Stadtwerke Speyer / Wirtschaft

Vorreiter mit Wasserstoffproduktion

BHYO und IGATEC mit Pilotprojekt an der Kläranlage Speyer

Am zukünftigen Standort des Wasserstoffprojekts auf der Kläranlage Speyer: v. l. Jürgen Siewerth, Harald Keller (beide IGATEC), Wolfgang Bühring (SWS), Irmgard Münch-Weinmann (Beigeordnete Stadt Speyer), Rolf Schmitt (BHYO)

Dank der guten Zusammenarbeit zwischen Stadt und Stadtwerken Speyer (SWS) kann zum wiederholten Mal im Bereich der energieeffizienten Nutzung natürlicher Ressourcen eine Vorreiterrolle eingenommen werden. Der Energieversorger will zusammen mit den Entsorgungsbetrieben (EBS) und den Partnerunternehmen BHYO und IGATEC eine Basis für ein Wasserstoffprojekt bieten. Der Kooperationsvertrag dafür wurde bereits unterzeichnet.

Als „grünes Modellprojekt“ bezeichnete die zuständige Dezernentin Irmgard Münch-Weinmann die Idee, die Ende des Jahres 2022/Anfang 2023 in die Tat umgesetzt werden soll. So lange dauern die Vorarbeiten. Dazu gehört die Beantragung der notwendigen Genehmigungen und Fördermittel.

Die Technologie wird von BHYO zur Verfügung gestellt. Die Firma ist zwar erst seit 2018 am Markt, der Erfahrungsschatz der Verantwortlichen reicht jedoch lange zurück. Geschäftsführer Rolf Schmitt beschäftigt sich schon seit 20 Jahren mit der Technik. Er betonte beim Treffen an der Kläranlage, wo das Wasserstoffprojekt stationiert sein soll: „Mit Speyer haben wir wirklich einen sehr guten Partner gefunden.“

Europaweites Alleinstellungsmerkmal

Regional aufgestellt sei das Konzept, mit dem der Modellversuch gestartet werden soll. „Aktuell“, verriet Schmitt, „hat die Stadt damit noch europaweit ein Alleinstellungsmerkmal, aber in Gesprächen merken wir, dass das Thema Wasserstoff auf großes kommunales Interesse stößt.“

SWS-Geschäftsführer Wolfgang Bühring äußerte den Wunsch, dass es nicht bei dem Speyerer Modell bleibt. „Es soll in anderen Städten vervielfältigt werden, um einen weiteren Schritt für die Energiewende zu tun“, sagte er. Dass genug energetisches Potenzial zur Umsetzung vorhanden ist, bezweifelte er nicht.

Kommunale Anwendung vor Ort

Konkret bedeutet das, dass aus Klärschlämmen und Biomasse mit Hilfe einer technischen Anlage der Wasserstoff herausgelöst werden soll. Der Prototyp steht zurzeit noch in Heinsberg, wie Jürgen Siewerth, einer der Geschäftsführer von IGATEC, bekannt gab. Auf drei Jahre ist die Testphase angelegt. „Wir brauchen keine Großprojekte, sondern lokale, kommunale Anwendung vor Ort“, machte er deutlich.

Schmitt ergänzte dazu: „Weltweit ist der Wasserstoffbedarf so groß, dass er nicht gedeckt werden kann.“ Trotzdem sind alle an der Modellaktion beteiligten Partner bestrebt, im Kleinen ihren Teil dazu beizutragen. „Wir wollen die Region stärken“, untermauerte Schmitt, wohl wissend, dass mit dem Ertrag aus der Anlage keine Busse, aber Pkw betrieben werden können. Mit einem Kilo Wasserstoff, der pro Stunde produziert wird, komme ein Auto rund 100 Kilometer weit.

Wissenschaftliche Begleitung durch Institute

Ein finanziell nicht unbeachtlicher Synergieeffekt ergibt sich außerdem für die EBS. „Normalerweise müsste der Klärschlamm entsorgt werden. Hierbei käme Speyer auf ca. 5.000 Tonnen pro Jahr, was einen Aufwand von knapp einer halben Million Euro bedeutet“, führte der Bereichsleiter Entsorgungsdienstleistungen bei den SWS, Jürgen Wölle, aus. Er hatte sich für die Umsetzung des Projekts leidenschaftlich eingesetzt, wie Bühring betonte.

Die Projektpartner werden mit renommierten Instituten aus Rheinland-Pfalz zusammenarbeiten, um die technische Umsetzung zu analysieren. Die Technische Universität Bingen ist einer der wissenschaftlichen Begleiter der Maßnahme, die im Abfallwirtschaftskonzept verankert ist, wie Münch-Weinmann anmerkte.

Siewerth erhofft sich bei dem Modellversuch Rückenwind von der Landesregierung. „Ich denke, dass wir den Forschungsstandort stärken und die Spitzentechnologie marktreif entwickeln können“, zeigte er sich zuversichtlich.

Stadtwerke Speyer GmbH
18.11.2021