Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Kein Aprilscherz: Wilhelma hält jetzt Border-Leicester-Schafe

Ohren gespitzt: Wunderliche Neuzugänge auf Schaubauernhof

Die neu in die Wilhelma aufgenommenen Border-Leicester-Schafe haben durch ihre markanten weißen Gesichter und die Stehohren ein unverwechselbares Aussehen. Ihr Kopf erinnert allerdings viele an Osterhasen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Zu Ostern ist die Wilhelma immer für etwas Neues gut. Die ersten Lämmchen stellen sich bei den Kamerunschafen ein. Weitere Jungtiere werden bald folgen. Daneben wartet der Schaubauernhof des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart aber auch mit einer neuen Attraktion auf: Wie ein leibhaftiger Aprilscherz zeigen sich im ehemaligen Gehege der Trampeltiere die während des winterlichen Lockdowns dort eingezogenen Neuzugänge. Als wären Osterlamm und Osterhase eine denkwürdige Liaison eingegangen, schaut aus dem wolligen Schafsfell ein markantes weißes Gesicht hervor, von dem lange Ohren wie Hasenlöffel senkrecht nach oben stehen.

Die neu in die Wilhelma in Stuttgart aufgenommenen Border-Leicester-Schafe haben durch ihre markanten weißen Gesichter und die Stehohren ein unverwechselbares Aussehen. Ihr Kopf erinnert allerdings viele an Osterhasen.

Ihre Lauscher stellen die sogenannten Border-Leicester-Schafe schon seit dem 18. Jahrhundert auf. Die Rasse wurde in der englischen Grafschaft Northumberland an der Grenze (englisch: border) zu Schottland erzüchtet und 1767 anerkannt. Sie war aus Kreuzungen mit Schafen aus Leicestershire entstanden. Ziel war es, ein fleischbetontes Schaf zu züchten, dessen Wolle zugleich noch gut zu verarbeiten war. Das Haustier mit doppeltem Nutzen wurde jedoch nicht in großer Zahl gehalten, sondern diente in erster Linie dazu, durch Einkreuzen die damals auf der britischen Insel verbreiteten Herden von einfachen Landschafen ertragreicher zu machen. Zu diesem Zweck wurde die Rasse auch exportiert. Deshalb gibt es sie mittlerweile in rund 60 Ländern, aber nirgendwo ist sie häufig zu finden. Zu den prominentesten Züchtern der Anfangszeit gehörte George Washington. Von 1789 bis 1797 erster Präsident der gerade gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika, legte er sich für seinen Landsitz Mount Vernon südlich der Hauptstadt eine kleine, aber damals viel bewunderte Border-Leicester-Herde zu.

Die neu in die Wilhelma in Stuttgart aufgenommenen Border-Leicester-Schafe haben durch ihre markanten weißen Gesichter und die Stehohren ein unverwechselbares Aussehen. Ihr Kopf erinnert allerdings viele an Osterhasen.

Mit bis zu 150 Kilo bei den Böcken gehört die Border-Leicester-Rasse zu den größten Kalibern unter den Schafen. Auch ihr welliges und glänzendes Haar macht sie beliebt. Das skurrile Aussehen durch die originellen Stehohren und die Ramsnase mit der nach außen gewölbten Stirn-Nasen-Partie stellte dagegen nur einen zufälligen Effekt dar. Bei der Nutztierzucht fand dieser anfangs kaum Beachtung. Erst in der modernen Hobbyzucht haben Liebhaber dieses Merkmal stärker betont. Die vier Tiere der Wilhelma kamen alle 2020 bei einem deutschen Züchter auf die Welt. Untergebracht ist das Quartett aus einem Bock und drei Weibchen auf dem ehemaligen Kamel-Gehege vor dem Bauernhof. Die Trampeltiere sind vergangenen Sommer von dort auf die neue Anlage für Asiatische Huftiere umgezogen, wo sie jetzt zusammen mit Yaks zu sehen sind.

Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
03.04.2021

Stuttgart übersteigt Corona-Inzidenzwert von 100

Die Wilhelma muss wieder schließen

Der Eingang der Wilhelma wird vorerst geschlossen bleiben.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Diese Nachricht kommt nicht ganz überraschend: Die Wilhelma musste ihre Tore zum Mittwoch, 31. März, wieder schließen. Grund hierfür sind die stetig steigenden Corona-Zahlen in der Landeshauptstadt Stuttgart. Am 24. März überschritt der Inzidenzwert die kritische Schwelle von 100. Bleibt dieser Wert für insgesamt drei aufeinanderfolgende Tage auf diesem hohen Niveau, greifen laut Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg wieder die Regeln, die bis Anfang März galten. Damit muss auf Anordnung der Stadt Stuttgart auch der Zoologisch-Botanische Garten Stuttgart ab Mittwoch, 31. März, wieder schließen. Alle, die bereits Karten für diesen Tag online gekauft hatten, erhalten den Kaufpreis automatisch erstattet. Bei aktuellen Jahreskarten verlängert sich deren Gültigkeit automatisch um die Dauer der Komplettschließung.

„Immerhin konnten in den letzten Wochen rund 50.000 Menschen unseren Park besuchen“, freut sich Dr. Thomas Kölpin, Direktor der Wilhelma. „Trotzdem schmerzt dieser Schritt mit den bevorstehenden Osterfeiertagen sehr. Denn jetzt beginnt die schönste Jahreszeit: Die Magnolien stehen kurz vor dem Aufblühen und bei vielen Tieren machen sich Frühlingsgefühle breit.“ Über all die Attraktionen, die hinter verschlossenen Türen stattfinden, berichtet die Wilhelma aber ab sofort auch auf Instagram unter wilhelma_stuttgart.

„Nun bleibt nur zu hoffen, dass die Zahlen in Stuttgart rasch wieder sinken“, betont Kölpin. „ Denn wenn die Inzidenz an fünf aufeinanderfolgenden Tagen stabil unter 100 bleibt, dürfen wir aller Voraussicht nach wieder öffnen.“ Dies kann nur erreicht werden, wenn alle mithelfen, die Verbreitung des Corona-Virus zu verhindern.

Die Wilhelma auf Instagram: wilhelma_stuttgart (www.instagram.com/wilhelma_stuttgart).

Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
03.04.2021

Emus sind bei Roten Riesenkängurus eingezogen

Sprinter und Springer teilen sich jetzt das Australien-Gehege

Von den Emus leben jetzt Hahn (links) und Henne in der Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Verdutzte Blicke auf allen Seiten: Auf der Känguru-Anlage der Wilhelma sind seit kurzem erstmals auch zwei Emus zu Hause. Zwar sind in diesem Gehege Australier unter sich. Doch hatten die Roten Riesenkängurus des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart in ihrem Leben zuvor noch keine Emus gesehen. Deshalb halten sich die sprunghaften Beuteltiere bisher noch sehr im Hintergrund. Derweil haben sich die beiden Vogelarten in dieser Wohngemeinschaft schon arrangiert. „Die großen Emus und die viel kleineren, aber streitbaren Hühnergänse haben begriffen, dass es durchaus unangenehm werden kann, sich mit dem anderen anzulegen“, berichtet der Kurator Dr. Günther Schleussner.

Von den Emus leben jetzt Hahn (links) und Henne in der Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Emus haben eine imposante Statur: Von einer Körperhöhe von 1,00 bis 1,30 Meter ragen ihre Köpfe an den langen Hälsen bis knapp zwei Meter hoch. Bei den 30 bis 45 Kilo schweren Laufvögeln sind die Weibchen meist etwas größer, schwerer und dunkler gefärbt als die Männchen. Der Emu ist von Natur aus flugunfähig, kann aber sehr schnell rennen. Für einen Zweibeiner erreicht er das bemerkenswerte Tempo von 50 Kilometer pro Stunde. Zum Vergleich: Der schnellste Mensch, Usain Bolt, kam bei seinem Weltrekord über 100 Meter in der Spitze „nur“ auf eine Geschwindigkeit von 44,72 Kilometern pro Stunde. Der Emu schafft dies mit einer sehr kräftigen Beckenmuskulatur. Deren Anteil an seiner gesamten Muskelmasse ist etwa so groß wie bei flugfähigen Vögeln die Flugmuskulatur.

Neugierig beäugen die Emus ihre Zaungäste, die seit der Wiedereröffnung der Wilhelma an ihr Gehege kommen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Schneller läuft nur der noch größere Strauß, der auf Tempo 70 kommen kann. Die großen Laufvögel sind übrigens nicht näher miteinander verwandt. Der Emu in Australien, der Strauß in Afrika und der Nandu in Südamerika haben getrennt voneinander einen ähnlichen Körperbau entwickelt. Vom Emu, der mit den Kasuaren verwandt ist, gab es drei Unterarten. Von ihnen sind zwei nach der Ankunft der europäischen Siedler auf dem Fünften Kontinent ausgestorben. Der Emu lebt in fast ganz Australien und kommt mit landwirtschaftlichen Strukturen so gut klar, dass es heute vermutlich mehr dieser Vögel gibt als vor der Besiedlung durch die Europäer.  Auf der Insel Tasmanien wurde die dort vorkommende Unterart jedoch im 19. Jahrhundert ausgerottet.

Neugierig beäugen die Emus ihre Zaungäste, die seit der Wiedereröffnung der Wilhelma an ihr Gehege kommen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Seit wenigen Tagen schauen die beiden 2018 geschlüpften Emus mit ihren großen Augen wieder verwundert. Für sie bedeutet die Wiedereröffnung der Wilhelma, dass erstmals Gäste vor ihrem Gehege stehen. Der Hahn und die Henne kommen neugierig bis an den Zaun. Der ist vorerst auf Brusthöhe blickdicht verhängt, damit die Emus leichter ihre Grenzen kennen lernen. Die Besucherinnen und Besucher können sie gut beobachten, sollten aber ihre Finger und jede Nahrung bei sich behalten, um nicht Bekanntschaft mit den Schnäbeln zu machen. Während ältere Emus weitgehend Vegetarier sind und vor allem Gräser, Kräuter, Samen sowie Früchte fressen, stärken sich jüngere Emus zusätzlich auch mit Raupen, Insekten und kleinen Wirbeltieren.

Neugierig beäugen die Emus ihre Zaungäste, die seit der Wiedereröffnung der Wilhelma an ihr Gehege kommen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
03.04.2021

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Auswertung der Treffer in Online-Fotoportal / Wilhelma hat jetzt eigenen Auftritt gestartet

Die Königin der Herzen unter den deutschen Zoos bei Instagram

Die Kamelien entfalten ihre Pracht dieses Jahr ohne Publikum.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die Wilhelma in Stuttgart ist als Fotomotiv mit Abstand der beliebteste Zoo in Deutschland. Das hat das Internet-Portal für Kurzreisen kurz-mal-weg.de anhand der auf Instagram gezeigten Aufnahmen jetzt ermittelt. Dafür hat die Agentur erhoben, wie viele Bilder aus den Zoos auf der aktuell populärsten Social Media-Plattform eingestellt wurden und über ein entsprechendes Schlagwort zu finden sind. Bei Instagram ist die Wilhelma demnach die absolute Nummer Eins – und das nicht einmal knapp. Mit 92.594 Einträgen verweist sie die anderen Publikumslieblinge auf die Plätze: Der Zoo Leipzig kommt auf 80.782 Treffer, der Zoologische Garten Berlin auf 78.259. Zu den großen Vier zählt noch der Tierpark Hagenbeck in Hamburg mit 76.323. Danach fällt die Zahl der Nennungen rapide ab. Spannender Fakt dabei: Die Wilhelma hat ihren eigenen Instagram-Auftritt erst in der vergangenen Woche unter wilhelma_stuttgart gestartet. Eigene Veröffentlichungen des Zoologisch-Botanischen Gartens haben den Wert im Ranking also nicht angehoben.

Den Zwillingsnachwuchs der Zwergseidenäffchen können die Gäste wegen der coronabedingten Häuserschließung vorerst nur im Internet sehen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

„Als Maß der Beliebtheit ist dieser Spitzenrang für uns ein großartiges Lob“, sagt der Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Die Wilhelma hat natürlich den Vorteil, dass sie als einzige Einrichtung zugleich Zoo und Botanischer Garten ist und das in einer historischen Anlage. Das macht sie äußerst fotogen.“ Daher biete der Park viele Gelegenheiten, außer der Tierwelt auch exotische Botanik und außergewöhnliche Architektur abzulichten. Kaum ein Gast geht ohne eine Fotoserie als Souvenir nach Hause: Viele Besucherinnen und Besucher zücken ihr Handy für Schnappschüsse, manche Amateurfotografen gehen mit professioneller Kamera-Ausrüstung auf Fotosafari und verharren teilweise stundenlang vor einem Gehege, um den besten Augenblick festzuhalten.

Die Knospen der Magnolien im Maurischen Garten beginnen, sich zu öffnen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

„Die Menschen halten so ihre schönen Erinnerungen an den Besuch fest und teilen sie gerne mit Freunden“, sagt Kölpin. „In Corona-Zeiten lassen sich die Erlebnisse leider nicht in gleicher Form vor Ort auffrischen. Die Zahl der Gäste ist begrenzt und die Häuser müssen geschlossen bleiben. Deshalb haben wir zum Beginn unserer Hauptsaison einen eigenen Instagram-Auftritt gestartet, um unsere Freundinnen und Freunde auf dem Laufenden zu halten.“ Fotos, Videos und Kurzinfos aus dem Alltag zeigen dort in loser Folge, was sich in der Wilhelma tut, und geben gelegentlich auch Einblicke in aus Infektionsschutz-Gründen derzeit geschlossene Bereiche. So gibt es zum Beispiel Impressionen von der Kamelienblüte, die im Wechselschauhaus dieses Jahr ohne Publikum verstreichen muss. Zu sehen sind erste Aufnahmen von Jungtieren oder Neuzugängen, die während der Komplettschließung hinzukamen. Und wer sich für die bevorstehende Magnolienblüte interessiert, kann sich über die Entwicklung der Knospen informieren.

Die Knospen der Magnolien im Maurischen Garten beginnen, sich zu öffnen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Zu finden ist der offizielle Auftritt der Wilhelma unter: www.instagram.com/wilhelma_stuttgart.

Ranking der deutschen Zoos bei Instagram:

RangNameInstagram-Einträge
1Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart92.594
2Zoo Leipzig80.782
3Zoologischer Garten Berlin78.259
4Tierpark Hagenbeck in Hamburg76.323
5Kölner Zoo52.477
6Tierpark Berlin42.460
7Münchner Tierpark Hellabrunn27.203
8Tiergarten Nürnberg22.082
9Zoo Osnabrück13.372
10Zoologischer Stadtgarten Karlsruhe9.820

Quelle: kurz-mal-weg.de, 19.3.2021

Link: https://www.kurz-mal-weg.de/reisemagazin/reiseziele/beliebte-zoos-in-deutschland

Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
24.03.2021

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Start am Mittwoch zu vergünstigtem Sondertarif mit Online-­Tickets und Maskenpflicht

Wilhelma öffnet wieder mit bewährten Schutzmaßnahmen

Die erst im Februar aus dem Zoo Salzburg eingezogene Gepardin Niara hält nach ihren allerersten Gästen in Stuttgart Ausschau. 
Foto: Wilhelma Stuttgart

Wenige Tage nach dem eigentlichen Start in die Hauptsaison darf die Wilhelma ihre Tore wieder öffnen. Am Mittwoch, 10. März, soll es losgehen. Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Baden-Württemberg gestatten, dass der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart Besucherinnen und Besucher einlässt, solange die Inzidenz in Stuttgart unter 100 bleibt. Liegt die Zahl der Neuinfektionen pro sieben Tage wie aktuell über 50 sind eine Begrenzung der Gäste pro Tag und eine vorige Terminbuchung für den Zugang vorgeschrieben. Anfangs können nur 4000 Personen eingelassen werden. Auf dem ganzen Gelände gilt eine Maskenpflicht. Hierfür müssen entweder Masken nach medizinischem Standard oder der FFP2-Norm getragen werden.

Wie es scheint, putzt sich der Löwe heraus für seinen Besuch.
Foto: Wilhelma Stuttgart

„Es ist eine gute Nachricht, dass wir wieder Publikum empfangen dürfen“, sagt Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und auch einige der Tierarten – haben die Gäste vermisst. Dass wir nun im März zu einem Zeitpunkt wieder öffnen dürfen, zu dem wir 2020 das erste Mal schließen mussten, ist allerdings eine besondere Verantwortung, der wir gerecht werden müssen. Wir greifen deshalb auf die Maßnahmen zurück, die sich vor einem Jahr bewährt haben.“ Das heißt, zunächst wird nur das Außengelände freigegeben, alle Tier- und Pflanzenhäuser bleiben geschlossen. Anders als beim Neustart 2020 sind jedoch die Freiflugvoliere und das Streichelgehege am Schaubauernhof zugänglich. Zusatzangebote, die viele Menschen an einem Ort dicht zusammenbringen, wie Führungen und kommentierte Fütterungen, müssen wegen des Infektionsschutzes weiterhin unterbleiben. „Der Besuch lohnt sich trotzdem, weil bei gutem Wetter viele der Tiere draußen zu erleben sind, und dass die Ende März bevorstehende Magnolienblüte diesmal nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden muss, ist großartig“, sagt Kölpin. „Wegen der Einschränkungen gewähren wir den Eintritt aber zum Sondertarif.“ Erwachsene zahlen den ganzen Tag über nur den Abendtarif von 15 Euro, inklusive eines „Artenschutz-Euros“ für Schutzprojekte, die die Wilhelma in aller Welt unterstützt. Kinderkarten gibt es zu 5,50 Euro. Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt.

Kurz vor der Wiedereröffnung liegt der Maurische Garten noch still dar. Gegen Ende März wird hier die große Magnolienblüte erwartet.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Nur der Haupteingang wird geöffnet. Die Kassen müssen geschlossen bleiben. Eintrittskarten können daher wie im Vorjahr nur online unter www.wilhelma.de/tickets erworben werden. Dabei muss der Tag des Besuchs und das Zeitfenster, in dem man den Park betreten will, ausgewählt werden. Das Ende ist nur durch die Parkschließung vorgegeben: im März ist das um 18.30 Uhr. Eine solche Terminbuchung ist auch für alle mit Dauerkarte erforderlich, egal ob Jahreskarte oder Mitgliedskarte des Fördervereins. Für sie ist diese Buchung kostenlos. Die Gültigkeit der Jahreskarten verlängert sich automatisch um die während der Schließung verpassten Tage. Wer eine neue Jahreskarte online kauft, erhält einen Gutschein, mit dessen Ausdruck die Wilhelma bereits besucht werden kann. Die Umwandlung in eine Plastikkarte erfolgt erst, wenn auch die Kassen wieder öffnen dürfen. Der Vorverkauf von Tageskarten, der sofort beginnt, beschränkt sich anfangs auf einen Zeitraum von zwei Wochen. „Wir müssen abwarten, wie sich die Lockerungen in den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft angesichts der Mutationen auswirken“, erklärt der Direktor. „Wenn alles gut geht, schalten wir jeweils die Folgewochen frei.“

Der Mammutwald zeigt Anfang März ein Bild der Idylle.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
09.03.2021

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Drei-Jahres-Bilanz zum Tag des Artenschutzes am 3. März:

Zwei Millionen Euro gab Wilhelma an Artenschutz-Projekte weltweit

In Belize fahren „Wilhelma-Ranger“ im Boot Patrouille um das Shipstern-Reservat zu schützen.
Foto: CSFI

Einen neuen Meilenstein in ihrem Engagement für die Natur hat die Wilhelma zum Tag des Artenschutzes, der international am 3. März begangen wird, erreicht. Zwei Millionen Euro konnte der Zoologisch-Botanische Garten in Stuttgart innerhalb der vergangenen drei Jahre an Spenden und Eigenmitteln zusammentragen. So hat er die Zahl der damit weltweit unterstützten Projekte zum Schutz von bedrohten Tierarten und ihrer Lebensräume auf mehr als zwei Dutzend ausbauen können. „Wir haben einen langen Weg hinter uns, der uns jetzt zu erfreulichen Höhen geführt hat“, sagt Dr. Thomas Kölpin, der seit 2014 Direktor der Wilhelma ist. Damals kamen jährlich durch viele kleine Aktionen rund 30.000 Euro an Spenden für den Artenschutz zusammen. Die heutige Bilanz übertrifft diese Summe pro Jahr um das Zwanzigfache. „Durch das Bündeln der Kräfte von Wilhelma, unserem Förderverein und den Besucherinnen und Besuchern ist uns in den vergangenen drei Jahren der Durchbruch gelungen“, so Kölpin. „Wir haben damit Dimensionen erreicht, die uns zu einem Global Player machen als gewichtiger Kooperationspartner internationaler Organisationen, wie der Weltnaturschutzunion IUCN und dem Weltverband der Zoos und Aquarien WAZA.“

Der Nachwuchs ist bei den Sumatra-Nashörnern extrem kostbar, weil von dieser Art nur noch weniger als 80 Tiere existieren.
Foto: International Rhino Foundation

Die steile Entwicklung der vergangenen drei Jahre fußt auf drei Neuerungen: Die Wilhelma selbst konnte erstmals ein eigenes Artenschutz-Budget aufstellen, ihr Verein der Freunde und Förderer wurde dafür gewonnen, auch Projekte in den Herkunftsregionen der seltenen Tierarten zu unterstützen und die Gäste des Parks bekamen über den so genannten Artenschutz-Euro eine einfache Option, gleich beim Kauf der Eintrittskarte an der Kasse einen kleinen Beitrag zu leisten. Fast alle folgten dem Aufruf: Zirka 90 Prozent zahlten den freiwilligen Aufschlag. „Das war ein überwältigendes Votum, dass wir mit unserer Arbeit die Menschen erreichen“, sagt der Direktor. „Das gemeinsame Credo der Dachorganisationen WAZA und IUCN ist: Der Artenschutz im Zoo durch die Haltung und Zucht bedrohter Arten sowie der Einsatz vor Ort, um deren Artgenossen in ihrer Herkunftsregionen die Existenzgrundlage zu sichern, sind zwei Seiten derselben Medaille.“ Den Verlust der Biodiversität können nur alle zusammen bremsen: indem die Lebensräume durch Schutzmaßnahmen erhalten bleiben und Zoos Reservepopulationen bereithalten, um diese bei Bedarf in der Natur wiederansiedeln zu können. Ein erfolgreiches Beispiel dafür sind die in der Wildnis bereits ausgerotteten Säbelantilopen in Nordafrika.

Die Auffangstation Lola ya Bonobo bereitet Affenwaisen auf die Wiederauswilderung vor.
Foto: Lola ya Bonobo

Die von der Wilhelma geförderten Programme sind vielseitig und umspannen den Globus: Sie reichen unter anderem von der Betreuung von Bonobo-Waisen in Zentralafrika über die Wiederansiedlung von OrangUtans in eigens für sie aufgeforsteten Wäldern in Südostasien sowie die Buschbrand-Nothilfe in Australien bis zu Projekten in Südamerika. Dort wird der für die Tiere oft tödlich endende Konflikt um Bienenvölker zwischen Imkern und Riesengürteltieren entschärft. Dank des gestiegenen Spendenaufkommens konnten zusätzliche Förderungen bewilligt werden. Das sind in der Regel Finanzspritzen für konkrete Sachleistungen, wie den Bau von Nistplätzen für den Argala-Marabu in Nordindien, wo der große Storchenvogel auszusterben droht, oder den Kauf eines Jeeps für Umweltschützer auf Madagaskar.

Durch die nie gekannte Höhe der verfügbaren Mittel konnte die Wilhelma aber auch andere Ausmaße des Artenschutzes angehen. So war sie zum Beispiel in der Lage, sich am Landkauf im mittelamerikanischen Belize zu beteiligen, um einen naturbelassenen Regenwaldkorridor zwischen zwei Naturschutzgebieten gegen die Rodung durch Bauern abzusichern. Auf die Weise können die selten gewordenen Tiere wie Jaguar und Tapir besser ihre Gebiete wechseln, auf Artgenossen treffen und mehr Nachwuchs bekommen. Zugleich wird damit das gesamte Habitat für unzählige andere Tier- und Pflanzenarten bewahrt. Doch selbst ausgewiesene Naturreservate müssen ihrerseits geschützt werden. Deshalb hat die Wilhelma in Belize ebenso den Aufbau einer eigenen Ranger-Staffel finanziert. Vier Frauen und Männer patrouillieren nun dank der Spenden aus Stuttgart als „Wilhelma-Ranger“ das Shipstern-Reservat, um Wilderei oder Rodungen zu verhindern. 269.000 Euro wurden dafür bisher eingesetzt.

Zwei Artenschützer des Giant Armadillo Conservation Projects entlassen in Brasilien ein umgesiedeltes Riesengürteltier aus der Transportbox.
Foto: GACP

Zudem stieg die Wilhelma zum Offiziellen Strategischen Partner der Allianz zur Rettung des SumatraNashorns auf. Nur noch weniger als 80 Tiere sind davon bekannt. Sie leben aufgesplittert in kleine Gruppen in zehn getrennten Gebieten auf zwei indonesischen Inseln, so dass sich die Artgenossen kaum begegnen können. „Für das Sumatra-Nashorn ist es wenige Sekunden vor Zwölf“, betont Kölpin. „Die letzte Hoffnung ist, alle verbliebenen Tiere in drei Reservaten mit Zuchtstationen einander näherzubringen. Nur so besteht eine reelle Chance auf ausreichend Stammhalter.“ Die Wilhelma steuert 100.000 Euro bei für das große Bündnis, in dem sie unter anderem mit der IUCN, der International Rhino Foundation als weltweit größter Schutzorganisation für Nashörner sowie der National Geographic Society arbeitet.

„Wir können so unbeschreiblich viel mehr bewegen als früher, dass es mich mit großer Freude erfüllt“, sagt Direktor Kölpin. „Doch dürfen wir uns nicht zurücklehnen, weil der Bedarf gewaltig ist und unter CoronaBedingungen die Spenden zurückgehen.“ Im vergangenen Jahr hatte die Wilhelma durch niedrige Besucherlimits und monatelange Komplettschließungen aus Infektionsschutzgründen nur die Hälfte der sonst üblichen Gästezahl begrüßen können: rund 800.000 statt gut 1,6 Millionen. Das schränkte die Möglichkeiten ein, Gelder für den Artenschutz zu sammeln. „Für uns Menschen werden auch wieder bessere Zeiten kommen“, sagt Kölpin. „Die Tier- und Pflanzenwelt kann sich jedoch nur erholen, wenn wir uns um sie kümmern. Deshalb ermuntern wir alle, uns dabei zu unterstützen, und empfehlen allen Zoos, sich ihrerseits auf diesen Weg machen. Jeder Schritt zählt.“

Bluthunde helfen Wildhütern im Virunga-Nationalpark Wilderern auf die Spur zu kommen.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Stefanie Reska

Die Philosophie der Wilhelma ist, jede größere neue Tieranlage mit der Kooperation mit einem Schutzprojekt zu verbinden. So fungieren Elefant, Affe, Nashorn und Co. in der Wilhelma als Botschafter ihrer Art. Das persönliche Erleben ist dabei ein wesentliches Element: „Wer diesen Tieren bei uns begegnet, ihnen Auge in Auge gegenübersteht, hat einen ganz anderen Zugang zum Artenschutz“, betont Stefanie Reska, die bei der Wilhelma das Thema betreut. „Die Begeisterung weckt die Motivation, diesen Tieren auch das Überleben in der Natur zu sichern.“ Die Wilhelma übernimmt mit ihrem Fachwissen die Auswahl der Projekte, die Spenden erhalten sollen, und begleitet deren Entwicklung über Jahre, um sicher zu gehen, dass das Geld gut angelegt ist. „Das gute Konzept und die Seriosität der Empfänger sind für unsere Spenderinnen und Spender genauso wichtig wie der Umstand, dass die Wilhelma keinen Verwaltungsaufwand berechnet, sondern jeden Euro eins zu eins weitergibt“, so Reska. „Diese Projekte funktionieren sehr gut, weil die Aktiven vor Ort ihre Lebensaufgabe darin sehen. Sie brennen so dafür, dass sie ihre ganze Kraft einsetzen und zum Teil auch Leib und Leben riskieren, wenn es darum geht Wilderern oder Milizen die Stirn zu bieten.“ Kontinuität ist wichtig. Im Kongo stattet die Wilhelma zum Beispiel seit 2012 die Spürhundestaffel der Wildhüter im Virunga-Nationalpark aus, wo sich seither die Population der letzten Berggorillas etwas erholt hat. 235.000 Euro konnte die Wilhelma dort bisher einbringen.

Doch selbst kleine Sprünge bringen Fortschritte. So nimmt sie jetzt ein kleineres Objekt auf: Der JambatoHarlequin-Frosch in Ecuador galt seit 1988 Jahrzehnte lang als ausgestorben, bis er 2016 in kleiner Zahl an geheimgehaltener Stelle wiederentdeckt wurde. „Sein Comeback bezuschussen wir gerne“, so Kölpin, „dem Aussterben im letzten Moment noch von der Schippe zu springen, ist einfach eine zu schöne Erfolgsmeldung.“

Koalition für die Artenvielfalt

Als erster Zoo und Botanischer Garten in Deutschland ist die Wilhelma Anfang des Jahres der globalen Koalition „Vereint für die Artenvielfalt“ beigetreten, welche die Europäische Kommission ins Leben gerufen hat. Hier schließen sich Fachinstitutionen wie auch Nationalparks, Forschungszentren, Wissenschafts- und Naturkundemuseen zusammen, um dem Erhalt der Natur im Vorfeld der UNO-Konferenz für Biodiversität 2021 eine stärkere Stimme zu geben. Im Zuge ihres Engagements will die Wilhelma die Öffentlichkeit über die Zusammenhänge der Ökosysteme, den notwendigen Schutz der Lebensräume und die Bedeutung des Klimaschutzes für den Erhalt der Artenvielfalt informieren.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: siehe Bildunterschrift
04.03.2021

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Neue Gepardin bezieht umgebaute Anlage – Start in Programme für Zucht und Schutz der Tierart

Wilhelma und Förderverein fördern das Überleben der Geparden

Neuzugang Niara startet ihren allerersten Ausflug in die für sie komplett umgebaute Außenanlage des zusätzlichen Gepardengeheges.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Noch setzt Neuzugang Niara ihre Pfoten im eigens für sie in der Wilhelma komplett umgebauten Außengehege vorsichtig voreinander. Doch markiert dies den Startschuss, dass der Zoologisch-Botanische Garten in das Rennen gegen das Aussterben der Geparden einsteigt. Gemeinsam mit seinem Förderverein strengt sich die Wilhelma an, in Stuttgart eine erfolgreiche Zucht der zusehends bedrohten Art aufzubauen und sich zugleich für bessere Lebensbedingungen in deren afrikanischen Herkunftsregion einzusetzen. „Für viele ist es schwer vorstellbar, dass selbst das schnellste Landsäugetier der Welt dem Schicksal des Aussterbens offenbar nicht entkommen kann“, sagt Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Doch die hochspezialisierten Katzen ziehen ohne unsere Hilfe im Konflikt zwischen Mensch und Tier um die gemeinsamen Lebensräume den Kürzeren. Weil Geparden gelegentlich Vieh reißen, stehen sie bei den Hirten auf der Abschussliste.“ Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist ihr Bestand auf gerade einmal ein Siebtel zusammengebrochen. Mit geschätzt weniger als 7500 Tieren sind die Geparden inzwischen stärker gefährdet als Löwen oder Leoparden in Afrika.

Für das Gesamtprojekt der Wilhelma hat der Verein der Freunde und Förderer zum einen 180.000 Euro in die Neugestaltung der früheren Eisbärenanlage investiert und damit einen großen Teil der Umbaukosten von 300.000 Euro getragen. Zum anderen gibt er zusätzlich 25.000 Euro für das Schutzprogramm des Cheetah Conservation Funds (CCF) in Namibia und möchte diese Summe bei gutem Erfolg jährlich aufbringen. Seit 25 Jahren züchtet der CCF in Namibia Herdenschutzhunde, die Hirten helfen, Angriffe von Geparden auf Zuchtvieh abzuwehren. Der Auswertung zufolge verzeichnen mehr als 90 Prozent der Viehhalter dadurch höchstens noch ein Fünftel der Viehverluste, manche gar keine mehr. Deshalb machen sie weniger Jagd auf die Raubtiere. Jeder Hirte, der einen Schutzhund erhält, verpflichtet sich im Gegenzug, bei Konflikten den Gepard zu verschonen, die Artenschützer zu informieren und ihnen die Umsiedlung der Katze zu ermöglichen. Mit den Beiträgen der Wilhelmafreunde kann der CCF die Ausbildung deutlich ausbauen und die Wartezeit auf einen solchen Wachhund voraussichtlich von vier auf zwei Jahre halbieren.

Nach dem obligatorischen Gesundheitscheck und ein paar Tagen zur Eingewöhnungsphase durfte Gepardin Niara das erste Mal das Außengehege erkunden.
Foto: Wilhelma Stuttgart

„Der Artenschutz in den Zoos und vor Ort gehört zusammen“, sagt der Vereinsvorsitzende Prof. Georg Fundel. „Wir wollen die Wilhelma darin unterstützen, beide Ziele parallel verfolgen zu können: den Bestand in Afrika zu sichern und in den Zoos eine Reservepopulation von Geparden aufzubauen, die sich selbst erhalten kann. Dafür sind die Fördergelder hier und dort ein guter Beitrag.“ Mit mehr als 32.000 Mitgliedern ist der größte Förderverein eines Zoos in Europa ein konstanter Rückhalt für die Wilhelma und ihre Weiterentwicklung.

Der Investitionszuschuss half der Wilhelma dabei, optimale Zuchtbedingungen zu schaffen und die frühere Eisbärenanlage zu einer zweiten Landschaft für Geparden zu gestalten. Das angestammte Gehege an dem Aussichtspavillon Belvedere bleibt erhalten. Denn die Zoologen haben beobachtet, dass sich Nachwuchs am ehesten einstellt, wenn man – außer zur Paarung – die Katze räumlich getrennt von den Katern hält. „In der Natur sind Gepardinnen einzelgängerisch, die Männchen leben dagegen häufig in Gruppen mit einem oder mehreren anderen Katern zusammen – häufig handelt es sich um Brüder“, erklärt die Raubkatzen-Kuratorin Dr. Ulrike Rademacher. „Hält man beide Geschlechter ständig zusammen, verlieren sie das Interesse aneinander, wie man heute weiß.“ So ist zu verstehen, dass es bislang in der Wilhelma nie Geparden Nachwuchs gab.

Als potenzielle Eltern bekommt zudem eine neue Generation eine Chance. Ihre Vorgänger, Twist und Tana, waren 2019 innerhalb eines halben Jahres in fortgeschrittenem Alter mit 14 beziehungsweise 16,5 Jahren kinderlos gestorben. Auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) kamen Ende 2019 die beiden Brüder Haraka und Zawadi aus dem Zoo La Boissière du Doré bei Nantes nach Stuttgart. Sie residieren am Belvedere. Aktuell ist nun die von dem Zuchtkoordinator als optimale Partnerin ausgewählte Gepardin Niara aus dem Zoo Salzburg eingetroffen. Nach einem obligatorischen Gesundheitscheck durfte die knapp Dreijährige jetzt erstmals ihr neues Reich betreten.

Nun soll sich Niara zunächst in Ruhe eingewöhnen und erst später im Jahr Herrenbesuch empfangen. Bis dahin sind auch die letzten Maßnahmen abgeschlossen, die sich über den Winter nicht fertigstellen ließen. So soll die neue Gepardenanlage als Highlight einen eigenen Aussichtspunkt erhalten. Gesichert durch ein Netz, das derzeit installiert wird, kann Niara dann vom Dach des Innengeheges über die Bärenfelsen und die historischen Gebäude der Wilhelma blicken. Ihre künftigen Partner Haraka und Zawadi am Belvedere wird sie dagegen von dort nicht erspähen können. Schließlich ist die Trennung gewollt.

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
24.02.2021

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Dumai wurde 20 Jahre und zehn Monate alt

2019 Zweitältester Sumatra-Tiger der Welt gestorben

Bis in ihre alten Tage beobachtete Sumatra-Tigerin Dumai aufmerksam die Wilhelma-Gäste. Dieses Bild entstand als eine der letzten Aufnahmen von ihr im Außengehege im Oktober 2020.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Harald Knitter

Stillen Abschied nimmt die Wilhelma von ihrer Sumatra-Tigerin. Dumai ist am Freitag, 19. Februar, fast genau zwei Monate vor ihrem 21. Geburtstag hochbetagt gestorben. Weltweit lebt nur eine Sumatra-Tigerin, die älter ist als sie. In der Natur erreichen sie bis zu 15 Jahre, in Zoos werden sie selten älter als 18 Jahre. „Ein Abschied ist immer schwer, doch müssen wir sie mit Trauer ziehen lassen“, sagte Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Dumais Alter könnte man nach menschlichen Maßstäben mit einer Hundertjährigen vergleichen.“ Sie habe in der Wilhelma ein langes, gesundes und sinnvolles Leben gehabt. „Durch ihren Nachwuchs konnte sie mehrfach zum Überleben der bedrohten Raubkatzen beigetragen und war als Botschafterin ihrer Art ein Aushängeschild für den Artenschutz“, so Kölpin. Sie war bei den Besucherinnen und Besuchern sehr beliebt, so dass die Wilhelma dank vieler Spenden den Schutz von Reservaten durch die „Wildcats Conservation Alliance“ auf der indonesischen Großinsel Sumatra über die Jahre mit rund 90.000 Euro fördern konnte.

Dumai galt als bildhübsche Katze. Diese „Staraufnahme“ gelang 2007 dem Fotografen Harald Löffler.
Foto: Harald Löffler / Eye of the Tiger“

Dass Dumai das Ende ihres Wegs bald erreichen würde, hatte sich zuletzt abgezeichnet. Bis weit nach ihrem runden Geburtstag am 17. April 2020 war sie agil geblieben, obwohl die ohnehin schlanke Katze altersbedingt immer mehr an Muskelmasse abbaute. Doch in den vergangenen Tagen ruhte und schlief sie fast die ganze Zeit und stellte das Fressen und Trinken weitgehend ein. Nun soll geklärt werden, ob ihr Körper in einem Naturkundemuseum für die Nachwelt erhalten bleibt und ihre Organe für die Forschung nützlich sein können.

Mit ihrem ersten Partner Tuan verstand sich Dumai auf Anhieb sehr gut, hier im Jahr 2004. Foto; Harald Löffler / Eye of the Tiger

Dumai gehörte zu den bekannten und markanten Bewohnerinnen des Zoologisch-Botanischen Gartens. Eingezogen war sie aus dem Dudley Zoo in England im Jahr 2001. Mit dem aus Lissabon nach Stuttgart gekommenen Kater Tuan harmonierte sie gleich sehr gut und brachte 2005 ihre beiden gemeinsamen Jungtiere zur Überraschung der Pflegerinnen und Pfleger statt in der Geborgenheit der Wurfbox vor den Augen der Wilhelma-Gäste auf der Außenanlage zur Welt. Im Folgejahr platzierte das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) Tuan und die beiden jungen Kater in anderen Zoos. Dumai erhielt dafür Gesellschaft von Carlos aus dem Wuppertaler Zoo. Mit ihm hatte sie 2007 Drillinge, die später in Spanien, Frankreich und Schweden ihr neues Zuhause fanden. Seit Carlos 2015 überraschend mit einem Tumor starb, residierte Dumai allein. Als einzelgängerische Tigerin lag das in ihrer Natur. Sie versteckte sich gerne im Gebüsch oder beobachtete von erhöhten Sitzbrettern aus jede Bewegung in den Nachbargehegen. So hatte sie zum Beispiel Japanmakaken, Geparden und Okapis in Sichtweite.

Dumai hatte zweimal Nachwuchs. Hier ist sie 2007 beim Spielen mit einem ihrer Jungtiere zu sehen.
Foto: Harald Löffler / Eye of the Tiger

Dumais bisheriges Domizil wird nun für andere Katzen umgebaut. Für die Fortsetzung der traditionsreichen Tigerhaltung ist nämlich ein 4000 Quadratmeter großes Landschaftsgehege in Planung, das im Bereich der neuen Asienanlagen bis 2023 entstehen soll. Dann wird dort mit Sibirischen Tigern die größte Unterart der Tiger einziehen.

Erhöhte Aussichtspunkte waren bei der Tigerin Dumai immer beliebt, wie hier 2013 gut zu sehen war.
Foto: Harald Löffler / Eye of the Tiger

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: (1) : Wilhelma Stuttgart / Harald Knitter; (Rest) Harald Löffler / Eye of the Tiger
19.02.2021

Doppelgeburt in „Südamerika-WG“

Winzige Zwillinge bei den Zwergseidenäffchen

Nur gerade Daumen groß krallen sich die Zwillinge der Zwergseidenäffchen auf dem Rücken ihres Vaters Rocko fest.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Marcel Schneider

Der Kontrast könnte im Menschenaffenhaus der Wilhelma nicht größer sein: Hier die gewaltigsten Primaten mit den Gorillas, deren Silberrücken 200 Kilo schwer werden können, und dort gleich nebenan die kleinsten aller Affen: die Zwergseidenäffchen – nicht mehr als 140 Gramm leicht. Getrennt nur durch eine Scheibe können sie sich beäugen. Und wenn sie genau hinschauen, entdecken die Gorillas im Fell der Krallenaffen noch kleinere „Zwerge“, die sich auf dem Rücken der Erwachsenen festhalten. Gerade einmal Daumen groß sind die beiden Jungtiere, die vor einem Monat auf die Welt gekommen sind und jetzt ihr Umfeld erkunden.

Damit hat sich bei den Zwergseidenäffchen, die es im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart seit 1995 gibt, ein Generationenwechsel vollzogen. Das seit vielen Jahren sehr erfolgreiche bisherige Zuchtpaar Ica und Chico war 2020 gestorben. Ihre letzte Tochter Greta zog in den Tierpark Dessau um. Valentina, eine im März 2018 geborene Tochter von Chico und Ica bildet nun das neue Elternpaar mit Rocko, der im Mai 2019 aus dem Parc Merveilleux in Luxemburg nach Stuttgart gekommen ist. Für die beiden ist es nun der erste Nachwuchs. Zwillinge sind dabei für Zwergseidenäffchen keine Besonderheit, sondern sogar der Normalfall, anders als bei ihren Mitbewohnern, den Springtamarinen und Faultieren, die jeweils „Einzelkinder“ aufziehen. Diese drei südamerikanischen Tierarten teilen sich hier als Gäste eine Art Wohngemeinschaft, weil ihre bisherigen Quartiere im sogenannten Jungtieraufzuchthaus und dem früheren Menschenaffenhaus unbewohnbar geworden waren. An deren Stelle entstehen nun schrittweise die Terra Australis und ein neues Gehege für Krallenaffen.

Typisch für Zwergseidenäffchen ist, dass sich die ganze Familie am Babysitting beteiligt. Nur das ranghöchste Weibchen der Gruppe bekommt Nachwuchs. Das Säugen muss sie selbst übernehmen, aber sonst reicht die Mutter die Kleinen schon bald nach der Geburt an die anderen ausgewachsenen Mitglieder der Affenbande weiter. Wechselweise tragen die Artgenossen die Däumlinge huckepack umher. Vielfach behütet haben diese in der Wildnis bessere Chancen zu überleben. Und die älteren Geschwister lernen so bereits, ein Jungtier aufzuziehen. Nach drei Monaten Milchspeise an Mutters Brust, nähren sich die Nachkommen schon wie die Erwachsenen. Sie fressen Blüten, Früchte, Insekten und Spinnen und trinken gerne Baumsaft. Dazu zapfen die Affen die Äste an, indem sie mit ihren spitzen Eckzähnen Löcher in die Rinde bohren. Damit sie nicht das Inventar ihrer WG zernagen, erhalten sie in der Wilhelma täglich Akaziensaft serviert.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Marcel Schneider
19.02.2021

Wilhelma / Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Für mehr Naturschutz und Schmetterlinge in der Stadt

Schmetterlingsprojekt von BUND Stuttgart und Wilhelma wird mit Landesnaturschutzpreis 2020 der Stiftung Naturschutzfonds ausgezeichnet

Workshop für Gärtner der Wilhelma.
Foto: Silvia Hämmerle / BUND BW

Stuttgart – Bunte Inseln statt grüner Wüsten. Seit zehn Jahren engagieren sich der BUND Kreisverband Stuttgart und der Zoologisch-Botanische Garten Wilhelma für mehr Stadtnatur in Stuttgart. Sie schaffen und pflegen artenreiche Wiesen mit heimischen Blütenpflanzen als nahrungsreiche Oasen und Lebensraum für Schmetterlinge und Insekten. Das Engagement zahlt sich aus. Am Dienstag (9. Februar) ist das Projekt mit dem Landesnaturschutzpreis 2020 der Stiftung Naturschutzfonds ausgezeichnet worden.

Ehemals intensiv gepflegte Stuttgarter Parkbereiche wandeln Wilhelma und BUND seit zehn Jahren von „grünen Wüsten“ in wertvolle Lebensräume um. „Mittlerweile haben BUND und Wilhelma ihre Kooperation auf dreizehn Stuttgarter Wiesen ausgeweitet“, sagt Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg. „Langfristig wollen wir durch die Gewinnung neuer Wiesen im gesamten Stuttgarter Stadtgebiet ein enges Netz an Trittsteinbiotopen aus insektenfreundlichen Wiesen schaffen. So wird eine Verbindung von der Stadt zu den umliegenden Naturschutzgebieten gewährleistet. Das ist ein enorm wichtiger Beitrag für den Biotopverbund und gegen das Insektensterben. Die Parkpflege der Wilhelma und die BUND-Aktiven haben wirklich einen Naturschatz geschaffen und den Landesnaturschutzpreis hoch verdient.“

Foto: Julia Ellerbrock / BUND BW

Neues Pflegekonzept: Seltener mähen. Wenig düngen. Altgrasinseln stehen lassen

Die Wilhelma ist nicht nur für die Pflege des Zoologisch-Botanischen Gartens zuständig, sondern als Landesbetrieb betreut ihr Fachbereich Parkpflege alle Flächen, die in der Hauptstadt und dem direkten Umland dem Land gehören, wie Schlossgarten und Rosensteinpark, aber auch die Grabkapelle und Schloss Solitude oder das Universitätsgelände in Vaihingen sowie vieles mehr. Insgesamt kommen außerhalb der Wilhelma rund 100 kleine und große Objekte mit über 300 Hektar zusammen.

Um die Anzahl und den Artenreichtum von Schmetterlingen zu erhöhen, haben der BUND und der Fachbereich Parkpflege der Wilhelma ein naturnahes Pflegekonzept eingeführt: Die ausgewählten Wiesen mäht die Parkpflege nur noch zwei Mal im Jahr und düngt sie nicht mehr oder nur noch selten. Außerdem sät sie in bestimmten Bereichen Wildblumen aus, die Insekten anlocken. Bei jeder Mahd bleiben Altgrasinseln stehen, damit die Schmetterlingsraupen Pflanzen finden, um sich verpuppen zu können. Außerdem werden auf diese Weise nicht alle Nektarquellen gleichzeitig abgemäht. Es blüht von Frühjahr bis Herbst, zum Beispiel Wiesensalbei, Margerite oder Rotklee.

Foto: Julia Ellerbrock / BUND BW

„Das Projekt liegt uns als Wilhelma sehr am Herzen“, sagt Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Damit kommt genau unser Ansatz als Zoologisch-Botanischer Garten zum Tragen: Es gilt für den Erhalt der Artenvielfalt, die Tiere und Pflanzen in ihrem Ökosystem gemeinsam zu schützen und zu fördern. Über unsere eigene insektenfreundliche Pflege der Grünanlagen hinaus muss es aber immer auch das Ziel sein, über die Umweltbildung den Menschen zu zeigen, wie sie sich selbst beteiligen und privat zum erfolgreichen Naturschutz beitragen können.“

Foto: Angela Koch / BUND BW

Projekt mit Modellcharakter

Durch die Kooperation der Wilhelma-Parkpflege und des BUND tragen im Projekt vielseitige Fachleute Wissen und Erfahrung zu innovativen Lösungen zusammen. „Durch die Zusammenarbeit von so unterschiedlichen Akteuren erhält das Projekt einen ziemlich einmaligen Charakter“, sagt Johanna Ruhnau, Geschäftsführerin des BUND Kreisverbands Stuttgart. Andere Städte und Gemeinden können von den Erfahrungen profitieren und etwas für den Naturschutz in der Stadt tun. Auch Bürger*innen können heimische Pflanzen in ihren Gärten und auf Balkonen aussäen und ein wenig mehr Wildnis zulassen. „Wir wünschen uns, dass mehr kommunale Grünflächenämter im ganzen Land ihre Verantwortung für die biologische Vielfalt erkennen und der Natur in der Stadt mehr Raum geben“, so Ruhnau.

Foto: Angela Koch / BUND BW

Naturnahe Wiesenpflege zahlt sich aus

Die freiwilligen Kartierer*innen des BUND beobachten alle zwei Wochen im Sommerhalbjahr die Falter auf den Schmetterlingswiesen. Sie beobachten, zählen und dokumentieren die Schmetterlinge und melden diese Daten einmal jährlich an das Helmholtz-Zentrum in Leipzig. Die Kartierungen haben gezeigt: Die naturnahe Wiesenpflege hat sich für die Artenvielfalt ausgezahlt. Mit Himmelblauer-Bläuling und Malven-Dickkopffalter leben hier auch zwei Falter, die in Baden-Württemberg gefährdet sind.

Foto: Angela Koch / BUND BW

Über den Preis:

Seit 1982 vergibt die Stiftung Naturschutzfonds den Landesnaturschutzpreis alle zwei Jahre. Das Motto der Ausschreibung 2020 lautete „Neu geschaffen! Naturschätze von Menschenhand“. Der Preis ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert und wird dieses Jahr auf zehn Preisträger*innen verteilt. Das Stuttgarter Schmetterlingswiesenprojekt erhält 2.250 Euro. „Den Preis investieren wir direkt in das Projekt. So planen wir zum Beispiel ein Schmetterlingsseminar für unsere ehrenamtlichen Kartierer*innen“, sagt Johanna Ruhnau. „Auf jeden Fall wollen wir ihnen etwas Gutes damit tun und ihre Arbeit unterstützen. Denn sie halten das Projekt am Leben und leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für die Wissenschaft.“ Die Preisverleihung fand online statt.

Text: Wilhelma / Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Bund BW (siehe Bildunterschrift)
14.02.2021

Zoologisch-Botanischer Garten Wilhelma Stuttgart

Umweltpädagogische Angebote jetzt digital

Fachleute der Wilhelma kommen ins virtuelle Klassenzimmer

Mit ihrem Anschauungsmaterial schalten sich Umweltpädagoginnen und -pädagogen der Wilhelmaschule zu. Hier präsentiert Miriam Wüst im Fernunterricht das Modell eines Gorilla-Schädels.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Können die Schülerinnen und Schüler nicht in die Wilhelma kommen, besucht die Wilhelmaschule ab jetzt die Schulklassen daheim, zumindest virtuell mit ihrem neuen digitalen Homeschooling-Angebot. Durch die vorsorgliche Schließung des Zoologisch-Botanischen Gartens in Stuttgart muss im Zuge der Corona-Pandemie auch einer der größten außerschulischen Lernorte in Baden-Württemberg seine Türen geschlossen halten. Unter regulären Bedingungen organisieren die Biologinnen und Biologen der Wilhelmaschule pro Jahr rund 800 umweltpädagogische Angebote von Führungen für Klassen über Workshops bis zu Aktionstagen und Ferienprogrammen – passgenau von Kindergarten bis Oberstufe. Nun gibt es erste Alternativen mit dem Besuch von den Wilhelma-Fachleuten im virtuellen Klassenzimmer für die Jahrgangsstufen fünf bis sieben.

Mit ihrem Anschauungsmaterial schalten sich Umweltpädagoginnen und -pädagogen der Wilhelmaschule zu. Hier präsentiert Miriam Wüst im Fernunterricht das Modell eines Gorilla-Schädels.
Foto: Wilhelma Stuttgart

„Es ist bedauerlich, dass die Pandemie es derzeit nicht zulässt, Exkursionen in die Wilhelma zu unternehmen“, sagt Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Die sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich. Wir können das große Potenzial der Klassenausflüge mit den persönlichen Erlebnissen vor Ort nicht digital ersetzen. Aber die wichtigen Lerninhalte der Umweltbildung lassen sich mit direktem Bezug zur Wilhelma dennoch anschaulich vermitteln.“ In einem ersten Schritt hat die pädagogische Abteilung 45- bis 60-minütige Programme erstellt, mit denen Lehrkräfte ihren Fernunterricht für 11- bis 13-Jährige dem Lehrplan entsprechend ergänzen können.

Mit ihrem Anschauungsmaterial schalten sich Umweltpädagoginnen und -pädagogen der Wilhelmaschule zu. Hier präsentiert Miriam Wüst im Fernunterricht das Präparat einer Griechischen Landschildkröte.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Über die gängigen Plattformen zum Online-Unterricht werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wilhelmaschule von der Lehrkraft zugeschaltet und tragen zu der Schulstunde eine Präsentation zum gewählten Thema bei. Sie stellen die Gruppen der Wirbeltiere vor, geben Einblick in die faszinierende Welt der Insekten oder erwecken das Ökosystem des tropischen Regenwalds mit Beispielen von Tieren aus der Wilhelma zum Leben. Je nach der technischen Ausrüstung der Schulklasse können die Schülerinnen und Schüler selbst live Fragen stellen und zum Abschluss an einem Quiz zum Thema teilnehmen. Dieses Angebot ist im Rahmen der personellen Kapazitäten der Wilhelma für die Schulen kostenlos. Anmeldung und Absprachen sollten zwei Wochen vor dem gewünschten Termin erfolgen. Möglich sind diese jeweils montags bis donnerstags zwischen 9 und 13 Uhr unter der Tel. 0711 / 54 02-115.

Mit ihrem Anschauungsmaterial schalten sich Umweltpädagoginnen und -pädagogen der Wilhelmaschule zu. Hier präsentiert Miriam Wüst im Fernunterricht das Präparat einer Griechischen Landschildkröte.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Das Online-Angebot ist eine Initiative, die Umweltbildung zu stärken. Als erster Zoo und Botanischer Garten in Deutschland ist die Wilhelma der globalen Koalition „Vereint für die Artenvielfalt“ beigetreten, welche die Europäische Kommission ins Leben gerufen hat. Hier schließen sich Fachinstitutionen wie auch Nationalparks, Forschungszentren, Wissenschafts- und Naturkundemuseen zusammen, um dem Erhalt der Natur eine stärkere Stimme zu geben. Im Zuge ihres Engagements will die Wilhelma die Öffentlichkeit über die Zusammenhänge der Ökosysteme, den notwendigen Schutz der Lebensräume und die Bedeutung des Klimaschutzes für den Erhalt der Artenvielfalt informieren.

Wilhelma, Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
08.02.2021

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Geburt während der Corona-Schließung

Nachwuchs der Zweifingerfaultiere erkundet Amazonienhaus

Die ersten Wochen verbringt das kleine Faultier auf dem Bauch seiner Mutter Edeka. Vater Flash beteiligt sich nicht an der Aufzucht.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Ungerührt von der Corona-Schließung der Wilhelma gehen die Faultiere im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart ihrem gemächlichen Leben nach. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt dem jüngsten Nachwuchs. Zum Jahresende waren Mutter Edeka und Vater Flash Eltern ihres zweiten Nachkommens geworden, der neuerdings immer vorwitziger aus dem langen Fell der Mutter hervorlugt. Das Kleine interessiert sich inzwischen auch für feste Kost und lässt sich von dem Trubel im Gehege um ihn herum nicht aus der Ruhe bringen. In dem kleinen Reich geht es nämlich nicht weniger quirlig zu als sonst – auch wenn derzeit keine Gäste dabei zuschauen. Die Familie der Zweifingerfaultiere teilt sich das Gehege im Amazonienhaus mit anderen südamerikanischen Tieren: Goldkopflöwenäffchen, Weißkopfsakis und Waldschildkröten.

In der Natur sind die Zweifingerfaultiere im Norden Südamerikas und in Mittelamerika beheimatet, wo sie die Baumkronen der Regenwälder selten verlassen. Pro Tag bewegen sie sich nur wenige hundert Meter, indem sie sich betont langsam von Ast zu Ast hangeln. Meist hängen sie kopfüber herab und schlafen bis zu 15 Stunden täglich. Raubtiere oder Greifvögel können sie so im dichten Laub schwer entdecken. Auch die Verdauung der Faultiere arbeitet im Zeitlupentempo: Nur einmal die Woche klettern sie vom Baum, um sich zu erleichtern. Denn sie ernähren sich vor allem von Laub und Knospen. Um aus der energiearmen Kost genug Nährstoffe zu ziehen, verwertet der Körper das Futter durch eine hohe Fermentation langsam und gründlich.

In der Wilhelma besteht der Faultier-Speiseplan hingegen vor allem aus Gemüse, wie Möhren oder Sellerie. Auch das Jungtier, das mit der Geburt ein vollständiges Gebiss hat, untersucht bereits neugierig den Inhalt der Futterschüsseln. „Schon in der ersten Woche hat es an den gekochten Kartoffeln geschnuppert, die unsere Faultiere besonders mögen“, berichtet Tierpflegerin Kerstin Beigang. „Bis es richtig mitisst, wird es aber ein wenig dauern.“ Denn im Moment bleibt die Muttermilch die Hauptnahrung für das kleine Faultier. Und ab und an probiert es vorsichtig von dem Salat, den Edeka vertilgt. So lernt es, welche Nahrung genießbar ist, und wird Schritt für Schritt auf ein selbstständiges Leben vorbereitet.

Auch das Klettern muss es erst noch meistern. Im Alter von etwa acht Wochen verlässt ein junges Faultier zum ersten Mal den Logenplatz auf dem Bauch der kopfüber hängenden Mutter und versucht, sich an Ästen entlang zu hangeln. „Wir müssen dann ein wenig darauf achten, dass Edeka ihren Nachwuchs nicht verliert“, erzählt Beigang. „Bei ihrem ersten Jungtier Espa war sie unerfahren und hat es anfangs manchmal bei ihren Ausflügen allein hängen lassen. Erst auf dem Rückweg hat sie es wieder eingesammelt.“ Bis zu zehn Monate genießt der Nachwuchs den Schutz der Mutter und kehrt immer wieder zu seinem Platz auf ihrem Bauch zurück. Wenn er selbstständig wird, geht er eigene Wege. So konnte die Wilhelma Espa im Juli mit 15 Monaten an den Zoo Rostock abgeben. Während Edeka sich fürsorglich zeigt, kümmert sich Vater Flash naturgemäß wenig um den Sprössling. Da Zweifinger-Faultiere Einzelgänger sind und vorwiegend zur Paarung zusammenfinden, beteiligt er sich nicht an der Aufzucht. Das Geschlecht des Jungtiers ist mit bloßem Auge nicht festzustellen. Erst wenn die Gen-Analyse einer Haarprobe Klarheit schafft, erhält es einen Namen.

Der Nachwuchs wird zwar noch einige Zeit lang gesäugt, versucht sich aber gelegentlich schon an einem Salatblatt.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
28.01.2021

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Erster deutscher Zoo in „Globaler Koalition für Artenvielfalt“ der Europäischen Kommission

Wilhelma ruft zum Schulterschluss gegen das Artensterben auf

Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin präsentiert ein Banner zum Beitritt zur globalen Koalition „Vereint für die Artenvielfalt“ mit Stefanie Reska, Leiterin von Umweltbildung und Artenschutz, am Flamingo-Gehege.
Foto: Wilhelma

Als erster deutscher Zoo und Botanischer Garten ist die Wilhelma jetzt der globalen Koalition „Vereint für die Artenvielfalt“ beigetreten. Mitten in der Corona-Pandemie fällt es schwer, den Blick für weitere große Menschheitsfragen zu schärfen. Doch steht 2021 mit der UNO-Konferenz für Biodiversität im chinesischen Kunming eine fundamentale Weichenstellung an, um das weltweit beispiellose Artensterben zumindest zu verlangsamen. Wissenschaftler warnen, dass bereits eine Million Arten unmittelbar bedroht sind. Deshalb hofft die Wilhelma in Stuttgart mit diesem Schritt ein Zeichen zu setzen und weitere Facheinrichtungen zu einem Schulterschluss und der Unterzeichnung eines gemeinsamen offiziellen Aufrufs zu motivieren. Dies soll der UNO-Tagung in der Öffentlichkeit den Weg bereiten und die Entschlusskraft der internationalen Gemeinschaft stärken.

Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin präsentiert ein Banner zum Beitritt zur globalen Koalition „Vereint für die Artenvielfalt“ mit Stefanie Reska, Leiterin von Umweltbildung und Artenschutz, vor einer Gewächshauskuppel des Maurischen Landhauses.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die Europäische Kommission hatte diese Koalition #UnitedforBiodiversity am Welttag des Artenschutzes 2020 ins Leben gerufen. Sie ruft Nationalparks, Forschungszentren, Wissenschafts- und Naturkundemuseen, Botanische Gärten, Zoos und Aquarien auf, gemeinsam aufzutreten, um dem Erhalt der Natur eine stärkere Stimme zu geben, mit dem sich die 15. Vertragsstaatenkonferenz (COP15) des Übereinkommens über die biologische Vielfalt 2021 auseinandersetzen wird. Bisher zeigen international mehr als 150 Einrichtungen Flagge, vor allem in Frankreich und Spanien. Nach dem öffentlichen Beitritt des Naturhistorischen Museums Biotopia in München und des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig in Bonn schließt sich die Wilhelma offiziell als dritte Einrichtung aus Deutschland an. Die Koalition wird ebenfalls vom Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) unterstützt, der alle ihre Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Beitritt einlädt.

„Für die Zukunft des Lebens auf der Erde gibt es drei zentrale Herausforderungen, die eng verknüpft sind“, sagt Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin, „den Klimawandel, das Artensterben und die stetig wachsende Weltbevölkerung. Sie hängen zusammen, weil dieses Wachstum sowohl den Ausstoß an klimarelevanten Gasen verstärkt als auch die ausufernden Siedlungsgebiete und Landwirtschaftsflächen fast ungebremst in die Lebensräume der Tiere vordringen lässt.“ Der immer engere Kontakt zwischen Menschen und Wildtieren erleichtere nicht zuletzt auch das Überspringen von bis dahin unbekannten tödlichen Krankheitserregern, wie schon bei Ebola, HIV oder SARS und jetzt Corona. Solche Pandemien machten leidvoll deutlich, dass globale Phänomene auch nur global in den Griff zu bekommen seien. Jede Tier- oder Pflanzenart, die aussterbe, sei unwiederbringlich verloren. Damit sinke zugleich auch die Widerstandsfähigkeit des ganzen Ökosystems, sich durch seine Vielfalt auf wandelnde Rahmenbedingungen wie die Klimaerwärmung einstellen zu können. Die Wechselbeziehungen und direkten Auswirkungen menschlicher Aktivitäten hätten zu der akuten, sich weiter verschärfenden Klima- und Naturkrise geführt.

Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin präsentiert ein Banner zum Beitritt zur globalen Koalition „Vereint für die Artenvielfalt“ mit Stefanie Reska, Leiterin von Umweltbildung und Artenschutz, vor dem Maurischen Landhaus.
Foto: Wilhelma Stuttgart

„Um diese irreparablen Schäden so gering wie möglich zu halten, muss die UN-Biodiversitätskonferenz von Kunming Ergebnisse gleicher Tragweite wie das Pariser Klimaschutz-Abkommen erreichen“, betont Kölpin. „Das kann nur gelingen, wenn ein steigendes Interesse und Problembewusstsein in der Öffentlichkeit den Handlungsdruck für die Delegationen aufbaut. Da ist es wichtig, dass vor allem die Fachleute an einem Strang ziehen und dem Thema in Deutschland, Europa und der ganzen Welt noch mehr Gehör verschaffen.“

Die Wilhelma gehört mit normalerweise mehr als anderthalb Millionen Besucherinnen und Besucher jedes Jahr zu den beliebtesten Freizeiteinrichtungen und außerschulischen Lernorten in Baden-Württemberg. „Bei so vielen naturinteressierten Gästen haben wir die Möglichkeit, aber auch die Verantwortung, die ökologischen Zusammenhänge und den Handlungsbedarf aufzuzeigen“, so der Direktor. Die Wilhelma gehört mit fast 1200 Tierarten und rund 8500 Pflanzenarten und -sorten zu den artenreichsten Institutionen der Welt. Auf 30 Hektar hält und züchtet sie bedrohte Tier- und Pflanzenarten und macht dazu zahlreiche umweltpädagogische Angebote für Jung und Alt. Zudem fördert sie weltweit rund 20 Artenschutz-Projekte. Die Gestaltung ihrer derzeit neu entstehenden Asienanlagen stellt die Wilhelma unter den Blickwinkel des Mensch-Tier-Konfliktes.

Als erster Zoo und Botanischer Garten in Deutschland tritt die Wilhelma der globalen Koalition „Vereint für die Artenvielfalt“ bei. Die Wilhelma fördert den Artenschutz weltweit an vielen Orten. Zur Bekanntgabe des Beitritts sind Direktor Dr. Thomas Kölpin und Stefanie Reska, Leiterin von Umweltbildung und Artenschutz, vor den Infotafeln zu dem Engagement am Eingang der Wilhelma zu sehen.
Foto: Wilhelma Stuttgart

Die Globale Koalition für Biodiversität geht auf die Initiative von Virginijus Sinkevičius zurück, dem EUKommissar für Umwelt, Meere und Fischerei. „Alle Arten, von den Bakterien bis zu den Säugetieren, von den Pflanzen bis zu den Insekten, sind Teile des einen großen Puzzles des Lebens. Sie sind alle miteinander verbunden und hängen voneinander ab“, sagt er und hebt hervor: „Doch eine dieser Spezies, unsere Spezies, ist jetzt für die Klimakrise und die Krise der Natur verantwortlich und verursacht einen massiven Verlust der Artenvielfalt. Indem wir die Ökosysteme der Erde zerstören, gefährden wir Menschen unsere Nahrung, unsere Gesundheit, unsere Wirtschaft und unsere eigene Zukunft.“ Deshalb sei es höchste Zeit, die Weichen neu zu stellen. Sinkevičius appelliert: „Weltweit zeigen uns Botanische Gärten, Zoos, Parks, Museen, Forschungszentren und Aquarien, was wir auf diesem Planeten schützen oder wiederherstellen müssen. Wir müssen dringend handeln – auf allen Ebenen, von der lokalen bis zur globalen –, sonst existiert künftig die einzige Chance, die Natur zu erleben, nur noch in diesen Institutionen. Das wäre ein Versagen der Menschheit. Es ist Zeit für uns, wieder eine Verbindung mit der Natur einzugehen.“

Der Aufruf der Europäischen Kommission, sich der Bewegung für den Erhalt der Artenvielfalt anzuschließen, findet sich im Internet unter #UnitedforBiodiversity: https://ec.europa.eu/environment/nature/biodiversity/coalition/index_en.htm

Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart
19.01.2021