Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Ein hohes Tier zieht an den Neckar

Giraffenbulle Tilodi neu in der Wilhelma

Der Giraffenbulle Tilodi ist neu in der Wilhelma
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Die Giraffendamen der Wilhelma haben wieder männliche Gesellschaft: Ende Februar 2024 ist der 2022 in Kopenhagen geborene Netzgiraffenbulle Tilodi im Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart eingezogen. Bisher bestand die Netzgiraffengruppe in der Wilhelma aus drei Weibchen: Der sieben Jahre alten Sala, der elfjährigen Lindani und der bereits 23 Jahre alten Nyiri.

Tilodi erkundet sein neues Zuhause
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Bei der Netzgiraffe handelt es sich um eine seltene Unterart der Nordgiraffe. Ihr Verbreitungsgebiet ist auf die Dornbuschsavannen im Norden Kenias und angrenzende Regionen in Äthiopien und Somalia beschränkt. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN geht dort von nur noch 15.000 Tieren aus – bei abnehmender Tendenz: Der Bestand ist in den letzten 30 Jahren um 56 % gesunken. Wilderei und Lebensraumverlust sind die Hauptgründe, warum die Netzgiraffe in ihrer ostafrikanischen Heimat als bedroht gilt und sie fast nur noch in Schutzgebieten vorkommt.

Erste Kontakte mit Giraffendame Lindani
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Die Wilhelma hat eine lange Erfahrung in der Haltung von Netzgiraffen: Schon seit 1951 begeistern hier die langhälsigen Publikumslieblinge die Besucher*innen. Von 1970 bis 2015 kamen in der Wilhelma rund 40 Giraffenkälber zur Welt und trugen maßgeblich zum Aufbau einer stabilen Reservepopulation in menschlicher Obhut bei. Nachdem der Zuchtbulle Hanck 2021 verstarb, gab es in der Wilhelma zeitweise keinen Giraffennachwuchs. Umso größer sind die Erwartungen, dass Tilodi zukünftig im Rahmen des Ex-Situ Zuchtprogramms des Europäischen Zooverbandes EAZA für Nachkommen sorgen wird. Noch müssen sich die Besucher*innen der Wilhelma damit aber etwas gedulden. Huftier-Kuratorin Dr. Ulrike Rademacher erklärt: „Tilodi ist 20 Monate alt und kommt gerade erst in die Pubertät. Wir hoffen aber, dass er nach Einsetzen der Geschlechtsreife der neue Zuchtbulle der Wilhelma wird.“

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann
26.02.2024

Sonderausstellung im Wintergarten

Sauer macht lustig: Die Zitrusschau in der Wilhelma startet

Die Zitrusschau in der Wilhelma präsentiert zahlreiche Zitrusgewächse und ihre Früchte.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Seit dem 22. Februar 2024 liegt im Wintergarten in der Historischen Gewächshauszeile der Wilhelma wieder ein fruchtig-frisches Aroma in der Luft: Die 15. alljährliche Zitrusschau hat begonnen. Bis Ostern werden mehr als 25 Arten und Sorten an Zitruspflanzen präsentiert – von den Ovalen Kumquats mit ihren nur wenige Zentimeter langen Früchten bis hin zu zwei Kilogramm schweren Pampelmusen.

Zitronatzitronen kamen schon zur Zeit von Alexander dem Großen in den Mittelmeerraum.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Zitruspflanzen gehören zu den Rautengewächsen und kommen weltweit in 28 Arten und mehreren Hundert Sorten vor. Ihr Ursprung liegt im Osten Asiens. In China kultivierte man die ersten Sorten bereits vor mehr als 4.000 Jahren. Die Zitronatzitrone war die erste Zitrusfrucht, die während der Eroberungszüge von Alexander dem Großen von Persien aus in den Mittelmeerraum gebracht wurde – heute eines der bedeutendsten Anbaugebiete zahlreicher Zitrusarten. Die bitteren Früchte der Zitronatzitrone sind zwar nicht essbar, allerdings verwendete man ihre ätherischen Öle schon in der Antike für die Herstellung von Parfüm, Medikamenten und als Insektenschutz. Als schmackhaftes Obst kamen Zitrusfrüchte erst im 15. Jahrhundert in Form süßer Orangen nach Europa. Die Einsatzmöglichkeiten der zahlreichen Zitrusarten und Sorten sind vielfältig: Die Echte Limette bringt beispielsweise die frische Note in Cocktails wie den Mojito. Die Blätter der Kaffir-Limette, für deren runzlige und saftarme Früchte es kaum Verwendung gibt, sind in der asiatischen Küche ein begehrtes Gewürz. Die Gefurchte Pomeranze, eine Variante der Bitterorange, ist als rohe Frucht kaum genießbar – aber umso schmackhafter als Marmelade. Einen ungewöhnlich klingenden Namen trägt die Deutsche Landsknechthose: Die Schale dieser seltenen, bereits im 16. Jahrhundert gezüchteten Bitterorangen-Sorte ist orange-gelb gestreift und erinnert damit an die namensgebende Tracht, die heute noch zur Uniform der Vatikan-Garde gehört.

Die Gefurchte Pomeranze gehört zu den Bitterorangen.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Auch in der Popkultur haben Zitrusgewächse schon für Aufmerksamkeit gesorgt: Ganz besonders im Jahr 1996, als die Band Fools Garden vier Wochen lang mit dem Hit „Lemon Tree“ den ersten Platz der deutschen Single-Charts belegte. In Rückbesinnung auf diesen Megaerfolg übernahm Fools Garden erst kürzlich die Patenschaft für einen Zitronenbaum in der Wilhelma.

Die immergrünen Zitruspflanzen überraschen mit einigen Besonderheiten: Eigentlich handelt es sich bei Zitrusfrüchten um Beeren, die so genannten Endokarp-Beeren. Diese sind von einer weißlichen Schicht, dem Mesokarp und schließlich der ledrigen und wachsartigen Außenhaut, dem Exokarp, umgeben. Außerdem ist für Zitrusgewächse charakteristisch, dass sie fast das ganze Jahr über gleichzeitig Blüten und Früchte tragen können. Ihre Hauptblütezeit ist aber gegen Ende des Winters erreicht, sodass die Pflanzen nun einen besonders intensiven Duft verströmen und dem Wintergarten der Wilhelma ein mediterranes Flair verleihen.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann
22.02.2024

Schwingaffenhaus wird geschlossen

Gibbons verlassen die Wilhelma

Weißhandgibbons kommen in zwei Farbvarianten vor. Das Männchen Sundar hat ein rötliches Fell.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Es ist Zeit, sich von zwei beliebten Bewohnern der Wilhelma zu verabschieden: In der letzten Februarwoche werden die beiden Weißhandgibbons den Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart verlassen. Der Hansenberg-Zoo im dänischen Kolding soll nun ihr neues Zuhause werden. Das Gibbon-Männchen Sundar ist elf Jahre alt und stammt aus einem Zoo in den Niederlanden. Seine Partnerin Kedua kam vor zwölf Jahren in der Wilhelma zur Welt.

Das Weibchen Kedua hat eine dunkle Färbung.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin erklärt: „Der Abschied von den Gibbons fällt uns nicht leicht. Jeden Vormittag haben sie mit ihrem lauten Gesang die Geräuschkulisse der Wilhelma geprägt. Es ist es uns wichtig, unsere Tiere in gute Hände zu geben.“

Die Wilhelma blickt zurück auf eine lange Tradition der Haltung von Weißhandgibbons. Seit 1976 kamen hier insgesamt 21 Jungtiere zu Welt – ein voller Erfolg für das Ex-Situ Zuchtprogramm des Europäischen Zooverbands EAZA. Die Wilhelma konnte durch diese Nachzuchten einen großen Beitrag für die Reservepopulation des Weißhandgibbons in menschlicher Obhut leisten. In ihrer südostasiatischen Heimat gilt der Bestand dieser Primatenart als stark gefährdet.

Mit ihren kräftigen, langen Armen sind Weißhandgibbons perfekte Kletterer.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Grund für die Entscheidung der Wilhelma, vorerst auf die Haltung von Gibbons zu verzichten, ist der bauliche Zustand des in den 1970er Jahren errichteten Schwingaffenhauses. Aufgrund statischer Probleme ist das in die Jahre gekommene Gebäude nicht länger nutzbar. Bereits im Januar wurden daher die ebenfalls in der gleichen Anlage gehaltenen Haubenlanguren an den Zoo in Lodz (Polen) abgegeben. Für den Winter 2024/2025 ist der Abriss des Schwingaffenhauses geplant.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann
21.02.2024

Neue Vogelarten aus Asien und Afrika

Gefiederte Neuzugänge in der Wilhelma

Die Artenvielfalt der Wilhelma wurde diesen Winter um gleich mehrere Vogelarten bereichert: Erst seit Februar ist in einer Voliere im Bereich der Vogelfreifluganlage ein Paar Schwarzschnabelstörche zu sehen. Es handelt sich um eine Storchenart, die als Brutvogel nur noch im Nordosten Chinas und im Südosten Sibiriens vorkommt. In seinem Verbreitungsgebiet ist der Schwarzschnabelstorch vom Aussterben bedroht, unter anderem aufgrund der Trockenlegung von Feuchtgebieten und menschlicher Störungen. Im Gegensatz zu seinem nahen europäischen Verwandten, dem Weißstorch, von welchem er sich durch seinen dunklen Schnabel, seine weiße Iris und seine kräftigere Gestalt unterscheidet, ist der Schwarzschnabelstorch kein Kulturfolger, sondern eine in der Natur sehr scheue Art, welche die Nähe zum Menschen meidet.

Die Organisation Birdlife International schätzt, dass nur noch zwischen 1.000 und 2.500 geschlechtsreife Tiere in ihren natürlichen Lebensräumen vorkommen. Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin betont daher: „Unser Ziel ist es, mit der Zucht der Schwarzschnabelstörche im Rahmen des Ex-Situ Programm des europäischen Zooverbandes EAZA einen Beitrag zum Erhalt der Art zu leisten.“

Bereits im Dezember 2023 haben die aus dem tropischen Afrika stammenden Rotkehlspinte und Halsbandbrachschwalben ihre Gemeinschaftsvoliere im Haus für Kleinsäuger, Vögel und Insektivoren bezogen. Rotkehlspinte gehören zu den Bienenfressern. Wie auch alle anderen Vertreter aus dieser Familie graben Rotkehlspinte ihre Brutröhren in sandige oder lehmige Hänge, wie z. B. an Flussufern. Andreas Frei, Vogelkurator der Wilhelma, erklärt dazu: „Eigens für die Rotkehlspinte haben wir eine naturnahe Lehmwand in der Voliere angelegt.

Wir sind zuversichtlich, dass diese angenommen wird und wir bald die ersten Bruterfolge verzeichnen können.“ Vergesellschaftet sind die Rotkehlspinte unter anderem mit Halsbandbrachschwalben, einer weiteren Art, die neu in der Wilhelma ist. Halsbandbrachschwalben sind in ihrer afrikanischen Heimat entlang von Flüssen verbreitet und brüten dort auf freiliegenden Felsen und Sandbänken. Sie ernähren sich von Insekten, die sie im Flug erbeuten. Die Wilhelma ist aktuell die einzige zoologische Einrichtung in ganz Europa, in welcher Halsbandbrachschwalben gehalten werden.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann
15.02.2024

In der Wilhelma in Stuttgart ist die Blüte der Kamelien in vollem Gange

Bezaubernde Blütenpracht im Kamelienhaus

Es ist wieder so weit: In der Historischen Gewächshauszeile der Wilhelma ist eine wahre Farbenpracht zu bestaunen – die Blüte der Kamelien erreicht ihre Hochphase. Ein Meer aus weißen, gelben, rosafarbenen und roten Blüten bringt Leben in die zweite Winterhälfte.

Die immergrüne Kamelie gehört zu den ältesten Kulturpflanzen Ostasiens, wo sie in über 200 Arten vorkommt. Ihre Heimat sind dort kühle Bergregionen mit feuchten und kalkarmen Böden. Auch eine der bekanntesten Nutzpflanzen der Welt gehört zu den Kamelien: Nämlich der Teestrauch (Camellia sinensis), dessen kleine weiße Blüten nur eine zarte Vorahnung davon geben, welche Pracht andere Arten aus seiner Familie entfalten.

Namenspatron der Gattung „Camellia“ ist der Jesuitenpater Georg Joseph Kamel, der um 1700 als Missionar auf den Philippinen wirkte und zahlreiche dort heimische Pflanzenarten beschrieb. Carl von Linné ist es zu verdanken, dass die Gattung dem Pater zu Ehren benannt wurde. Es ist überliefert, dass die ersten Kamelien im 18. Jahrhundert nach Europa kamen, wo man besonders in Adelskreisen schnell Gefallen an ihnen fand. Es wurde großer Aufwand betrieben, um neue Varietäten und Sorten zu importieren und zu züchten. Die Blüten der Kamelie schmückten im 19. Jahrhundert Bälle und Bankette – sie wurde zur Modeblume einer ganzen Epoche.

Weltweit existieren mittlerweile rund 30.000 Kameliensorten – von denen ein Großteil allerdings von nur einer Art, der Camellia japonica abstammt. Die Gärtnerinnen und Gärtner der Wilhelma kümmern sich heute um die Pflege von rund 20 Arten und 150 Sorten, die sich sowohl in der Farbe als auch der Form ihrer Blüten, aber auch in ihrem Duft unterscheiden. Die Kameliensammlung in der Wilhelma ist nicht nur botanisch, sondern auch historisch ein wahrer Schatz: Noch heute sind 23 stattliche Kameliensträucher erhalten, die König Wilhelm I. von Württemberg (1781-1864) persönlich anschaffen ließ.

Schon jetzt fiebern die Gärtnerinnen und Gärtner der Wilhelma einem großen Ereignis entgegen: Auch dieses Jahr nimmt die Wilhelma wieder an der renommierten Kamelienblütenschau teil, die vom 2. März bis zum 14. April 2024 im sächsischen Pirna-Zuschendorf stattfinden wird. 2023 wurde dort die vom Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart ins Rennen gebrachte „Wilhelma Nr. 20“ als schönste Kamelienblüte Deutschlands gekürt. Es bleibt spannend, ob die Wilhelma auch 2024 wieder mit einem so spektakulären Erfolg auftrumpfen wird.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann
09.02.2024

Nachwuchs im Amazonienhaus der Wilhelma

Babysegen bei den Weißkopfsakis

Nachwuchs bei den Weißkopfsakis in der Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Bereits am 14. Januar 2024 wurde bei den Weißkopfsakis, einer südamerikanischen Primatenart im Amazonienhaus der Wilhelma, ein Affenbaby geboren. Anfänglich konnte man nur mit viel Glück und Geduld einen Blick auf das winzige, im dichten Fell seiner Mutter Paulina festgeklammerte Jungtier erhaschen. Mittlerweile ist das Äffchen schon so kräftig, dass es immer häufiger sein Köpfchen hebt und neugierig seine Umgebung betrachtet. Noch steht sein Geschlecht nicht definitiv fest – die Tierpfleger*innen im Amazonienhaus vermuten allerdings, dass es sich um ein Weibchen handelt. Genau wie in der Natur leben die Weißkopfsakis in der Wilhelma in einer Familiengruppe, die aktuell aus dem 14-jährigen Männchen Milow, seinen beiden Partnerinnen Paulina (10 Jahre) und Riane (11 Jahre), sowie den drei Jungtieren Rio (5 Monate), Piet (1 Jahr) und natürlich dem im Januar geborenen Nesthäkchen besteht. Die Wilhelma beteiligt sich auch mit dieser Art am Ex-Situ Zuchtprogramm des europäischen Zooverbandes EAZA und hilft auf diese Weise dabei, eine stabile Reservepopulation in menschlicher Obhut aufzubauen.

Das namensgebende weiße Gesicht zeigen nur die erwachsenen Männchen.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Weißkopfsakis stammen aus den Wäldern des nördlichen Brasiliens sowie Surinam, Guyana und Französisch-Guyana. Die Männchen sind aufgrund der namensgebenden weißen Gesichtsmaske unverkennbar. Die Gesichter der Weibchen sind eher bräunlich. Weißkopfsakis halten sich gerne in den unteren und mittleren Stockwerken des Waldes auf, kommen aber nur selten auf den Boden. Da sie bis zu 10 Meter von Baum zu Baum springen können, werden sie in Guyana auch als „fliegende Affen“ bezeichnet. In ihrer Anlage im Amazonienhaus der Wilhelma sind die Weißkopfsakis mit Goldkopf-Löwenäffchen, Zweifingerfaultieren und Waldschildkröten vergesellschaftet.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann
08.02.2024

Wilhelma Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Seltener Zuchterfolg im Giraffenhaus zum zweiten Mal geglückt

Erneuter Nachwuchs bei den bedrohten Okapis

Die ersten Lebenswochen verbringt der jüngste Okapi-Nachwuchs versteckt im Schutz des warmen Stallgebäudes.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Inga Dauter

Mit großen Augen, noch ganz vorsichtig, lugt der jüngste Nachwuchs der Wilhelma aus seinem warmen
Strohbett. Gerade einmal zwei Wochen alt ist das Okapi-Jungtier, das am Dienstag, 4. Oktober, kurz vor 4 Uhr geboren wurde. Zum ersten Mal seit 2011 wachsen damit zwei kleine Okapis gleichzeitig im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart auf. Erst im März war Thamani, die Halbschwester des Neuzugangs, auf die Welt gekommen. Ein wichtiger Zuchterfolg für den Erhalt der seltenen Kurzhalsgiraffen, von denen nur noch etwa 10.000 bis 20.000 Tiere in den Regenwäldern der Demokratischen Republik Kongo leben.

In der Wilhelma gab es bereits 1989 den ersten Okapi-Nachwuchs. Bis heute folgten 14 erfolgreiche
Nachzuchten. Der Zoologisch-Botanische Garten ist einer von sechs Zoos in Deutschland, die diese
anspruchsvollen Waldbewohner halten. Gemeinsam mit anderen Einrichtungen in Europa beteiligt er sich
am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP), um den Okapi-Bestand in menschlicher Obhut zu sichern. Damit die Population genetisch gesund bleibt, tauschen die Zoos untereinander Tiere aus. Daher kam Jamili, die Mutter des kleinen Okapi-Bullen, vor etwa zwei Jahren aus Köln nach Stuttgart. Für ist sie ist es der erste Nachwuchs. Die nächtliche Geburt und die ersten Tage hat sie trotz ihrer Unerfahrenheit vorbildlich gemeistert. „Sie war schon etwas nervös und wir haben natürlich sehr auf die beiden geachtet“, sagt Revierleiter Daniel Wenning. „Denn bei einem Erstgeborenen weiß die Kuh vielleicht noch nicht viel mit ihrem Kalb anzufangen oder lässt es nicht trinken, weil das Euter schmerzt. Als wir morgens zum Dienstbeginn kamen, lag der Kleine aber schon im Stall und wurde von Jamili umsorgt, so wie man es sich wünscht.“

Dicht beisammen sind Mutter und Kind die ersten Wochen aber nur wenige Stunden am Tag. Okapi-Kälber sind Ablieger und halten sich zunächst im Unterholz versteckt. In dieser Zeit haben sie noch keinen Eigengeruch und setzen keinen Kot ab, um nicht zur Beute von Raubtieren zu werden. Regelmäßig ruft die Mutter ihren Nachwuchs zu sich, um ihn zu säugen und mit ihrer langen, blauen Zunge zu säubern. Auch Jamili zeigt dieses natürliche Verhalten und darf ihre Ausflüge auf der Außenanlage mehrfach am Tag unterbrechen, um im Innenbereich nach ihrem Sohn zu schauen. Selbst nachts halten die beiden instinktiv Abstand und schlafen getrennt im warmen und geschützten Stall. Etwa vier bis sechs Wochen wird es noch dauern, bis der Jungbulle erste kleine Streifzüge unternimmt. Sollte sich der Winter mild zeigen, wird er dann auch die Außenanlage kennenlernen.

Mutter Jamili darf zwischen Außenanlage und Stall pendeln. Alle paar Stunden schaut sie nach ihrem Jungtier, um es zu säugen und zu umsorgen.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Inga Dauter

Während der noch namenlose Okapi-Bulle in zwei bis drei Jahren hoffentlich selbst als Stammhalter zum
Erhalt seiner Art beitragen kann, fördert der Zoologisch-Botanische Garten auch seine wildlebenden
Artgenossen im kongolesischen Ituri-Tal. Mit Mitteln aus ihrem Artenschutzbudget finanziert die Wilhelma
unter anderem die Ausrüstung der Wildhüter im Okapi Wildlife Reserve, damit die scheuen Waldgiraffen
nicht nur in Zoos, sondern auch in ihrem natürlichen Lebensraum weiterhin eine Heimat haben.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Inga Dauter
21.10.2022

Unterstützung für die Wilhelma

Das Stage Apollo Theater übernimmt Tierpatenschaft für Kamelfohlen der Wilhelma Stuttgart

Urkundenübergabe mit Patentier: Im Namen des Stage Apollo Theaters besuchen die Hauptdarsteller aus Disneys ALADDIN Rita Sebeh (Jasmin) und Gonzalo Campos López (Aladdin) die Wilhelma und erhalten eine Patenurkunde von dem stellvertretenden Direktor Volker Grün.
Foto: Convensis GmbH

Stage Entertainment schafft erneut Synergien im Ländle: Nachdem der weltweit führende Musicalproduzent bereits im August die Organisation „Stille Not“ von Gudrun Nopper unterstützt hat, folgt nun eine Kooperation mit der Wilhelma Stuttgart. Augenzwinkernd passend zum Musical Disneys ALADDIN übernimmt das Stage Apollo Theater die Tierpatenschaft für das Kamelfohlen Chris. Die Geburt des kleinen Kamelhengsts war eine der Sensationen des Jahres in der Wilhelma. Nach 13 Jahren wurde erstmals wieder ein Kamelfohlen im Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart geboren: Bei eisigen Temperaturen brachte Stute Chiara den Hengst am 01. April 2022 zur Welt, der von den Tierpflegerinnen und -pflegern und Besucherinnen und Besuchern sofort ins Herz geschlossen wurde. Auch die Stage Entertainment freut sich sehr über die seltene Geburt des Fohlens – und unterstützt dieses mit einer Patenschaft des Stage Apollo Theaters.

Die Hauptdarsteller aus Disneys ALADDIN Rita Sebeh (Jasmin) und Gonzalo Campos López (Aladdin) gemeinsam mit Kamelfohlen Chris
Foto: Convensis GmbH

Am 04. Oktober tritt die Tierpatenschaft offiziell in Kraft. Im Namen des Stage Apollo Theaters besuchen die Hauptdarsteller aus Disneys ALADDIN Rita Sebeh (Jasmin) und Gonzalo Campos López (Aladdin) das Fohlen in der Wilhelma und erhalten eine Patenurkunde von dem stellvertretenden Direktor Volker Grün. „Die Unterstützung des Stage Apollo Theaters mit einer Tierpatenschaft für unser Kamelfohlen bedeutet für die Wilhelma Stuttgart sehr viel. Die Spenden werden zu 100 % für das Wohlergehen der Tiere genutzt, z.B. in Form von Beschäftigungsmaterialien oder zur Aufrüstung der Anlagen. So konnten wir bereits eine mediterrane Anlage für unsere Griechischen Landschildkröten schaffen und den Bau des Hauses für Kleinsäuger, Vögel und Fleischfressende Pflanzen mitfinanzieren“, sagt Volker Grün. Dass sich Institutionen gegenseitig unterstützen und Kräfte bündeln, ist für die Stage Entertainment und ihre Theater eine Selbstverständlichkeit. Dieses Engagement leben auch die Stage Casts, die sich ebenfalls regelmäßig für vielfältige Projekte einsetzen.

Rita Sebeh und Chris verstehen sich perfekt.
Foto: Convensis GmbH

„Wir freuen uns sehr, erneut mit der Wilhelma Stuttgart zu kooperieren“, ergänzt Stephan Jaekel,
Unternehmenssprecher von Stage Entertainment Germany. „Die Erhaltung der Artenvielfalt liegt uns sehr
am Herzen. Seit einigen Jahren unterstützen wir deshalb Artenschutzprojekte der Wilhelma Stuttgart. Viele unserer Musicals zeigen tierische Protagonisten, daher ist es für uns etwas Schönes, uns außerhalb des Theaters für Tiere zu engagieren.“ Die Tierpatenschaft für das Kamelfohlen ist nicht die erste von Stage Entertainment für ein Tier der Wilhelma. Bereits im Jahr 2015 übernahm das Musical TARZAN eine
Patenschaft für Primaten im zoologisch-botanischen Garten. Begleitend dazu organisierte Stage
Entertainment seinerzeit eine Wohltätigkeitsveranstaltung für Artenschutzprojekte der Wilhelma.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Convensis GmbH
07.10.2022

Seltener Neuzugang im Aquarium

Die Seefledermaus: Wenn ein Fisch auf seinen Flossen läuft

Selten gehalten und eigentümlich anzusehen: Die Seefledermaus. Sie schwimmt selten, sondern läuft mit ihren abstehenden Brust- und Bauchflossen über den Meeresboden.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Ganz am Ende eines Ausflugs in das Aquarium, im letzten Becken vor dem Ausgang, erwartet die Gäste der Wilhelma seit neustem eine echte Rarität. Zwischen karibischen Riff-Fischen schwimmt dort seit Anfang September eine Seefledermaus, die nur selten in Zoos zu sehen ist. Im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart wird dieser ungewöhnliche Meeresbewohner nun erstmalig gehalten, was auch bei den erfahrenen Tierpflegerinnen und Tierpflegern der Wilhelma für neue Erkenntnisse sorgt.

„Da wir mit Seefledermäusen noch keine Erfahrung haben, ist es besonders spannend zu beobachten, wie
sich der Fisch bei uns verhält“, erklärt Revierleiter Matthias Schierle. „Sie sind nicht ganz einfach zu halten
und etwas heikel, wenn man sie an neues Futter gewöhnen möchte. Daher war unser Exemplar die ersten
drei Monate zur Eingewöhnung hinter den Kulissen.“ Dort wurde zunächst probiert, was der Seefledermaus am besten schmeckt. Als spezialisierte Jägerin stehen kleine Fische, Muscheln oder Schnecken auf ihrem Speiseplan. In der Wilhelma fiel die Wahl schließlich auf Sandgarnelen, die alle zwei Tage im Becken verstreut werden. Beobachtet man den Fisch dabei, wie er seiner Beute nachstellt, wird schnell klar: Die Seefledermaus ist keine besonders gute Schwimmerin. Stattdessen stolziert sie vorwiegend auf ihren stielartigen Brust- und Bauchflossen etwas ungelenk über den Meeresboden. Hat sie sich fast in Zeitlupe nah genug an ihr Opfer herangeschlichen, öffnet sie blitzartig das Maul und saugt ihre Beute regelrecht ein. Die modifizierten Flossen sind typisch für Seefledermäuse, die zur Ordnung der Armflosser zählen. An die breiten, abgeflachten, oft stacheligen Körper schließen sich schmale Schwänze an, was den Tieren insgesamt ein bizarres Aussehen verleiht. Verbreitet sind die verschiedenen Arten weltweit in tropischen und subtropischen Gewässern, abgesehen vom Mittelmeer.

„Weil die Seefledermäuse die Möglichkeit der besonderen Fortbewegung zum Jagen brauchen, ist ein
Sandboden wichtig für die Haltung“, erläutert Matthias Schierle. „Wir haben unser Becken sogar speziell für diese Art neu eingerichtet und passende Mitbewohner ausgesucht.“ Kuba-Schweinslippfisch, Königs-
Feenbarsch und Zwergkaiserfisch sind beispielsweise als Gesellschafter im Karibikbecken unterwegs. Mit der leuchtend gelben, blauen und roten Farbenpracht der anderen Riff-Fische kann die Seefledermaus allerdings nicht mithalten. Sie nutzt lieber den körnigen Untergrund, um möglichst wenig aufzufallen. Wer genau hinschaut, kann sie aber mit etwas Glück bei der Garnelenpirsch beobachten.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
28.09.2022

Pflanzensammlung überrascht durch besondere Formen und Farben

Chili-Schau lockt nicht nur Schärfe-Fans in die Wilhelma

Trotz ihres für Chilis charakteristischen Aussehens ist die Capsicum annuum „Medusa“ mit dem Schärfegrad 0 sehr mild.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Sabine Tomas

In der Wilhelma ist die Chili-Saison eröffnet. Besucherinnen und Besucher können im historischen Wintergarten des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart die ganze Vielfalt der beliebten Früchte erleben. Von der schärfsten Chili der Welt, „Carolina Reaper“ genannt, bis zu den Capsicum pubescense, die ihre Besonderheit im Inneren verbergen, gibt es nicht nur Wissenswertes über diese Nachtschattengewächse zu lernen, sondern auch eine Farbenpracht und Formenvielfalt der Paprikapflanzen zu bestaunen. Capsicum pubescense sind dabei die einzigen Chilis mit schwarzen Samen. Über 100 Sorten aus neun Arten, darunter sechs Wildarten, erwarten Interessierte nun bis Mitte Oktober bei ihrem Gang durch die historische Gewächshauszeile der Wilhelma. Eine Zusammenstellung von weltweit aus Chilis hergestellten Produkten wie Chili-Schokolade oder Chili-Zahnpasta ergänzen den Rundgang durch die Welt dieser Gewürzpflanze.

Die Chili-Schau im historischen Wintergarten der Wilhelma lockt mit einer bunten Vielfalt an Gewächsen.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Sabine Tomas

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Frucht der Chili-Pflanze als Schote bezeichnet. Das ist nur eines von vielen Missverständnissen, die die Chili umgeben. Bei der Frucht handelt es sich botanisch eigentlich um eine Beere, nicht um eine Schote. Schon der Weg des Paprikagewächses nach Europa war von falschen Annahmen geprägt. Christoph Kolumbus war es, der die Pflanze aus Südamerika auf die iberische Halbinsel brachte. Da er davon ausging, einen Seeweg nach Indien entdeckt zu haben, verortete er die Heimatregion der Chili in Asien. Diese Fehleinschätzung hat sich bis heute in der Namensgebung mancher Arten erhalten. So spricht man beispielsweise von Capsicum chinense, obwohl die Pflanze nicht in China, sondern in Südamerika heimisch ist. Die Wildformen der Chili haben kleine, rote und runde Früchte, die nach oben wachsen. So können sie von Vögeln gut gesehen und leicht abgepflückt werden. Im Gegensatz zu Säugetieren spüren diese die Schärfe nicht. Bei Säugetieren löst das in Chilis enthaltene Capsaicin ein Schmerzempfinden aus, indem es ein bestimmtes Rezeptorprotein stimuliert. Vögeln wiederum fehlt ein Proteinsegment, weshalb sie diesen Schmerz nicht spüren. Sie scheiden die Samen der Früchte andernorts unbeirrt wieder aus und tragen so zur Verbreitung und zum Fortbestand der Wildformen bei.

Capsicum chinense „Carolina Reaper“ gilt als schärfste Chili der Welt.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Sabine Tomas

Die Farben- und Formenvielfalt, die sich von langen, dünnen Streifen bis zu rundlichen, tomatenähnlichen
Früchten erstreckt und von Schwarz über Violett bis zu den bekannten Farben Rot, Orange und Grün reicht, ist das Ergebnis von Züchtungen. Auch die extreme Schärfe, die bei einigen Exemplaren mittlerweile die Scoville-Skala, mit der Schärfe gemessen wird, sprengt, ist das Ergebnis jahrelanger Züchtungen. Chili-Expertin Fenja Baumgärtner, die sich in der Wilhelma um die Anzucht und Pflege der vielfältigen Gewächse kümmert, fasziniert weniger die Schärfe als der enorme Formenschatz und die Farbvielfalt, die sich in den Blüten und Früchten der Chili-Pflanzen wiederfinden. Ihr Wissen und ihre jahrelange Erfahrung in der Betreuung der zur Gattung Capsicum gehörenden Gewächse gibt sie gerne an Auszubildende weiter.

Die Capsicum chinense „Fidalgo Roxa“ besticht durch ihre violette Färbung.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Sabine Tomas

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Sabine Tomas
09.09.2022

Hauptblütezeit im Maurischen Garten

Warmer Sommer lässt tropische Seerosen kräftig aufblühen

Die Victorien bilden als Riesenseerosen wagenradgroße Blätter rund um ihre Blüten aus.
Foto: Wilhelma

Da kann der Sommer noch so heiß sein: Zu warm wird es den tropischen Seerosen nie. Die Gärtnerinnen und Gärtner, die sie in der Wilhelma pflegen, kommen tüchtig ins Schwitzen, wenn sie die Wasserpflanzen bis zum Oberkörper eingetaucht pflegen. Doch die Seerosen gedeihen in warmem Wasser und bei kräftigem Sonnenschein besonders gut. Trockenheit wäre für die Nymphaea ein Problem, doch mit seiner eigenen Quelle hat der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart kein Nachschubproblem für das 650 Quadratmeter große Becken inmitten des Maurischen Gartens.

Während die Seerosen ihre Blätter auf der Wasseroberfläche ablegen, ragen die Lotosblumen weit darüber
hinaus.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Hier vor der exotischen Kulisse der historischen Gebäude im orientalischen Stil haben rund 40 Arten und
Sorten dieser Naturschönheiten ihre volle Pracht entfaltet, umrahmt von Lotosblumen, die hoch über die
sacht plätschernden Wellen hinausragen, die eine kleine Fontäne in Bewegung hält. Bis Ende September
zeigen sie ihre größte Opulenz. Den Wasserspiegel bedecken hier wagenradgroß riesige Blätter der Victorien, die sich ringförmig anordnen – dort schmücken Gruppen zierlicher Blüten den Teich mit einer breiten Palette von Farben. Mit einem Blick für Optik und Tagesverlauf zugleich arrangiert wachsen Nachtblüher, die bis in den Vormittag mit oft weißen oder rötlichen Tönen locken, neben Tagblühern, die mittags und nachmittags gelbes und blaues Kolorit hinzufügen. Freude daran haben nicht nur die auf den Parkbänken verweilenden Menschen, sondern auch Bienen, Wasserläufer, Libellen und Teichhühner nutzen das Idyll als Lebensraum.

Rund 40 Arten und Sorten von tropischen Seerosen sind in dem Becken arrangiert.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die Blüten halten keinen ganzen Sommer. In vielen Wachstumszyklen erneuern sich die Seerosen regelmäßig. Die großen Wildformen der Victoria amazonica und Victoria cruziana, die der einstige Hausherr König Wilhelm I. von Württemberg in einem der Gewächshäuser schon seit 1851 gezüchtet hatte, bekommen zum Beispiel pro Woche zwei bis drei neue Blätter und fast immer eine einzelne Blüte, die sich jeweils nur kurz öffnet. In der Mitte des eindrucksvollen Blätterrings öffnet diese an einem Tag ganz in Weiß ihre weiblichen Bestandteile, tags darauf in helles Rosé getaucht zeigt sie ihre männliche Seite. So verhindert die Pflanze, dass sie sich selbst bestäubt.

Auch Bienen, Wasserläufer, Libellen und Teichhühner nutzen das Idyll als Lebensraum.
Foto: Wilhelma

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
31.08.2022

Lange Ohren und gestreifte Beine

Drolliger Nachwuchs bei hoch bedrohten Somali-Wildeseln

Nachwuchs bei den seltenen Somali-Wildeseln in der Wilhelma in Stuttgart. Seit kurzem ist das Fohlen draußen zu sehen.

Toben, schlafen, trinken – das sind im Moment die wichtigsten Dinge im jungen Leben des kleinen Somali-Wildesels der Wilhelma. Knapp drei Wochen alt ist der kleine Hengst, der im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart behütet und umsorgt heranwachsen kann. Für den Erhalt seiner Art ist der Jungspund ein echter Schatz, denn der Somali-Wildesel gehört zu den am stärksten bedrohten Säugetieren weltweit.

Diese letzte überlebende Unterart des Afrikanischen Wildesels besiedelte ursprünglich weite Teile Ostafrikas, heute beschränkt sich das Verbreitungsgebiet nur noch auf die Savannen und Halbwüsten Somalias, Eritreas und Äthiopiens. Trockene Gräser, dornige Büsche und steinige Hänge prägen den Lebensraum der genügsamen Esel, die sogar einige Tage ohne Wasser auskommen können. Ihre größte Bedrohung ist – wie so oft – der Mensch: Die Wildesel werden für ihr Fleisch gejagt und müssen mit den Nutztieren der Bevölkerung um Wasser und Weideland konkurrieren. Der Bestand wird auf maximal 600 Tiere geschätzt, womit der Somali-Wildesel unmittelbar an der Schwelle zum Aussterben steht. Umso wichtiger ist die koordinierte Zucht in den Zoos, die für die Sicherung bedrohter Arten eng zusammenarbeiten. Um eine stabile, gesunde Population zu erhalten, gibt es für die Somali-Wildesel ein Internationales Zuchtbuch und ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, an dem sich seit 1980 auch die Wilhelma in Stuttgart beteiligt. 200 der seltenen Esel leben in zoologischen Einrichtungen weltweit. Fast alle davon stammen über mehrere Generationen von Wildfängen ab, die in den 1970er Jahren nach Basel und Israel importiert wurden.

Der kleine Hengst, der am 16. Juli zur Welt kam und den Namen Robert erhielt, ist bereits das 14. Jungtier im Zoologisch-Botanischen Garten. Für Stute Sina war es nicht die erste Geburt, sie kümmert sich liebevoll und routiniert um ihren Sohn. Die erste Zeit durften die beiden noch im geschützten Stall und im Vorgehege verbringen, bevor es vergangene Woche zum ersten Mal auf die Außenanlage ging. „Zur Sicherheit haben wir den Wassergraben im Gehege zur Hälfte abgelassen“, berichtet Tierpfleger Jürgen Spetzler. „Wie alle unsere Fohlen ist der Kleine nämlich erstmal ins Wasserbecken geplumpst, konnte aber direkt wieder sicher stehen.“ Auch Mutter Sina behält ihr Jungtier gut im Blick und die anderen drei Stuten auf Abstand, sollten sie zu viel Interesse an dem Neuzugang zeigen. Veränderungen in der Herde sind schließlich selten, denn Herrenbesuch gibt es für die Damen nur im Frühjahr und Sommer. Wildeselhengste leben als Einzelgänger, häufig sogar in einem eigenen Territorium, das sie gegen Eindringlinge verteidigen. An der Erziehung ihrer Sprösslinge haben sie kein Interesse. Daher lebt Gigolo, der Vater des Fohlens, in der Regel auf dem Tennhof, der nicht-öffentlichen Außenstelle der Wilhelma.

Robert darf als festes Mitglied der Herde nun erst einmal in Ruhe seine Kindheit genießen und heranwachsen. „Bis zu anderthalb Jahre kann er bei uns und in der Gruppe bleiben“, erklärt Jürgen Spetzler. „Spätestens wenn er die Stuten decken möchte, müssen wir ihn natürlich trennen und an einen anderen Zoo vermitteln.“ Bis dahin ist aus dem Fohlen aber längst ein ausgewachsener Junghengst geworden, der sein eigenes Revier sicherlich zu schätzen wissen wird.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
03.08.2022

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

IUCN-Mitgliedschaft als Zeichen gewachsener internationaler Bedeutung

Wilhelma in Weltnaturschutzunion aufgenommen

Die „Rote Liste“ weist auch Asiatische Elefanten als im Bestand „stark gefährdet“ aus. Diese Einstufung auf der bekannten IUCN-Skala zeigen Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin, Finanzstaatssekretärin Dr. Gisela Splett und Stefanie Reska, Leiterin der Stabsstelle für Artenschutz und Umweltbildung der Wilhelma (von links).
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die Wilhelma gewinnt im Engagement gegen das Artensterben international weiter an Bedeutung. Hierfür setzt sich der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart seit einigen Jahren immer stärker ein. Aufgrund ihrer gewachsenen Rolle im weltweiten Einsatz für die Biodiversität ist die Wilhelma jetzt in die auf diesem Gebiet größte und renommierteste Vereinigung aufgenommen worden: die IUCN (International Union for Conser­vation of Nature), bekannt für die „Rote Liste“ der gefährdeten Arten. Die Aufnahme einer Einzeleinrichtung ist eher selten für die Weltnaturschutzunion, in der ansonsten in erster Linie staatliche Institutionen und große Nicht-Regierungs-Organisationen am Tisch sitzen. Um in diesen Kreis zu gelangen, wird die Unter­stützung von zwei aktuellen Mitgliedern und das Votum der IUCN-Versammlung benötigt.

„Natur- und Artenschutz dürfen nicht an Grenzen Halt machen. Ein globales Netzwerk kann die Umwelt und ihre Flora und Fauna effektiv schützen“, sagt Finanzstaatssekretärin Dr. Gisela Splett. „Die Wilhelma ist bei internationalen Kooperationen als wissenschaftlich geleitete Institution eine wichtige Partnerin mit Expertinnen und Experten aus Zoologie, Botanik und Tiermedizin.“ Als einer der artenreichsten Zoos und als Botanischer Garten könne der Landesbetrieb langjährige Erfahrung mit der Haltung, Zucht und Gesundheit vieler bedrohter Tierarten sowie der Pflege und Vermehrung seltener Pflanzenarten einbringen, so Splett.

Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin sieht in der Mitgliedschaft einen wichtigen Schritt: „Die Aufnahme in die IUCN ist nicht nur ein Beleg unserer Reputation, sondern auch ein Türöffner, um uns in Zukunft ver­stärkter einbringen zu können. Diese Anerkennung zeigt das gewonnene Gewicht der Wilhelma und verleiht ihr noch mehr Gewicht.“ Ziel sei es, Forschung zu begleiten, Projekte zu beraten und Gelder zu generieren, um Programme für den Artenschutz „ex-situ“ und „in-situ“ voranzutreiben: also durch die Nachzucht von Reservepopulationen seltener Arten in menschlicher Obhut und den Erhalt ihrer Lebensräume in den Herkunftsregionen. Die Wilhelma hat ihr Engagement in den vergangenen Jahren immer weiter gesteigert und seit 2019 zirka 2,5 Millionen Euro in rund zwei Dutzend Artenschutzprojekte weltweit investiert, die bei Sonderaktionen der Stabsstelle für Artenschutz und Umweltbildung sowie durch den Artenschutz-Euro beim Kauf von Wilhelma-Eintrittskarten dafür gespendet wurden.

Mit ihren mehr als 1.400 Mitgliedsorganisationen in 170 Ländern analysiert die 1948 gegründete IUCN kontinuierlich die Entwicklung der Tierbestände und stuft deren Gefährdungsstatus ein. Sie beobachtet und kategorisiert  Schutzgebiete und koordiniert ein „Wissensnetzwerk“ aus zirka 16.000 Fachleuten, die sich in Kommissionen und Regionalkomitees sowie Spezialistengruppen zu bestimmten Arten austauschen. So arbeitet Wilhelma-Direktor Kölpin in der IUCN-Expertengruppe für Asiatische Elefanten mit.

Zudem publiziert sie zahlreiche Positionspapiere und hat maßgeblichen Anteil an der Entwicklung internationaler Standards im Umwelt- und Naturschutz, etwa für Auflagen bei dem Handel mit gefährdeten Arten. Bisherige Mitglieder aus Deutschland sind zum Beispiel das Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz, das Bundesamt für Naturschutz und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammen­arbeit sowie der WWF Deutschland und die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP). Die Wilhelma ist nach Leipzig und Köln erst der dritte Zoo hierzulande, der Aufnahme in die Weltnaturschutz­union gefunden hat.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
10.05.2022

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Neue Tierarten in der Wilhelma

Tapire und Servale ermöglichen spannende Vergleiche

Zwei Flachland-Tapire sind auf der Südamerika-Anlage eingezogen. Foto: Wilhelma Stuttgart

Zwei zusätzliche Tierarten ergänzen neuerdings den vielseitigen Bestand der Wilhelma in Stuttgart. So sind jetzt erstmals Flachlandtapire zu beobachten, die größte Wildtierart Südamerikas. Und mit Servalen kehrt eine Kleinkatzenart nach elf Jahren Pause in den Zoologisch-Botanischen Garten zurück. „Diese Neuzugänge erlauben unseren Gästen spannende Vergleiche“, sagt Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Zum einen können sie die südamerikanischen Tapire und unsere asiatischen Schabrackentapiren mit ihrer markanten Schwarzweißfärbung im Kontrast betrachten. Und bei den Servalen zeigen sich natürliche starke Unterschiede zu unseren Großkatzen, wie Löwen und Jaguare.“

Untergekommen sind die Flachlandtapire im Südamerika-Bereich der Wilhelma in der Nähe von Brillenbären und Mähnenwölfen, Alpakas und Ameisenbären. In der Natur leben sie in der nördlichen Hälfte Südamerikas gleichermaßen in Feuchtgebieten und Sumpfwälder wie auch Savannen und Grasland. Sie erreichen bei den größeren Weibchen eine Schulterhöhe von knapp 1,20 Meter und ein Gewicht von an die 300 Kilo. Typisch ist der stark ausgeprägte Nackenkamm – und wie bei allen Tapiren der bewegliche Rüssel, der aus Nase und Oberlippe gebildet ist und zum Greifen genutzt wird. Anders als die Schabrackentapire ist ihr Fell dunkelbraun oder schwarzbraun. Nur die Kehle und der untere Teil des Gesichts sind grau. Über drei Jahrzehnte hat sich ihre Zahl um ein Drittel verringert. Daher gelten sie inzwischen als bedrohte Tierart. Die beiden Neuzugänge aus dem Zoo im ungarischen Veszprém sind der knapp 16-jährige Hermanek und seine Tochter Radir, die sieben Jahre und acht Monate alt ist.

Servale gab es zuletzt 2011 in der Wilhelma, danach ausschließlich größere Raubkatzen. Dass sie zoologisch zu den Kleinkatzen zählen, kann dabei irreführend wirken. Keine andere Katze hat im Verhältnis längere Beine. Ihr schlanker Körper kann auf eine Länge von gut 90 Zentimeter kommen: bei einer Schulterhöhe von an die 65 Zentimetern und einem Gewicht bis 15 Kilogramm. Auffällig sind die auf dem schmalen Kopf sehr hoch aufragenden Ohren. So sind Servale hervorragend an die Jagd von kleinen Nagetieren in hohem Gras angepasst. Kleine Vögel, Eidechsen, Schlangen und Frösche verschmähen sie ebenfalls nicht. So finden sie sich in fast allen Gebieten Afrikas bis in Höhen von 3000 Metern zurecht. Lediglich tropischen Regenwald und Wüste meiden sie. Südlich der Sahara sind sie weit verbreitet. Nördlich davon begrenzt sich ihr Vorkommen auf einen Streifen von Guinea an der Westküste bis Somalia im Osten.

Zur Eingewöhnung leben die neuenServale vorerst im Raubtierhaus. Foto: Wilhelma Stuttgart

Die beiden neuen Servale der Wilhelma sind noch sehr jung und erst im vergangenen Sommer geboren. Daher sind sie vorerst in benachbarten Gehegen getrennt untergebracht, damit sie sich zum vorsichtigen Kennenlernen zunächst nur sehen, riechen und hören können. Für den Anfang sind der Kater Nio aus dem Zoo Osnabrück und die Katze Duma aus Dvůr Králové in Tschechien in der Zeile der Raubtiere zwischen den Revieren der Löwen und Jaguaren anzutreffen. Im Laufe des Jahres entsteht für sie ein eigenes Gehege im Bereich der afrikanischen Arten in der Nähe von den Gorillas, Bonobos und Somali-Wildeseln.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart
29.04.2022

Doppelter Spaß für die Jüngsten

Tobender Tiernachwuchs und neuer Wasserspielplatz für Kinder

Toben will der Nachwuchs: ob bei Mensch oder Tier. Aktuell bietet die Wilhelma in Stuttgart beides mit vielen Geburten auf dem Schaubauernhof und einer Erweiterung des Amazonienspielplatzes. In den Osterferien ist das Streichelgehege einer der wichtigsten Anlaufpunkte für Familien. Denn rund um die Feiertage kamen bei den Kamerunschafen, Skudden und Afrikanischen Zwergziegen gleich 19 Jungtiere zur Welt. Vielleicht werden die zwei Dutzend noch voll, denn weitere Mutterschafe und Geißen sind trächtig.

Eine Besonderheit in diesem Jahr ist das allererste Lamm bei den Border-Leicester-Schafen. Die ulkig anzusehende Rasse mit den senkrecht aufragenden Ohren ist erst seit gut einem Jahr im Bestand des Zoologisch-Botanischen Gartens. Auch für das junge Muttertier ist es ein Erstling. Da das Kleine nicht bei ihr trinkt, müssen die Pflegerinnen und Pfleger es mit der Flasche aufziehen. Mit etwas krummen Beinen springt es noch nicht so sicher umher wie die anderen Sprösslinge, die ihre Kräfte testen und miteinander messen, aber es wird immer kräftiger.

Kinder können nicht nur den Lämmern und Zicklein beim Herumtollen zusehen, sondern haben jetzt eine zusätzliche Möglichkeit, sich selbst auszutoben. Passend zu der sonnigen Jahreszeit hat die Wilhelma auf dem Hauptspielplatz vor dem Amazonienhaus den Wasserspielbereich erweitert. Auf den 1000 Quadratmetern warten neben Kletteranlage, Rutschen, Schaukeln und Labyrinth nun neue Spielgeräte für die Wasserratten unter den Mädchen und Jungen. Mit einer Archimedischen Spirale können sie Wasser nach oben kurbeln und herabfließen lassen. Wassertische mit Staustufen und Weichen laden zum Experimentieren ein und Pumpen sorgen für ein spritziges Vergnügen und auch Abkühlung an heißen Tagen. Die Kinder haben hier die Möglichkeit, die in dem nahgelegenen Amazonienhaus gewonnenen Eindrücke gemeinsam in tatkräftige Energie umzuwandeln und ihre Fantasie so weiter zu beflügeln. Dabei steht in dem neuen Wasserbereich das Miteinander im Vordergrund. Während die einen kurbeln und pumpen, öffnen oder schließen andere zum Beispiel eine Schleuse. Das geht am besten gemeinsam.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart
22.04.2022

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Ruhestand nach 47 Jahren Wilhelma / Überraschung zum Abschied

„Crocodile Harry“ hinterlässt großen Eindruck

Harry Aberle bringt mit Frederick, das größte Krokodil Deutschlands, zum Springen.
Foto: Harald Löffler / Eye-of-the-Tiger

„Jeder Tag kann mein letzter sein“, ist das Credo von Harry Aberle, dem Spezialisten in der Wilhelma für die gefährlichsten Krokodile mit einer Beißkraft von einer Tonne und die größte Giftspritze unter den Schlangen, die Gabunviper. An Ostern ist nun sein letzter Tag gekommen im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart: nach 47 Jahren. Dass der 64-Jährige den Ruhestand überhaupt erreicht, verdankt er seinem umsichtigen Umgang mit den ihm anvertrauten Tieren aller Arten. „Routine ist Segen und Fluch zugleich“, weiß er. Bei gefährlichen Tiere entscheiden Kleinigkeiten: Jeder Griff muss sitzen, tausend Mal, ohne gedankenlos zu werden. Seine zupackende Art war Triebfeder und Lebensversicherung einer außergewöhnlichen Laufbahn.

International bekannt ist er dafür, dass er Tong, dem weißen Leistenkrokodil, in jahrelangem Training das Springen beigebracht hat. In der Natur schnappen sich die Panzerechsen so Vögel, Reptilien oder Säugetiere, die auf Ästen über dem Fluss sitzen. Eine öffentliche Fütterung dieser Art gibt es in Europa kein zweites Mal.

Aberle leitet das Tierpflege-Team im Terrarium, das rund 100 Arten von Reptilien und Amphibien hütet: von Krokodilen und Schlangen über verschiedenste Echsen und Schildkröten bis zu Fröschen. Zum Abschied hat er eine Überraschung parat: „Freddy. Freddy, komm!“ Sein lautes Kommando verhallt. Wenn der Revierleiter ruft, springt kein Azubi. Dafür kommt im Wasser Bewegung auf. Gut getarnt, wie aus dem Nichts, gleitet Frederick heran: das größte Krokodil Deutschlands. Aufs Wort wuchtet der Koloss ohne jeden Anlauf seine 520 Kilo bis zu den Hinterbeinen aus dem Wasser und schnappt mit seinen 64 Zähnen nach dem Huhn in der Hand des Pflegers hoch über ihm. Doch während das mehr als 4,30 Meter lange Leistenkrokodil wieder ins Wasser kracht, klatscht niemand. Diese Fütterung von Frederick vor Publikum zu probieren, wäre selbst „Crocodile Harry“ zu heikel. Sein jüngster Erfolg als Krokodilflüsterer, den er mit dem riesigen Bullen anfangs nicht für möglich hielt, erfüllt ihn mit Stolz, doch ein Hasardeur ist er nicht. So ließ der angehende Ruheständler die rekordverdächtige Aktion kurz vor seinem Ausscheiden zunächst nur von der Kamera für die Nachwelt festhalten.

„Die Wilhelma hat rund 100 Tierpflegerinnen und -pfleger, die eine super Arbeit machen, aber Harry Aberle ist ein Unikat“, sagt Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Er hat nicht nur mit großer Energie über Jahrzehnte an der Weiterentwicklung des Terrariums mitgearbeitet. Als Dienst an der Allgemeinheit hat er sein Fachwissen auch nach außen getragen, um Polizei und Feuerwehr zu schulen, wie sie richtig reagieren, falls sie bei einem Einsatz unerwartet auf potenziell gefährliche Reptilien oder Spinnen stoßen.“ Im Zweifel ist er auf Anruf der Blaulicht-Fraktion zu jeder Tages- oder Nachtzeit selbst ausgerückt, um in Amtshilfe Tiere mit null bis acht Beinen sicher einzufangen oder deren Art zu bestimmen.

„Nicht zuletzt durch seine unterhaltsame Art hat Harry Aberle einen enormen Wiedererkennungswert gewonnen“, meint Kölpin. „Über die Zoo-Dokuserien im Fernsehen ist er zu einem Markenzeichen der Wilhelma geworden, das frei Schnauze spricht. Eine große Klappe soll ihm als Krokodilpfleger gestattet sein.“

In und für die Wilhelma gelebt, hat der Vaihinger gefühlt eigentlich schon immer. Denn als der kleine Harry Laufen lernte, machte er seine ersten eigenen Schritte in der Wilhelma „vor den Flamingos“, so berichteten ihm seine Eltern. In der Schule antwortete er auf die Frage, was er einmal werden möchte, schon damals: Pfleger in der Wilhelma. Sein Lehrer erwiderte wenig pädagogisch: „Auf Dich haben die gerade noch gewartet.“ Obwohl die Stellen in der Zootierpflege äußerst begehrt sind und die Wilhelma teilweise hundert Mal mehr Bewerbungen erhält als sie Ausbildungsplätze hat, machte Aberle seinen Weg. Nach einem Schulpraktikum 1972 begann er 1975 seine Lehre, und arbeitete danach bis 1989 im Aquarium, bevor er zu seinen geliebten Reptilien gewechselt ist. Seit 2015 ist er Revierleiter im Terrarium.

Harry Aberle war über Jahrzehnte der Wilhelma-Spezialist für Giftschlangen, wie diese als Brillenschlange bekannte Kobra.
Foto: Harald Löffler / Eye-of-the-Tiger

„Eine hemmungslose Begeisterung für das Terrarium und die Wilhelma als Ganzes“, attestiert ihm Isabel Koch, die zoologische Kuratorin für den Bereich. „Tiere können ihn nicht aus der Ruhe bringen, aber es regt ihn auf, wenn irgendwo auf dem Gelände etwas nicht in Ordnung ist.“ So zeichnet ihn der Wille aus, immer noch etwas zu verbessern. Neben der Betreuung der Tiere bewies er ein Händchen für die Gestaltung der Gehege und Freude am Detail. „Auf seinen privaten Reisen durch die Weltgeschichte hat er sein gutes Auge für Landschaften und Proportionen geschult“, sagt Koch. „Zusammen mit seinem handwerklichen Geschick ist er für mich darin unerreicht, wenn es darum geht, große Landschaften und auch kleine Terrarien optisch ansprechend und artgerecht auszustatten.“ So hat er etwa im Taggecko-Gehege den Teil eines Gummibaums einer Kautschuk-Plantage nachgebaut. Dass ihm das täuschend echt gelungen ist, macht ihm heute noch eine diebische Freude: „Manche Besucher warten wirklich davor, ob der Milchsaft tropft“, erzählt Aberle.

Ein legendäres Tier, das er gepflegt hatte, war der „Große Weiße“: ein mächtiger Krokodilbulle, der nach seinem Tod im Jahr 2000 vom benachbarten Naturkundemuseum präpariert wurde. Die Wilhelma erhielt als Anschauungsmaterial für Schulklassen den Abguss eines seiner Hinterfüße. Typisch Aberle: Bei dem großen Umbau der Krokodilhalle 2006 war er es, der damit noch schnell in den frisch modellierten Boden Spuren prägte. So schuf er einen natürlicheren Anblick der Uferlandschaft und verewigte den „Großen Weißen“. Aberle hinterlässt selbst große Fußstapfen, wenn er an Ostern einen der wohl spektakulärsten Arbeitsplätze in Deutschland freimacht. Diesen neu zu besetzen, fällt nicht leicht. Bis 5. Mai läuft die Bewerbungsfrist.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Harald Löffler / Eye-of-the-Tiger
12.04.2022

Erster Nachwuchs bei Trampeltieren seit 2009

Wintereinbruch: Kaltstart ins Leben für kleines Kamelfohlen

Ein Ereignis mit doppeltem Seltenheitswert für Stuttgart: Erstmals seit 13 Jahren haben die Trampeltiere in der Wilhelma Nachwuchs. Das Fohlen der auf Hitze und Trockenheit spezialisierten Wüstenbewohner kam ausgerechnet während des späten Wintereinbruchs Anfang April mit Frost und Schnee zur Welt. Mit der Geburt schließt sich ein Kreis im Zoologisch-Botanischen Garten. Die Stute Chiara war 2009 das letzte Trampeltier gewesen, das in der Wilhelma geboren wurde. Nun ist sie selbst die Mutter des ersten Jungtiers nach der längeren Pause.

Die neue Anlage für Asiatische Huftiere, die 2020 eröffnet wurde, bietet gute Voraussetzung für die Aufzucht. Anders als bei der früheren Koppel am Schaubauernhof, lassen sich hier Muttertier und Fohlen von dem Kamelhengst, aber auch den neuen Mitbewohnern, den Hausyaks, abtrennen, um damit sie in den ersten Tagen in Ruhe ihre Beziehung aufbauen können. Das ist bei Trampeltieren besonders wichtig, damit die Stute ihr Jungtier annimmt und säugt.

„Die ersten Stunden sind entscheidend, bis das Neugeborene bei der Mutter trinkt“, sagt Revierleiter Stephan Paspalaris. „Sonst versiegt die Milchproduktion.“ Als der kleine Hengst, der am 1. April gegen 7 Uhr geboren wurde, nach einigen Stunden noch etwas unbeholfen auf den Beinen stand, haben ihn die Tierpflegerinnen und -pfleger deshalb ans Euter geführt und angesetzt. „Zwei Portionen Milchersatz haben wir am Anfang zugefüttert, damit er schnell zu Kräften kommt“, berichtet Paspalaris. Seither klappt es und Chiara versorgt ihren Erstling selbstständig. Bei Kamelen ist die Muttermilch ein rechter Powerdrink, der sehr nahrhaft ist und viel Vitamin C enthält. Bereits nach drei Monaten haben sich so bei den Jungtieren die Fettspeicher in den beiden für Trampeltiere typischen Höckern auf dem Rücken gefüllt und aufgerichtet. Auch wenn sie rund ein dreiviertel Jahr gesäugt werden, nehmen die Fohlen schon nach wenigen Wochen auch festes Futter auf.

Hauskamele sind als widerstandsfähige Nutztiere, die Hitze wie Kälte trotzen und Trockenheit lange erdulden, in Grasländern, Halbwüsten und winterkalten Wüsten von Kleinasien bis in die Mandschurei sehr beliebt. Sie dienen seit rund 4500 Jahren als Reit- und Lasttiere und liefern Fleisch, Milch, Wolle, Leder und Dung als Brennstoff. Wildkamele sind hingegen sehr selten geworden. Derzeit geht man von einem Restbestand von weniger als 1000 Tieren aus, die noch in China und der Mongolei anzutreffen sind. Daher gilt das Wildkamel als vom Aussterben bedroht.

In der Wilhelma ist vermutlich auch die Stute Faya trächtig. Allerdings hat sie noch kein Euter gebildet. Es kann also bei ihr mit dem Nachwuchs noch dauern. Trampeltiere haben eine Tragzeit von 13 Monaten.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
08.04.2022

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Neubau für Kleinsäuger, Vögel und Insektivoren ist fertig

  • Finanzstaatssekretärin Gisela Splett: „Der Neubau bereichert die Artenvielfalt der Wilhelma um eine ganze Reihe von außergewöhnlichen Tier- und Pflanzenarten“
  • Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin: „Wer glaubt, in der Wilhelma schon alles gesehen zu haben, wird hier viele weitere Facetten der Tier- und Pflanzenwelt entdecken“

Der Neubau für Kleinsäuger, Vögel und Insektivoren ist fertig gestellt. Finanzstaatssekretärin Gisela Splett hat am Mittwoch (13. April) den Neubau gemeinsam mit Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin eröffnet.

Finanzstaatssekretärin Gisela Splett:
„Der Neubau bereichert die Artenvielfalt des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart um eine ganze Reihe von außergewöhnlichen Tier- und Pflanzenarten. Die Gehege und Volieren sehen aus wie ein Ausschnitt der Natur in der Heimat der Tiere. Sie enthalten auch die Vegetation aus der jeweiligen Region. Das gibt den Tieren ein möglichst natürliches Umfeld. Und für die Gäste ist das Erlebnis umso einprägsamer.“

Direktor der Wilhelma Dr. Thomas Kölpin:
„Wer glaubt, in der Wilhelma schon alles gesehen zu haben, wird hier viele weitere Facetten der Tier- und Pflanzenwelt entdecken, die es lohnt, genauer zu beobachten.“

Anzutreffen sind zum Beispiel die Tamanduas, die mit ihren langen Krallen und einem Greifschwanz in den Bäumen klettern. Der Wegekuckuck, bekannt aus Comicfilmen als „Roadrunner“, erlegt seine Beute im Laufschritt und nimmt es selbst mit Schlangen und Vogelspinnen auf. Unterirdisch leben die unbehaarten Nacktmulle. Für die Wissenschaft sind sie zudem spannend, weil sie zum Beispiel ein extrem geringes Schmerzempfinden haben und nie an Krebs erkranken.

„Das zeigt, dass wir Menschen unglaublich viel von der Tier- und Pflanzenwelt lernen können, deren Fähigkeiten wir immer noch nicht ganz durchschauen“, betont Kölpin. „Umso wichtiger ist es, diese Artenvielfalt sichtbar zu machen, um mehr Unterstützung für ihren Schutz weltweit zu gewinnen.“

Im Neubau gibt es noch weitere Arten im Miniaturformat: etwa den Kleinkantschil, ein Zwerghirsch. Oder die Afrikanischen Zwergfalken, die kleinsten Falken der Welt. Für diese unterschiedlichen Tierarten haben die Gärtnerinnen und Gärtner das 620 Quadratmeter große Gebäude in zwei Zonen aufgeteilt: Die eine Hälfte ist als Regenwald bepflanzt, die andere als Savannenlandschaft. Die größte Besonderheit aus botanischer Sicht sind die Schaubeete für Insektivoren, die so genannten fleischfressenden Pflanzen. Bisher waren diese nur im Sommer auf den Subtropenterrassen zu sehen. Passend klimatisiert können sie nun erstmals das ganze Jahr über gezeigt werden.

Die verschiedensten Bedürfnisse an den Lebensraum unter einem Dach zu erfüllen, war für die Architekten eine Herausforderung. Es galt, eine Kombination aus Massivbauweise, und luftig-heller Gewächshaus-Konstruktion zu schaffen. Da sich die Innenluft an Scheiben stärker als an Wänden abkühlt, entsteht darin ein größeres Temperaturgefälle als in geschlossenen Häusern. Damit dadurch kein Luftzug entsteht, wirken dem Ventilatoren entgegen.

Die Gesamtkosten beliefen sich auf 3,2 Millionen Euro. Der Förderverein steuerte 200.000 Euro für die Gestaltung der Volieren bei. Die Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen im deutschsprachigen Raum brachte 10.000 Euro für die Insektivoren-Sammlung auf.

Sehen Sie hier einen Rundgang durch den Neubau:

Sehen Sie hier das Video zur Eröffnung:

Sehen Sie hier das Fotoalbum zum Neubau und der Eröffnung:

Sehen Sie hier Impressionen aus der Wilhelma Stuttgart:

Text: Gemeinsame Pressemeldung des Finanzministeriums Baden-Württemberg und Wilhelma Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Speyer 24/7 News, jek & dak Video: Speyer 24/7 News, dak
13.04.2022

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Okapi-Kuh Nyota ist zum dritten Mal Mutter geworden

Neuer Erfolg bei der Nachzucht seltener Okapis in der Wilhelma

Das Okapi-Kalb bleibt als „Ablieger“ die ersten Lebenswochen allein in seinem Versteck im Stroh zurück.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Ein neugeborenes Okapi-Kalb bereichert seit dem 2. März das Giraffenhaus in der Wilhelma in Stuttgart. Zu sehen ist das Jungtier im Außengehege allerdings bisher nicht. Das wird noch ein paar Tage dauern. Denn das Kälbchen versteckt sich im Stroh im Innenbereich der Anlage. Es versucht, sich möglichst still und unauffällig zu verhalten. Erst, wenn es groß und schnell genug ist, um vor möglichen Fressfeinden zu fliehen, wird es dem Muttertier nach draußen folgen. Okapi-Kuh Nyota hat das Kalb – wie es für die Tierart typisch ist – nach der Geburt an diesem sicheren Ort zurückgelassen, um nicht durch ihren Geruch Aufmerksamkeit auf das Jungtier zu ziehen. Zum Säugen und Reinigen des Fells kehrt sie aber regelmäßig zu ihrem Nachwuchs zurück. Die Waldgiraffe verwendet für die Fellpflege ihre charakteristische, besonders lange und bewegliche, blaue Zunge.

1989 gelang der Wilhelma ihre erste Okapi-Nachzucht. Seitdem konnte sie insgesamt 14 erfolgreiche Nachzuchten verzeichnen. Nachdem mit dem 2020 geborenen Laluk zuletzt ein kleiner Bulle die Afrikaanlage ergänzt hatte, darf sich der Zoologisch-Botanische Garten in diesem Jahr über weiblichen Nachwuchs freuen. Für Nyota war es die dritte Geburt. Die Aufzucht ihres ersten Kälbchens im Jahr 2018 überforderte sie noch. Ihre Unsicherheit führte dazu, dass sie das Jungtier nicht säugte. Um ihr Zweitgeborenes kümmerte sie sich dann aber vorbildlich. Auch die Aufzucht ihres jüngsten Nachwuchses gelingt ihr bisher problemlos. Sie selbst hatte einen schweren Start ins Leben. Als ihre Mutter Kabinda 16 Tage nach Nyotas Geburt an einem chronischen Nierenleiden starb, hatte die Kleine sich schon an das Säugen durch das Muttertier gewöhnt. Das machte das Aufpäppeln mit einer Flasche sehr schwierig. Zum Glück nahm sich die damals elfjährige Okapi-Kuh Ibina des Jungtiers an und zog es als dessen Leihmutter auf.

Die Okapi-Mutter verbringt den Tag in Distanz zu ihrem Jungtier und schaut nur vorbei um es zu säugen und sein Fell zu reinigen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die seltenen Tiere zeichnen sich durch ihre rötlich-braune bis fast schwarze Färbung aus, die perfekt auf die Tarnung in Wäldern abgestimmt ist. Eine Besonderheit sind die schwarzen und weißen Streifen an den Beinen und dem hinteren Teil des Rumpfs, die das Licht- und Schattenspiel zischen den Ästen der Bäume imitieren und das Erscheinungsbild der Tiere so besonders gut verschleiern. Erst 1901 beschrieben Forscher die scheuen Kurzhalsgiraffen erstmals auf Grundlage von Fellstücken aus Uganda. Heute leben noch rund 10.000 bis 20.000 Okapis in den Regenwäldern Kongos, in Uganda sind sie bereits ausgestorben. Die Wilhelma trägt zum Erhalt ihres Lebensraums bei, indem sie das Okapi Wildlife Reserve im Ituri-Tal unterstützt. Dort leben schätzungsweise 25 bis 50 Prozent der bestehenden Okapi-Population. Aber auch die Nachzucht ist ein wichtiger Baustein der Arterhaltung. Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) entsteht so in den Zoos eine Reservepopulation, die im Notfall ausgewildert werden kann, sollte das Okapi in der Natur aussterben. Das macht den erneuten Erfolg umso wertvoller.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
01.04.2022

Erste Blüte mit Publikum seit drei Jahren

Magnolienpracht der Wilhelma erreicht jetzt ihren Höhepunkt

Vor der historischen Kulisse des Maurischen Gartens blühen im Moment rund 70 Magnolien in verschiedensten Farben und Formen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Strahlende Blüten und strahlende Gesichter: Diese Kombination gab es im Magnolienhain der Wilhelma in Stuttgart das letzte Mal vor drei Jahren. Corona-Schließungen verhinderten 2020/21 das Lustwandeln im Maurischen Garten zur schönsten Zeit des Jahres. Bei dem Sonnenwetter im März und den zuletzt auch milden Temperaturen haben die Bäume sich in den vergangenen Tagen schnell entwickelt. Jetzt sind an fast allen der rund 70 Bäume die meisten Blüten geöffnet und tauchen das Herz der Wilhelma in Rosarot.

Den Anfang machten vor der historischen Kulisse des Zoologisch-Botanischen Gartens traditionell die Frühstarter der schneeweißen Sternmagnolien mit ihren schmalen spitzen Blütenblättern. Eine Brücke schlug die Rosafarbene Sternmagnolie „Leonard Messel“. In gleicher Form nahm sie farblich bereits das Pastell der etwas später folgenden Tulpenmagnolien vorweg. Den zeitlichen Abschluss bilden regelmäßig die Purpur-Magnolien. Das Frühlingshighlight, wenn alle gemeinsam in ihrer puren Blütenpracht stehen, ist ab jetzt rund zwei Wochen zu bewundern, bevor das Blattgrün sprießt – soweit das Wetter mitspielt.

Erstmals seit drei Jahren dürfen Gäste zur Zeit der Magnolienblüte die Wilhelma besuchen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

„Der Frühling war bisher äußerst trocken. Den Bäumen, die jetzt im Saft stehen müssen, täte daher Regen gut“, sagt Katja Siegmann, Leiterin des Fachbereichs Parkpflege in der Wilhelma. „Bei Nässe können sich zwar die Blüten bräunlich verfärben. Wir setzen aber darauf, dass sich nach einem Regenguss genug noch geschlossene Knospen in unverfälschter Schönheit öffnen.“ Ein knackiger Frost würde dagegen die Freude für dieses Jahr jäh beenden.

Nicht alle Bäume gedeihen an dem für Magnolien schwierigen Standort. Zwei Exemplare mussten vor kurzem gefällt werden. Durch vielseitige Pflege und gelegentliches Nachpflanzen ist es den Gärtnerinnen und Gärtner gelungen, über die Jahrhunderte einen Bestand von 70 Magnolien zu halten, der die größte Ansammlung dieser Art nördlich der Alpen darstellt. Rund ein Dutzend der knorrigen Gewächse stammt noch aus der königlichen Entstehungszeit der Wilhelma. Verschiedene Maßnahmen verbessern den Untergrund für die Magnolien. So wurden zum Beispiel in den vergangenen Jahren 1700 Löcher gebohrt und mit Lava-Kies gefüllt, um eine bessere Belüftung des Bodens zu schaffen. Gezielt angesiedelte Regenwürmer sollen klassisch die Erde auflockern und jeweils nach der Blütezeit ausgebrachte Laubhäcksel liefern zusätzlich natürliche Nährstoffe.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
30.03.2022

Azaleenschau in der Wilhelma

Kultivierte Blütenpracht zum Frühlingsbeginn

Aus rund 90 Arten und Sorten hat die Wilhelma ihre Azaleenschau gestaltet.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Der Frühling bricht sich Bahn, doch die Natur kommt erst langsam nach. Bis auf die kleinen Frühblüher wie Schneeglöckchen oder Krokusse, die fast nur als Blüte aus dem Boden hervorlugen, bietet sich die Landschaft meist noch graubraun dar. Wintermüden Blumenfreunden präsentieren sich dagegen in der Azaleenschau der Wilhelma bereits mannshohe Sträucher in vollem Ornat. Edel gewandet in einen Blütenmantel aus Rosa und Rot, Purpur und Weiß strahlen die Rhododendren in der historischen Gewächshauszeile um die Wette.

Nebenan blühen noch die Kamelien, die im Jahreslauf des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart jeweils den Auftakt der Blütenpracht machen. Doch über und über mit Blüten übersät haben die Azaleen ihnen jetzt den Rang abgelaufen. Die ältesten Sorten in der Wilhelma gehen auf König Wilhelm I. von Württemberg zurück, der sie vor über 170 Jahren in seinem royalen Refugium kultivieren ließ. Seither hat die Wilhelma die Sammlung auf 90 Arten und Sorten ausgebaut, womit sie bundesweit zu den vornehmsten Adressen zählt. Die Vorfahren dieser Azaleen-Züchtungen stammen von den Heidekrautgewächsen ab, die Ende des 17. Jahrhunderts aus Japan und China nach Europa gebracht wurden. In ihren ostasiatischen Heimatregionen gedeihen sie speziell in wintermilden Bergregionen bei hohen Niederschlägen auf sauren, humusreichen Böden. Zeitweilig gab es weltweit an die 2.000 Sorten. Nicht alle überdauerten. In deutschen Sammlungen sind heute zirka 700 Sorten erfasst.

Den illustren Wilhelma-Bestand haben die Gärtnerinnen und Gärtner kreativ als Topfpflanzen, Büsche oder Sträucher in Form gebracht, um den Gästen einen vielgestaltigen Anblick zu bieten. Ein starker optischer Magnet ist dabei die pyramidenartig geschnittene Azalee der Sorte „Lara“. So schön sie anzuschauen sind: Den lieblichen Duft in der Schau verströmen nicht die großen Stars, sondern kleine Nebendarsteller, wie Hyazinthen und Primeln. Zu sehen ist die Blütenschau bis in den Mai. Dann ziehen die Azaleen ins Freiland, wo sie an einem geschützten, halbschattigen Ort Kraft für die nächste Blühsaison tanken.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
25.03.2022

Maßvolle Corona-Lockerungen: Maskenpflicht bleibt – Verordnung entscheidet über 3G-Regel

Mehr Flexibilität und Vergünstigungen bei Wilhelma-Besuch

Der Blick durch die Panoramascheibe auf das Flussbecken im Amazonienhaus ist wieder möglich. So ist der Breitschnauzenkaiman auf Augenhöhe zu betrachten.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Der Wegfall vieler Corona-Restriktionen erleichtert den Wilhelma-Besuch ab der kommenden Woche deutlich. Ab Montag, 21. März, gibt es mehr Möglichkeiten, Eintrittskarten zu kaufen und das erstmals zu allen vergünstigten Tarifen von der Vor-Corona-Zeit, wie für Familien, Studierende und Gruppen. Das Limit der Gäste pro Tag und deren Festlegung auf Einlasszeitfenster fallen weg. Außerdem sind die letzten Häuser und Ecken des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart, die aus Infektionsschutzgründen vorsichtshalber bisher gesperrt blieben, wieder zugänglich.

Ob sich für den Einlass die 3G-Regel gleichermaßen erübrigt, hängt von den kurzfristigen Regelungen der neuen Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg ab. Aktuell zeichnet sich ab, dass die derzeitige Regelung bis zum 2. April fortgeschrieben werden dürfte. Das hieße, dass weiterhin die Gäste entweder geimpft, genesen oder getestet sein müssen – mit den üblichen Ausnahmen – und dies am Eingang belegen müssen. Daher ist es angeraten, sich vor einem Wilhelma-Besuch über die jeweils aktuellsten Vorgaben auf der Internetseite der Wilhelma zu informieren.

Unter Wasser gleiten die riesigen Arapaimas an der Scheibe vorbei.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Olaf Kühl

Bald sind so auch die Innengehege von Elefanten, Nashorn und Tapiren freigegeben. Damit ist etwa das Elefantenbaden zu beobachten. Nur bei den Raubkatzen bleiben die Türen noch geschlossen – dies allerdings wegen Baumaßnahmen. Die Löwen und Jaguare sind jedoch sowieso meist in den Außengehegen zu erleben. Die Ställe auf dem Schaubauernhof sind nun zu besichtigen. Auf der Empore im Maurischen Landhaus empfangen die asiatischen Vögel ab Montag Besuch, wie der Balistar als großer Sangeskünstler und die Blaukrönchen, die zu den kleinsten Papageien gehören. Ebenso läuft das Kino im Menschenaffenhaus wieder an. Und die Panoramascheibe auf Wasserniveau erlaubt im Amazonienhaus seit langem endlich den Blick auf die Flusslandschaft mit dem Breitschnauzenkaiman und den riesigen Arapaimas.

Weil das Elefantenhaus öffnet, sind Pama und Zella ab Montag wieder beim Baden zu beobachten.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Da die Zahl der Gäste nicht mehr begrenzt sein wird, ist selbst bei Spontanbesuchen gesichert, dass alle hineinkommen. Die Streichung der gestaffelten Einlasszeitfenster bietet zudem mehr Flexibilität. Dauerkarten-Besitzer brauchen entsprechend keine Terminbuchung mehr. Eine Pflicht zum Online-Ticket ist damit nicht mehr gegeben. Jedoch bleibt der digitale Vorverkauf daheim oder unterwegs der bequemste Weg, Warteschlangen zu vermeiden. Wer jedoch erst vor Ort die Karten kaufen will, hat mehrere Optionen: die beiden Hauptkassen und der Kassen-Container vor dem Haupteingang als Ausweichquartier, weil der historische Pavillon restauriert wird, sowie Kassenautomaten vor dem Parkhaus und direkt an der Stadtbahnhaltestelle „Wilhelma“. In dem Kassen-Container werden jetzt auch Jahreskarten ausgestellt.

Das Parkhaus kehrt zum ehemaligen Modus zurück: Die Parkscheine werden nicht mehr vorab online für ganze Tage vergeben, sondern am Automaten bezahlt – und das wie früher bei Abfahrt stundenweise. Dadurch können die Stellplätze mehrmals am Tag vergeben und besser ausgenutzt werden.

Die asiatischen Vögel auf der Empore im Maurischen Landhaus waren zuletzt außer Sichtweite für die Besucherinnen und Besucher, so auch der Balistar – ein wahrer Sangeskünstler.
Foto: Wilhelma Stuttgart

„Die Lockerungen bedeuten nicht, dass wir Corona ab jetzt locker nehmen“, betont Direktor Dr. Thomas Kölpin. Nach wie vor sei es viel besser, sich nicht mit COVID-19 anzustecken. „Daher behalten wir zum gegenseitigen Schutz der Gäste, unserer Belegschaft und der Tiere die Maskenpflicht in den Häusern, am Haupteingang sowie vor bestimmten Außengehegen bei.“ Dieser Schutz sei bei Tierarten, von denen erwiesen ist, dass sie sich ebenfalls mit Corona anstecken können, angebracht, wenn der Mindestabstand baulich nicht gesichert ist. Die betroffenen Zonen vor manchen Gehegen der Raubtiere und Affen sind ausgeschildert. Genauso bleibt die Einbahnstraßenregelung in den Gebäuden und der Freiflugvoliere erhalten, damit es nicht zu Gedränge durch Begegnungsverkehr kommt. „Es ist schön, dass ohne das Gästelimit niemand mehr Sorge haben muss, am Wunschtag nicht unterzukommen“, sagt Kölpin. „Das Aufheben der Personenbeschränkung in den Häusern gibt zudem mehr Menschen die Chance, zum Beispiel das beliebte Aquarium und Terrarium zu besuchen. Wir setzen dabei auf die gegenseitige Rücksichtnahme. Denn nach Jahren der Pandemie ist das Bedürfnis nach Mindestabstand gewachsen. Ein Haus mit einer früher ganz normalen Menge an Menschen mögen heute manche als voll empfinden.“

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Olaf Kühl
18.03.2022

Freud und Leid bei Geburten im Menschenaffenhaus

Mehrfacher Kindersegen bei Bonobos trägt zum Erhalt der Art bei

Bikita mit ihrem Neugeborenen. In der ersten Zeit schläft der Nachwuchs viel.
Foto: Wolfgang Mehnert

Die Bonobo-Anlage der Wilhelma ist in diesen Wochen eine wahre Babystation. Bei den Menschenaffen sind zwei Jungtiere bereits auf die Welt gekommen. Und ein drittes Weibchen ist so hochträchtig, dass jederzeit die Wehen einsetzen können. Es gab jedoch auch eine Schwergeburt, die die Mutter und das Ungeborene nicht überlebten. Für die Erhaltung der sehr bedrohten Tierart sind diese Nachzuchten ein wertvoller Beitrag. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) tragen die nächsten Verwandten der Menschen den Status „stark gefährdet“. Durch den zunehmenden Verlust ihres Lebensraums in den Wäldern Zentralafrikas sowie Wilderei und Krankheiten steht ihr Überleben auf dem Spiel.

„Die Freude ist riesengroß, dass wir gleich mehrfach gesunden Nachwuchs haben“, sagt Dr. Thomas Kölpin, Direktor des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart. „Bei aller Begeisterung betrübt uns der Verlust der beiden anderen Tiere. Wie in der Natur besteht auch im Zoo immer die Gefahr, dass eine Geburt missglücken kann. Aber es ist ein Jammer um jeden einzelnen der seltenen Menschenaffen.“ Die 13,5 Jahre alte Fimi ist während einer Schwergeburt gestorben. Wie die Obduktion ergab, hatte sich im Mutterleib die Nabelschnur so um den Fötus gewickelt, dass es Fimi unmöglich war, ihn zu gebären. Da Wildtiere versuchen, alle gesundheitlichen Probleme, solange es geht, zu verbergen, zeigen sie erst sehr spät Symptome – so auch Fimi bei ihren Komplikationen. Daher kam der tiermedizinische Eingriff für Mutter und Kind zu spät. 

Fimi starb bei einer Schwergeburt.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Bea Jarczewski

Ungetrübte Freude macht dagegen der Kindersegen bei Banbo und Bikita: Sie brachten ihre Sprösslinge selbstständig ohne Probleme auf die Welt. Die Neugeborenen klammern sich hingebungsvoll an ihre Mütter, die sie permanent halten und säugen. So ist noch kein enthüllender Blick gelungen, ob es Männlein oder Weiblein sind. Die Namensgebung kann warten. „Inzwischen haben die Kleinen ihre Augen auf und nehmen das Umfeld immer besser wahr“, sagt Bea Jarczewski, die Leiterin des Menschenaffen-Reviers. „Aber vorerst stehen fast nur Schlafen und Trinken auf dem Programm.“ Die weitere Hoffnung richtet sich auf „Mary Rose“. Die Zwölfjährige kam 2018 aus dem Columbus Zoo in Ohio (USA) nach Stuttgart. Für die „Amerikanerin“ wäre es der erste Nachwuchs und dieser deshalb besonders wertvoll für die genetische Vielfalt der Zuchtgruppe.

Banbo brachte ihr Junges ohne Probleme auf die Welt.
Foto: Wolfgang Mehnert

Mit den neuerlichen Nachzuchten stellt die Wilhelma ihre Rolle als eine der international führenden Institutionen im Einsatz gegen das Aussterben der Bonobos unter Beweis. Sie betreut in der speziell dafür ausgelegten Anlage von 2013 eine der größten und erfolgreichsten Bonobo-Gruppen weltweit. 23 der rund 220 Bonobos im weltweiten Zoonetzwerk für die Erhaltungszucht sind in Stuttgart zu Hause. Über diesen Aufbau einer Reservepopulation in menschlicher Obhut hinaus fördert die Wilhelma seit 2013 kontinuierlich Schutzprogramme für Bonobos vor Ort in Afrika. Mit Spenden ihrer Gäste unterstützt sie Projekte in der Demokratischen Republik Kongo: „Lola ya Bonobo“ betreibt eine Auffangstation, die beschlagnahmte Bonobowaisen rettet und auswildert; „Bonobo alive“ finanziert Anti-Wilderer-Patrouillen.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Bea Jarczewski & Wolfgang Mehnert
11.03.2022

Kooperation zur 13. Zitrusausstellung der Wilhelma – Besondere Gerichte im Restaurant

Beliebte Früchte bezaubern mit Vielfalt und Geschmack

Die Zitruspflanzenschau zeigt im Wintergarten rund 20 verschiedene Sorten.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Für die einen ist es eine Glücks- für die anderen eine Unglückszahl: für die Wilhelma in jedem Fall eine Freude. Denn zum 13. Mal zeigen die Gärtnerinnen und Gärtner des Zoologisch-Botanischen Gartens Stuttgart die atemberaubende Vielfalt der Zitrusfrüchte. Bis zum Sonntag, 27. März, sind die sauren, süßen und teilweise auch bitteren Früchte im Wintergarten zu sehen. Allzu gerne möchten viele Gäste sie einmal probieren. Das geht in der Schau nicht, sonst bliebe nichts davon über. Aber als Besonderheit im 13. Jahr der Ausstellung startet eine Kooperation mit dem Gastronomie-Betreiber in der Wilhelma. Dazu bietet Marché im Restaurant „Amazonica“ in den kommenden drei Wochen mit Zitrus verfeinerte Gerichte an – zum Teil direkt aus Früchten der Wilhelma. Im Wechsel findet sich täglich jeweils eine Kreation von Säften über ein Hauptgericht bis zum Dessert auf der Speisekarte. Diesmal kann man die speziellen Früchte also nicht nur bestaunen, sondern einige zumindest im Restaurant auch probieren.

Die Jahreszeit, in der die Wilhelma die Zitrusfrüchte präsentiert, ist nicht willkürlich gewählt. Jetzt zum Ende des Winters hin ist die Hochblüte der Zitruspflanzen, die ursprünglich aus Asien stammen. Sie blühen und fruchten zwar gleichzeitig und fast das ganze Jahr hindurch, die stärkste Blütenpracht ist aber derzeit zu bestaunen. Deswegen kommt beim Besuch der Ausstellung eine weitere Sinneswahrnehmung hinzu: Die Blüten duften und bezaubern alle, die ihre Nase näher an sie halten.

Die Schau ergänzen Namensvettern, die keine Zitruspflanzen sind, aber einen ähnlichen Duft verbreiten.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Von den weltweit 31 bekannten Arten und mehreren hundert Sorten zeigt die Wilhelma diesmal über 20 verschiedene Ausprägungen. Von den weithin bekannten Mandarinen, Orangen und Zitronen bis hin zu Raritäten wie Chinotto, Ugli, „Buddhas Hand“ oder Deutsche Landsknechthose. Ursprünglich brachten Araber die Gewächse nach Afrika und Europa. Größere Mengen trugen die Schiffe der portugiesischen Seefahrer im 15. und 16. Jahrhundert zu uns. Lange Zeit waren diese Multitalente unter den Nutzpflanzen in erster Linie wegen der ätherischen Öle unter ihrer wachsigen Außenhaut gefragt: zur Herstellung von Heilmitteln und von Düften, die zudem vor Insekten schützen. Erst später entdeckte man sie als leckeres Obst.

Neben der Farben- und Formenvielfalt der Zitrusfrüchte zeigt die Ausstellung auch Pflanzen, deren Namen auf Zitrusfrüchte verweisen: Ob Zitronengras, Zitronenthymian, Zitronenmelisse, Zitroneneukalyptus oder Zitronenverbene – ihre Blätter duften intensiv nach Zitrone. Auch bei den ausgestellten Duftpelargonien, wie „Queen of Lemon“ oder „Prince of Orange“, sind der Grund für den Wohlgeruch ihrer Blätter ätherische Öle, mit denen sich sowohl Zitrusfrüchte als auch die Duftpflanzen gegen Fraßinsekten schützen.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
04.03.2022

Neues internationales Zoo-Ranking

Qualitätssprung: Wilhelma jetzt Nummer fünf in Europa

Mit der neuen Schneeleoparden-Anlage von 2018 konnte die Wilhelma punkten.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Mit der Wilhelma geht es weiter voran. Das belegt auch die neueste Bewertung der besten Zoos Europas. In dem regelmäßigen Ranking schaffte der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart einen kräftigen Sprung von Platz zehn auf Rang fünf. Oben stehen weiter der Tiergarten Schönbrunn in Wien sowie die Zoos in Leipzig und Zürich. Aus deutscher Sicht hat sonst nur noch der Zoo Berlin die Nase vor der Wilhelma. Den Tierpark Hellabrunn hat sie dagegen jetzt hinter sich gelassen in der Rangfolge, die alle zwei Jahre neu erstellt wird. Die kürzlich veröffentlichte Tabelle ergibt sich aus der Auswertung der jüngsten Erhebung von Anfang 2020.

Für die Krokodil-Haltung bekam die Wilhelma-Bestnoten.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Damit hat sich die Wilhelma unter den Top-Adressen der großen Einrichtungen mit mehr als einer Million Gäste pro Jahr fest etabliert. Sie teilt sich den fünften Rang punktgleich mit drei weiteren Institutionen: ZooParc Beauval, Chester Zoo und Pairi Daiza. „Die Spitze rückt zusammen“, sagt Direktor Dr. Thomas Kölpin, „Wenn wir mit den jeweils besten Zoos von Frankreich, England und Belgien auf einer Stufe stehen, sind wir in großartiger Gesellschaft.“ Auch der Abstand nach ganz oben hat sich verringert. Dauersieger Schönbrunn konnte seine Quote der erreichbaren Punkte von 2016 bis 2020 von 84,6 auf 86,5 Prozent steigern. Die Wilhelma legte in der Zeit von 71,0 auf 79,4 Prozent zu. „Wir messen uns mit den Größten und Besten“, sagt Kölpin. „Auch die anderen investieren und verbessern sich. Wenn wir dennoch in die Verfolgergruppe aufsteigen, ist das besonders hoch einzuschätzen. Als ich 2014 nach Stuttgart kam, lag die Wilhelma noch auf Rang 14. Der kontinuierliche Aufstieg seither zeigt, dass das Engagement Anerkennung findet.“

Für die Krokodil-Haltung bekam die Wilhelma-Bestnoten.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Erstmals hat das Ranking ein Autorenduo erarbeitet. Der Zoo-Analyst Anthony Sheridan, der das Ranking aus der Taufe gehoben hatte, bereist 126 Tierparks seit 2008 immer wieder, um Daten, Fakten und frische Eindrücke zu sammeln. Der Engländer hat sich mit Alex Rübel einen ausgewiesenen Insider an Bord geholt. Unter der fast 30-jährigen Führung des ehemaligen Direktors entwickelte sich der Zürcher Zoo zu einem internationalen Aushängeschild. Gemeinsam haben sie rund 40 Einzelkriterien in den Kategorien Besucher-Faktoren, Bildung / Natur- und Artenschutz sowie Wirtschaft und Organisation unter die Lupe genommen. Die Wilhelma konnte in allen dreien Bereichen zulegen. Zu einer Aufwertung führten zum Beispiel die neue Schneeleoparden-Anlage 2018 und die Einführung des Artenschutz-Euros 2019. Bestätigt wurden zudem die Bestnoten für die Menschenaffen-Anlage und die Krokodilhalle. Noch nicht berücksichtig ist das 2020 eröffnete Gemeinschaftsgehege für Yaks und Kamele.

Die moderne Anlage für Menschenaffen erfüllte die hohen Standards der Juroren.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Was grundsätzlich in das Ranking nicht einfließt, ist die außerordentliche Artenvielfalt der Wilhelma. Hier hat sie dank ihrer fast 1200 Arten mit dem Zoo Berlin ein Alleinstellungsmerkmal in Europa. Die Autoren werten jedoch für die Vergleichbarkeit in erster Linie 45 besonders markante Flaggschiff-Tierarten und deren Haltung aus. Auch für Aquarium und Botanischen Garten erhält die Wilhelma Lob, sie werden jedoch nicht bewertet. Trotzdem sieht der Direktor Steigerungspotenzial: „Wir haben bereits weitere zukunftsweisende Projekte gestartet, sodass wir anstreben, zu der absoluten Spitze ganz aufschließen zu können“, sagt Kölpin. Bei den Neuheiten macht in diesem Jahr den ersten Schritt das vielseitige Haus für Kleinsäuger, Vögel und Insektivoren. Es folgt die Terra Australis mit Koalas und interessanten Begleittierarten von Down Under. Und in Vorbereitung sind bereits ein Landschaftsgehege für Sibirische Tiger und die große Elefantenwelt.

Die moderne Anlage für Menschenaffen erfüllte die hohen Standards der Juroren.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
21.02.2022

Spende hilft Weiterentwicklung der Wilhelma

Firma Klingbeil übernimmt Patenschaft für Netzgiraffe Nyiri

Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin übergab die Patenschaftsurkunde vor dem Giraffengehege an Geschäftsführerin Verena Klingbeil und Elena Schirmer von der Firma Klingbeil.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die Erdmännchen haben mit Abstand die meisten Patinnen und Paten, doch auch das größte Wilhelma-Tier hat inzwischen eine Fürsprecherin. Die Firma Klingbeil aus Ilsfeld bei Heilbronn hat die Patenschaft für Nyiri übernommen. Die Netzgiraffe ist im vergangenen Jahr aus dem Kölner Zoo nach Stuttgart gekommen. Mit gut vier Metern überragt sie die noch massigeren Elefanten. „Für den Zoologisch-Botanischen Garten ist das sowohl eine finanzielle als auch ideelle Unterstützung“, sagt Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Dass uns Firmen aus der Region so ihre Verbundenheit zeigen, ist für uns und unsere Arbeit viel wert.“

Für die neue Patin war die Wahl von Nyiri kein Zufall: „Wir freuen uns sehr, dass wir die Wilhelma und ihre vielfältigen Projekte durch unsere Patenschaft fördern können“, sagt Verena Klingbeil. Sie führt das mittelständische Familienunternehmen in zweiter Generation. „Giraffen sind schöne und durch Ihre Größe beeindruckende Tiere – wir haben uns sofort in Nyiri verliebt.“ Zudem sei es wichtig, den Giraffen-Bestand der Zoos zu sichern und perspektivisch zu vergrößern, da Giraffen seit 2016 zu den gefährdeten Tierarten auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN zählen. „Unser Wunsch ist es, vor allem Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, eine große Artenvielfalt zu erleben“, betont Klingbeil. „Die Wilhelma liegt uns daher auch als Naherholungspark mitten in der Stadt besonders am Herzen.“

Die Netzgiraffe Nyiri kam 2021 aus dem Kölner Zoo in die Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die 1978 gegründete Klingbeil GmbH stellt mit rund 35 Mitarbeitern in Ilsfeld Produkte der Klebetechnik her. Dazu gehören selbstklebende Etiketten und Formstanzteile sowie Zuschnitte von Kennzeichnungsfolien und Klebebändern für die Weiterverarbeitung bei den Kunden aus der Industrie.

Die Patenschaftsgelder fließen nicht in die laufenden Ausgaben der Wilhelma, wie Heizung, Wasser oder Strom, sondern kommen in einen gesonderten Topf. „In den derzeit schwierigen Zeiten mit den erheblichen Einnahmeausfällen müssen wir Prioritäten bei Investitionen setzen“, sagt Direktor Kölpin. „Die Spenden der Patinnen und Paten helfen uns daher, Projekte zu ermöglichen, die sonst nicht in dieser Form oder erst viel später zu realisieren wären.“ Aktuelle Beispiele dafür, was auf diese Weise aufgewertet werden konnte, sind der Neubau der Schneeleoparden-Anlage 2018 und die Erneuerung des Außengeheges der Brillenbären 2021. Auch in die artgerechte Ausstattung des neuen Gebäudes für Kleinsäuger, Vögel und Insektivoren, das 2022 in Betrieb gehen wird, fließen Patenschaftsgelder.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
18.02.2022

Wilhelma Stuttgart

Wilhelma Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Jahresbilanz nach Flächenbränden in Brasilien

Erste Erfolge der Hilfsfeuerwehr im Pantanal dank Wilhelma-Nothilfe

Feuerpatschen und Schutzausrüstung sind eine erhebliche Hilfe für die Farmer.
Foto: ICAS/IPE

Frohe Kunde aus Brasilien: Vor genau einem Jahr hatte die Wilhelma Nothilfe im Pantanal geleistet, wo das größte Feuchtgebiet der Welt wegen anhaltender Trockenheit zu weiten Teilen in Flammen stand. Jetzt hat der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart von seinem Kooperationspartner eine ermutigende Bilanz der zwölf Monate seither erhalten. Ganz akut hatte die Wilhelma mit Spenden Veterinären geholfen, im Brand verletzte Tiere zu retten. Zudem flossen zukunftsweisend Gelder in ein Programm, das Farmer als Brandschützer ausbildet und ausstattet. Insgesamt waren es 25.000 Dollar. Sie stammen aus dem Artenschutz-Budget sowie Spenden der Besucherinnen und Besucher, die einen Artenschutz-Euro beim Kartenkauf bezahlen. Außerdem fließen pro Jahr 45.000 Euro von Wilhelma und ihrem Förderverein in Projekte zum Schutz der Großen Ameisenbären und der Riesengürteltiere nach Südamerika.

Laubbläser und Löschrucksäcke gehören zur gestifteten Ausrüstung zur Brandbekämpfung.
Foto: ICAS/IPE

„Das Pantanal hat eine unglaubliche Artenvielfalt, die es zu schützen gilt“, sagt Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Wir begleiten alle zwei Dutzend Projekte, die wir weltweit mit Spenden fördern, um uns von deren sinnvollen Einsatz zu überzeugen. Das für uns noch recht neue Programm im Pantanal erweist sich als sehr erfolgreich. Die Brandbekämpfung ist Artenschutz in Reinform, weil sie einen ganzen Lebensraum für viele Arten bewahren hilft.“ In Brasilien hat gerade die Regenzeit begonnen. Und zum ersten Mal seit Monaten regnet es auch tatsächlich. Die schwerste Dürre seit 100 Jahren ist damit aber nicht vorüber. „Wir hoffen, dass es in den nächsten Wochen und Monaten viel regnet“, betont Arnaud Desbiez, der Präsident der Wildtierschutzorganisation ICAS in Brasilien. 2021 gab es nur halb so viele Feuer wie 2020. Doch ihre Zahl lag trotzdem weit über dem Zehn-Jahres-Schnitt. „Unserer neuen Hilfsfeuerwehr ist es gelungen, einen Waldbrand zu verhindern“, berichtet Desbiez. „Satelliten hatten die Hitzeentwicklung erkannt. Wir haben die Landbesitzer verständigt. Ihnen ist es gelungen, mit der professionellen Ausrüstung das Feuer zu löschen, bevor die Berufsfeuerwehr eintraf.“

Über persönliche Schutzausrüstung verfügte zuvor kein Farmer im Kampf gegen die Flammen.
Foto: ICAS/IPE

Früher hatten die auf sich allein gestellten Landwirte und Viehbesitzer ohne jeden Schutz vor Hitze und Funkenflug oft nur einzeln mit Zweigen auf die Glut eindreschen können. Nach der Schulung mit der neuen Ausstattung rücken sie geschützt durch Helme und feuerbeständige Kleidung den Flammen koordiniert mit Feuerpatschen, Wasserspritzen, Löschrucksäcken und sogar Laubbläsern effektiver zu Leibe. „Was die Zusammenarbeit, Schnelligkeit und Effizienz angeht, erfüllte der Einsatz unsere Hoffnungen“, so Desbiez. „Deshalb dehnen wir das Programm nächstes Jahr auf benachbarte Ranches aus. Ein großes Dankeschön an alle, die sich an dieser Aktion beteiligen.“

Ebenfalls entwickeln sich laut dem Jahresbericht die Einzelprojekte gut. Das Giant Armadillo Conservation Project (GACP) hilft den Imkern, ihre Bienen vor den Übergriffen des Gürteltiers zu schützen. Erstmals kommt Ende dieses Jahres nun ein zertifizierter Honig aus diesem Programm in den Verkauf. Er soll der Bevölkerung einen auskömmlichen Lebensunterhalt ermöglichen, der die Natur nicht ausbeutet.

Ein Traktor und ein Wassertank auf Rädern bilden ein Löschgespann.
Foto: ICAS/IPE

Zum Schutz der Großen Ameisenbären nehmen die Artenschützer die wachsende Zahl der Wildunfälle an den Highways auf vielfältige Weise ins Visier. Denn weil der River Paraguay wegen der Dürre immer weiter austrocknet, verlagert sich der Warentransport von Schiffen auf LKW. Viermal mehr Fahrzeuge sind jetzt auf den Überlandstraßen unterwegs. Verkehrsbeobachtungen messen nun, ob die Fahrgeschwindigkeit in der Nähe von Warnschildern zu Wildwechsel überhaupt sinkt. Befragungen von Berufskraftfahrern sollen zeigen, ob die Sichtbarkeit der Warnschilder ausreicht.

Zudem sollen an neuralgischen Streckenabschnitten Tierschutzzäune gezogen werden. Dafür untersuchen die Forscher zudem das Verhalten der Ameisenbären. Wie ziehen sie ihren Nachwuchs auf und wie verbreitet sich dieser in der Region, auf der Suche nach einem eigenen Revier? In Fragen des Wildschutzes berät die ICAS auch Brasiliens Bundesministerium für Infrastruktur bei der Planung des Straßenbaus.

Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: ICAS/IPE
08.11.2021

Ab den Ferien gilt der Wintertarif – 25 Prozent günstiger

Goldene Zeiten in der Wilhelma mit herbstlicher Dekoration

Der Herbst entfaltet ein besonderes Farbenspiel in der Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Mehr als nur ein Hauch Indian Summer weht durch die Wilhelma in Stuttgart. Die Herbstsonne lässt das farbenfrohe Laub der ehrwürdigen Bäume im historischen Park hell strahlen. Die verschnörkelte Architektur der maurischen Gebäude wirft immer längere Schatten. Stimmungsvolle Dekoration schafft zusätzlich Herbstatmosphäre mit etwas Halloween-Flair. Nicht weniger als 93.500 Pflanzen und Zwiebeln haben die Gärtnerinnen und Gärtner in den vergangenen Tagen gesetzt, damit der Zoologisch-Botanische Garten sich auch an kälteren Tagen bis ins Frühjahr blütenreich präsentiert. Ab November gilt der günstige Wintertarif.

Die Herbstferien können also kommen. Am letzten Tag der Hauptsaison, dem 31. Oktober, bleibt der Park trotz der Zeitumstellung noch bis 18.30 Uhr geöffnet, so dass die Gäste bis in die Dämmerung hinein das schummerige Flair genießen können. Die Häuser sind bis 17.30 Uhr offen. Neben der herbstlichen Gestaltung der Beete hat die Kreativabteilung viele Stationen aufgebaut, die dezent an den Grusel-Brauch erinnern: Vogelscheuchen, Hexenbesen und -hüte, Fledermaus-Figuren und Gespenster sind auf dem Gelände anzutreffen sowie natürlich allerhand bemalte Kürbisse. Neben einigen grimmigen Gesellen finden sich unter diesen schmucken Früchten dieses Jahr auch viele lustige Gestalten und Tiermotive.

Die Gärtnerei hat den Wilhelmapark jahreszeitlich passend hergerichtet.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Zurückhaltend unterhaltsam ist der Halloween-Charakter in diesem Jahr. Eine schaurige Großveranstaltung mit verkleideten Akteuren, Mitmachaktionen und vielen gruseligen Überraschungen auch in den Häusern ist angesichts der Corona-Pandemie noch nicht wieder angeraten. Dafür ist die jahreszeitliche Dekoration auch während der Herbstferien zu sehen. Für ein unbeschwertes Erlebnis sorgen weiterhin eine Obergrenze von 8000 Gästen pro Tag, die nach online zu buchenden Einlasszeitfenstern gestaffelt den Park betreten, sowie die 3G-Regel als Nachweis des Corona-Status. Die Pandemie-Lage kann allerdings kurzfristige Änderungen erfordern. Geöffnet ist die Wilhelma von November bis Februar täglich von 8.15 bis 16.30 Uhr, die Häuser von 10 bis 16 Uhr. In dieser Zeit ist der Besuch um mindestens 25 Prozent günstiger. Der Eintritt kostet dann für Erwachsene (mit Artenschutz-Euro für internationale Projekte) 15 statt 20 Euro und für Kinder und Jugendliche von 6 bis 17 Jahren 5,50 statt 8 Euro. Kinder unter 6 Jahren dürfen gratis hinein.

Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart
08.11.2021

Christmas Garden Stuttgart feiert im November mit einem Lichtermeer sein Comeback

  • Neuer Rundweg mit vielen funkelnden Highlights
  • Tickets schnell und einfach online zu buchen
  • Umfangreiches Hygienekonzept für besinnliches Open-Air-Erlebnis

In diesem Winter wird der Christmas Garden Stuttgart endlich zum dritten Mal Groß und Klein in Begeisterung versetzen können. Auch 2021 wartet dieses einmalige Format für die ganze Familie mit einem neu konzipierten Rundweg durch das beeindruckende Freigelände der Wilhelma auf. Zahlreiche neue aufwendige Lichtinstallationen werden dank Millionen von Lichtpunkten und musikalischer Untermalung für ganz besondere winterliche Momente im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart sorgen.

Vom 18. November 2021 bis zum 16. Januar 2022 lädt der Christmas Garden Stuttgart unter freiem Himmel täglich von 17 bis 22 Uhr zum Entdecken und Staunen ein. Geschlossen ist der Christmas Garden nur am 24. Und 31. Dezember 2021. Die Wilhelma hat jeden Tag geöffnet.

Karten gibt es auf www.christmas-garden.de, und allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie auf www.myticket.de und unter 01806 – 777 111 (0,20 EUR/Anruf aus dem dt. Festnetz / max. 0,60 EUR/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz).

Christian Doll, Geschäftsführer der C² Concerts GmbH: „Im vergangenen Winter mussten wir den Christmas Garden Stuttgart pandemiebedingt schweren Herzens absagen. Dieses Jahr kehren wir aber wieder in die einmalige Wilhelma zurück und können es nicht erwarten, den Stuttgarter/innen und Gästen aus dem Umland endlich den neuen Rundweg mit dutzenden funkelnden Lichtinstallationen zu präsentieren. Gerade nach einer so langen Zeit ohne Veranstaltungen bietet der Christmas Garden die perfekten Voraussetzungen, um sich gemeinsam mit Freunden und Familie eine wohlverdiente Auszeit zu nehmen und sich auf Weihnachten einzustimmen.“

Dr. Thomas Kölpin, Direktor der Wilhelma: „Ich persönlich freue mich sehr auf den Christmas Garden. Er stellt jedes Jahr ein Highlight in den Wintermonaten dar, womit wir auch in der dunklen Jahreszeit unseren schönen Park in ein bezauberndes Licht rücken. In enger Abstimmung und guter Zusammenarbeit mit den Macher/innen des Christmas Garden ist uns auch dieses Jahr wieder etwas Einmaliges gelungen.“

Fotowettbewerb und Gewinnspiel

Die mit Herzblut inszenierten Installationen bieten unzählige Motive für spannende, verspielte oder romantische Fotos. Kreative Besucher*innen können ihre Fotos auch mit dem Hashtag #ilovechristmasgarden bei Facebook oder Instagram posten und auf diese Weise an einem Fotowettbewerb teilnehmen. Unter den besten Schnappschüssen werden eine Reise für zwei Personen zum Christmas Garden Barcelona 2022 inkl. Flug und Übernachtung sowie Tickets für den Christmas Garden im nächsten Jahr verlost.

Neue Highlights: Kathedrale des Lichts und magisches Hologramm

Den Machern des Christmas Garden Stuttgart liegt es ganz besonders am Herzen, ihren Gästen jedes Jahr aufs Neue ein spektakuläres Erlebnis zu bieten, das sich vom Vorjahr unterscheidet und überraschende Akzente setzt. Rund 30 Illuminationen erhellen den gut zwei Kilometer langen Rundweg, der sich durch die abwechslungsreiche Parklandschaft schlängeln wird.

Mit der Kathedrale des Lichts präsentiert der Christmas Garden Stuttgart dieses Jahr eine atemberaubende neue Installation: Als Besucher durchschreitet man einen 20 Meter langen, von tausenden Lichtdioden erleuchteten Tunnel, der an seiner höchsten Stelle knapp sieben Meter umfasst. Zudem wird zwischen den berühmten Mammutbäumen wie von Geisterhand ein magisches Hologramm schweben, untermalt von Klangwelten des Komponisten und SoundDesigners Burkhard Fincke. Ein imposantes Field of Lights wird dank aufwendiger Programmierung zu weihnachtlichen Melodien tanzen und eine beeindruckende Choreographie wiedergeben. Auf dem Wasser wird es romantisch-verträumte Projektionen zu bestaunen geben, die mithilfe von feinstem Sprühnebel in der Luft tanzen.

Für Speis und Trang werden auch in diesem Jahr die Catering-Experten von Marché Mövenpick sorgen.

COVID-19: Hygienekonzept – sicher und verantwortungsvoll organisiert

Die Gesundheit der Besucher/innen und Mitarbeiter/innen steht für die Veranstaltenden des Christmas Garden an oberster Stelle. So wurde ein umfangreiches COVID-19-Hygienekonzept erarbeitet, das sicherstellt, dass die entsprechenden behördlich vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen, die sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden können, eingehalten werden. Der Umfang der Hygienemaßnahmen wird mit der nötigen Verhältnismäßigkeit und in Abstimmung mit den Behörden stets an die aktuellen Entwicklungen angepasst. Aktuelle Informationen zu den Maßnahmen sind hier zu finden: https://www.christmas-garden.de/hygienekonzept

Archivbild: Ein „Field of Lights“ tanzt zu musikalischen Klängen.bei Christmas Garden Stuttgart.

Hintergrundinformationen:

2016 holte die DEAG Deutsche Entertainment AG dieses Erfolgsmodell erstmals nach Deutschland in den Botanischen Garten Berlin. Wegen des überwältigenden Erfolgs kamen weitere Standorte in der Wilhelma in Stuttgart (seit 2018), in Schloss & Park Pillnitz in Dresden (seit 2018), im Allwetterzoo Münster (seit 2019), im Botanischen Garten Madrid (2019), im Wollaton Park in Nottingham (seit 2020) sowie in Berlin mit Weihnachten im Tierpark (seit 2019) hinzu. In der Saison 2019/2020 strömten insgesamt rund 950.000 Besucher zu diesem winterlich-romantischen Highlight, zu dem sich der Christmas Garden innerhalb weniger Jahre entwickelt hat. Dieses Jahr sollen international gleich neun weitere Standorte hinzukommen.

Christmas Garden Stuttgart
Mit der Dämmerung beginnt die magische Reise …

18. November 2021 – 16. Januar 2022
Zoologisch-Botanischer Garten Wilhelma
Wunsch-Einlasszeiten schon jetzt sichern auf www.christmas-garden.de !

Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart
08.11.2021

Artenschutzprogramm für größte Wolfsspinne der Welt

Wilhelma gelingt erste Nachzucht einer extrem seltenen Tarantel

Die Deserta-Tarantel gilt mit vier Zentimetern Körperlänge als die größte Wolfsspinne der Welt.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Volker Harport

Nicht nur Gorilla, Elefant und Löwe stehen in der Wilhelma, einem der artenreichsten Zoos der Welt, im Mittelpunkt. Auch die Vielfalt anderer Lebewesen ist unermesslich und verdient geschützt zu werden, wie im 2002 eröffneten Insektarium. Seit rund einem Jahr hält der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart eine wirkliche Rarität: die Deserta-Tarantel (Hogna ingens). Mit rund vier Zentimetern Körperlänge und einer Beinspannweite von bis zu zwölf Zentimetern gilt sie als die größte Wolfsspinne der Welt. Zudem sind diese schönen, schwarz-weiß gefärbten Spinnen extrem selten. Nun ist deren Nachzucht auch in der Wilhelma erstmals gelungen. Von Natur aus kommen sie nur auf der unbewohnten Insel Deserta Grande vor, die ungefähr 20 Kilometer vor der Küste der Atlantikinsel Madeira liegt. Ihr Bestand ist in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen, da eingeführte Ziegen und ein sich explosionsartig vermehrendes Glanzgras die letzten Rückzugsorte der Tarantel  gefährden. Aktuell wird davon ausgegangen, dass nur noch 4000 dieser Tiere auf Deserta Grande leben, was für eine Spinnenart sehr wenig ist. Darum wurde 2016 unter Leitung des Bristol Zoo ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für die Deserta-Tarantel gestartet. Dies soll sichern, dass diese Tierart nicht ausstirbt.

Deserta-Taranteln vor der Paarung.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Volker Harport

Die Wilhelma beteiligt sich an diesem EEP seit vergangenem Jahr. „Wir bekamen insgesamt 50 Jungtiere vom Kölner Zoo, der die Art bereits seit 2019 erfolgreich pflegt und züchtet“, berichtet Revierleiter Volker Harport. „Es freut mich auch ganz persönlich, dass wir es nun geschafft haben, diese schöne und äußerst seltene Spinne nachzuzüchten.“ Insgesamt tummeln sich derzeit mehrere hundert Jungtiere in speziellen Aufzuchtterrarien hinter den Kulissen des Insektariums. Rund vier Monate nach der Paarung bauen die Weibchen einen Kokon, den sie bis zum Schlupf der Jungtiere mit sich tragen und auf diese Weise gut bewachen. Auch die frisch geschlüpften Jungspinnen werden einige Zeit auf dem Körper herumgetragen. Danach sind sie aber komplett auf sich allein gestellt.

Die Deserta-Tarantel trägt den Kokon immer bei sich. Und auch nach dem Schlüpfen trägt das Weibchen die Vielzahl der Jungtiere einige Tage auf dem Rücken.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Volker Harport

Wie alle Wolfsspinnen, jagt die Deserta-Tarantel nicht mit Hilfe eines Netzes, sondern lauert in ihren Wohnröhren ihren Opfern auf: Käfern, Tausendfüßlern und sogar kleinen Eidechsen. Schon kurze Zeit, nachdem sie geschlüpft sind, leben die Spinnen räuberisch: „Das ist auch der Grund, warum wir die Tiere einzeln halten müssen. Denn sonst würden sie sich gegenseitig auffressen“, weiß Spinnenexperte Harport. Die in der Wilhelma geschlüpften Jungspinnen werden zum Teil weiter für die Zucht eingesetzt und zum Teil an andere Zoos abgegeben. Mit den Erhaltungszuchtprogrammen leisten die Zoologischen Gärten weltweit einen wichtigen Beitrag zum Schutz bedrohter Tierarten. Das Ziel ist es, eine stabile Reservepopulation in menschlicher Obhut aufzubauen und so dauerhaft vor dem Aussterben zu schützen, falls ihre Zahl in der Natur zu stark abnimmt. Das Wilhelma-Insektarium zeigt die Deserta-Tarantel in einem extra mit für ihren Lebensraum typischen Pflanzen gestalteten Terrarium.

Die Deserta-Tarantel trägt den Kokon immer bei sich. Und auch nach dem Schlüpfen trägt das Weibchen die Vielzahl der Jungtiere einige Tage auf dem Rücken.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Volker Harport

Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Volker Harport
08.11.2021

Giraffenbulle Hanck bei medizinischer Behandlung gestorben / Kreislaufversagen

Der 21-jährige Netzgiraffen-Bulle war seit 2002 in der Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die Wilhelma hat ihren Giraffenbullen verloren. Bei einer medizinischen Behandlung ist „Hanck“ am Dienstag, 12. Oktober, an Kreislaufversagen gestorben. „Die Narkose einer Giraffe ist die heikelste, die es in der Tierwelt gibt“, sagt der Veterinär des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart, Dr. Tobias Knauf-Witzens. Bekannt wegen ihrer langen Beinen und des noch längeren Halses, ist es gerade diese extreme Körperform, die für Giraffen während ihres ganzen Lebens eine Herausforderung darstellt. Bei einem Bullen wie Hanck muss das große und zirka zwölf Kilo schwere Hochleistungsherz das Blut von Huf bis Kopf beständig über einen Höhenunterschied von fünf Metern pumpen. Hingegen können sie auch im gesunden Zustand nicht länger liegen, ohne Kreislaufprobleme zu bekommen. Daher stellt jede Narkose ein erhöhtes Risiko dar.

Der 21-jährige Netzgiraffen-Bulle war seit 2002 in der Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Der am 9. Juni 2000 in Rotterdam geborene Hanck war im April 2002 in die Wilhelma gekommen. Er fühlte sich hier sichtbar wohl und hat sieben Mal Nachwuchs gezeugt und damit zum Erhalt der Netzgiraffen beigetragen. Er erfreute sich dem Anschein nach guter Gesundheit – jedoch machten ihm im mit 21 Jahren bereits in fortgeschrittenem Alter seine Hufe zunehmend zu schaffen. Seine Klauen wuchsen ungleichmäßig. „Dadurch kam es zu einer Fehlstellung des Hufgelenks“, erklärt Knauf-Witzens. „Ohne Korrektur wäre die Folge eine chronische Arthrose. Das Tier bekäme Schmerzen, würde lahmen und wäre auf Dauer nicht mehr lebensfähig. Die Hufpflege war bei Hanck wegen ihrer medizinischen Notwendigkeit daher unaufschiebbar geworden.“ Die Pflegerinnen und Pfleger der Wilhelma betreiben regelmäßig mit den Giraffen ein Training, um mit ihnen einzuüben, verschiedene therapeutische Behandlungen zu dulden und zum Beispiel für die Hufpflege die Beine zu heben. So können manche Narkosen vermieden werden. Die Reaktion ist individuell unterschiedlich. Während zum Beispiel die Giraffenkühe Kiburi und Anna bereitwillig mitgemacht hatten, hatte Hanck das Training nicht angenommen. Daher führte kein Weg an der Narkose vorbei. Eine Obduktion soll zeigen, ob Hanck bis auf Alterserscheinungen gesund war oder versteckte Leiden dazu beigetragen haben könnten, dass sein Kreislauf versagt hat. Eine Lebenserwartung von 25 Jahren ist für Giraffen normal.

Der 21-jährige Netzgiraffen-Bulle war seit 2002 in der Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart

In der Wilhelma leben aktuell noch die beiden Netzgiraffen Nyiri und Sala, die im April aus dem Kölner Zoo gekommen sind. Die Koordinationsstelle für das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) der Zoos wird eine Empfehlung aussprechen, wann es sich anbietet, dass ein Bulle in zuchtfähigem Alter wieder nach Stuttgart kommt. Seit 2016 zählt die Weltnaturschutzunion IUCN auch Giraffen zu den bedrohten Tierarten auf der Roten Liste. Deren Bestände sind in den vergangenen drei Jahrzehnten um rund 40 Prozent gesunken. Von der Netzgiraffe gibt es in ihrem Verbreitungsgebiet, dem Nordosten Kenias sowie den angrenzenden Teilen Süd-Somalias und möglicherweise dem Süden Äthiopiens, nur noch weniger als 4.700 Tiere.

Im April hatte Hanck (Mitte) die beiden neuen Giraffen aus dem Kölner Zoo kennen gelernt: Sala (links) und Nyiri.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart
08.11.2021

Historischer Eingangspavillon von 1846 – Das Aushängeschild der Wilhelma wird aufwendig restauriert

Der historische Pavillon von 1846 am Haupteingang der Wilhelma verschwindet hinter einem Bauzaun. Das achteckige Vordach des Umgangs und einige gusseiserne Elemente müssen saniert oder ersetzt werden. Das weniger bekannte reiche Dekor im Innenbereich wird konserviert.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Das prominenteste Gebäude der Wilhelma zieht sich für rund anderthalb Jahre aus der Öffentlichkeit zurück. Das Amt Stuttgart des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg saniert den historischen Eingangspavillon an der Neckartalstraße, der vor 175 Jahren errichtet wurde. Das kleine Baudenkmal ist das wahre Aushängeschild des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart. Generationen von Gästen haben an dem Kassenhäuschen ihre Eintrittskarten gekauft und Millionen von Autos passieren jedes Jahr auf der vielbefahrenen B10 die illustre Fassade im Zentrum der orange leuchtenden Terrakottarelief-Wand. Auch wenn der Bauzaun nun den Blick bis auf das Dach verdeckt, öffnet die Wilhelma weiterhin tagein, tagaus an dieser Stelle um 8.15 Uhr. Container werden in der Zwischenzeit die Kassen beherbergen. Wenn 2023 die Hüllen der Baustelle fallen, dürfte sich der Pavillon in einem beschaulicheren Umfeld wiederfinden. Wenn der neue Rosensteintunnel freigegeben ist, soll die Neckartalstraße zurückgebaut werden und nicht mehr als Hauptverkehrsader dienen.

Der historische Pavillon von 1846 am Haupteingang der Wilhelma verschwindet hinter einem Bauzaun. Das achteckige Vordach des Umgangs und einige gusseiserne Elemente müssen saniert oder ersetzt werden. Das weniger bekannte reiche Dekor im Innenbereich wird konserviert.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Das bauliche Schmuckstück wartet geradezu darauf, dass dass Konzept der „Stadt am Fluss“ hier Raum greift. Denn ursprünglich ließ König Wilhelm I. von Württemberg vor seinem neuen privaten Refugium in den damals überdachten Wandelgang zum Wilhelma-Theater einen kleinen Gartensaal als Gazebo integrieren, von wo aus er den Blick über das Neckarufer schweifen ließ.

Der Sanierungsumfang ist auf rund 1,9 Millionen Euro veranschlagt. Die Bundesrepublik Deutschland vertreten durch die Beauftragte der Bunderegierung für Kultur und Medien beteiligt sich mit 900.000 € zusammen mit dem Land Baden-Württemberg an den Kosten zur Erhaltung des Kulturerbes. Es handelt sich um eine Erstrestaurierung. Bislang waren lediglich in den 1990er Jahren die Außenmalereien konserviert worden. Detaillierte Prüfungen mit Röntgenaufnahmen und Kamerabefahrungen haben ergeben, dass zur Sicherung der alten Bausubstanz das Vordach des Oktagons mit seinen Stützen zurückgebaut, saniert und gusseisernere Elemente zum Teil nachgegossen werden müssen. Mehrere Ornamente sind bereits abgängig.

Der historische Pavillon von 1846 am Haupteingang der Wilhelma verschwindet hinter einem Bauzaun. Das achteckige Vordach des Umgangs und einige gusseiserne Elemente müssen saniert oder ersetzt werden. Das weniger bekannte reiche Dekor im Innenbereich wird konserviert.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Im Gusseisen entsteht durch Korrosion mit der Zeit poröser Eisenschwamm, was der Konstruktion ihre Festigkeit raubt. Das im 19. Jahrhundert eingesetzte Baukasten-Prinzip mit Steckverbindungen lässt sich jedoch erhalten, soweit brüchige Werkstücke auszutauschen sind. Das Ziel des Denkmalschutzes ist es immer, so viel des Originalzustands zu bewahren oder wiederherzustellen wie möglich. Da sich das Kerngebäude als belastbar erwiesen hat, können das Gemäuer und das Dach stehen bleiben. Der Sandstein wird bis auf die Bodenplatten nur gereinigt. Und auch die dekorative Ausgestaltung des Innenraums wird lediglich konserviert und bei Bedarf nachgefasst. Obwohl die Außenansicht des Kassenpavillons vielen sehr vertraut ist, wissen wenige, als was für ein Schmuckkästchen das Interieur sich entpuppt. Florale Wandmalereien zieren das Achteck mit blumenbekränzten Frauenköpfen und musizierenden Putten.

Fotogalerie zum Beginn der Renovierungsarbeiten:

Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: (3) & (5) NABU/Sebastian Hennigs; (Rest) Wilhelma Stuttgart
08.11.2021

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Welt-Nashorn-Tag am 22. September

Wilhelma-Aktion: Für das Sumatra-Nashorn wird es höchste Zeit

Auf Sumatra-Nashörner treffen Forscher nur noch selten.
Foto: Sumatran Rhino Rescue / Barney Long

Als am 22. September wieder der Welt-Nashorn-Tag begangen wurde, war das kein Grund zum Feiern, sondern ein untrügliches Zeichen, dass die Tage der Nashörner gezählt sind. „Wenn sich nicht grundlegend etwas ändert und das schnell, wird es in naher Zukunft keine Nashörner mehr geben“, sagt Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin. Der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart informierte am Mittwoch über die dramatische Situation der Rhinozerosse und darüber, was zu ihrem Überleben getan werden kann.

Die Wilhelma engagiert sich seit 2019 als offizieller Strategischer Partner der Allianz zur Rettung des Sumatra-Nashorns. Bereits seit 2005 kooperiert sie mit der internationalen Organisation „Save the Rhino”. Mittlerweile konnte die Wilhelma rund 175.000 Euro in Projekte zugunsten dieser seltenen Huftiere investieren. Dank der Spenden der Besucherinnen und Besucher, die mit ihrer Eintrittskarte über den Artenschutz-Euro einen Beitrag leisten, ließ sich der Einsatz zuletzt deutlich erhöhen. Und das ist dringend erforderlich.

Das Nördliche Breitmaulnashorn gilt bereits als praktisch ausgestorben, weil weltweit nur noch zwei Kühe leben, die zudem keine Jungtiere mehr austragen können. Hier ruht die letzte Hoffnung auf künstlicher Befruchtung mit den eingefrorenen Spermien bereits gestorbener Bullen und einer „Leihmutterschaft“ von eng verwandten Südlichen Breitmaulnashörnern. Etwas besser, wenn auch nur ein wenig, sieht es bei den Sumatra-Nashörner aus, weil bei diesen die natürliche Vermehrung noch möglich ist, jedoch inzwischen unter erschwerten Bedingungen. Denn von dieser kleinsten der fünf heute noch existierenden Nashorn-Arten wird ein Restbestand von weniger als 80 Tieren vermutet, die versprengt auf verschiedenen Inseln Indonesiens leben und daher die wenigsten von ihnen zueinander kommen können. Das von der Wilhelma unterstützte Rettungsprogramm „Sumatran Rhino Rescue“ zielt darauf ab, die verbliebenen Tiere in drei naturnahen Reservaten zu konzentrieren, wo sie geschützt unter guten Bedingungen in intakten Lebensräumen zusammenfinden und Kälber aufziehen können.

Bulle und Kuh baden zusammen in einer Suhle.
Foto: Sumatran Rhino Rescue / Alain Compost

Am Welt-Nashorn-Tag empfingen die Biologinnen und Biologen der Wilhelmaschule Jung und Alt vor dem Gehege von Panzernashorn Bruno zwischen 11 und 16 Uhr. Die Pädagoginnen und Pädagogen zeigten Anschauungsmaterial, wie Modelle des Nasenhorns, das die Tiere berühmt macht (aber auch wegen des Aberglaubens an seine Wunderwirkung gefährdet). Aufnahmen von Nashornstimmen sind zu hören. Spiele wie ein Quiz und Memory gaben die Möglichkeit, das eigene Wissen zu testen und kleine Preise zu gewinnen. Um einen persönlichen Eindruck von den Dimensionen zu bekommen, stand ein lebensgroßes Foto-Banner eines Sumatra-Nashorns bereit. Das bot auch die Chance für ein Erinnerungsfoto als bleibende Motivation, sich zu engagieren, damit das Nashorn künftig nicht nur noch in der Erinnerung existiert.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
28.09.2021

Botanische Sonderausstellung im Wintergarten

Chilis entscheiden durch ihre Schärfe selbst, wer sie frisst

Rund 100 Chilisorten in unterschiedlichsten Farben und Formen sind in der Schau bis 24. Oktober im Wintergarten zu sehen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Sind sie Gemüse, Gewürz oder Gefahrgut? An Chilis scheiden sich die Geister. Doch der Vergleich fällt auch schwer. Innerhalb der Pflanzengattung Capsicum könnten die Extreme nicht größer sein: von aromatisch-mild über würzig-pikant bis feurig-scharf – was noch untertrieben ist, aber für die Hochzüchtungen fehlen passende Worte. Die Wilhelma in Stuttgart zeigt in ihrer Chilipflanzenschau ab sofort bis zum 24. Oktober zirka 100 verschiedene Sorten. Rings um das große Oval im historischen Wintergarten stechen aus dem üppig-grünen Ambiente überall kräftige Farbtupfer hervor, die sich nicht an das Ampelschema Rot-Gelb-Grün des bekanntesten Vertreters, der süßlichen Gemüsepaprika, halten. Wer genauer hinguckt, findet sogar violette und schwarze Früchte. Dabei darf man nicht nur nach der klassischen Zipfelform Ausschau halten. Runde Beeren, lange Schnürsenkel oder kleine Glöckchen: Chilis gibt es längst genauso in kurioser Gestalt.

Fenja Baumgärtner zeigt den Schärfe-Rekordhalter „Carolina Reaper“ (links) und die kurios geformte Sorte „Elefant.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Ihre Vielfalt ist gewaltig und trügerisch. „Die Schärfe einer Chili ist weder an ihrer Farbe noch Form abzulesen“, sagt Fenja Baumgärtner, die im Zoologisch-Botanischen Garten die Chili-Sammlung betreut. Sicher ist nur, dass jede Frucht an ihrer Spitze weniger scharf ist als an ihrem Ansatz. „Die Schärfe konzentriert sich nicht, wie oft vermutet, in den Samen, sondern in der Plazenta und den weißlichen Scheidewänden, an denen die Samen sitzen“, erklärt die Zierpflanzengärtnerin. Jede ausgestellte Pflanze ist mit ihrem Schärfegrad ausgeschildert. Doch sprengen die Rekordhalter die klassische Zehnerskala. Für alles darüber hinaus bleibt nur ein ungewisses „10+“. Dagegen veranschaulicht das Maß in Scoville-Einheiten die Relation. Tabasco galt lange als ein Inbegriff für scharfe Würze. Cayenne-Pfeffer ist schon etwa zehn Mal schärfer, doch ist an der Weltspitze der „Carolina Reaper“ noch 44 Mal stärker als Cayenne-Pfeffer, gemessen am Capsaicin-Gehalt, der Substanz, die das brennende Gefühl von Hitze auslöst – zumindest bei Säugetieren, die sich die Pflanzen damit vom Leib halten.

Die Zierpflanzengärtnerin Fenja Baumgärtner betreut die Chilipflanzen-Sammlung der Wilhelma, die jetzt im Wintergarten zu sehen ist.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Was es damit auf sich hat, zeigt ein Blick auf die aus Südamerika stammenden Wildformen. An diesen weniger auffälligen Pflanzen ist in der Schau gut zu sehen, dass die ursprünglichen Früchte klein bleiben, aufrecht nach oben wachsen und sich leicht vom Kelch lösen. So sind sie für Vögel gut abzupicken. Vögel spüren die Schärfe nicht, zermalen die Samen nicht im Schnabel und zersetzen diese nicht im Magen. Anders als Säugetiere scheiden sie so die Samen unverdaut andernorts wieder aus und verbreiten sie zum Vorteil der Pflanze. Erst die Menschen haben durch Züchtungen und Kreuzungen eine riesige Vielfalt daraus hervorgebracht, die mit fleischigen Früchten von den zierlichen Pflanzen baumeln. Die meisten Ausstellungsstücke sind einjährige Pflanzen, hinzukommen für die Gestaltung als Hochstämme auch zwei- und dreijährige. „Die Mehrjährigen blühen etwas früher, sind aber nicht ganz so ertragreich“, sagt Baumgärtner.

An einer Schauwand sind viele verschiedene Chili-Früchte zu vergleichen, darunter auch der aktuelle Weltrekordler „Carolina Reaper“ und sein Vorgänger „Trinidad Moruga Scorpion“.
Foto: Wilhelma Stuttgart

„Bei den Züchtern hat sich die Rekordjagd etwas gelegt“, berichtet sie. Der Carolina Reaper ist seit 2013 die Nummer eins, als er den Trinidad Moruga Scorpion ablöste. Mittlerweile konzentriert sich der botanische Ehrgeiz meist mehr auf besondere Farben und Formen. Die bleistiftdünnen Früchte der Sorte „Thunder Mountain Longhorn“ gehören zum Beispiel mit mehr als 30 Zentimetern zu den längsten der Welt. Nett anzuschauen ist zudem die Sorte „Elefant“, deren Frucht wie ein Rüssel geriffelt ist. Eine überbordend bunte Palette bieten die Habaneros: außer gelb und grün auch weiß, über senf- und lachsfarben weiter bis zu einem purpurnen oder schokoladigen Teint.

Zu den Besonderheiten zählen auch die Sorten „Thunder Mountain Longhorn“ mit extrem langen Früchten und „Elefant“, deren Frucht wie ein Rüssel geriffelt ist.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Viele Erklärtafeln, eine Schauwand mit einem Sortiment an Chili-Früchten aller Art sowie eine Vitrine mit beispielhaften Produkten, die mit Chili verfeinert sind, runden die Ausstellung ab. Scharfer Senf mit Chili liegt nahe. Schokolade mit Chili ist inzwischen verbreitet. Aber an einer scharfen Zahnpasta mit Chili scheiden sich die Geister vermutlich wieder. Sie soll gut für die Durchblutung des Zahnfleischs sein.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
28.09.2021

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Neuzugang und Nachwuchs bei den Robben

Nalu und Hollo vergrößern die Seelöwen-Familie der Wilhelma

Seelöwin Evi mit ihrem Jungtier Hollo, das dank der Muttermilch schnell wächst.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Lautstark, intelligent und verspielt: Von den großen Lieblingen vieler Wilhelma-Fans gibt es statt drei nun fünf Tiere. Bei den Kalifornischen Seelöwen, die meist schon am Haupteingang des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart zu hören sind, ist in den vergangenen Wochen ein jungdynamisches Duo hinzugekommen. Mit Nalu ergänzt ein einjähriges Weibchen aus dem Grünen Zoo Wuppertal seit Mai den Harem um den Seelöwenbullen Unesco. Im Juni kam dann mit Hollo ein Eigengewächs zur Welt, das ab jetzt für Gäste gut sichtbar ist. „Beide Neulinge machen sich sehr gut“, berichtet Revierleiter Markus Kapp. „Nalu arbeitet beim täglichen Training schon sehr gut mit. Sie braucht aber noch etwas, bis sie voll ausgewachsen ist. Mit drei bis vier Jahren sind die Weibchen groß und schwer genug, um selbst Nachwuchs zu bekommen.“

Der kleine Seelöwen-Bulle Hollo ist am 7. Juni 2021 als Sohn von Evi und Unesco in der Wilhelma in Stuttgart zur Welt gekommen.

Die 20-jährige Evi hat damit viel Erfahrung. Sie ist die Mutter von Hollo, der das Seelöwenbecken bereits gerne nutzt. Der kleine Bulle schwimmt schon fleißig, unterbricht aber immer wieder seine Spielereien, um zu schlafen und zu trinken. Mindestens ein halbes Jahr säugt ihn seine Mutter. Ab dann beginnen die Jungtiere, zusätzlich etwas Fisch zu fressen. Die Milch der Seelöwen hat es in sich. Sie ist besonders fett und nahrhaft. So wachsen die Seelöwenjungen schnell und verdoppeln allein im ersten Monat ihr Gewicht. „Mit ungefähr einem Jahr müssen alle Jungtiere die Gruppe verlassen“, berichtet Kapp. „Sie würden sich mit dem jeweiligen Haremschef, bei uns also Unesco, nicht vertragen und werden dann in einem anderen Zoo unterkommen.“ Deswegen ist auch Nalu aus Wuppertal gekommen und aus dem Grund war die Fünfte im Bunde, Heaven, als Heranwachsende 2019 aus dem Tiergarten Nürnberg nach Stuttgart gewechselt.

Seelöwin Nalu (links) hat sich als Neuankömmling bereits mit Evi bekannt gemacht.
Foto: Jana Müller

Aktuell ist Unesco besonders aufgeregt, denn die Paarungszeit ist in vollem Gange. Der über 250 Kilo schwere Bulle buhlt in der Zeit kurz nach der Geburt der Jungtiere um die Gunst der Weibchen. In der Phase frisst er nur wenig und bewacht seinen Harem. In der Wilhelma hat er allerdings keine Konkurrenz zu fürchten. Die Tragzeit von Seelöwen dauert ziemlich genau elf Monate. Dies ist der Grund dafür, dass alle Seelöwen-Jungtiere jeweils im Juni zur Welt kommen.

Kalifornische Seelöwen sind an der Pazifikküste Nordamerikas verbreitet. Von Mexiko bis Kalifornien leben sie in großen Kolonien, in denen sie ihre Jungtiere zur Welt bringen. Außerhalb der Fortpflanzungszeit im Juni und Juli wandern sie bis hinauf nach Kanada. Sie sind besonders schnelle und elegante Schwimmer. Höchstgeschwindigkeiten von 40 Kilometern pro Stunde helfen ihnen bei der Jagd nach Fisch. Noch vor rund 100 Jahren waren Kalifornische Seelöwen so gut wie ausgestorben. Dank konsequenter Schutzbemühungen gilt ihr Bestand aber heute als gesichert.

Fotoalbum:

Text: Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: (1-3) Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart; (4-6) Jana Müller
28.07.2021

Erste Botanikschau 2021, die Gästen nicht verborgen bleibt

Fuchsien blühen in Wilhelma rechtzeitig zur Wiedereröffnung

Rund 550 Fuchsien aus 230 Arten und Sorten zeigt die Wilhelma in Stuttgart bis September in dem Wechselschauhaus ihrer historischen Gewächshauszeile.

Das Timing könnte nicht besser sein. Gefühlt waren die Gewächshäuser in der Wilhelma in Stuttgart coronabedingt eine halbe Ewigkeit geschlossen. Doch passend zu deren Wiedereröffnung im Juli zeigt sich die Fuchsienschau jetzt von ihrer schönsten Seite. Im Wechselschauhaus der historischen Gewächshauszeile präsentieren sich Blüten über Blüten, wohin man auch schaut: An nicht weniger als 550 Pflanzen aus 230 Arten und Sorten der vielseitigen Gattung baumeln bunte Glöckchen, schlenkern kleine Trompeten und tanzen dazu grazile Ballerinas. Jede Blüte ist nach ihrer Farbe und Form ein Hingucker. Hier betören strahlendes Weiß und zartes Pastell, dort beindrucken leuchtendes Orange, intensives Rot und sattes Lila – pur oder kombiniert.

„Es ist ein Glücksfall in unglücklichen Zeiten, dass unsere Gäste diesen Lichtblick jetzt erleben können“, sagt Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Von den traditionellen Höhepunkten unserer botanischen Schauen mussten dieses Jahr leider die Blütezeiten der Kamelien, der Azaleen und die Hauptblüte der Magnolien alle ohne Publikum bleiben. Aber jede Jahreszeit hat ihre Reize – die Fuchsien sind gerade besonders reizvoll.“

Diese Gattung der Familie der Nachtkerzengewächse geht auf etwa 120 bekannte Wildformen zurück. Die erste Art entdeckte der französische Botaniker Charles Plumier Ende des 17. Jahrhunderts auf der Antilleninsel Hispaniola und benannte sie nach dem Tübinger Ahnvater der Pflanzenkunde Leonhart Fuchs. Die meisten Wildarten stammen aus den Bergwäldern in Mittel- und Südamerika. Zu finden sind sie dort auf Berghängen in bis zu 3000 Metern Höhe und in den Randgebieten des tropischen Regenwalds. Von Natur aus benötigen Fuchsien luftige und zugleich schattige Standorte, die über ausreichend Feuchtigkeit und Nährstoffe verfügen.

Sie lassen sich relativ leicht kreuzen. So fanden ab dem 19. Jahrhundert immer mehr Züchter in Europa Gefallen an ihr. Von den für Garten und Balkon beliebten Zierpflanzen sind inzwischen mehr als 12.000 Züchtungen registriert. Zu sehen ist die Schau im Zoologisch-Botanischen Garten noch bis September.

Fotogalerie:

Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
28.07.2021