Wilhelma Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Seltener Zuchterfolg im Giraffenhaus zum zweiten Mal geglückt

Erneuter Nachwuchs bei den bedrohten Okapis

Die ersten Lebenswochen verbringt der jüngste Okapi-Nachwuchs versteckt im Schutz des warmen Stallgebäudes.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Inga Dauter

Mit großen Augen, noch ganz vorsichtig, lugt der jüngste Nachwuchs der Wilhelma aus seinem warmen
Strohbett. Gerade einmal zwei Wochen alt ist das Okapi-Jungtier, das am Dienstag, 4. Oktober, kurz vor 4 Uhr geboren wurde. Zum ersten Mal seit 2011 wachsen damit zwei kleine Okapis gleichzeitig im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart auf. Erst im März war Thamani, die Halbschwester des Neuzugangs, auf die Welt gekommen. Ein wichtiger Zuchterfolg für den Erhalt der seltenen Kurzhalsgiraffen, von denen nur noch etwa 10.000 bis 20.000 Tiere in den Regenwäldern der Demokratischen Republik Kongo leben.

In der Wilhelma gab es bereits 1989 den ersten Okapi-Nachwuchs. Bis heute folgten 14 erfolgreiche
Nachzuchten. Der Zoologisch-Botanische Garten ist einer von sechs Zoos in Deutschland, die diese
anspruchsvollen Waldbewohner halten. Gemeinsam mit anderen Einrichtungen in Europa beteiligt er sich
am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP), um den Okapi-Bestand in menschlicher Obhut zu sichern. Damit die Population genetisch gesund bleibt, tauschen die Zoos untereinander Tiere aus. Daher kam Jamili, die Mutter des kleinen Okapi-Bullen, vor etwa zwei Jahren aus Köln nach Stuttgart. Für ist sie ist es der erste Nachwuchs. Die nächtliche Geburt und die ersten Tage hat sie trotz ihrer Unerfahrenheit vorbildlich gemeistert. „Sie war schon etwas nervös und wir haben natürlich sehr auf die beiden geachtet“, sagt Revierleiter Daniel Wenning. „Denn bei einem Erstgeborenen weiß die Kuh vielleicht noch nicht viel mit ihrem Kalb anzufangen oder lässt es nicht trinken, weil das Euter schmerzt. Als wir morgens zum Dienstbeginn kamen, lag der Kleine aber schon im Stall und wurde von Jamili umsorgt, so wie man es sich wünscht.“

Dicht beisammen sind Mutter und Kind die ersten Wochen aber nur wenige Stunden am Tag. Okapi-Kälber sind Ablieger und halten sich zunächst im Unterholz versteckt. In dieser Zeit haben sie noch keinen Eigengeruch und setzen keinen Kot ab, um nicht zur Beute von Raubtieren zu werden. Regelmäßig ruft die Mutter ihren Nachwuchs zu sich, um ihn zu säugen und mit ihrer langen, blauen Zunge zu säubern. Auch Jamili zeigt dieses natürliche Verhalten und darf ihre Ausflüge auf der Außenanlage mehrfach am Tag unterbrechen, um im Innenbereich nach ihrem Sohn zu schauen. Selbst nachts halten die beiden instinktiv Abstand und schlafen getrennt im warmen und geschützten Stall. Etwa vier bis sechs Wochen wird es noch dauern, bis der Jungbulle erste kleine Streifzüge unternimmt. Sollte sich der Winter mild zeigen, wird er dann auch die Außenanlage kennenlernen.

Mutter Jamili darf zwischen Außenanlage und Stall pendeln. Alle paar Stunden schaut sie nach ihrem Jungtier, um es zu säugen und zu umsorgen.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Inga Dauter

Während der noch namenlose Okapi-Bulle in zwei bis drei Jahren hoffentlich selbst als Stammhalter zum
Erhalt seiner Art beitragen kann, fördert der Zoologisch-Botanische Garten auch seine wildlebenden
Artgenossen im kongolesischen Ituri-Tal. Mit Mitteln aus ihrem Artenschutzbudget finanziert die Wilhelma
unter anderem die Ausrüstung der Wildhüter im Okapi Wildlife Reserve, damit die scheuen Waldgiraffen
nicht nur in Zoos, sondern auch in ihrem natürlichen Lebensraum weiterhin eine Heimat haben.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Inga Dauter
21.10.2022

Unterstützung für die Wilhelma

Das Stage Apollo Theater übernimmt Tierpatenschaft für Kamelfohlen der Wilhelma Stuttgart

Urkundenübergabe mit Patentier: Im Namen des Stage Apollo Theaters besuchen die Hauptdarsteller aus Disneys ALADDIN Rita Sebeh (Jasmin) und Gonzalo Campos López (Aladdin) die Wilhelma und erhalten eine Patenurkunde von dem stellvertretenden Direktor Volker Grün.
Foto: Convensis GmbH

Stage Entertainment schafft erneut Synergien im Ländle: Nachdem der weltweit führende Musicalproduzent bereits im August die Organisation „Stille Not“ von Gudrun Nopper unterstützt hat, folgt nun eine Kooperation mit der Wilhelma Stuttgart. Augenzwinkernd passend zum Musical Disneys ALADDIN übernimmt das Stage Apollo Theater die Tierpatenschaft für das Kamelfohlen Chris. Die Geburt des kleinen Kamelhengsts war eine der Sensationen des Jahres in der Wilhelma. Nach 13 Jahren wurde erstmals wieder ein Kamelfohlen im Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart geboren: Bei eisigen Temperaturen brachte Stute Chiara den Hengst am 01. April 2022 zur Welt, der von den Tierpflegerinnen und -pflegern und Besucherinnen und Besuchern sofort ins Herz geschlossen wurde. Auch die Stage Entertainment freut sich sehr über die seltene Geburt des Fohlens – und unterstützt dieses mit einer Patenschaft des Stage Apollo Theaters.

Die Hauptdarsteller aus Disneys ALADDIN Rita Sebeh (Jasmin) und Gonzalo Campos López (Aladdin) gemeinsam mit Kamelfohlen Chris
Foto: Convensis GmbH

Am 04. Oktober tritt die Tierpatenschaft offiziell in Kraft. Im Namen des Stage Apollo Theaters besuchen die Hauptdarsteller aus Disneys ALADDIN Rita Sebeh (Jasmin) und Gonzalo Campos López (Aladdin) das Fohlen in der Wilhelma und erhalten eine Patenurkunde von dem stellvertretenden Direktor Volker Grün. „Die Unterstützung des Stage Apollo Theaters mit einer Tierpatenschaft für unser Kamelfohlen bedeutet für die Wilhelma Stuttgart sehr viel. Die Spenden werden zu 100 % für das Wohlergehen der Tiere genutzt, z.B. in Form von Beschäftigungsmaterialien oder zur Aufrüstung der Anlagen. So konnten wir bereits eine mediterrane Anlage für unsere Griechischen Landschildkröten schaffen und den Bau des Hauses für Kleinsäuger, Vögel und Fleischfressende Pflanzen mitfinanzieren“, sagt Volker Grün. Dass sich Institutionen gegenseitig unterstützen und Kräfte bündeln, ist für die Stage Entertainment und ihre Theater eine Selbstverständlichkeit. Dieses Engagement leben auch die Stage Casts, die sich ebenfalls regelmäßig für vielfältige Projekte einsetzen.

Rita Sebeh und Chris verstehen sich perfekt.
Foto: Convensis GmbH

„Wir freuen uns sehr, erneut mit der Wilhelma Stuttgart zu kooperieren“, ergänzt Stephan Jaekel,
Unternehmenssprecher von Stage Entertainment Germany. „Die Erhaltung der Artenvielfalt liegt uns sehr
am Herzen. Seit einigen Jahren unterstützen wir deshalb Artenschutzprojekte der Wilhelma Stuttgart. Viele unserer Musicals zeigen tierische Protagonisten, daher ist es für uns etwas Schönes, uns außerhalb des Theaters für Tiere zu engagieren.“ Die Tierpatenschaft für das Kamelfohlen ist nicht die erste von Stage Entertainment für ein Tier der Wilhelma. Bereits im Jahr 2015 übernahm das Musical TARZAN eine
Patenschaft für Primaten im zoologisch-botanischen Garten. Begleitend dazu organisierte Stage
Entertainment seinerzeit eine Wohltätigkeitsveranstaltung für Artenschutzprojekte der Wilhelma.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Convensis GmbH
07.10.2022

Seltener Neuzugang im Aquarium

Die Seefledermaus: Wenn ein Fisch auf seinen Flossen läuft

Selten gehalten und eigentümlich anzusehen: Die Seefledermaus. Sie schwimmt selten, sondern läuft mit ihren abstehenden Brust- und Bauchflossen über den Meeresboden.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Ganz am Ende eines Ausflugs in das Aquarium, im letzten Becken vor dem Ausgang, erwartet die Gäste der Wilhelma seit neustem eine echte Rarität. Zwischen karibischen Riff-Fischen schwimmt dort seit Anfang September eine Seefledermaus, die nur selten in Zoos zu sehen ist. Im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart wird dieser ungewöhnliche Meeresbewohner nun erstmalig gehalten, was auch bei den erfahrenen Tierpflegerinnen und Tierpflegern der Wilhelma für neue Erkenntnisse sorgt.

„Da wir mit Seefledermäusen noch keine Erfahrung haben, ist es besonders spannend zu beobachten, wie
sich der Fisch bei uns verhält“, erklärt Revierleiter Matthias Schierle. „Sie sind nicht ganz einfach zu halten
und etwas heikel, wenn man sie an neues Futter gewöhnen möchte. Daher war unser Exemplar die ersten
drei Monate zur Eingewöhnung hinter den Kulissen.“ Dort wurde zunächst probiert, was der Seefledermaus am besten schmeckt. Als spezialisierte Jägerin stehen kleine Fische, Muscheln oder Schnecken auf ihrem Speiseplan. In der Wilhelma fiel die Wahl schließlich auf Sandgarnelen, die alle zwei Tage im Becken verstreut werden. Beobachtet man den Fisch dabei, wie er seiner Beute nachstellt, wird schnell klar: Die Seefledermaus ist keine besonders gute Schwimmerin. Stattdessen stolziert sie vorwiegend auf ihren stielartigen Brust- und Bauchflossen etwas ungelenk über den Meeresboden. Hat sie sich fast in Zeitlupe nah genug an ihr Opfer herangeschlichen, öffnet sie blitzartig das Maul und saugt ihre Beute regelrecht ein. Die modifizierten Flossen sind typisch für Seefledermäuse, die zur Ordnung der Armflosser zählen. An die breiten, abgeflachten, oft stacheligen Körper schließen sich schmale Schwänze an, was den Tieren insgesamt ein bizarres Aussehen verleiht. Verbreitet sind die verschiedenen Arten weltweit in tropischen und subtropischen Gewässern, abgesehen vom Mittelmeer.

„Weil die Seefledermäuse die Möglichkeit der besonderen Fortbewegung zum Jagen brauchen, ist ein
Sandboden wichtig für die Haltung“, erläutert Matthias Schierle. „Wir haben unser Becken sogar speziell für diese Art neu eingerichtet und passende Mitbewohner ausgesucht.“ Kuba-Schweinslippfisch, Königs-
Feenbarsch und Zwergkaiserfisch sind beispielsweise als Gesellschafter im Karibikbecken unterwegs. Mit der leuchtend gelben, blauen und roten Farbenpracht der anderen Riff-Fische kann die Seefledermaus allerdings nicht mithalten. Sie nutzt lieber den körnigen Untergrund, um möglichst wenig aufzufallen. Wer genau hinschaut, kann sie aber mit etwas Glück bei der Garnelenpirsch beobachten.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
28.09.2022

Pflanzensammlung überrascht durch besondere Formen und Farben

Chili-Schau lockt nicht nur Schärfe-Fans in die Wilhelma

Trotz ihres für Chilis charakteristischen Aussehens ist die Capsicum annuum „Medusa“ mit dem Schärfegrad 0 sehr mild.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Sabine Tomas

In der Wilhelma ist die Chili-Saison eröffnet. Besucherinnen und Besucher können im historischen Wintergarten des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart die ganze Vielfalt der beliebten Früchte erleben. Von der schärfsten Chili der Welt, „Carolina Reaper“ genannt, bis zu den Capsicum pubescense, die ihre Besonderheit im Inneren verbergen, gibt es nicht nur Wissenswertes über diese Nachtschattengewächse zu lernen, sondern auch eine Farbenpracht und Formenvielfalt der Paprikapflanzen zu bestaunen. Capsicum pubescense sind dabei die einzigen Chilis mit schwarzen Samen. Über 100 Sorten aus neun Arten, darunter sechs Wildarten, erwarten Interessierte nun bis Mitte Oktober bei ihrem Gang durch die historische Gewächshauszeile der Wilhelma. Eine Zusammenstellung von weltweit aus Chilis hergestellten Produkten wie Chili-Schokolade oder Chili-Zahnpasta ergänzen den Rundgang durch die Welt dieser Gewürzpflanze.

Die Chili-Schau im historischen Wintergarten der Wilhelma lockt mit einer bunten Vielfalt an Gewächsen.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Sabine Tomas

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Frucht der Chili-Pflanze als Schote bezeichnet. Das ist nur eines von vielen Missverständnissen, die die Chili umgeben. Bei der Frucht handelt es sich botanisch eigentlich um eine Beere, nicht um eine Schote. Schon der Weg des Paprikagewächses nach Europa war von falschen Annahmen geprägt. Christoph Kolumbus war es, der die Pflanze aus Südamerika auf die iberische Halbinsel brachte. Da er davon ausging, einen Seeweg nach Indien entdeckt zu haben, verortete er die Heimatregion der Chili in Asien. Diese Fehleinschätzung hat sich bis heute in der Namensgebung mancher Arten erhalten. So spricht man beispielsweise von Capsicum chinense, obwohl die Pflanze nicht in China, sondern in Südamerika heimisch ist. Die Wildformen der Chili haben kleine, rote und runde Früchte, die nach oben wachsen. So können sie von Vögeln gut gesehen und leicht abgepflückt werden. Im Gegensatz zu Säugetieren spüren diese die Schärfe nicht. Bei Säugetieren löst das in Chilis enthaltene Capsaicin ein Schmerzempfinden aus, indem es ein bestimmtes Rezeptorprotein stimuliert. Vögeln wiederum fehlt ein Proteinsegment, weshalb sie diesen Schmerz nicht spüren. Sie scheiden die Samen der Früchte andernorts unbeirrt wieder aus und tragen so zur Verbreitung und zum Fortbestand der Wildformen bei.

Capsicum chinense „Carolina Reaper“ gilt als schärfste Chili der Welt.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Sabine Tomas

Die Farben- und Formenvielfalt, die sich von langen, dünnen Streifen bis zu rundlichen, tomatenähnlichen
Früchten erstreckt und von Schwarz über Violett bis zu den bekannten Farben Rot, Orange und Grün reicht, ist das Ergebnis von Züchtungen. Auch die extreme Schärfe, die bei einigen Exemplaren mittlerweile die Scoville-Skala, mit der Schärfe gemessen wird, sprengt, ist das Ergebnis jahrelanger Züchtungen. Chili-Expertin Fenja Baumgärtner, die sich in der Wilhelma um die Anzucht und Pflege der vielfältigen Gewächse kümmert, fasziniert weniger die Schärfe als der enorme Formenschatz und die Farbvielfalt, die sich in den Blüten und Früchten der Chili-Pflanzen wiederfinden. Ihr Wissen und ihre jahrelange Erfahrung in der Betreuung der zur Gattung Capsicum gehörenden Gewächse gibt sie gerne an Auszubildende weiter.

Die Capsicum chinense „Fidalgo Roxa“ besticht durch ihre violette Färbung.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Sabine Tomas

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Sabine Tomas
09.09.2022

Hauptblütezeit im Maurischen Garten

Warmer Sommer lässt tropische Seerosen kräftig aufblühen

Die Victorien bilden als Riesenseerosen wagenradgroße Blätter rund um ihre Blüten aus.
Foto: Wilhelma

Da kann der Sommer noch so heiß sein: Zu warm wird es den tropischen Seerosen nie. Die Gärtnerinnen und Gärtner, die sie in der Wilhelma pflegen, kommen tüchtig ins Schwitzen, wenn sie die Wasserpflanzen bis zum Oberkörper eingetaucht pflegen. Doch die Seerosen gedeihen in warmem Wasser und bei kräftigem Sonnenschein besonders gut. Trockenheit wäre für die Nymphaea ein Problem, doch mit seiner eigenen Quelle hat der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart kein Nachschubproblem für das 650 Quadratmeter große Becken inmitten des Maurischen Gartens.

Während die Seerosen ihre Blätter auf der Wasseroberfläche ablegen, ragen die Lotosblumen weit darüber
hinaus.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Hier vor der exotischen Kulisse der historischen Gebäude im orientalischen Stil haben rund 40 Arten und
Sorten dieser Naturschönheiten ihre volle Pracht entfaltet, umrahmt von Lotosblumen, die hoch über die
sacht plätschernden Wellen hinausragen, die eine kleine Fontäne in Bewegung hält. Bis Ende September
zeigen sie ihre größte Opulenz. Den Wasserspiegel bedecken hier wagenradgroß riesige Blätter der Victorien, die sich ringförmig anordnen – dort schmücken Gruppen zierlicher Blüten den Teich mit einer breiten Palette von Farben. Mit einem Blick für Optik und Tagesverlauf zugleich arrangiert wachsen Nachtblüher, die bis in den Vormittag mit oft weißen oder rötlichen Tönen locken, neben Tagblühern, die mittags und nachmittags gelbes und blaues Kolorit hinzufügen. Freude daran haben nicht nur die auf den Parkbänken verweilenden Menschen, sondern auch Bienen, Wasserläufer, Libellen und Teichhühner nutzen das Idyll als Lebensraum.

Rund 40 Arten und Sorten von tropischen Seerosen sind in dem Becken arrangiert.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die Blüten halten keinen ganzen Sommer. In vielen Wachstumszyklen erneuern sich die Seerosen regelmäßig. Die großen Wildformen der Victoria amazonica und Victoria cruziana, die der einstige Hausherr König Wilhelm I. von Württemberg in einem der Gewächshäuser schon seit 1851 gezüchtet hatte, bekommen zum Beispiel pro Woche zwei bis drei neue Blätter und fast immer eine einzelne Blüte, die sich jeweils nur kurz öffnet. In der Mitte des eindrucksvollen Blätterrings öffnet diese an einem Tag ganz in Weiß ihre weiblichen Bestandteile, tags darauf in helles Rosé getaucht zeigt sie ihre männliche Seite. So verhindert die Pflanze, dass sie sich selbst bestäubt.

Auch Bienen, Wasserläufer, Libellen und Teichhühner nutzen das Idyll als Lebensraum.
Foto: Wilhelma

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
31.08.2022

Lange Ohren und gestreifte Beine

Drolliger Nachwuchs bei hoch bedrohten Somali-Wildeseln

Nachwuchs bei den seltenen Somali-Wildeseln in der Wilhelma in Stuttgart. Seit kurzem ist das Fohlen draußen zu sehen.

Toben, schlafen, trinken – das sind im Moment die wichtigsten Dinge im jungen Leben des kleinen Somali-Wildesels der Wilhelma. Knapp drei Wochen alt ist der kleine Hengst, der im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart behütet und umsorgt heranwachsen kann. Für den Erhalt seiner Art ist der Jungspund ein echter Schatz, denn der Somali-Wildesel gehört zu den am stärksten bedrohten Säugetieren weltweit.

Diese letzte überlebende Unterart des Afrikanischen Wildesels besiedelte ursprünglich weite Teile Ostafrikas, heute beschränkt sich das Verbreitungsgebiet nur noch auf die Savannen und Halbwüsten Somalias, Eritreas und Äthiopiens. Trockene Gräser, dornige Büsche und steinige Hänge prägen den Lebensraum der genügsamen Esel, die sogar einige Tage ohne Wasser auskommen können. Ihre größte Bedrohung ist – wie so oft – der Mensch: Die Wildesel werden für ihr Fleisch gejagt und müssen mit den Nutztieren der Bevölkerung um Wasser und Weideland konkurrieren. Der Bestand wird auf maximal 600 Tiere geschätzt, womit der Somali-Wildesel unmittelbar an der Schwelle zum Aussterben steht. Umso wichtiger ist die koordinierte Zucht in den Zoos, die für die Sicherung bedrohter Arten eng zusammenarbeiten. Um eine stabile, gesunde Population zu erhalten, gibt es für die Somali-Wildesel ein Internationales Zuchtbuch und ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, an dem sich seit 1980 auch die Wilhelma in Stuttgart beteiligt. 200 der seltenen Esel leben in zoologischen Einrichtungen weltweit. Fast alle davon stammen über mehrere Generationen von Wildfängen ab, die in den 1970er Jahren nach Basel und Israel importiert wurden.

Der kleine Hengst, der am 16. Juli zur Welt kam und den Namen Robert erhielt, ist bereits das 14. Jungtier im Zoologisch-Botanischen Garten. Für Stute Sina war es nicht die erste Geburt, sie kümmert sich liebevoll und routiniert um ihren Sohn. Die erste Zeit durften die beiden noch im geschützten Stall und im Vorgehege verbringen, bevor es vergangene Woche zum ersten Mal auf die Außenanlage ging. „Zur Sicherheit haben wir den Wassergraben im Gehege zur Hälfte abgelassen“, berichtet Tierpfleger Jürgen Spetzler. „Wie alle unsere Fohlen ist der Kleine nämlich erstmal ins Wasserbecken geplumpst, konnte aber direkt wieder sicher stehen.“ Auch Mutter Sina behält ihr Jungtier gut im Blick und die anderen drei Stuten auf Abstand, sollten sie zu viel Interesse an dem Neuzugang zeigen. Veränderungen in der Herde sind schließlich selten, denn Herrenbesuch gibt es für die Damen nur im Frühjahr und Sommer. Wildeselhengste leben als Einzelgänger, häufig sogar in einem eigenen Territorium, das sie gegen Eindringlinge verteidigen. An der Erziehung ihrer Sprösslinge haben sie kein Interesse. Daher lebt Gigolo, der Vater des Fohlens, in der Regel auf dem Tennhof, der nicht-öffentlichen Außenstelle der Wilhelma.

Robert darf als festes Mitglied der Herde nun erst einmal in Ruhe seine Kindheit genießen und heranwachsen. „Bis zu anderthalb Jahre kann er bei uns und in der Gruppe bleiben“, erklärt Jürgen Spetzler. „Spätestens wenn er die Stuten decken möchte, müssen wir ihn natürlich trennen und an einen anderen Zoo vermitteln.“ Bis dahin ist aus dem Fohlen aber längst ein ausgewachsener Junghengst geworden, der sein eigenes Revier sicherlich zu schätzen wissen wird.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
03.08.2022

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Welt-Nashorn-Tag am 22. September

Wilhelma-Aktion: Für das Sumatra-Nashorn wird es höchste Zeit

Auf Sumatra-Nashörner treffen Forscher nur noch selten.
Foto: Sumatran Rhino Rescue / Barney Long

Als am 22. September wieder der Welt-Nashorn-Tag begangen wurde, war das kein Grund zum Feiern, sondern ein untrügliches Zeichen, dass die Tage der Nashörner gezählt sind. „Wenn sich nicht grundlegend etwas ändert und das schnell, wird es in naher Zukunft keine Nashörner mehr geben“, sagt Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin. Der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart informierte am Mittwoch über die dramatische Situation der Rhinozerosse und darüber, was zu ihrem Überleben getan werden kann.

Die Wilhelma engagiert sich seit 2019 als offizieller Strategischer Partner der Allianz zur Rettung des Sumatra-Nashorns. Bereits seit 2005 kooperiert sie mit der internationalen Organisation „Save the Rhino”. Mittlerweile konnte die Wilhelma rund 175.000 Euro in Projekte zugunsten dieser seltenen Huftiere investieren. Dank der Spenden der Besucherinnen und Besucher, die mit ihrer Eintrittskarte über den Artenschutz-Euro einen Beitrag leisten, ließ sich der Einsatz zuletzt deutlich erhöhen. Und das ist dringend erforderlich.

Das Nördliche Breitmaulnashorn gilt bereits als praktisch ausgestorben, weil weltweit nur noch zwei Kühe leben, die zudem keine Jungtiere mehr austragen können. Hier ruht die letzte Hoffnung auf künstlicher Befruchtung mit den eingefrorenen Spermien bereits gestorbener Bullen und einer „Leihmutterschaft“ von eng verwandten Südlichen Breitmaulnashörnern. Etwas besser, wenn auch nur ein wenig, sieht es bei den Sumatra-Nashörner aus, weil bei diesen die natürliche Vermehrung noch möglich ist, jedoch inzwischen unter erschwerten Bedingungen. Denn von dieser kleinsten der fünf heute noch existierenden Nashorn-Arten wird ein Restbestand von weniger als 80 Tieren vermutet, die versprengt auf verschiedenen Inseln Indonesiens leben und daher die wenigsten von ihnen zueinander kommen können. Das von der Wilhelma unterstützte Rettungsprogramm „Sumatran Rhino Rescue“ zielt darauf ab, die verbliebenen Tiere in drei naturnahen Reservaten zu konzentrieren, wo sie geschützt unter guten Bedingungen in intakten Lebensräumen zusammenfinden und Kälber aufziehen können.

Bulle und Kuh baden zusammen in einer Suhle.
Foto: Sumatran Rhino Rescue / Alain Compost

Am Welt-Nashorn-Tag empfingen die Biologinnen und Biologen der Wilhelmaschule Jung und Alt vor dem Gehege von Panzernashorn Bruno zwischen 11 und 16 Uhr. Die Pädagoginnen und Pädagogen zeigten Anschauungsmaterial, wie Modelle des Nasenhorns, das die Tiere berühmt macht (aber auch wegen des Aberglaubens an seine Wunderwirkung gefährdet). Aufnahmen von Nashornstimmen sind zu hören. Spiele wie ein Quiz und Memory gaben die Möglichkeit, das eigene Wissen zu testen und kleine Preise zu gewinnen. Um einen persönlichen Eindruck von den Dimensionen zu bekommen, stand ein lebensgroßes Foto-Banner eines Sumatra-Nashorns bereit. Das bot auch die Chance für ein Erinnerungsfoto als bleibende Motivation, sich zu engagieren, damit das Nashorn künftig nicht nur noch in der Erinnerung existiert.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
28.09.2021

Botanische Sonderausstellung im Wintergarten

Chilis entscheiden durch ihre Schärfe selbst, wer sie frisst

Rund 100 Chilisorten in unterschiedlichsten Farben und Formen sind in der Schau bis 24. Oktober im Wintergarten zu sehen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Sind sie Gemüse, Gewürz oder Gefahrgut? An Chilis scheiden sich die Geister. Doch der Vergleich fällt auch schwer. Innerhalb der Pflanzengattung Capsicum könnten die Extreme nicht größer sein: von aromatisch-mild über würzig-pikant bis feurig-scharf – was noch untertrieben ist, aber für die Hochzüchtungen fehlen passende Worte. Die Wilhelma in Stuttgart zeigt in ihrer Chilipflanzenschau ab sofort bis zum 24. Oktober zirka 100 verschiedene Sorten. Rings um das große Oval im historischen Wintergarten stechen aus dem üppig-grünen Ambiente überall kräftige Farbtupfer hervor, die sich nicht an das Ampelschema Rot-Gelb-Grün des bekanntesten Vertreters, der süßlichen Gemüsepaprika, halten. Wer genauer hinguckt, findet sogar violette und schwarze Früchte. Dabei darf man nicht nur nach der klassischen Zipfelform Ausschau halten. Runde Beeren, lange Schnürsenkel oder kleine Glöckchen: Chilis gibt es längst genauso in kurioser Gestalt.

Fenja Baumgärtner zeigt den Schärfe-Rekordhalter „Carolina Reaper“ (links) und die kurios geformte Sorte „Elefant.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Ihre Vielfalt ist gewaltig und trügerisch. „Die Schärfe einer Chili ist weder an ihrer Farbe noch Form abzulesen“, sagt Fenja Baumgärtner, die im Zoologisch-Botanischen Garten die Chili-Sammlung betreut. Sicher ist nur, dass jede Frucht an ihrer Spitze weniger scharf ist als an ihrem Ansatz. „Die Schärfe konzentriert sich nicht, wie oft vermutet, in den Samen, sondern in der Plazenta und den weißlichen Scheidewänden, an denen die Samen sitzen“, erklärt die Zierpflanzengärtnerin. Jede ausgestellte Pflanze ist mit ihrem Schärfegrad ausgeschildert. Doch sprengen die Rekordhalter die klassische Zehnerskala. Für alles darüber hinaus bleibt nur ein ungewisses „10+“. Dagegen veranschaulicht das Maß in Scoville-Einheiten die Relation. Tabasco galt lange als ein Inbegriff für scharfe Würze. Cayenne-Pfeffer ist schon etwa zehn Mal schärfer, doch ist an der Weltspitze der „Carolina Reaper“ noch 44 Mal stärker als Cayenne-Pfeffer, gemessen am Capsaicin-Gehalt, der Substanz, die das brennende Gefühl von Hitze auslöst – zumindest bei Säugetieren, die sich die Pflanzen damit vom Leib halten.

Die Zierpflanzengärtnerin Fenja Baumgärtner betreut die Chilipflanzen-Sammlung der Wilhelma, die jetzt im Wintergarten zu sehen ist.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Was es damit auf sich hat, zeigt ein Blick auf die aus Südamerika stammenden Wildformen. An diesen weniger auffälligen Pflanzen ist in der Schau gut zu sehen, dass die ursprünglichen Früchte klein bleiben, aufrecht nach oben wachsen und sich leicht vom Kelch lösen. So sind sie für Vögel gut abzupicken. Vögel spüren die Schärfe nicht, zermalen die Samen nicht im Schnabel und zersetzen diese nicht im Magen. Anders als Säugetiere scheiden sie so die Samen unverdaut andernorts wieder aus und verbreiten sie zum Vorteil der Pflanze. Erst die Menschen haben durch Züchtungen und Kreuzungen eine riesige Vielfalt daraus hervorgebracht, die mit fleischigen Früchten von den zierlichen Pflanzen baumeln. Die meisten Ausstellungsstücke sind einjährige Pflanzen, hinzukommen für die Gestaltung als Hochstämme auch zwei- und dreijährige. „Die Mehrjährigen blühen etwas früher, sind aber nicht ganz so ertragreich“, sagt Baumgärtner.

An einer Schauwand sind viele verschiedene Chili-Früchte zu vergleichen, darunter auch der aktuelle Weltrekordler „Carolina Reaper“ und sein Vorgänger „Trinidad Moruga Scorpion“.
Foto: Wilhelma Stuttgart

„Bei den Züchtern hat sich die Rekordjagd etwas gelegt“, berichtet sie. Der Carolina Reaper ist seit 2013 die Nummer eins, als er den Trinidad Moruga Scorpion ablöste. Mittlerweile konzentriert sich der botanische Ehrgeiz meist mehr auf besondere Farben und Formen. Die bleistiftdünnen Früchte der Sorte „Thunder Mountain Longhorn“ gehören zum Beispiel mit mehr als 30 Zentimetern zu den längsten der Welt. Nett anzuschauen ist zudem die Sorte „Elefant“, deren Frucht wie ein Rüssel geriffelt ist. Eine überbordend bunte Palette bieten die Habaneros: außer gelb und grün auch weiß, über senf- und lachsfarben weiter bis zu einem purpurnen oder schokoladigen Teint.

Zu den Besonderheiten zählen auch die Sorten „Thunder Mountain Longhorn“ mit extrem langen Früchten und „Elefant“, deren Frucht wie ein Rüssel geriffelt ist.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Viele Erklärtafeln, eine Schauwand mit einem Sortiment an Chili-Früchten aller Art sowie eine Vitrine mit beispielhaften Produkten, die mit Chili verfeinert sind, runden die Ausstellung ab. Scharfer Senf mit Chili liegt nahe. Schokolade mit Chili ist inzwischen verbreitet. Aber an einer scharfen Zahnpasta mit Chili scheiden sich die Geister vermutlich wieder. Sie soll gut für die Durchblutung des Zahnfleischs sein.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
28.09.2021

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Sonderausstellung im Wintergarten

Einblick in die Welt der Chilis: Scharfe Früchte unter Palmen

Chili-Schau im Zoologisch-Botanischen Garten: Wilhelma-Gärtner Jonathan Bartocha mit der Sorte „Tabasco“, nach der auch die bekannte Sauce benannt ist.

Ob als feurige Note im süßen Kakao oder belebendes Aroma im knackigen Salat: Als Gewürz ist der Chili in der Küche ein beliebter Begleiter für zahlreiche Gerichte. Dass die bunten Früchte aber auch mit Formenund Farbenreichtum beeindrucken können, beweist die aktuelle Sonderschau der Wilhelma in Stuttgart. Glockenförmig oder erbsengroß, von Schneeweiß bis Schokoladenbraun präsentieren sich die etwa 100 verschiedenen Arten und Sorten zwischen Palmen und Moosfarn im historischen Wintergarten.

Chilis unter Palmen: Bis Mitte Oktober zeigt die Wilhelma 100 Arten und Sorten im historischen Wintergarten.

Dabei können nicht alle Vertreter dieser Nachtschattengewächse mit einem pikanten Geschmackserlebnis aufwarten. Denn wie der Schärferekordhalter „Carolina Reaper“ gehört auch die süßliche Gemüsepaprika zu der Pflanzengattung Capsicum. Deren Wildformen stammen aus Süd- und Mittelamerika und besitzen kleine, nach oben gerichtete Früchte, die kaum von Laub verdeckt werden. Dadurch landen die Chilis gezielt in Vogelmägen, die Samen werden ausgeschieden und somit weiter verbreitet. Erst durch sorgfältige Auswahl und Kreuzung entstand die heutige Varianz der Chilis, die sich vor allem in Größe und Gewicht, Farbenspektrum und Schärfegraf der Früchte zeigt. Während die bekannte Sorte „Tabasco“ beispielsweise mit tiefroten, länglichen Schoten glänzt, entwickeln sich aus den Blüten der „Nu Mex Centennial“ runde, lilafarbene Beeren, die sich erst während der Reife über Gelb und Orange zu Rot färben. Durch eine charakteristisch gefurchte Tropfenform zeichnet sich dagegen die „Habanero“ aus, die gleich in unterschiedlichen Schattierungen von Sattgrün bis Senfbraun vorkommt.

Chili-Schau in der Stuttgarter Wilhelma: Bei dem Zierchili „Nu Mex Centennial“ nehmen Früchte je nach Reifegrad einen anderen Farbton an.

Um diese Exoten jeden Spätsommer in ihrer ganzen Vielfalt zeigen zu können, beginnen die Vorbereitungen im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart schon am Jahresanfang. Bereits Ende Januar werden die ersten Sorten ausgesät und hinter den Kulissen im geschützten Gewächshaus zu Jungpflanzen herangezogen. Capsicum liebt warme Temperaturen um 20 Grad und muss gleichmäßig feucht gehalten werden. Anfang Mai geht es für die Gewächse dann langsam nach draußen in die Sonne, damit sie unter intensivem UV-Licht größer und kräftiger werden können. Je nach Sorte bilden die Chilis ab Juni die ersten Früchte aus und zeigen sich somit pünktlich zum Umzug in den Wintergarten in voller Pracht.

Chili-Schau in der Stuttgarter Wilhelma: Zu den schärfsten Sorten gehört die „Habanero“, die es in ganz unterschiedlichen Farbschlägen gibt

Was für die kundigen Gärtnerinnen und Gärtner eigentlich Routine ist, geriet diesmal allerdings zu einer kleinen Herausforderung. Denn im vergangenen Jahr hatte sich gezeigt, dass die bisherige Chili-Sammlung von einer Viruserkrankung befallen war. Wie auch bei Menschen und Tieren können Viren lange unerkannt in Pflanzen schlummern, ohne dass äußere Anzeichen zu sehen sind. Kommt es dann zum Ausbruch, weil die Gewächse schwächeln, sind sie meist nicht mehr zu retten. Da eine Übertragung über das Saatgut, das von befallenen Chilis stammt, nicht ausgeschlossen werden kann, mussten die Bestände komplett neu aufgebaut werden. Die Samen dafür kommen im Tausch von anderen botanischen Gärten oder werden zugekauft. Diese Mühe hat sich gelohnt: Etwa 300 Pflanzen konnten erfolgreich aufgezogen werden, die nun die Basis für die nächste Generation Wilhelma-Chilis bilden.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
17.09.2020

Wasserscheue Gänse mit eigenwilligen Brutzeiten

Kinderstube bei den australischen Hühnergänsen

Fünf Küken ziehen die australischen Hühnergänse der Wilhelma in Stuttgart in diesem Jahr auf.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Aufgeregtes Geschnatter schallt derzeit regelmäßig über die Australien-Anlage der Wilhelma in Stuttgart: Vor nicht einmal zwei Wochen sind fünf junge Hühnergänse geschlüpft. Begleitet von ihren wachsamen Eltern durfte die kleine Gänseschar in dieser Woche ihren Stall verlassen und lässt sich nun täglich bei ihren Ausflügen ins Grüne beobachten.

Nachwuchs bei den Hühnergänsen in der Stuttgarter Wilhelma: Typisch für diese Art ist die schwarzweiße Zeichnung des Dunenkleides.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die Zucht dieser Entenvögel ist im Zoologisch-Botanischen Garten bereits mehrfach gelungen. Mit dem Spätsommer hat das Paar in diesem Jahr allerdings einen ungewöhnlichen Zeitpunkt für ihre Kinderstube gewählt, denn die Hühnergänse sind eigentlich Winterbrüter. Ihre Heimat liegt im Süden Australiens und auf der Insel Tasmanien, wo sie an Küstenstreifen und auf kleinen Eilanden leben. Dort legen die Hühnergänse ihre Eier im Mai ab, wenn sich auf der Südhalbkugel der Winter ankündigt. „Für die Tiere ist dabei die Länge des Tageslichts ausschlaggebend“, erklärt Revierleiter Mario Rehmann. „Erst wenn diese unter acht Stunden liegt, beginnt die Brutsaison. Aufgrund der Niederschläge wächst dann das Gras am stärksten, das für die Vögel die wichtigste Nahrungsquelle ist.“ An diesem natürlichen Rhythmus orientieren sich die Hühnergänse auch, wenn sie in unseren Breitengraden gehalten werden und widmen sich in der Regel erst ab Oktober der Jungtieraufzucht. Weil das winterliche Futterangebot auf der Wilhelma-Anlage eher karg ausfällt, bekommen die Küken in dieser Zeit gekeimten Weizen zugefüttert und sind im beheizten Innengehege untergebracht. Aktuell fühlt sich die Gänsefamilie in der milden Spätsommersonne aber auch draußen gut aufgehoben, während regelmäßige Niederschläge für ausreichend Grün auf der Wiesenfläche sorgen.

Nachwuchs bei den Hühnergänsen in der Stuttgarter Wilhelma: Typisch für diese Art ist die schwarzweiße Zeichnung des Dunenkleides.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Wasser hat dagegen für die Hühnergänse im Gegensatz zu vielen ihrer Verwandten nur wenig Anziehungskraft. Mit ihren reduzierten Schwimmhäuten und langen Krallen sind sie auf ein Leben auf festem Grund angepasst und ziehen sich nur bei Gefahr in Gewässer zurück. Für ihr Gelege suchen sich die Vögel von hohen Gräsern oder Büschen geschützte Bereiche, das Nest bauen Gans und Ganter gemeinsam. Ist das erste Ei gelegt, verlässt das Weibchen den Brutplatz für die fünf Wochen bis zu Schlupf kaum noch, während das Männchen benachbarte Artgenossen und Eindringlinge mit angehobenen Flügeln und durchdringenden Rufen auf Abstand hält. Denn sowohl die Eier als auch die Jungtiere sind für Räuber leichte Beute. Während in Australien Möwen oder verwilderte Hauskatzen Jagd auf die jungen Gänse machen, können in der Wilhelma Krähen oder Füchse zu einer Gefahr für die Küken werden. Auch die friedlichen Roten Riesenkängurus, die sich die Anlage mit den Hühnergänsen teilen, müssen daher im Moment mit der einen oder anderen Attacke leben, wenn sie sich zu nah an die Schützlinge des Pärchens heranwagen. Schon in zwei bis drei Monaten wird sich die Wachsamkeit der Gänseeltern ausgezahlt haben. In dieser Zeit legen die Küken langsam ihr flauschiges, schwarzweiß gestreiftes Dunengefieder ab und wachsen zu stattlichen, hellgrauen Jungvögeln heran.

Fünf Küken ziehen die australischen Hühnergänse der Wilhelma in Stuttgart in diesem Jahr auf.
Foto: Wilhelma Stuttgart

In ihrer Heimat wurden die Hühnergänse als Konkurrenten zu Weidetieren stark bejagt, durch Lebensraumvernichtung fanden sie zudem immer weniger Brutplätze. Um 1960 stand die Art sogar kurz vor der Ausrottung. Seitdem stehen die Vögel unter Schutz, so dass sich die Bestände inzwischen erholt haben.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
17.09.2020