Tastmodell für Blinde macht Innenraum des Speyerer Doms auf neue Art erfahrbar
Bronzemodell zeigt Grundriss des Doms – Orientierung und Information im Sinne der Inklusion
Speyer – Der Speyerer Dom geht einen weiteren Schritt in Richtung Inklusion. Ein neuartiges Bronzemodell macht das Innere des Doms für Menschen mit Seheinschränkungen erfahrbar. Das Modell im Maßstab 1:100 bildet einen Schnitt durch das Gebäude in etwa 10 Metern Höhe ab. In der Art der Darstellung geht das Tastmodell im wahrsten Sinne des Wortes über andernorts bereits vorhandene Grundriss-Modelle hinaus. Damit wird sowohl der Grundriss als auch das aufsteigende Mauerwerk ertastbar. Standort ist der südliche Domgarten, nahe der Dom-Info. Dort ergänzt es das vorhandene Tastmodell, welches die äußere Form des Doms in Form einer Nachbildung ebenfalls im Maßstab 1:100 abbildet. Beide Modelle stehen auf einem Sandsteinsockel. Hergestellt hat das Modell der Künstler Egbert Broerken, der auch das bereits vorhandene Tastmodell des Baukörpers entworfen und gefertigt hat. Die Kosten für das Modell beliefen sich inklusive Sockel auf 31.000 Euro.
„Mit der Aufstellung des neuen Tastmodells bieten wir Personen mit Seheinschränkungen die Möglichkeit, sich auf den Innenraum vorzubereiten, indem es Information und Orientierung bietet,“ sagte Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Kohl, der das Modell am 13. November einweihte. Das Blindentastmodell wurde finanziert von der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer mit Mitteln aus dem Sonderprogramm „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und des „Deutschen Verbandes für Archäologie e.V.“
Ministerpräsident a. D. Kurt Beck, Vorsitzender des Kuratoriums der europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer, und Prof. Dr. Alfried Wieczorek, Vorstandsvorsitzender der Europäischen Stiftung, übergaben das Modell an das Domkapitel. Die Europäische Stiftung engagiert sich seit langem bei Projekten, die den Speyerer Dom auch für Menschen mit Einschränkungen erfahrbar machen. Dazu gehört die Einrichtung eines barrierefreien Portals auf der Nordseite des Doms oder auch die Finanzierung einer Treppenraupe für Rollstuhlfahrer. Ministerpräsident a.D. Kurt Beck begrüßte insbesondere die anwesenden seheingeschränkten und blinden Menschen und bezeichnete das Modell als „wichtigen Beitrag zur Inklusion am Dom“. „Ich freue mich, dass wir mit diesem Bronzemodell zugleich auch Sehenden einen neuen, erkenntnisreichen Einblick ermöglichen können“, ergänzte Prof. Dr. Wieczorek anlässlich der Einweihung des Tastmodells. Anwesend waren unter anderem Christoph Sommer als Vertreter der Seelsorge für Menschen mit Behinderungen des Bistums Speyer und Willy Pudlich als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragten der Stadt Speyer.
Mit der Aufstellung des zweiten Tastmodells entsteht am Speyerer Dom ein besonderes Zusammenspiel zwischen verschiedenen Modellarten, welche das Gebäude von Innen und Außen begreifbar machen. Sie sind damit ein wichtiger Bestandteil der Inklusion zugleich eine Bereicherung für sehende Personen, denen damit ungewohnte und neue Einblicke in die Architektur der romanischen Kathedrale gewährt werden. Sowohl für Blinde als auch für Sehende wird die klare geometrische Gliederung des Baus und die Rhythmisierung des Mittelschiffs auf besondere Art verdeutlicht.
Sehen Sie hier das Video zur Einweihung des neuen Tastmodells:
Sehen Sie hier die Fotogalerie zur Einweihung:
Text: Bischöfliche Pressestelle Speyer Foto & Video: Speyer 24 NEWS
13.11.2023