des Verzichts auf die sozialen Medien fördere dies die persönliche Begegnung, die im echten Leben deutlich netter sei, als im Netz.
„Warum versuchen wir es in diesen Wochen nicht einmal mit weniger Meinung, weniger Urteil und noch weniger Verurteilung?“, fragte Schausten und leitete damit den fünften und letzten Denkanstoß ihrer Predigt ein. „Gönnen wir uns eine Phase, in der wir nicht durchsetzen wollen, sondern zuhören und offen sind dafür, dass der andere vielleicht Recht haben könnte.“ Damit gebe man der Möglichkeit des Gemeinsamen dem Vorzug vor dem Trennenden. Die Journalistin schloss mit der Aufforderung, bis Ostern ernst zu machen mit Paulus‘ Mahnung: „und duldet keine Spaltung unter euch.“
Domorganist Markus Eichenlaub gestaltete die Andacht musikalisch mit Orgelwerken von Johannes Brahms. Die dritte und letzte Fastenpredigt folgt am Donnerstag, 14. März, 19:30 Uhr. Bundespräsident a.D. Horst Köhler wird dann im Dom einen Impuls zur Fastenzeit sprechen. Auch diese Predigt wird live auf den Social Media Kanälen von Dom und Bistum übertragen.
Benefizkonzerte der D-Tones Bigband am 24. März und 13. April in Speyer
Die Bigband der Diakonissen Speyer „D-Tones“ veranstaltet am Sonntag, den 24. März, um 17 Uhr sowie am Samstag, den 13. April, um 19 Uhr ein Benefizkonzert zugunsten des Hospizes im Wilhelminenstift. Unter dem Motto „Turn the beat around“ präsentiert die Bigband abwechslungsreiche Musik von Swing über Latin bis Rock, inklusive gefühlvoller Balladen und temporeicher Gesangsstücke.
Der Eintritt ist frei. Um Spenden für die Hospizarbeit der Diakonissen Speyer wird gebeten.
Daten im Überblick: Benefizkonzerte der D-Tones Bigband
Sonntag, 24. März 2024, 17 Uhr
Mutterhaus der Diakonissen Speyer, Fliedner-Saal, Hilgardstraße 26, 67346 Speyer
Samstag, 13. April 2024, 19 Uhr
Dreifaltigkeitskirche, Große Himmelsgasse 4, 67346 Speyer