Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

Ein hohes Tier zieht an den Neckar

Giraffenbulle Tilodi neu in der Wilhelma

Der Giraffenbulle Tilodi ist neu in der Wilhelma
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Die Giraffendamen der Wilhelma haben wieder männliche Gesellschaft: Ende Februar 2024 ist der 2022 in Kopenhagen geborene Netzgiraffenbulle Tilodi im Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart eingezogen. Bisher bestand die Netzgiraffengruppe in der Wilhelma aus drei Weibchen: Der sieben Jahre alten Sala, der elfjährigen Lindani und der bereits 23 Jahre alten Nyiri.

Tilodi erkundet sein neues Zuhause
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Bei der Netzgiraffe handelt es sich um eine seltene Unterart der Nordgiraffe. Ihr Verbreitungsgebiet ist auf die Dornbuschsavannen im Norden Kenias und angrenzende Regionen in Äthiopien und Somalia beschränkt. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN geht dort von nur noch 15.000 Tieren aus – bei abnehmender Tendenz: Der Bestand ist in den letzten 30 Jahren um 56 % gesunken. Wilderei und Lebensraumverlust sind die Hauptgründe, warum die Netzgiraffe in ihrer ostafrikanischen Heimat als bedroht gilt und sie fast nur noch in Schutzgebieten vorkommt.

Erste Kontakte mit Giraffendame Lindani
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Die Wilhelma hat eine lange Erfahrung in der Haltung von Netzgiraffen: Schon seit 1951 begeistern hier die langhälsigen Publikumslieblinge die Besucher*innen. Von 1970 bis 2015 kamen in der Wilhelma rund 40 Giraffenkälber zur Welt und trugen maßgeblich zum Aufbau einer stabilen Reservepopulation in menschlicher Obhut bei. Nachdem der Zuchtbulle Hanck 2021 verstarb, gab es in der Wilhelma zeitweise keinen Giraffennachwuchs. Umso größer sind die Erwartungen, dass Tilodi zukünftig im Rahmen des Ex-Situ Zuchtprogramms des Europäischen Zooverbandes EAZA für Nachkommen sorgen wird. Noch müssen sich die Besucher*innen der Wilhelma damit aber etwas gedulden. Huftier-Kuratorin Dr. Ulrike Rademacher erklärt: „Tilodi ist 20 Monate alt und kommt gerade erst in die Pubertät. Wir hoffen aber, dass er nach Einsetzen der Geschlechtsreife der neue Zuchtbulle der Wilhelma wird.“

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann
26.02.2024

Sonderausstellung im Wintergarten

Sauer macht lustig: Die Zitrusschau in der Wilhelma startet

Die Zitrusschau in der Wilhelma präsentiert zahlreiche Zitrusgewächse und ihre Früchte.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Seit dem 22. Februar 2024 liegt im Wintergarten in der Historischen Gewächshauszeile der Wilhelma wieder ein fruchtig-frisches Aroma in der Luft: Die 15. alljährliche Zitrusschau hat begonnen. Bis Ostern werden mehr als 25 Arten und Sorten an Zitruspflanzen präsentiert – von den Ovalen Kumquats mit ihren nur wenige Zentimeter langen Früchten bis hin zu zwei Kilogramm schweren Pampelmusen.

Zitronatzitronen kamen schon zur Zeit von Alexander dem Großen in den Mittelmeerraum.
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Zitruspflanzen gehören zu den Rautengewächsen und kommen weltweit in 28 Arten und mehreren Hundert Sorten vor. Ihr Ursprung liegt im Osten Asiens. In China kultivierte man die ersten Sorten bereits vor mehr als 4.000 Jahren. Die Zitronatzitrone war die erste Zitrusfrucht, die während der Eroberungszüge von Alexander dem Großen von Persien aus in den Mittelmeerraum gebracht wurde – heute eines der bedeutendsten Anbaugebiete zahlreicher Zitrusarten. Die bitteren Früchte der Zitronatzitrone sind zwar nicht essbar, allerdings verwendete man ihre ätherischen Öle schon in der Antike für die Herstellung von Parfüm, Medikamenten und als Insektenschutz. Als schmackhaftes Obst kamen Zitrusfrüchte erst im 15. Jahrhundert in Form süßer Orangen nach Europa. Die Einsatzmöglichkeiten der zahlreichen Zitrusarten und Sorten sind vielfältig: Die Echte Limette bringt beispielsweise die frische Note in Cocktails wie den Mojito. Die Blätter der Kaffir-Limette, für deren runzlige und saftarme Früchte es kaum Verwendung gibt, sind in der asiatischen Küche ein begehrtes Gewürz. Die Gefurchte Pomeranze, eine Variante der Bitterorange, ist als rohe Frucht kaum genießbar – aber umso schmackhafter als Marmelade. Einen ungewöhnlich klingenden Namen trägt die Deutsche Landsknechthose: Die Schale dieser seltenen, bereits im 16. Jahrhundert gezüchteten Bitterorangen-Sorte ist orange-gelb gestreift und erinnert damit an die namensgebende Tracht, die heute noch zur Uniform der Vatikan-Garde gehört.

Die Gefurchte Pomeranze gehört zu den Bitterorangen.
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Auch in der Popkultur haben Zitrusgewächse schon für Aufmerksamkeit gesorgt: Ganz besonders im Jahr 1996, als die Band Fools Garden vier Wochen lang mit dem Hit „Lemon Tree“ den ersten Platz der deutschen Single-Charts belegte. In Rückbesinnung auf diesen Megaerfolg übernahm Fools Garden erst kürzlich die Patenschaft für einen Zitronenbaum in der Wilhelma.

Die immergrünen Zitruspflanzen überraschen mit einigen Besonderheiten: Eigentlich handelt es sich bei Zitrusfrüchten um Beeren, die so genannten Endokarp-Beeren. Diese sind von einer weißlichen Schicht, dem Mesokarp und schließlich der ledrigen und wachsartigen Außenhaut, dem Exokarp, umgeben. Außerdem ist für Zitrusgewächse charakteristisch, dass sie fast das ganze Jahr über gleichzeitig Blüten und Früchte tragen können. Ihre Hauptblütezeit ist aber gegen Ende des Winters erreicht, sodass die Pflanzen nun einen besonders intensiven Duft verströmen und dem Wintergarten der Wilhelma ein mediterranes Flair verleihen.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann
22.02.2024

Schwingaffenhaus wird geschlossen

Gibbons verlassen die Wilhelma

Weißhandgibbons kommen in zwei Farbvarianten vor. Das Männchen Sundar hat ein rötliches Fell.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Es ist Zeit, sich von zwei beliebten Bewohnern der Wilhelma zu verabschieden: In der letzten Februarwoche werden die beiden Weißhandgibbons den Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart verlassen. Der Hansenberg-Zoo im dänischen Kolding soll nun ihr neues Zuhause werden. Das Gibbon-Männchen Sundar ist elf Jahre alt und stammt aus einem Zoo in den Niederlanden. Seine Partnerin Kedua kam vor zwölf Jahren in der Wilhelma zur Welt.

Das Weibchen Kedua hat eine dunkle Färbung.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin erklärt: „Der Abschied von den Gibbons fällt uns nicht leicht. Jeden Vormittag haben sie mit ihrem lauten Gesang die Geräuschkulisse der Wilhelma geprägt. Es ist es uns wichtig, unsere Tiere in gute Hände zu geben.“

Die Wilhelma blickt zurück auf eine lange Tradition der Haltung von Weißhandgibbons. Seit 1976 kamen hier insgesamt 21 Jungtiere zu Welt – ein voller Erfolg für das Ex-Situ Zuchtprogramm des Europäischen Zooverbands EAZA. Die Wilhelma konnte durch diese Nachzuchten einen großen Beitrag für die Reservepopulation des Weißhandgibbons in menschlicher Obhut leisten. In ihrer südostasiatischen Heimat gilt der Bestand dieser Primatenart als stark gefährdet.

Mit ihren kräftigen, langen Armen sind Weißhandgibbons perfekte Kletterer.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Grund für die Entscheidung der Wilhelma, vorerst auf die Haltung von Gibbons zu verzichten, ist der bauliche Zustand des in den 1970er Jahren errichteten Schwingaffenhauses. Aufgrund statischer Probleme ist das in die Jahre gekommene Gebäude nicht länger nutzbar. Bereits im Januar wurden daher die ebenfalls in der gleichen Anlage gehaltenen Haubenlanguren an den Zoo in Lodz (Polen) abgegeben. Für den Winter 2024/2025 ist der Abriss des Schwingaffenhauses geplant.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann
21.02.2024

Neue Vogelarten aus Asien und Afrika

Gefiederte Neuzugänge in der Wilhelma

Die Artenvielfalt der Wilhelma wurde diesen Winter um gleich mehrere Vogelarten bereichert: Erst seit Februar ist in einer Voliere im Bereich der Vogelfreifluganlage ein Paar Schwarzschnabelstörche zu sehen. Es handelt sich um eine Storchenart, die als Brutvogel nur noch im Nordosten Chinas und im Südosten Sibiriens vorkommt. In seinem Verbreitungsgebiet ist der Schwarzschnabelstorch vom Aussterben bedroht, unter anderem aufgrund der Trockenlegung von Feuchtgebieten und menschlicher Störungen. Im Gegensatz zu seinem nahen europäischen Verwandten, dem Weißstorch, von welchem er sich durch seinen dunklen Schnabel, seine weiße Iris und seine kräftigere Gestalt unterscheidet, ist der Schwarzschnabelstorch kein Kulturfolger, sondern eine in der Natur sehr scheue Art, welche die Nähe zum Menschen meidet.

Die Organisation Birdlife International schätzt, dass nur noch zwischen 1.000 und 2.500 geschlechtsreife Tiere in ihren natürlichen Lebensräumen vorkommen. Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin betont daher: „Unser Ziel ist es, mit der Zucht der Schwarzschnabelstörche im Rahmen des Ex-Situ Programm des europäischen Zooverbandes EAZA einen Beitrag zum Erhalt der Art zu leisten.“

Bereits im Dezember 2023 haben die aus dem tropischen Afrika stammenden Rotkehlspinte und Halsbandbrachschwalben ihre Gemeinschaftsvoliere im Haus für Kleinsäuger, Vögel und Insektivoren bezogen. Rotkehlspinte gehören zu den Bienenfressern. Wie auch alle anderen Vertreter aus dieser Familie graben Rotkehlspinte ihre Brutröhren in sandige oder lehmige Hänge, wie z. B. an Flussufern. Andreas Frei, Vogelkurator der Wilhelma, erklärt dazu: „Eigens für die Rotkehlspinte haben wir eine naturnahe Lehmwand in der Voliere angelegt.

Wir sind zuversichtlich, dass diese angenommen wird und wir bald die ersten Bruterfolge verzeichnen können.“ Vergesellschaftet sind die Rotkehlspinte unter anderem mit Halsbandbrachschwalben, einer weiteren Art, die neu in der Wilhelma ist. Halsbandbrachschwalben sind in ihrer afrikanischen Heimat entlang von Flüssen verbreitet und brüten dort auf freiliegenden Felsen und Sandbänken. Sie ernähren sich von Insekten, die sie im Flug erbeuten. Die Wilhelma ist aktuell die einzige zoologische Einrichtung in ganz Europa, in welcher Halsbandbrachschwalben gehalten werden.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann
15.02.2024

In der Wilhelma in Stuttgart ist die Blüte der Kamelien in vollem Gange

Bezaubernde Blütenpracht im Kamelienhaus

Es ist wieder so weit: In der Historischen Gewächshauszeile der Wilhelma ist eine wahre Farbenpracht zu bestaunen – die Blüte der Kamelien erreicht ihre Hochphase. Ein Meer aus weißen, gelben, rosafarbenen und roten Blüten bringt Leben in die zweite Winterhälfte.

Die immergrüne Kamelie gehört zu den ältesten Kulturpflanzen Ostasiens, wo sie in über 200 Arten vorkommt. Ihre Heimat sind dort kühle Bergregionen mit feuchten und kalkarmen Böden. Auch eine der bekanntesten Nutzpflanzen der Welt gehört zu den Kamelien: Nämlich der Teestrauch (Camellia sinensis), dessen kleine weiße Blüten nur eine zarte Vorahnung davon geben, welche Pracht andere Arten aus seiner Familie entfalten.

Namenspatron der Gattung „Camellia“ ist der Jesuitenpater Georg Joseph Kamel, der um 1700 als Missionar auf den Philippinen wirkte und zahlreiche dort heimische Pflanzenarten beschrieb. Carl von Linné ist es zu verdanken, dass die Gattung dem Pater zu Ehren benannt wurde. Es ist überliefert, dass die ersten Kamelien im 18. Jahrhundert nach Europa kamen, wo man besonders in Adelskreisen schnell Gefallen an ihnen fand. Es wurde großer Aufwand betrieben, um neue Varietäten und Sorten zu importieren und zu züchten. Die Blüten der Kamelie schmückten im 19. Jahrhundert Bälle und Bankette – sie wurde zur Modeblume einer ganzen Epoche.

Weltweit existieren mittlerweile rund 30.000 Kameliensorten – von denen ein Großteil allerdings von nur einer Art, der Camellia japonica abstammt. Die Gärtnerinnen und Gärtner der Wilhelma kümmern sich heute um die Pflege von rund 20 Arten und 150 Sorten, die sich sowohl in der Farbe als auch der Form ihrer Blüten, aber auch in ihrem Duft unterscheiden. Die Kameliensammlung in der Wilhelma ist nicht nur botanisch, sondern auch historisch ein wahrer Schatz: Noch heute sind 23 stattliche Kameliensträucher erhalten, die König Wilhelm I. von Württemberg (1781-1864) persönlich anschaffen ließ.

Schon jetzt fiebern die Gärtnerinnen und Gärtner der Wilhelma einem großen Ereignis entgegen: Auch dieses Jahr nimmt die Wilhelma wieder an der renommierten Kamelienblütenschau teil, die vom 2. März bis zum 14. April 2024 im sächsischen Pirna-Zuschendorf stattfinden wird. 2023 wurde dort die vom Zoologisch-Botanischen Garten Stuttgart ins Rennen gebrachte „Wilhelma Nr. 20“ als schönste Kamelienblüte Deutschlands gekürt. Es bleibt spannend, ob die Wilhelma auch 2024 wieder mit einem so spektakulären Erfolg auftrumpfen wird.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann
09.02.2024

Nachwuchs im Amazonienhaus der Wilhelma

Babysegen bei den Weißkopfsakis

Nachwuchs bei den Weißkopfsakis in der Wilhelma.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Bereits am 14. Januar 2024 wurde bei den Weißkopfsakis, einer südamerikanischen Primatenart im Amazonienhaus der Wilhelma, ein Affenbaby geboren. Anfänglich konnte man nur mit viel Glück und Geduld einen Blick auf das winzige, im dichten Fell seiner Mutter Paulina festgeklammerte Jungtier erhaschen. Mittlerweile ist das Äffchen schon so kräftig, dass es immer häufiger sein Köpfchen hebt und neugierig seine Umgebung betrachtet. Noch steht sein Geschlecht nicht definitiv fest – die Tierpfleger*innen im Amazonienhaus vermuten allerdings, dass es sich um ein Weibchen handelt. Genau wie in der Natur leben die Weißkopfsakis in der Wilhelma in einer Familiengruppe, die aktuell aus dem 14-jährigen Männchen Milow, seinen beiden Partnerinnen Paulina (10 Jahre) und Riane (11 Jahre), sowie den drei Jungtieren Rio (5 Monate), Piet (1 Jahr) und natürlich dem im Januar geborenen Nesthäkchen besteht. Die Wilhelma beteiligt sich auch mit dieser Art am Ex-Situ Zuchtprogramm des europäischen Zooverbandes EAZA und hilft auf diese Weise dabei, eine stabile Reservepopulation in menschlicher Obhut aufzubauen.

Das namensgebende weiße Gesicht zeigen nur die erwachsenen Männchen.
Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann

Weißkopfsakis stammen aus den Wäldern des nördlichen Brasiliens sowie Surinam, Guyana und Französisch-Guyana. Die Männchen sind aufgrund der namensgebenden weißen Gesichtsmaske unverkennbar. Die Gesichter der Weibchen sind eher bräunlich. Weißkopfsakis halten sich gerne in den unteren und mittleren Stockwerken des Waldes auf, kommen aber nur selten auf den Boden. Da sie bis zu 10 Meter von Baum zu Baum springen können, werden sie in Guyana auch als „fliegende Affen“ bezeichnet. In ihrer Anlage im Amazonienhaus der Wilhelma sind die Weißkopfsakis mit Goldkopf-Löwenäffchen, Zweifingerfaultieren und Waldschildkröten vergesellschaftet.

Text: Wilhelma – Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart Foto: Wilhelma Stuttgart / Birger Meierjohann
08.02.2024

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