Wilhelma Stuttgart

Wilhelma Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Jahresbilanz nach Flächenbränden in Brasilien

Erste Erfolge der Hilfsfeuerwehr im Pantanal dank Wilhelma-Nothilfe

Feuerpatschen und Schutzausrüstung sind eine erhebliche Hilfe für die Farmer.
Foto: ICAS/IPE

Frohe Kunde aus Brasilien: Vor genau einem Jahr hatte die Wilhelma Nothilfe im Pantanal geleistet, wo das größte Feuchtgebiet der Welt wegen anhaltender Trockenheit zu weiten Teilen in Flammen stand. Jetzt hat der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart von seinem Kooperationspartner eine ermutigende Bilanz der zwölf Monate seither erhalten. Ganz akut hatte die Wilhelma mit Spenden Veterinären geholfen, im Brand verletzte Tiere zu retten. Zudem flossen zukunftsweisend Gelder in ein Programm, das Farmer als Brandschützer ausbildet und ausstattet. Insgesamt waren es 25.000 Dollar. Sie stammen aus dem Artenschutz-Budget sowie Spenden der Besucherinnen und Besucher, die einen Artenschutz-Euro beim Kartenkauf bezahlen. Außerdem fließen pro Jahr 45.000 Euro von Wilhelma und ihrem Förderverein in Projekte zum Schutz der Großen Ameisenbären und der Riesengürteltiere nach Südamerika.

Laubbläser und Löschrucksäcke gehören zur gestifteten Ausrüstung zur Brandbekämpfung.
Foto: ICAS/IPE

„Das Pantanal hat eine unglaubliche Artenvielfalt, die es zu schützen gilt“, sagt Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Wir begleiten alle zwei Dutzend Projekte, die wir weltweit mit Spenden fördern, um uns von deren sinnvollen Einsatz zu überzeugen. Das für uns noch recht neue Programm im Pantanal erweist sich als sehr erfolgreich. Die Brandbekämpfung ist Artenschutz in Reinform, weil sie einen ganzen Lebensraum für viele Arten bewahren hilft.“ In Brasilien hat gerade die Regenzeit begonnen. Und zum ersten Mal seit Monaten regnet es auch tatsächlich. Die schwerste Dürre seit 100 Jahren ist damit aber nicht vorüber. „Wir hoffen, dass es in den nächsten Wochen und Monaten viel regnet“, betont Arnaud Desbiez, der Präsident der Wildtierschutzorganisation ICAS in Brasilien. 2021 gab es nur halb so viele Feuer wie 2020. Doch ihre Zahl lag trotzdem weit über dem Zehn-Jahres-Schnitt. „Unserer neuen Hilfsfeuerwehr ist es gelungen, einen Waldbrand zu verhindern“, berichtet Desbiez. „Satelliten hatten die Hitzeentwicklung erkannt. Wir haben die Landbesitzer verständigt. Ihnen ist es gelungen, mit der professionellen Ausrüstung das Feuer zu löschen, bevor die Berufsfeuerwehr eintraf.“

Über persönliche Schutzausrüstung verfügte zuvor kein Farmer im Kampf gegen die Flammen.
Foto: ICAS/IPE

Früher hatten die auf sich allein gestellten Landwirte und Viehbesitzer ohne jeden Schutz vor Hitze und Funkenflug oft nur einzeln mit Zweigen auf die Glut eindreschen können. Nach der Schulung mit der neuen Ausstattung rücken sie geschützt durch Helme und feuerbeständige Kleidung den Flammen koordiniert mit Feuerpatschen, Wasserspritzen, Löschrucksäcken und sogar Laubbläsern effektiver zu Leibe. „Was die Zusammenarbeit, Schnelligkeit und Effizienz angeht, erfüllte der Einsatz unsere Hoffnungen“, so Desbiez. „Deshalb dehnen wir das Programm nächstes Jahr auf benachbarte Ranches aus. Ein großes Dankeschön an alle, die sich an dieser Aktion beteiligen.“

Ebenfalls entwickeln sich laut dem Jahresbericht die Einzelprojekte gut. Das Giant Armadillo Conservation Project (GACP) hilft den Imkern, ihre Bienen vor den Übergriffen des Gürteltiers zu schützen. Erstmals kommt Ende dieses Jahres nun ein zertifizierter Honig aus diesem Programm in den Verkauf. Er soll der Bevölkerung einen auskömmlichen Lebensunterhalt ermöglichen, der die Natur nicht ausbeutet.

Ein Traktor und ein Wassertank auf Rädern bilden ein Löschgespann.
Foto: ICAS/IPE

Zum Schutz der Großen Ameisenbären nehmen die Artenschützer die wachsende Zahl der Wildunfälle an den Highways auf vielfältige Weise ins Visier. Denn weil der River Paraguay wegen der Dürre immer weiter austrocknet, verlagert sich der Warentransport von Schiffen auf LKW. Viermal mehr Fahrzeuge sind jetzt auf den Überlandstraßen unterwegs. Verkehrsbeobachtungen messen nun, ob die Fahrgeschwindigkeit in der Nähe von Warnschildern zu Wildwechsel überhaupt sinkt. Befragungen von Berufskraftfahrern sollen zeigen, ob die Sichtbarkeit der Warnschilder ausreicht.

Zudem sollen an neuralgischen Streckenabschnitten Tierschutzzäune gezogen werden. Dafür untersuchen die Forscher zudem das Verhalten der Ameisenbären. Wie ziehen sie ihren Nachwuchs auf und wie verbreitet sich dieser in der Region, auf der Suche nach einem eigenen Revier? In Fragen des Wildschutzes berät die ICAS auch Brasiliens Bundesministerium für Infrastruktur bei der Planung des Straßenbaus.

Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: ICAS/IPE
08.11.2021

Ab den Ferien gilt der Wintertarif – 25 Prozent günstiger

Goldene Zeiten in der Wilhelma mit herbstlicher Dekoration

Der Herbst entfaltet ein besonderes Farbenspiel in der Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Mehr als nur ein Hauch Indian Summer weht durch die Wilhelma in Stuttgart. Die Herbstsonne lässt das farbenfrohe Laub der ehrwürdigen Bäume im historischen Park hell strahlen. Die verschnörkelte Architektur der maurischen Gebäude wirft immer längere Schatten. Stimmungsvolle Dekoration schafft zusätzlich Herbstatmosphäre mit etwas Halloween-Flair. Nicht weniger als 93.500 Pflanzen und Zwiebeln haben die Gärtnerinnen und Gärtner in den vergangenen Tagen gesetzt, damit der Zoologisch-Botanische Garten sich auch an kälteren Tagen bis ins Frühjahr blütenreich präsentiert. Ab November gilt der günstige Wintertarif.

Die Herbstferien können also kommen. Am letzten Tag der Hauptsaison, dem 31. Oktober, bleibt der Park trotz der Zeitumstellung noch bis 18.30 Uhr geöffnet, so dass die Gäste bis in die Dämmerung hinein das schummerige Flair genießen können. Die Häuser sind bis 17.30 Uhr offen. Neben der herbstlichen Gestaltung der Beete hat die Kreativabteilung viele Stationen aufgebaut, die dezent an den Grusel-Brauch erinnern: Vogelscheuchen, Hexenbesen und -hüte, Fledermaus-Figuren und Gespenster sind auf dem Gelände anzutreffen sowie natürlich allerhand bemalte Kürbisse. Neben einigen grimmigen Gesellen finden sich unter diesen schmucken Früchten dieses Jahr auch viele lustige Gestalten und Tiermotive.

Die Gärtnerei hat den Wilhelmapark jahreszeitlich passend hergerichtet.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Zurückhaltend unterhaltsam ist der Halloween-Charakter in diesem Jahr. Eine schaurige Großveranstaltung mit verkleideten Akteuren, Mitmachaktionen und vielen gruseligen Überraschungen auch in den Häusern ist angesichts der Corona-Pandemie noch nicht wieder angeraten. Dafür ist die jahreszeitliche Dekoration auch während der Herbstferien zu sehen. Für ein unbeschwertes Erlebnis sorgen weiterhin eine Obergrenze von 8000 Gästen pro Tag, die nach online zu buchenden Einlasszeitfenstern gestaffelt den Park betreten, sowie die 3G-Regel als Nachweis des Corona-Status. Die Pandemie-Lage kann allerdings kurzfristige Änderungen erfordern. Geöffnet ist die Wilhelma von November bis Februar täglich von 8.15 bis 16.30 Uhr, die Häuser von 10 bis 16 Uhr. In dieser Zeit ist der Besuch um mindestens 25 Prozent günstiger. Der Eintritt kostet dann für Erwachsene (mit Artenschutz-Euro für internationale Projekte) 15 statt 20 Euro und für Kinder und Jugendliche von 6 bis 17 Jahren 5,50 statt 8 Euro. Kinder unter 6 Jahren dürfen gratis hinein.

Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart
08.11.2021

Christmas Garden Stuttgart feiert im November mit einem Lichtermeer sein Comeback

  • Neuer Rundweg mit vielen funkelnden Highlights
  • Tickets schnell und einfach online zu buchen
  • Umfangreiches Hygienekonzept für besinnliches Open-Air-Erlebnis

In diesem Winter wird der Christmas Garden Stuttgart endlich zum dritten Mal Groß und Klein in Begeisterung versetzen können. Auch 2021 wartet dieses einmalige Format für die ganze Familie mit einem neu konzipierten Rundweg durch das beeindruckende Freigelände der Wilhelma auf. Zahlreiche neue aufwendige Lichtinstallationen werden dank Millionen von Lichtpunkten und musikalischer Untermalung für ganz besondere winterliche Momente im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart sorgen.

Vom 18. November 2021 bis zum 16. Januar 2022 lädt der Christmas Garden Stuttgart unter freiem Himmel täglich von 17 bis 22 Uhr zum Entdecken und Staunen ein. Geschlossen ist der Christmas Garden nur am 24. Und 31. Dezember 2021. Die Wilhelma hat jeden Tag geöffnet.

Karten gibt es auf www.christmas-garden.de, und allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie auf www.myticket.de und unter 01806 – 777 111 (0,20 EUR/Anruf aus dem dt. Festnetz / max. 0,60 EUR/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz).

Christian Doll, Geschäftsführer der C² Concerts GmbH: „Im vergangenen Winter mussten wir den Christmas Garden Stuttgart pandemiebedingt schweren Herzens absagen. Dieses Jahr kehren wir aber wieder in die einmalige Wilhelma zurück und können es nicht erwarten, den Stuttgarter/innen und Gästen aus dem Umland endlich den neuen Rundweg mit dutzenden funkelnden Lichtinstallationen zu präsentieren. Gerade nach einer so langen Zeit ohne Veranstaltungen bietet der Christmas Garden die perfekten Voraussetzungen, um sich gemeinsam mit Freunden und Familie eine wohlverdiente Auszeit zu nehmen und sich auf Weihnachten einzustimmen.“

Dr. Thomas Kölpin, Direktor der Wilhelma: „Ich persönlich freue mich sehr auf den Christmas Garden. Er stellt jedes Jahr ein Highlight in den Wintermonaten dar, womit wir auch in der dunklen Jahreszeit unseren schönen Park in ein bezauberndes Licht rücken. In enger Abstimmung und guter Zusammenarbeit mit den Macher/innen des Christmas Garden ist uns auch dieses Jahr wieder etwas Einmaliges gelungen.“

Fotowettbewerb und Gewinnspiel

Die mit Herzblut inszenierten Installationen bieten unzählige Motive für spannende, verspielte oder romantische Fotos. Kreative Besucher*innen können ihre Fotos auch mit dem Hashtag #ilovechristmasgarden bei Facebook oder Instagram posten und auf diese Weise an einem Fotowettbewerb teilnehmen. Unter den besten Schnappschüssen werden eine Reise für zwei Personen zum Christmas Garden Barcelona 2022 inkl. Flug und Übernachtung sowie Tickets für den Christmas Garden im nächsten Jahr verlost.

Neue Highlights: Kathedrale des Lichts und magisches Hologramm

Den Machern des Christmas Garden Stuttgart liegt es ganz besonders am Herzen, ihren Gästen jedes Jahr aufs Neue ein spektakuläres Erlebnis zu bieten, das sich vom Vorjahr unterscheidet und überraschende Akzente setzt. Rund 30 Illuminationen erhellen den gut zwei Kilometer langen Rundweg, der sich durch die abwechslungsreiche Parklandschaft schlängeln wird.

Mit der Kathedrale des Lichts präsentiert der Christmas Garden Stuttgart dieses Jahr eine atemberaubende neue Installation: Als Besucher durchschreitet man einen 20 Meter langen, von tausenden Lichtdioden erleuchteten Tunnel, der an seiner höchsten Stelle knapp sieben Meter umfasst. Zudem wird zwischen den berühmten Mammutbäumen wie von Geisterhand ein magisches Hologramm schweben, untermalt von Klangwelten des Komponisten und SoundDesigners Burkhard Fincke. Ein imposantes Field of Lights wird dank aufwendiger Programmierung zu weihnachtlichen Melodien tanzen und eine beeindruckende Choreographie wiedergeben. Auf dem Wasser wird es romantisch-verträumte Projektionen zu bestaunen geben, die mithilfe von feinstem Sprühnebel in der Luft tanzen.

Für Speis und Trang werden auch in diesem Jahr die Catering-Experten von Marché Mövenpick sorgen.

COVID-19: Hygienekonzept – sicher und verantwortungsvoll organisiert

Die Gesundheit der Besucher/innen und Mitarbeiter/innen steht für die Veranstaltenden des Christmas Garden an oberster Stelle. So wurde ein umfangreiches COVID-19-Hygienekonzept erarbeitet, das sicherstellt, dass die entsprechenden behördlich vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen, die sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden können, eingehalten werden. Der Umfang der Hygienemaßnahmen wird mit der nötigen Verhältnismäßigkeit und in Abstimmung mit den Behörden stets an die aktuellen Entwicklungen angepasst. Aktuelle Informationen zu den Maßnahmen sind hier zu finden: https://www.christmas-garden.de/hygienekonzept

Archivbild: Ein „Field of Lights“ tanzt zu musikalischen Klängen.bei Christmas Garden Stuttgart.

Hintergrundinformationen:

2016 holte die DEAG Deutsche Entertainment AG dieses Erfolgsmodell erstmals nach Deutschland in den Botanischen Garten Berlin. Wegen des überwältigenden Erfolgs kamen weitere Standorte in der Wilhelma in Stuttgart (seit 2018), in Schloss & Park Pillnitz in Dresden (seit 2018), im Allwetterzoo Münster (seit 2019), im Botanischen Garten Madrid (2019), im Wollaton Park in Nottingham (seit 2020) sowie in Berlin mit Weihnachten im Tierpark (seit 2019) hinzu. In der Saison 2019/2020 strömten insgesamt rund 950.000 Besucher zu diesem winterlich-romantischen Highlight, zu dem sich der Christmas Garden innerhalb weniger Jahre entwickelt hat. Dieses Jahr sollen international gleich neun weitere Standorte hinzukommen.

Christmas Garden Stuttgart
Mit der Dämmerung beginnt die magische Reise …

18. November 2021 – 16. Januar 2022
Zoologisch-Botanischer Garten Wilhelma
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Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart
08.11.2021

Artenschutzprogramm für größte Wolfsspinne der Welt

Wilhelma gelingt erste Nachzucht einer extrem seltenen Tarantel

Die Deserta-Tarantel gilt mit vier Zentimetern Körperlänge als die größte Wolfsspinne der Welt.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Volker Harport

Nicht nur Gorilla, Elefant und Löwe stehen in der Wilhelma, einem der artenreichsten Zoos der Welt, im Mittelpunkt. Auch die Vielfalt anderer Lebewesen ist unermesslich und verdient geschützt zu werden, wie im 2002 eröffneten Insektarium. Seit rund einem Jahr hält der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart eine wirkliche Rarität: die Deserta-Tarantel (Hogna ingens). Mit rund vier Zentimetern Körperlänge und einer Beinspannweite von bis zu zwölf Zentimetern gilt sie als die größte Wolfsspinne der Welt. Zudem sind diese schönen, schwarz-weiß gefärbten Spinnen extrem selten. Nun ist deren Nachzucht auch in der Wilhelma erstmals gelungen. Von Natur aus kommen sie nur auf der unbewohnten Insel Deserta Grande vor, die ungefähr 20 Kilometer vor der Küste der Atlantikinsel Madeira liegt. Ihr Bestand ist in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen, da eingeführte Ziegen und ein sich explosionsartig vermehrendes Glanzgras die letzten Rückzugsorte der Tarantel  gefährden. Aktuell wird davon ausgegangen, dass nur noch 4000 dieser Tiere auf Deserta Grande leben, was für eine Spinnenart sehr wenig ist. Darum wurde 2016 unter Leitung des Bristol Zoo ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für die Deserta-Tarantel gestartet. Dies soll sichern, dass diese Tierart nicht ausstirbt.

Deserta-Taranteln vor der Paarung.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Volker Harport

Die Wilhelma beteiligt sich an diesem EEP seit vergangenem Jahr. „Wir bekamen insgesamt 50 Jungtiere vom Kölner Zoo, der die Art bereits seit 2019 erfolgreich pflegt und züchtet“, berichtet Revierleiter Volker Harport. „Es freut mich auch ganz persönlich, dass wir es nun geschafft haben, diese schöne und äußerst seltene Spinne nachzuzüchten.“ Insgesamt tummeln sich derzeit mehrere hundert Jungtiere in speziellen Aufzuchtterrarien hinter den Kulissen des Insektariums. Rund vier Monate nach der Paarung bauen die Weibchen einen Kokon, den sie bis zum Schlupf der Jungtiere mit sich tragen und auf diese Weise gut bewachen. Auch die frisch geschlüpften Jungspinnen werden einige Zeit auf dem Körper herumgetragen. Danach sind sie aber komplett auf sich allein gestellt.

Die Deserta-Tarantel trägt den Kokon immer bei sich. Und auch nach dem Schlüpfen trägt das Weibchen die Vielzahl der Jungtiere einige Tage auf dem Rücken.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Volker Harport

Wie alle Wolfsspinnen, jagt die Deserta-Tarantel nicht mit Hilfe eines Netzes, sondern lauert in ihren Wohnröhren ihren Opfern auf: Käfern, Tausendfüßlern und sogar kleinen Eidechsen. Schon kurze Zeit, nachdem sie geschlüpft sind, leben die Spinnen räuberisch: „Das ist auch der Grund, warum wir die Tiere einzeln halten müssen. Denn sonst würden sie sich gegenseitig auffressen“, weiß Spinnenexperte Harport. Die in der Wilhelma geschlüpften Jungspinnen werden zum Teil weiter für die Zucht eingesetzt und zum Teil an andere Zoos abgegeben. Mit den Erhaltungszuchtprogrammen leisten die Zoologischen Gärten weltweit einen wichtigen Beitrag zum Schutz bedrohter Tierarten. Das Ziel ist es, eine stabile Reservepopulation in menschlicher Obhut aufzubauen und so dauerhaft vor dem Aussterben zu schützen, falls ihre Zahl in der Natur zu stark abnimmt. Das Wilhelma-Insektarium zeigt die Deserta-Tarantel in einem extra mit für ihren Lebensraum typischen Pflanzen gestalteten Terrarium.

Die Deserta-Tarantel trägt den Kokon immer bei sich. Und auch nach dem Schlüpfen trägt das Weibchen die Vielzahl der Jungtiere einige Tage auf dem Rücken.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Volker Harport

Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Volker Harport
08.11.2021

Giraffenbulle Hanck bei medizinischer Behandlung gestorben / Kreislaufversagen

Der 21-jährige Netzgiraffen-Bulle war seit 2002 in der Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die Wilhelma hat ihren Giraffenbullen verloren. Bei einer medizinischen Behandlung ist „Hanck“ am Dienstag, 12. Oktober, an Kreislaufversagen gestorben. „Die Narkose einer Giraffe ist die heikelste, die es in der Tierwelt gibt“, sagt der Veterinär des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart, Dr. Tobias Knauf-Witzens. Bekannt wegen ihrer langen Beinen und des noch längeren Halses, ist es gerade diese extreme Körperform, die für Giraffen während ihres ganzen Lebens eine Herausforderung darstellt. Bei einem Bullen wie Hanck muss das große und zirka zwölf Kilo schwere Hochleistungsherz das Blut von Huf bis Kopf beständig über einen Höhenunterschied von fünf Metern pumpen. Hingegen können sie auch im gesunden Zustand nicht länger liegen, ohne Kreislaufprobleme zu bekommen. Daher stellt jede Narkose ein erhöhtes Risiko dar.

Der 21-jährige Netzgiraffen-Bulle war seit 2002 in der Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Der am 9. Juni 2000 in Rotterdam geborene Hanck war im April 2002 in die Wilhelma gekommen. Er fühlte sich hier sichtbar wohl und hat sieben Mal Nachwuchs gezeugt und damit zum Erhalt der Netzgiraffen beigetragen. Er erfreute sich dem Anschein nach guter Gesundheit – jedoch machten ihm im mit 21 Jahren bereits in fortgeschrittenem Alter seine Hufe zunehmend zu schaffen. Seine Klauen wuchsen ungleichmäßig. „Dadurch kam es zu einer Fehlstellung des Hufgelenks“, erklärt Knauf-Witzens. „Ohne Korrektur wäre die Folge eine chronische Arthrose. Das Tier bekäme Schmerzen, würde lahmen und wäre auf Dauer nicht mehr lebensfähig. Die Hufpflege war bei Hanck wegen ihrer medizinischen Notwendigkeit daher unaufschiebbar geworden.“ Die Pflegerinnen und Pfleger der Wilhelma betreiben regelmäßig mit den Giraffen ein Training, um mit ihnen einzuüben, verschiedene therapeutische Behandlungen zu dulden und zum Beispiel für die Hufpflege die Beine zu heben. So können manche Narkosen vermieden werden. Die Reaktion ist individuell unterschiedlich. Während zum Beispiel die Giraffenkühe Kiburi und Anna bereitwillig mitgemacht hatten, hatte Hanck das Training nicht angenommen. Daher führte kein Weg an der Narkose vorbei. Eine Obduktion soll zeigen, ob Hanck bis auf Alterserscheinungen gesund war oder versteckte Leiden dazu beigetragen haben könnten, dass sein Kreislauf versagt hat. Eine Lebenserwartung von 25 Jahren ist für Giraffen normal.

Der 21-jährige Netzgiraffen-Bulle war seit 2002 in der Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart

In der Wilhelma leben aktuell noch die beiden Netzgiraffen Nyiri und Sala, die im April aus dem Kölner Zoo gekommen sind. Die Koordinationsstelle für das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) der Zoos wird eine Empfehlung aussprechen, wann es sich anbietet, dass ein Bulle in zuchtfähigem Alter wieder nach Stuttgart kommt. Seit 2016 zählt die Weltnaturschutzunion IUCN auch Giraffen zu den bedrohten Tierarten auf der Roten Liste. Deren Bestände sind in den vergangenen drei Jahrzehnten um rund 40 Prozent gesunken. Von der Netzgiraffe gibt es in ihrem Verbreitungsgebiet, dem Nordosten Kenias sowie den angrenzenden Teilen Süd-Somalias und möglicherweise dem Süden Äthiopiens, nur noch weniger als 4.700 Tiere.

Im April hatte Hanck (Mitte) die beiden neuen Giraffen aus dem Kölner Zoo kennen gelernt: Sala (links) und Nyiri.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart
08.11.2021

Historischer Eingangspavillon von 1846 – Das Aushängeschild der Wilhelma wird aufwendig restauriert

Der historische Pavillon von 1846 am Haupteingang der Wilhelma verschwindet hinter einem Bauzaun. Das achteckige Vordach des Umgangs und einige gusseiserne Elemente müssen saniert oder ersetzt werden. Das weniger bekannte reiche Dekor im Innenbereich wird konserviert.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Das prominenteste Gebäude der Wilhelma zieht sich für rund anderthalb Jahre aus der Öffentlichkeit zurück. Das Amt Stuttgart des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg saniert den historischen Eingangspavillon an der Neckartalstraße, der vor 175 Jahren errichtet wurde. Das kleine Baudenkmal ist das wahre Aushängeschild des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart. Generationen von Gästen haben an dem Kassenhäuschen ihre Eintrittskarten gekauft und Millionen von Autos passieren jedes Jahr auf der vielbefahrenen B10 die illustre Fassade im Zentrum der orange leuchtenden Terrakottarelief-Wand. Auch wenn der Bauzaun nun den Blick bis auf das Dach verdeckt, öffnet die Wilhelma weiterhin tagein, tagaus an dieser Stelle um 8.15 Uhr. Container werden in der Zwischenzeit die Kassen beherbergen. Wenn 2023 die Hüllen der Baustelle fallen, dürfte sich der Pavillon in einem beschaulicheren Umfeld wiederfinden. Wenn der neue Rosensteintunnel freigegeben ist, soll die Neckartalstraße zurückgebaut werden und nicht mehr als Hauptverkehrsader dienen.

Der historische Pavillon von 1846 am Haupteingang der Wilhelma verschwindet hinter einem Bauzaun. Das achteckige Vordach des Umgangs und einige gusseiserne Elemente müssen saniert oder ersetzt werden. Das weniger bekannte reiche Dekor im Innenbereich wird konserviert.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Das bauliche Schmuckstück wartet geradezu darauf, dass dass Konzept der „Stadt am Fluss“ hier Raum greift. Denn ursprünglich ließ König Wilhelm I. von Württemberg vor seinem neuen privaten Refugium in den damals überdachten Wandelgang zum Wilhelma-Theater einen kleinen Gartensaal als Gazebo integrieren, von wo aus er den Blick über das Neckarufer schweifen ließ.

Der Sanierungsumfang ist auf rund 1,9 Millionen Euro veranschlagt. Die Bundesrepublik Deutschland vertreten durch die Beauftragte der Bunderegierung für Kultur und Medien beteiligt sich mit 900.000 € zusammen mit dem Land Baden-Württemberg an den Kosten zur Erhaltung des Kulturerbes. Es handelt sich um eine Erstrestaurierung. Bislang waren lediglich in den 1990er Jahren die Außenmalereien konserviert worden. Detaillierte Prüfungen mit Röntgenaufnahmen und Kamerabefahrungen haben ergeben, dass zur Sicherung der alten Bausubstanz das Vordach des Oktagons mit seinen Stützen zurückgebaut, saniert und gusseisernere Elemente zum Teil nachgegossen werden müssen. Mehrere Ornamente sind bereits abgängig.

Der historische Pavillon von 1846 am Haupteingang der Wilhelma verschwindet hinter einem Bauzaun. Das achteckige Vordach des Umgangs und einige gusseiserne Elemente müssen saniert oder ersetzt werden. Das weniger bekannte reiche Dekor im Innenbereich wird konserviert.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Im Gusseisen entsteht durch Korrosion mit der Zeit poröser Eisenschwamm, was der Konstruktion ihre Festigkeit raubt. Das im 19. Jahrhundert eingesetzte Baukasten-Prinzip mit Steckverbindungen lässt sich jedoch erhalten, soweit brüchige Werkstücke auszutauschen sind. Das Ziel des Denkmalschutzes ist es immer, so viel des Originalzustands zu bewahren oder wiederherzustellen wie möglich. Da sich das Kerngebäude als belastbar erwiesen hat, können das Gemäuer und das Dach stehen bleiben. Der Sandstein wird bis auf die Bodenplatten nur gereinigt. Und auch die dekorative Ausgestaltung des Innenraums wird lediglich konserviert und bei Bedarf nachgefasst. Obwohl die Außenansicht des Kassenpavillons vielen sehr vertraut ist, wissen wenige, als was für ein Schmuckkästchen das Interieur sich entpuppt. Florale Wandmalereien zieren das Achteck mit blumenbekränzten Frauenköpfen und musizierenden Putten.

Fotogalerie zum Beginn der Renovierungsarbeiten:

Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: (3) & (5) NABU/Sebastian Hennigs; (Rest) Wilhelma Stuttgart
08.11.2021

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Welt-Nashorn-Tag am 22. September

Wilhelma-Aktion: Für das Sumatra-Nashorn wird es höchste Zeit

Auf Sumatra-Nashörner treffen Forscher nur noch selten.
Foto: Sumatran Rhino Rescue / Barney Long

Als am 22. September wieder der Welt-Nashorn-Tag begangen wurde, war das kein Grund zum Feiern, sondern ein untrügliches Zeichen, dass die Tage der Nashörner gezählt sind. „Wenn sich nicht grundlegend etwas ändert und das schnell, wird es in naher Zukunft keine Nashörner mehr geben“, sagt Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin. Der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart informierte am Mittwoch über die dramatische Situation der Rhinozerosse und darüber, was zu ihrem Überleben getan werden kann.

Die Wilhelma engagiert sich seit 2019 als offizieller Strategischer Partner der Allianz zur Rettung des Sumatra-Nashorns. Bereits seit 2005 kooperiert sie mit der internationalen Organisation „Save the Rhino”. Mittlerweile konnte die Wilhelma rund 175.000 Euro in Projekte zugunsten dieser seltenen Huftiere investieren. Dank der Spenden der Besucherinnen und Besucher, die mit ihrer Eintrittskarte über den Artenschutz-Euro einen Beitrag leisten, ließ sich der Einsatz zuletzt deutlich erhöhen. Und das ist dringend erforderlich.

Das Nördliche Breitmaulnashorn gilt bereits als praktisch ausgestorben, weil weltweit nur noch zwei Kühe leben, die zudem keine Jungtiere mehr austragen können. Hier ruht die letzte Hoffnung auf künstlicher Befruchtung mit den eingefrorenen Spermien bereits gestorbener Bullen und einer „Leihmutterschaft“ von eng verwandten Südlichen Breitmaulnashörnern. Etwas besser, wenn auch nur ein wenig, sieht es bei den Sumatra-Nashörner aus, weil bei diesen die natürliche Vermehrung noch möglich ist, jedoch inzwischen unter erschwerten Bedingungen. Denn von dieser kleinsten der fünf heute noch existierenden Nashorn-Arten wird ein Restbestand von weniger als 80 Tieren vermutet, die versprengt auf verschiedenen Inseln Indonesiens leben und daher die wenigsten von ihnen zueinander kommen können. Das von der Wilhelma unterstützte Rettungsprogramm „Sumatran Rhino Rescue“ zielt darauf ab, die verbliebenen Tiere in drei naturnahen Reservaten zu konzentrieren, wo sie geschützt unter guten Bedingungen in intakten Lebensräumen zusammenfinden und Kälber aufziehen können.

Bulle und Kuh baden zusammen in einer Suhle.
Foto: Sumatran Rhino Rescue / Alain Compost

Am Welt-Nashorn-Tag empfingen die Biologinnen und Biologen der Wilhelmaschule Jung und Alt vor dem Gehege von Panzernashorn Bruno zwischen 11 und 16 Uhr. Die Pädagoginnen und Pädagogen zeigten Anschauungsmaterial, wie Modelle des Nasenhorns, das die Tiere berühmt macht (aber auch wegen des Aberglaubens an seine Wunderwirkung gefährdet). Aufnahmen von Nashornstimmen sind zu hören. Spiele wie ein Quiz und Memory gaben die Möglichkeit, das eigene Wissen zu testen und kleine Preise zu gewinnen. Um einen persönlichen Eindruck von den Dimensionen zu bekommen, stand ein lebensgroßes Foto-Banner eines Sumatra-Nashorns bereit. Das bot auch die Chance für ein Erinnerungsfoto als bleibende Motivation, sich zu engagieren, damit das Nashorn künftig nicht nur noch in der Erinnerung existiert.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
28.09.2021

Botanische Sonderausstellung im Wintergarten

Chilis entscheiden durch ihre Schärfe selbst, wer sie frisst

Rund 100 Chilisorten in unterschiedlichsten Farben und Formen sind in der Schau bis 24. Oktober im Wintergarten zu sehen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Sind sie Gemüse, Gewürz oder Gefahrgut? An Chilis scheiden sich die Geister. Doch der Vergleich fällt auch schwer. Innerhalb der Pflanzengattung Capsicum könnten die Extreme nicht größer sein: von aromatisch-mild über würzig-pikant bis feurig-scharf – was noch untertrieben ist, aber für die Hochzüchtungen fehlen passende Worte. Die Wilhelma in Stuttgart zeigt in ihrer Chilipflanzenschau ab sofort bis zum 24. Oktober zirka 100 verschiedene Sorten. Rings um das große Oval im historischen Wintergarten stechen aus dem üppig-grünen Ambiente überall kräftige Farbtupfer hervor, die sich nicht an das Ampelschema Rot-Gelb-Grün des bekanntesten Vertreters, der süßlichen Gemüsepaprika, halten. Wer genauer hinguckt, findet sogar violette und schwarze Früchte. Dabei darf man nicht nur nach der klassischen Zipfelform Ausschau halten. Runde Beeren, lange Schnürsenkel oder kleine Glöckchen: Chilis gibt es längst genauso in kurioser Gestalt.

Fenja Baumgärtner zeigt den Schärfe-Rekordhalter „Carolina Reaper“ (links) und die kurios geformte Sorte „Elefant.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Ihre Vielfalt ist gewaltig und trügerisch. „Die Schärfe einer Chili ist weder an ihrer Farbe noch Form abzulesen“, sagt Fenja Baumgärtner, die im Zoologisch-Botanischen Garten die Chili-Sammlung betreut. Sicher ist nur, dass jede Frucht an ihrer Spitze weniger scharf ist als an ihrem Ansatz. „Die Schärfe konzentriert sich nicht, wie oft vermutet, in den Samen, sondern in der Plazenta und den weißlichen Scheidewänden, an denen die Samen sitzen“, erklärt die Zierpflanzengärtnerin. Jede ausgestellte Pflanze ist mit ihrem Schärfegrad ausgeschildert. Doch sprengen die Rekordhalter die klassische Zehnerskala. Für alles darüber hinaus bleibt nur ein ungewisses „10+“. Dagegen veranschaulicht das Maß in Scoville-Einheiten die Relation. Tabasco galt lange als ein Inbegriff für scharfe Würze. Cayenne-Pfeffer ist schon etwa zehn Mal schärfer, doch ist an der Weltspitze der „Carolina Reaper“ noch 44 Mal stärker als Cayenne-Pfeffer, gemessen am Capsaicin-Gehalt, der Substanz, die das brennende Gefühl von Hitze auslöst – zumindest bei Säugetieren, die sich die Pflanzen damit vom Leib halten.

Die Zierpflanzengärtnerin Fenja Baumgärtner betreut die Chilipflanzen-Sammlung der Wilhelma, die jetzt im Wintergarten zu sehen ist.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Was es damit auf sich hat, zeigt ein Blick auf die aus Südamerika stammenden Wildformen. An diesen weniger auffälligen Pflanzen ist in der Schau gut zu sehen, dass die ursprünglichen Früchte klein bleiben, aufrecht nach oben wachsen und sich leicht vom Kelch lösen. So sind sie für Vögel gut abzupicken. Vögel spüren die Schärfe nicht, zermalen die Samen nicht im Schnabel und zersetzen diese nicht im Magen. Anders als Säugetiere scheiden sie so die Samen unverdaut andernorts wieder aus und verbreiten sie zum Vorteil der Pflanze. Erst die Menschen haben durch Züchtungen und Kreuzungen eine riesige Vielfalt daraus hervorgebracht, die mit fleischigen Früchten von den zierlichen Pflanzen baumeln. Die meisten Ausstellungsstücke sind einjährige Pflanzen, hinzukommen für die Gestaltung als Hochstämme auch zwei- und dreijährige. „Die Mehrjährigen blühen etwas früher, sind aber nicht ganz so ertragreich“, sagt Baumgärtner.

An einer Schauwand sind viele verschiedene Chili-Früchte zu vergleichen, darunter auch der aktuelle Weltrekordler „Carolina Reaper“ und sein Vorgänger „Trinidad Moruga Scorpion“.
Foto: Wilhelma Stuttgart

„Bei den Züchtern hat sich die Rekordjagd etwas gelegt“, berichtet sie. Der Carolina Reaper ist seit 2013 die Nummer eins, als er den Trinidad Moruga Scorpion ablöste. Mittlerweile konzentriert sich der botanische Ehrgeiz meist mehr auf besondere Farben und Formen. Die bleistiftdünnen Früchte der Sorte „Thunder Mountain Longhorn“ gehören zum Beispiel mit mehr als 30 Zentimetern zu den längsten der Welt. Nett anzuschauen ist zudem die Sorte „Elefant“, deren Frucht wie ein Rüssel geriffelt ist. Eine überbordend bunte Palette bieten die Habaneros: außer gelb und grün auch weiß, über senf- und lachsfarben weiter bis zu einem purpurnen oder schokoladigen Teint.

Zu den Besonderheiten zählen auch die Sorten „Thunder Mountain Longhorn“ mit extrem langen Früchten und „Elefant“, deren Frucht wie ein Rüssel geriffelt ist.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Viele Erklärtafeln, eine Schauwand mit einem Sortiment an Chili-Früchten aller Art sowie eine Vitrine mit beispielhaften Produkten, die mit Chili verfeinert sind, runden die Ausstellung ab. Scharfer Senf mit Chili liegt nahe. Schokolade mit Chili ist inzwischen verbreitet. Aber an einer scharfen Zahnpasta mit Chili scheiden sich die Geister vermutlich wieder. Sie soll gut für die Durchblutung des Zahnfleischs sein.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
28.09.2021

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

1000. Mitglied: Prominente Verstärkung für das Artenschutz-Engagement

VfB Stuttgart-Profi Borna Sosa unterstützt Wilhelma und WWF bei dem „Team Elefant Stuttgart“

Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin begrüßte den VfB-Spieler Borna Sosa als 1000. Mitglied im „Team Elefant Stuttgart“, das gemeinsam mit dem WWF Deutschland gegründet wurde. Die Asiatische Elefantenkuh Pama erhielt zu dem Anlass eine „1000“ aus Möhrenscheiben. 
Foto: Wilhelma Stuttgart

Ein Aufsteiger sorgt in Stuttgart für Furore: Das erst 2018 gegründete „Team Elefant Stuttgart“ von WWF Deutschland und Wilhelma ist eine echte Erfolgsgeschichte im Artenschutz. Nach stetigem Zulauf konnten die beiden Partner jetzt einen prominenten Neuzugang begrüßen: Fußballprofi Borna Sosa vom Bundesligisten VfB Stuttgart ist als 1000. Mitglied dem Team beigetreten, das sich für den Erhalt der bedrohten Dickhäuter sowohl im Zoo und als auch in der Natur einsetzt.

Die Asiatische Elefantenkuh Pama erhielt zu dem Anlass eine 1000 aus Möhrenscheiben.
Foto: Wilhelma Stuttgart

„Uns freut sehr, dass wir eine so große Unterstützung für die Asiatischen Elefanten bekommen“, betonte  Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin bei der persönlichen Übergabe der Urkunde. „Mit ihren monatlichen Beiträgen unterstützen die vielen Mitglieder zum einen die Wilhelma beim Bau der modernen Elefantenwelt, die in einer Herde die Nachzucht ermöglicht. Zum anderen fördern sie auch den Schutz der wildlebenden Elefanten im thailändischen Kui Buri-Nationalpark, wo der WWF eng mit der Nationalparkbehörde zusammenarbeitet.“ VfB-Abwehrspieler Borna Sosa setzt sich bereits sehr mehreren Jahren für den Artenschutz ein und ist begeistert von dem Team-Gedanken: „Ich liebe Tiere und die Wilhelma ganz besonders. Ich bin sehr häufig privat hier. Es freut mich, mit meiner Mitgliedschaft die Elefanten in Thailand und zugleich in der Wilhelma zu unterstützen.“

Foto: Wilhelma Stuttgart

Das Engagement des WWF in Thailand trägt bereits Früchte. „Durch die Unterstützung vom ‚Team Elefant Stuttgart‘ kann der WWF zusammen mit dem Nationalpark die Schutzmaßnahmen der stark gefährdeten Asiatischen Elefanten im Kui Buri-Gebiet verstärken. In den letzten Jahren gab es dort keine Elefantenwilderei mehr. Das ist ein großer Erfolg“, erklärt Susanne Gotthardt, Projektleiterin beim WWF.  Eine Herausforderung sind weiterhin Konflikte zwischen Menschen und Elefanten. Die Elefanten zerstören auf der Suche nach Futter Felder außerhalb des Nationalparks und gefährden somit die Existenzgrundlage der Menschen. Der WWF und die Kui Buri-Nationalparkbehörde verbessern deshalb fortlaufend den Elefantenlebensraum im Nationalpark, damit die Elefanten dort genügend Futter und Wasser finden. Außerdem haben sie ein Frühwarnsystem entwickelt, um rechtzeitig zu erkennen, wenn Elefanten den Nationalpark verlassen. „Das Frühwarnsystem ist sehr erfolgreich. Durch die ausgelösten Warnungen konnte im letzten Jahr in 88 Prozent der Fälle verhindert werden, dass Felder zerstört wurden. Das wollen wir mit den Beiträgen aus dem ‚Team Elefant Stuttgart‘ weiter ausbauen“, so Gotthardt.

Foto: Wilhelma Stuttgart

In der Wilhelma entsteht für die Elefanten eine anderthalb Hektar große Anlage. Aktuell werden alle Weichen dafür gestellt. Eine Herde von Mutterkühen mit einem Zuchtbullen kann dort Nachwuchs bekommen und im Familienverband leben. Zudem wird Platz für eine so genannte Junggesellengruppe geschaffen, in der männliche Elefanten gehalten werden, die noch nicht als Zuchtbulle fungieren können.  Um den benötigten Platz am Rand des Rosensteinparks zu schaffen, sind im Vorfeld einige Umzüge nötig. Mit der neuen Anlage für asiatische Huftiere wurde 2020 ein wichtiger Abschnitt abgeschlossen. Dorthin sind die Trampeltiere und Mesopotamischen Damhirsche umgezogen, die bisher auf einem Abschnitt der künftigen Elefantenwelt lebten. Neue Mitbewohner in diesem Asien-Schwerpunkt sind Yaks, die erstmals in der Wilhelma zu sehen sind. Die nächste Phase ist die Errichtung eines Asiatischen Bauernhofes. Dieser ersetzt mit Nutztierrassen und Streichelgehege den bisherigen Schaubauernhof, der seinen Stammplatz räumen muss. Hierfür ist der Startschuss bereits gegeben. Die Vorbereitungen der Baufläche sind in vollem Gange. Der Asiatische Bauernhof soll im kommenden Jahr eröffnet werden.

Foto: Wilhelma Stuttgart

Für die Elefantenwelt selbst sind die Architekten derzeit in die Aktualisierung der Bauplanung vertieft. Der Kostenrahmen und die Zeitleiste mussten noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden. Da unklar ist, wie lange uns die Corona-Pandemie begleitet und wie sich die wirtschaftliche Lage unter diesen Bedingungen entwickelt, muss behutsam kalkuliert werden. Solche großen Bauvorhaben, die in Zoos immer Unikate darstellen, sind stets Millionenprojekte, die einige Jahre benötigen. Nach heutigem Stand könnte der Baubeginn im Jahr 2024 erfolgen.

Die Wilhelma auf Instagram: wilhelma_stuttgart (www.instagram.com/wilhelma_stuttgart).

Foto: Wilhelma Stuttgart

Koalition für die Artenvielfalt

Als erster Zoo und Botanischer Garten in Deutschland ist die Wilhelma Anfang des Jahres der globalen Koalition „Vereint für die Artenvielfalt“ beigetreten, welche die Europäische Kommission ins Leben gerufen hat. Hier schließen sich Fachinstitutionen wie auch Nationalparks, Forschungszentren, Wissenschafts- und Naturkundemuseen zusammen, um dem Erhalt der Natur im Vorfeld der UNO-Konferenz für Biodiversität 2021 eine stärkere Stimme zu geben. Im Zuge ihres Engagements will die Wilhelma die Öffentlichkeit über die Zusammenhänge der Ökosysteme, den notwendigen Schutz der Lebensräume und die Bedeutung des Klimaschutzes für den Erhalt der Artenvielfalt informieren.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
02.05.2021

Tierankunft während der Schließungsphase

Große Überraschung: Neue Giraffen erwarteten erste Besucher

Interessiert streckt Nyiri bei der Ankunft ihren Kopf aus dem Spezialtransporter.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Großes Hälsedrehen in der Wilhelma: Auf die Besucherinnen und Besucher, die gestern erstmals wieder den zuletzt wegen der Corona-Pandemie geschlossenen Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart betreten durften, wartete eine Überraschung. Statt zwei sind auf einmal vier Giraffen auf der Afrika-Anlage zu sehen. Ob dieser unerwarteten Begegnung haben sich Mensch und Tier beidseits des Zauns ganz schön umgeschaut. Auch für die beiden zugereisten Langhälse ist hier noch alles neu.

Sala geht nach der Ankunft auf ihre neuen Tierpflegerinnen und -pfleger zu.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die beiden Netzgiraffen Nyiri und Sala sind vergangene Woche aus den Kölner Zoo eingetroffen und haben die ersten Tage zum schrittweisen Eingewöhnen erst im Innenstall und dann im Vorgehege verbracht. Die Rheinländer geben die beiden Kühe ab, weil dort das Giraffenhaus umgebaut werden soll. In der Ruhe der leeren Wilhelma konnten die Neuzugänge sich so einige Tage ihr neues Zuhause ansehen, ohne dass ihnen jemand zuschaut. Dabei galt es natürlich vor allem, die beiden Wilhelma-Giraffen – den fast 21-jährigen Hanck und seine acht Jahre alte Tochter Anna – kennen zu lernen. Diese zeigten sich auf ihrem heimischen Terrain unerschrocken und bewiesen Interesse an den neuen Mitbewohnerinnen. Die bereits 21 Jahre alte Nyiri aus Köln gab sich gelassen und steckte bald über die Stallabtrennung hinweg die Köpfe mit den „schwäbischen“ Artgenossen zusammen. Die mit viereinhalb Jahren Jüngste im Bunde, Sala, war nach der Reise angesichts der unbekannten Umgebung und fremden Gesichter anfangs zurückhaltender. Als für ihr Alter bereits kräftige und große Kuh kann sie sich aber durchaus behaupten. Jetzt durchstreifen die beiden Neuen meist gemeinsam die Außenanlage, die sie zusammen mit Anna nutzen. Der Bulle Hanck ist zunächst im Vorgehege abgetrennt. Doch Nyiri und Sala suchen immer wieder seine Nähe.

Sofort nahm Nyiri (rechts) Kontakt zu den Wilhelma-Giraffen Anna (links) und Hanck auf.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die kleine Giraffenherde der Wilhelma hatte sich in den vergangenen Jahren reduziert. Mit dem dreijährigen Dschibuto war 2018 die letzte Nachzucht nach Frankreich in den Parc Animalier d’Auvergne umgezogen. Und die Kuh Kiburi war 2019 mit 15 Jahren unerwartet an einem äußerlich nicht erkennbaren Krebsleiden gestorben. Der Zuwachs aus dem Kölner Zoo ermöglicht es nun, Anna entsprechend den Empfehlungen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) weiterzugeben. Ende Mai soll sie in den Odense Zoo in Dänemark umziehen, wo sie möglicherweise selbst Nachwuchs bekommen kann. In der Wilhelma mit ihrem Vater ist das, um Inzucht zu vermeiden, nicht der Fall.

Der 21-jährige Hanck (links) zeigt bei der ersten Begegnung Interesse an der gleichaltrigen Nyiri.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Seit 2016 zählt die Weltnaturschutzunion IUCN auch Giraffen zu den bedrohten Tierarten auf der Roten Liste. Denn deren Bestände sind in den vergangenen drei Jahrzehnten um an die 40 Prozent geschrumpft. Von der Netzgiraffe gibt es in ihrem Verbreitungsgebiet, dem Nordosten Kenias, den angrenzenden Teilen Süd-Somalias und möglicherweise dem Süden-Äthiopien, nur noch weniger als 4.700 Tiere. Die Forschung geht inzwischen davon aus, dass es nicht nur eine Giraffenart mit Unterarten gibt. Vielmehr existieren vier genetisch eigenständige Arten: erstens die Süd-Giraffe mit den Unterarten Angola-Giraffe und Kap-Giraffe, zweitens die Massai-Giraffe, drittens die Netz-Giraffe – wie sie die Wilhelma hält – und viertens die Nord-Giraffe mit den drei Unterarten Nubische Giraffe, Westafrikanische Giraffe und Kordofan-Giraffe.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
02.05.2021