Historisches Museum der Pfalz Speyer

Erinnerungen an die Kindheit

Gäste aus Frankreich besuchen Rendezvous-Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz

v.l.: Professor Christian Führer, Isabelle Gandit, Dr. Ludger Tekampe und Dominique Gandit in der Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz Speyer.
Foto: Historisches Museum der Pfalz Speyer / Klaus Landry

Zu den zentralen Leihgebern der Ausstellung „Rendezvous. Frankreichs Militär in der Pfalz 1945-1999“, die noch bis zum 29. Januar im Historischen Museum der Pfalz zu sehen ist, zählt die französische Familie Gandit. Roger Gandit war als Berufsoffiziers in Speyer stationiert und brachte seine Familie mit nach Deutschland. Zusammen mit seiner Frau Georgette, die in Speyer als Lehrerin an der französischen Grundschule arbeitete, und seinen zwei Töchtern Dominique und Isabelle lebte er von 1961 bis 1968 in der Domstadt. Jetzt Jahren besuchten die Schwestern noch einmal ihren einstigen Wohnort. Um die Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz zu sehen, nahmen sie den weiten Weg von ihrer Heimat im Département Hautes-Pyrénées nahe der spanischen Grenze bis nach Speyer in Kauf. Gastkurator und Autor Professor Christian Führer begleitete sie durch die Schau. 

„Das große Wandbild mit dem Blick auf die Kaserne, der Jeep und das Gendamerie-Schild vermitteln mir das Gefühl, die Stadt meiner Kindheit zu betreten“, sagte Dominique Gandit. Ihre Erinnerungen an Speyer seien sehr vielfältig und schön. Besonders gerne denke sie an die vielen Feste vom Brezelfest bis zum Karneval, an den eindrucksvollen Dom und an das deutsche Essen. Ihr Vater habe die Angewohnheit gehabt alles vom offiziellen Formular bis zum Reiseticket aufzuheben. Es sei ein besonderes und bewegendes Erlebnis einen Teil dieser Erinnerungsstücke jetzt in der Ausstellung zu sehen. 

Die von der Familie Gandit zur Verfügung gestellten Dokumente und Exponate illustrieren zentrale Aspekte des Alltagslebens französischer Familien während der Besatzungszeit in Deutschland. Dazu zählen Fotos von Familienfeiern und Ausflügen in die Umgebung oder Bilder aus der französischen Grundschule in Speyer. Gleichzeitig zeugen die Dokumente von interkulturellen Begegnungen wie Tanzaufführungen der Mädchen in einer Speyerer Ballettschule. 

Dank solcher persönlichen Erinnerungsstücke verschiedener Zeitzeugen gelingt es der Ausstellung eindrucksvoll von der schrittweisen Aussöhnung zwischen den französischen Streitkräften und der deutschen Bevölkerung sowie den daraus entstehenden Freundschaften in der Nachkriegszeit zu erzählen. Bis zu ihrem endgültigen Abzug im Jahr 1999 bildeten die französischen Streitkräfte in der Pfalz eine abgeschlossene Gesellschaft. Gleichzeitig gab es mannigfaltige Berührungspunkte zwischen dem französischen Militär, zivilem Servicepersonal und den Einwohnern. 

Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, an Feiertagen sowie in den rheinland-pfälzischen, baden-württembergischen und hessischen Schulferien auch montags von 10 bis 18 Uhr. Aktuelle Informationen zu den jeweils gültigen Corona-Vorgaben unter www.museum.speyer.de.

Text: Historisches Museum der Pfalz Speyer Foto: Historisches Museum der Pfalz / Klaus Landry
16.11.2021

Fachgerecht restauriert

Historische Schriften zur pfälzischen Geschichte jetzt wieder der Öffentlichkeit zugänglich

Die Übergabe der restaurierten Schriften fand im Historischen Museum der Pfalz statt: (v.l.) Buchrestauratorin Petra Brickmann, Werner Schineller, Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Stiftung des Historischen Museums der Pfalz und Vorsitzender des Historischen Vereins der Pfalz, Dr. Armin Schlechter, Leiter der Abteilung Sammlung im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz und Vorsitzender der Bezirksgruppe Speyer des Historischen Vereins der Pfalz und Oliver Kolb, Vorstandsmitglied der Sparkasse Vorderpfalz und Vorstandsvorsitzender der Stiftung der ehemaligen Kreis- und Stadtsparkasse Speyer.
Foto: Historisches Museum der Pfalz / Klaus Venus

Seltene Druckschriften zur pfälzischen Geschichte wie Publikationen aus der Zeit des Hambacher Festes oder der badisch-pfälzischen Revolution von 1848/49 sind ab sofort wieder der Öffentlichkeit zugänglich und können in der Pfälzischen Landesbibliothek im Lesesaal eingesehen werden. Die Bücher und Broschüren aus der Sammlung des Historischen Vereins der Pfalz befanden sich zum Teil in äußert fragilem Zustand. Mit Hilfe der finanziellen Unterstützung durch die Stiftung der ehemaligen Kreis- und Stadtsparkasse Speyer konnte der Verein 30 Schriftstücke restaurieren lassen und übergab sie nun wieder der Pfälzischen Landesbibliothek. 

Die historischen Schriftstücke haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Der Historische Verein der Pfalz baute ab den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine eigene Bibliothek auf, in deren Bestand sich sehr seltene oder sogar unikale Werke zur pfälzischen Geschichte befanden. 1921 übergab der Historische Verein seine Sammlung mit insgesamt rund 6000 Buchtiteln der neu gegründeten Pfälzischen Landesbibliothek als Dauerleihgabe. Um die Druckwerke vor Bombenangriffen zu schützen, wurden sie in den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs in die Seyssel-Kaserne nach Germersheim gebracht. Als nach Kriegsende die französische Besatzungsmacht die Kaserne übernahm, landeten die Schriften im Bellheimer Wald. Feuchtigkeit und Nässe setzen dem Papier zu. Einige Bände wurden unwiderruflich zerstört, andere waren von Schimmel befallen, deformiert und aus dem Leim gegangen. In der Folgezeit nahmen die Bücher darüberhinaus durch unsachgemäße Reparaturen mit Klebestreifen Schaden. 

Nun wurden die Bände in einem aufwendigen Restaurierungsprozess fachgerecht gereinigt. Die alten Klebestreifen wurden entfernt und die Broschuren in ihre Einzelblätter zerlegt, gewässert, nachgeleimt und mit Japanpapier und Weizenstärkekleister ausgebessert und stabilisiert. Im Anschluss erhielten alle Bände einen funktionalen, festen Konservierungseinband. Bei den verwendeten Materialien handelt es sich ausnahmslos um alterungsbeständige und säurefreie, moderne Pappen und Papiere. Damit ist die Langzeiterhaltung dieser für die Geschichte der Pfalz besonders wertvollen Bestände gesichert. Die Bearbeitung weiterer, ähnlich geschädigter Bände soll folgen.

Die restaurierten Bände sind vor dem Verfall bewahrt und für die Zukunft gesichert.
Foto: Historisches Museum der Pfalz / Klaus Venus

Zitate

„Die Sparkasse Vorderpfalz und auch die Sparkassenstiftung der ehemaligen Kreis- und Stadtsparkasse Speyer unterstützten und fördern das Historische Museum der Pfalz Speyer schon seit vielen Jahren. Mit dem Historischen Museum der Pfalz und dem aktuellen Projekt der Restaurierung von Druckschriften fördern wir die Kultur in Speyer – und eines der Aushängeschilder unserer Stadt. Das ist mir wichtig, denn das Museum begeistert Groß und Klein mit einzigartigen Exponaten, spektakulären Sonder-, Sammelausstellungen und Inszenierungen und gehört seit vielen Jahren zu den bedeutendsten Häusern in Deutschland. Die wertvolle Arbeit des Historischen Museums der Pfalz verdient unser aller Anerkennung, Lob und Unterstützung. Ich sehe Kultur nicht als Kosten, sondern als Investition in die Zukunft die den Standort Speyer und damit auch unsere Region stärkt“.
Oliver Kolb, Vorstandsmitglied der Sparkasse Vorderpfalz und Vorstandsvorsitzender der Stiftung der ehemaligen Kreis- und Stadtsparkasse Speyer

„Mit Archiven und Museen gehören Bibliotheken zu den großen kulturtragenden Institutionen. Der Historische Verein der Pfalz unterstützte schon im 19. Jahrhundert Bestrebungen zur Schaffung einer wissenschaftlichen Bibliothek für die Pfalz, die aber erst 1921 umgesetzt werden konnten. Die Bibliothek des Historischen Vereins der Pfalz gehört heute zu den besonderen Schätzen des Landesbibliothekszentrums/Pfälzische Landesbibliothek Speyer. In Bücher, wie auch in andere Formen des Kulturguts, muss aber immer wieder investiert werden, um eine Langzeitsicherung zu erreichen. Es ist überaus erfreulich, dass nun mit Mitteln der Sparkassenstiftung der ehemaligen Kreis- und Stadtsparkasse Speyer 30 Broschüren und Bücher, die in der Nachkriegszeit schwere Schäden davontrugen, so restauriert wurden, dass sie in diesem Zustand für einen sehr langen Zeitraum nachhaltig gesichert sind. Die Restaurierung setzt Maßstäbe für künftige, schon in Planung befindliche Projekte dieser Art.“
Dr. Armin Schlechter, Leiter der Abteilung Sammlung im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz und Vorsitzender der Bezirksgruppe Speyer des Historischen Vereins der Pfalz

„Die frühere Kreis-und Stadtsparkasse Speyer ist immer eng mit dem Historischen Verein der Pfalz verbunden gewesen. Direktor Herbert Hack war über zwei Jahrzehnte Schatzmeister des Vereins  und hat dafür gesorgt, dass sich die finanzielle Situation von Verein und Stiftung gut entwickelt hat. Ich bin deshalb sehr froh, dass auch nach der Fusion Sparkasse und Sparkassenstiftung Verein und Museum nachhaltig fördern. Ich erinnerte in diesem Zusammenhang an die Übergabe des Richtschwertes im Rahmen der Ausstellung ‚150 Jahre Historisches Museum der Pfalz. 1869-2019‘, die in der Hauptstelle Speyer der Sparkasse Vorderpfalz stattfand. Die jetzige Spende hat dazu beigetragen, wertvolle Buchbestände des Historischen Vereins auch für die Zukunft zu erhalten.“
Werner Schineller, Vorsitzender des Stiftungsvorstands der Stiftung des Historischen Museums der Pfalz und Vorsitzender des Historischen Vereins der Pfalz

Text: Historisches Museum der Pfalz Speyer Foto: Historisches Museum der Pfalz / Klaus Venus
16.11.2021

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert