Speyer

Rückschau auf die Netzwerkkonferenz Kindeswohl-Kindergesundheit

Die diesjährige 12. Netzwerkkonferenz des Speyerer Netzwerks Kindeswohl-Kindergesundheit fand am 8. September 2021 statt und befasste sich mit unterschiedlichen Aspekten präventiver Angebote und Maßnahmen im Umgang mit sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

An der Konferenz nahmen 100 Fachkräfte aus mehr als zwanzig Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe, der Gesundheitshilfe, aus Beratungsstellen, Polizei, Jobcenter, zahlreichen Kitas und Schulen teil. Der Hauptvortrag von Lena Ehlers, Sozialpädagogin und Mitglied im Fachstellenrat der BKSF – Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend mit Sitz in Berlin verdeutlichte die Bedeutung präventiver Maßnahmen, um Kinder und Jugendliche zu stärken und zu schützen. Daneben sei es ein wichtiger gesellschaftlicher Auftrag, die Strafverfolgung sexualisierter Gewalttaten auszubauen: Übergriffiges Verhalten werde von den meist männlichen Tätern aus dem sozialen Nahraum der Kinder und Jugendlichen ausgeübt und gehe der sexualisierten Gewalt zumeist voraus. Sexualität wird dabei gezielt als Instrument zur Machtausübung eingesetzt.

Durch das erstmals gewählte digitale Format war die hohe Beteiligung von Fachkräften möglich. Die Konferenzteilnehmenden hatten die Wahl, an einem der acht Workshops teilzunehmen, die sich mit folgenden Themen befassten: Beratung durch eine insoweit erfahrene Fachkraft (InsoFa) und Fragen der Kindeswohlgefährdung, Umgang mit sexualisierter Gewalt im U4-Bereich, sexuelle Grenzverletzungen unter Kindern, Prävention im Alltag mit Kindern zwischen drei und sieben Jahren, Präventionsangebote für zehn bis 12-jährige, Präventionsarbeit mit zehn bis 14-jährigen Jungen, Schutzkultur und Haltungsentwicklung, Sexting und Cybergrooming.

An der Vorbereitung und Durchführung hatten – wie auch häufig in den Vorjahren – Mitarbeiterinnen der städtischen Familienbildung und Jugendförderung sowie des Caritas-Kinderschutzdienstes und des Frauen- und Mädchennotrufs Speyer mitgearbeitet.

Bürgermeisterin Monika Kabs verdeutlichte in ihrer Begrüßungsrede die Bedeutung des Themas mit erschreckenden Zahlen aus dem Jahresbericht 2020 des BKS und des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Missbrauchs (UBSKM) Johannes-Wilhelm Rörig: Im letzten Jahr gab es einen Anstieg von fast sieben Prozent auf 14.500 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch zusätzlich zu 18.761 Fällen von Missbrauchsabbildungen: ein Anstieg von 53 Prozent im Bereich Kinderpornographie. Es wird ein großes Dunkelfeld vermutet und es ist davon auszugehen, dass sich in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder befinden, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind oder waren. Rein rechnerisch werden täglich in Deutschland 46 Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht. Die Täter, überwiegend Männer, aber auch Frauen, kommen meist aus dem sozialen Umfeld der Kinder und Jugendlichen. Im letzten Jahr wurden zwei Gesetze verabschiedet, die dem entgegenwirken sollen: Am 1. Mai 2021 das Kinder- und Medienschutzgesetz und am 1. Juli 2021 bzw. 1. Januar 2022 das Gesetz zur Bekämpfung sexualisierter Gewalt gegen Kinder mit Auswirkungen auf strafrechtliche und familiengerichtliche Vorschriften und die Qualifikation von Berufsgruppen.

Bereits im Vorfeld der Netzwerkkonferenz, die die zuständige Koordinatorin im Jugendamt der Stadt Speyer, Andrea Schmitzer, konzipiert und moderiert hatte, fanden Fachgespräche mit Vertreter*innen der Polizei und verschiedenen Akteur*innen des Netzwerks sowie mit Schulen und Bildungseinrichtungen statt. Maßnahmen der Qualitätssicherung wie Schutzkonzepterstellung und Fortbildungen hatte das Jugendamt durchgeführt.

Der Jugendstadtrat war der Einladung gefolgt, aus seiner Sicht ein Statement abzugeben. Die Vorsitzende des Jugendstadtrats, Henrike Misske, beeindruckte die Teilnehmenden durch die präzisen und deutlichen Appelle und verdeutlichte die Relevanz der Beteiligung der vom Thema betroffenen Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen.

So regte die Netzwerkkonferenz an, die Strukturen und die Kompetenzen derjenigen, ob Fachkräfte oder freiwillige Kräfte, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, lernen oder spielen, auszubauen und zu fördern.

Stadtverwaltung Speyer
30.09.2021

Netzwerkkonferenz zum Thema „Kinder psychisch und suchtkranker Eltern“

Rückblick auf die Netzwerkkonferenz zum Thema „Kinder psychisch und suchtkranker Eltern“ und Vorstellung der Arbeitshilfe für Fachkräfte

Speyer – Das Thema „Kinder psychisch und suchtkranker Eltern“ ist neu erschienen als Arbeitshilfe für Fachkräfte der Netzwerke Kindeswohl-Kindergesundheit und Familienbildung und Beratungs- und Hilfeangebote für Kinder, Jugendliche und Familien in Speyer. Die Arbeitshilfe soll zum Gelingen einzelner Hilfen im Umgang mit Kindern, Jugendlichen und Familien und zur Kooperation beitragen und war Gegenstand der diesjährigen, inzwischen 11. Konferenz für Fachkräfte des Speyerer Netzwerks Kindeswohl-Kindergesundheit.

Pandemiebedingt musste die Konferenz am 28. Oktober 2020 ohne Gäste in der Stadthalle stattfinden, wurde aber vom Offenen Kanal Speyer aufgezeichnet und steht Fachkräften und Interessierten inzwischen auf YouTube zur Verfügung.

Wie Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Monika Kabs konstatiert, ist das Thema der diesjährigen Konferenz „ein sehr sensibles und auch eines, über das nicht oft und nicht gerne gesprochen wird. Wir wissen aber, dass Kinder massiv unter solchen Situationen leiden, weshalb ich besonders froh bin, dass wir mit dieser Veranstaltung die Gelegenheit hatten, den Blick für die Thematik zu schärfen.“

Gegenstand der Konferenz war u.a. ein Vortrag zum Thema „Kinder psychisch und suchtkranker Eltern – Anforderungen und Perspektiven zur Weiterentwicklung der kommunalen Unterstützungsstrukturen“ von Elisabeth Schmutz vom Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ism gGmbH). Die Referentin gab einen Überblick über Forschungsergebnisse, die Empfehlungen der vom Bundestag eingesetzten AG „Kinder psychisch und suchtkranker Eltern“ und Anregungen zu deren Umsetzung.

Die Koordination des Netzwerks, das aus Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe, der Kitas und Schulen und Fachkräften der Gesundheitshilfe sowie zahlreichen anderen Akteur*innen besteht, obliegt dem Jugendamt der Stadt Speyer, vertreten von Andrea Schmitzer.

Um gerade die jüngsten Kinder und ihre Eltern alltagsnah und unbürokratisch zu unterstützen, sind die Frühen Hilfen Speyer vor knapp zehn Jahren in Speyer aufgebaut worden. Die meist kostenlosen Angebote der Koordinatorin des Netzwerks, Tina Hecky, und Andrea Schmitzer entwickeln sich stets weiter, mit dem Ziel, sich den Bedarfen der Familien anzupassen.

Bürgermeisterin Monika Kabs bekräftigt: „Gerade in dieser schwierigen Zeit, die uns vor große Herausforderungen stellt, ist es umso wichtiger, dass Familien, Kinder und Jugendliche eine Anlaufstelle haben, die in seelischen Belastungssituationen eine wichtige Stütze bieten können.“

Alle Informationen rund um das Thema Kindergesundheit sowie die diesjährige Netzwerkkonferenz sind auf der städtischen Homepage unter https://www.speyer.de/de/bildung/kinder/netzwerk-kindeswohl-und-kindergesundheit/ bzw. auf YouTube einzusehen.

Stadt Speyer
15.12.2020